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ein, weil er in flüchtigem Verfahren sich offenbar nur nach den Formeln richtete; er muß diese also im Texte vorgefunden haben.

Zu I 2, 1 hatte Beloch (a. a. O. S. 270) die Notiz über die Befestigung von Thorikos wegen ihrer annalistischen Kürze" gegenüber dem,,Reste der Erzählung" verdächtigt. Der letztere Grund wird von B. (S. 663) durch Hinweis auf Ed. Schwartz (a. a. O. S. 164) erledigt, der sehr wahrscheinlich gemacht hat, daß X. selbst an dem Feldzuge des Thrasyllos teilnahm und die betr. Ereignisse daher breiter erzählte; und die einzeln stehende Notiz der Befestigung von Thorikos, welche ihm vielleicht besonders interessant war (vgl. Пlóooi IV 43), stellte er an den Jahresanfang etwas ungeschickt allerdings"; denn die Befestigung, die wohl über den Sommer sich hingezogen haben mochte, über die X. aber Näheres nicht zu sagen hatte, konnte anderwärts nicht gut untergebracht werden, ebenso 13, 1 die Notiz über den Tempelbrand von Phokaia; an beiden Stellen wird dann mit ἀρχομένου του θέρους bezw. ἔαρος die Erzählung der Kriegsoperationen aufgenommen. Und der scheinbare Anstoß, daß II 3, 1 der Jahresanfang 404/3 erst unmittelbar nach der Einnahme Athens vermerkt wird, die doch selber schon in das neue Jahr fiel, wird durch den Hinweis beseitigt (S. 664), daß für X. hier der sachliche Zusammenhang maßgebend war und die bedeutungsvolle 27 jährige Dauer für den Krieg nicht gestört werden sollte. Vgl. auch Ed. Meyer a. a. O. S. 618 oben.

B. hat, wie ich glaube, eine vielumstrittene Frage scharfsinnig mit verhältnismäßig einfachen Mitteln gelöst, und es darf mit Genugtuung darauf hingewiesen werden, daß seine überzeugende Beweisführung und ihr Resultat inzwischen schon in Meyers oft zitiertes Werk übergegangen ist.

38) Edmund Lammert, Die geschichtliche Entwicklung der griechischen Taktik. Neue Jahrbücher für das klassische Altertum III (1899 Teil 1) S. 1-29.

Die geschichtliche Entwicklung der griechischen Kriegskunst könnte gerade für die bewegten Kämpfe gegen Ende des 5. und die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts gar nicht dargestellt werden. lägen uns nicht in Xenophons Schriften zuverlässige militärische Zeugnisse ersten Ranges vor. Während Delbrück (s. o. N. 11) eine Darstellung für das ganze Altertum begonnen hat, gibt L. hier nach einigen einleitenden Bemerkungen über die Homerische Zeit, welche schon alle Elemente der späteren Taktik zeigt, in drei Abschnitten eine Übersicht der Entwicklung der Taktik im 5. und besonders im 4. Jahrhundert bis auf Epaminondas. Der Aufsatz ist klar geschrieben, und wenn er auch nicht viel Neues bietet, hebt er doch die Hauptmomente der Entwicklung in anziehender Darstellung gut hervor. Erklärer des Xenophon werden

aus den hier gegebenen Überblicken manchen Nutzen ziehen können. Besonders kommen natürlich die Hellenika in Betracht, Stellen aus der Anabasis, dem Agesilaos, den politischen und taktischen Schriften werden aber ebenfalls herangezogen.

Das demokratische Vorurteil hat (S. 5) die Verwendung einer geschulten Reiterei lange gehindert. Die Ausbildung der Reiterei der Lacedämonier ist mangelhaft (bei Leuktra, Hell. VI 4, 10), die Hellenen schätzen Reiter überhaupt gering (An. III 2, 18); dem entspricht ihre Verwendung; sie geschieht in Asien immer nur unter dem unmittelbaren Beistande der Hopliten (vgl. die Kämpfe bei Lampsakos, bei Kalchedon und am Paktolos, Hell. I 2. 14–17; I 3, 1–13; III 4, 22); wo sie allein oder nur in Verbindung mit Peltasten auftreten, ziehen sie den kürzern (Thrasyllos bei Ephesus. I 2, 5- 11; Thibron in der Ebene des Mäander, IV 8, 18 f.); die Reiterei muß sich vor der wohlausgebildeten persischen fürchten (Thibron, II 1, 5); selbst der große Agesilaos sieht sich infolge des Mangels an Reitern sehr in seinen Bewegungen gehemmt, versucht aber wenigstens, dem abzuhelfen (Ages. I 23 f.)

Nicht viel anders stand es mit den Leichtbewaffneten (S. 9 ff.). Sie stehen in geringer Achtung, werden geworben; in der Schlacht am Nemeabache (394) erscheinen zuerst 300 kretische Bogenschützen und 400 fremde Schleuderer im Gefolge der Spartaner (IV 2, 16). Die Taktik war und blieb im wesentlichen Hoplitentaktik.

Hierin zeigen sich am bedeutendsten die Spartaner (S. 15 ff.), was Xenophon (Дax. π. XI 7) der Erziehung seit Lykurgs Tagen zuschreibt. Ihre moralische Tüchtigkeit hält sie noch zusammen, wenn auch die Reihen in Unordnung geraten; auch bei geringerer Anzahl nehmen sie den Kampf auf, während man ihnen selbst gern größere Zahlen entgegensetzt; am Nemeabache (IV 2, 16) kämpfen 24000 Athener mit ihren Verbündeten gegen 13500 Peloponnesier1).

Wie in der hauptsächlich zur Verwendung kommenden Gattung von Truppen, so blieb auch in der Gefechtstaktik lange die geheiligte Praxis des ersten Vorstoßes des beiderseitigen rechten Flügels lange bestehen, bis die thebanische Taktik des Epaminondas Wandel schuf.

Die Thebaner hatten noch eine tüchtige Reiterei, während sie den Athenern und Spartanery lange abhanden gekommen war. Sie haben es (S. 23) mit dieser gleich der persischen Taktik auf den Massenstoß abgesehen, zur Unterstützung des Fußvolkes. Die Bedeutung dieser Gefechtsweise, meint L., mochten

1) Diod. XIV 83 zeigt etwa das umgekehrte Verhältnis. L. nimmt, vielleicht mit Recht, an, daß die Zahlen irrtümlicherweise vertauscht sind; vgl. E. Meyer a. a. O. V S. 236 A.

sie 381 vor Olynth zuerst kennen gelernt haben, wo die dichtgeschlossen anstürmende olynthische Reiterei (V 2, 41 оνoлεigaθέντες ἐμβάλλουσι das Korps des Teleutias in ernste Gefahr bringt. Die Nordgriechen scheinen zuerst von allen auf die orientalische Stoßtaktik eingeübt gewesen zu sein. Ähnliche Zwecke verfolgten die Thebaner mit den von den Thrakern überkommenen Leichtbewaffneten wie mit den Hamippen, die erst bei Mantinea erwähnt werden, aber wohl schon früher bestanden haben mögen. Am Ende lief es aber auch bei ihnen doch hauptsächlich auf eine Verbesserung der Hoplitentaktik hinaus. Da die Umklammerung des Gegners nicht in Frage kam (was L. S. 24 gut begründet), so blieb nur das Durchstoßen übrig. So war die Praxis von Delion bis Leuktra, schmale Front, größere Tiefe, und die moralische Wirkung war nicht gering (vgl. den ersten Teil der Schlacht hei Koronea, IV 3, 17. 18), bis endlich die beiden Neuerungen des Epaminondas (Kerntruppen auf dem linken Flügel, schräge Linie) den Abschluß dieser Entwicklung bildeten S. 26 ff.). Leuktra und Mantinea werden hier anschaulich geschildert.

L. bemerkt gegen Ende seiner Übersicht, dem großen Denker und Lenker" dieser Schlachten seien keine Schüler gefolgt, selbst eine militärische Autorität wie X. habe keinen Hauch seines Geistes verspürt. Dagegen ist zunäcbst zu sagen, daß dieser in der Praxis dazu nach 399 kaum mehr Gelegenheit hatte, und ferner, daß ihm manches, was Alexander später in die Praxis umsetzte, Verwendung der Reiterei und Taktik der Verfolgung, in der Theorie wenigstens schon vollkommen deutlich gewesen ist; vgl. das oben S. 95 zu Delbrück Bemerkte.

Als diese Taktik daun unter den Diadochen den tiefsten Standpunkt erreicht hatte, erlag sie der römischen Manipulartaktik auf ihrer Höhe.

39) Franz Rühl, Zu den Papyri von Oxyrhynchos. Rhein. Mus. N. F. LIV (1899) S. 152-155.

R. untersucht ein von Grenfell und Hunt (The Oxyrhynchos Papyri, 1898, N. XIII, S. 36 f.) mitgeteiltes Bruchstück eines Briefes, der auch für die Xenophonforschung von Interesse ist.

Es ist darin die Rede davon, daß die Thebaner im Verein mit den Olynthiern versucht haben, den Amyntas, Philipps Vater, vom Throne zu stoßen, ohne daß sie doch vorher von ihm gekränkt worden wären. Es handelt sich nun darum, auf Grund dessen einen König von Makedonien gegen die Thebaner aufzuhetzen. Welcher König ist es? Die Herausgeber hatten gemeint, Antigonos oder sein Sohn Demetrios Poliorketes, und der Brief sei historisch wertvoll, da bei dem so bezeugten Bündnis der Thebaner mit den Olynthiern die Besetzung der Kadmeia durch die Lacedämonier unter Phoibidas weniger grundlos scheine. R.

bestreitet beides. Zunächst macht er wahrscheinlich, daß der Adressat Alexander ist (S. 152-154); die Echtheit des Briefes sei allerdings zweifelhaft. Doch wie man darüber auch denken möge (R. äußert S. 154 mehrere Vermutungen), historisch wertvoll ist er nicht. Ein Bündnis zwischen Olynth und Theben war aus den Hinweisen bei Xenophon (Hell. V 2, 15. 17. 34) schon bekannt, wobei nur unentschieden blieb, ob es schon abgeschlossen war oder ob man noch darüber verhandelte 1), als Phoibidas zu seinem Gewaltakte schritt. Aus Xenophon geht auch hervor, daß die Angaben des Briefes falsch sind. Die Verhandlungen zwischen Theben und Olynth begannen erst, als Gesandte von Apollonia und Akanthos die Spartaner um Hilfe gegen die Chalkidier baten (V 2, 15). Ein wirklicher Vertrag kann erst nach dem Entschluß der Spartaner zum Kriege gegen Olynth abgeschlossen sein (V 2, 34). Die Olynthier haben nicht zusammen mit den Thebanern, sondern schon vorher im Bunde mit den Illyriern die Vertreibung des Amyntas besorgt (V 2, 13. 38; s. a. Diod. XV 19). Der den Thebanern hier gemachte Vorwurf der Beteiligung ist also tendenziöse Fälschung.

offiziell

Bestand aber ein Bündnis mit Olynth, so brauchte Theben im Kriegsfall nicht dieselben Feinde zu haben wie Sparta, man beobachtete eine „,wohlwollende Neutralität“. Die Thebaner taten offiziell keine Schritte gegen Phoibidas und untersagten nur den Bürgern, Dienste in seinem Heere zu nehmen. Die Auffassung in Sparta aber war ähnlich (Hell. V 2, 32 ff.), und die Worte des Leontiades (33 f.) sind, wie R. im Vergleich mit der Vergewaltigung der Hansestädte durch Napoleon I. richtig bemerkt, für die völkerrechtliche Frage irrelevant. Das Bündnis zwischen Theben und Olynth ist auch für L. kein wirklicher casus belli. Rühl fügt noch treffend hinzu, X. würde seinen Leseru gewiß nicht verschwiegen haben, was sich etwa zur Rechtfertigung der Spartaner hätte sagen lassen. Die öffentliche Meinung in Griechenland war gegen den Urheber der Tat, sogar in Sparta selbst, und das τοὺς μὲν ἐφόρους καὶ τῆς πόλεως τὸ πλῆθος χαλεπῶς ἔχοντας 16 Doiẞida wohl nicht erheuchelt. Freilich muß sich Phoibidas andrerseits, wie die Folgezeit lehrte, gedeckt gefühlt haben.

Aus R.s Untersuchung geht einmal hervor, daß man sich vor Überschätzung von Papyri gegenüber guten Klassikertexten hüten muß (vgl. auch die Mahnungen von J. Steup, Rh. Mus. 1898 S. 308 ff.2) und O. SchultheB, WS. f. klass. Phil. 1899 Sp. 1053), und sie beweist, was der nicht befangenen Forschung immer deutlicher wird, daß X. ein zuverlässiger Berichterstatter ist.

1) Hierüber Näheres bei E. v. Stern, Geschichte der spartanischen und thebanischen Hegemonie vom Königsfrieden bis zur Schlacht bei Mantinea, Dorpat 1884, S. 37.

2) Vgl. unter S 191, Nr. 45b; F. Blass, Lit. Ztbi. 1897 Sp. 1462f.

40) Benedictus Niese, Über einige neuere Erscheinungen der griechischen Geschichtschreibung. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum 1899 I S. 419-439.

Niese gibt hier in knapper, das Wesentliche gut hervorhebender Darstellung eine Übersicht über fünf bedeutsame, in den Jahren 1897-1899 erschienene Werke über griechische Geschichte: Griechische Altertümer I (Das Staatswesen) von G. F. Schoemann, neu bearbeitet in 4. Auflage von J. H. Lipsius (Berlin, Weidmann, 1897), Georg Busolt, Griechische Geschichte III 1 Pentekontaëtie (Gotha, F. A. Perthes, 1897), Julius Beloch, Griechische Geschichte II (Straßburg, Trübner, 1897), Adolf Holm, Geschichte Siziliens im Altertum III (Leipzig, W. Engelmann, 1898) und Adolf Bauer, Die Forschungen zur griechischen Geschichte 1888-1898 (München, C. H. Beck, 1899).

Busolt und Holm kommen für Xenophon nicht in Betracht. Bei Schoemann- Lipsius (S. 230) vermißt N. (S. 420) eine Bemerkung darüber, daß nach Herodot und Xenophon schon in der Lykurgischen Verfassung das spartanische Königtum durch die Ephoren beschränkt war. Tegovtía (oder yɛgovtɛía, Xen. Aaz. . X 1) ist (zu S. 235 Anm.) nicht gleich ysgovoía, sondern bedeutet Gerontenschaft (S. 420 Anm.); ebenda ein Hinweis auf Hell. III 5, 25 (Verurteilung des Königs Pausanias). Hervorgehoben ist auch der bedeutsame Einfluß der Aristotelischen Schrift vom Staate der Athener; über einige Einschränkungen des Wertes ihres historischen Teils im Verhältnis zu Xenophons Hellenika vgl. oben S. 174 M.

Besonders anziehend ist N.s Besprechung von Belochs Buch (S. 429-434). Er billigt es, daß dieser wiederholt den Wert Xenophons gegenüber späteren Quellen betont, und bedauert, daß er den Agesilaos (S. 230) für unecht hält. So ist der asiatische Feldzug des Königs nicht zu seinem Rechte gekommen, und die Stelle Ag. 17 konnte nicht, wie sie doch sollte, dessen wahre Absichten den Persern gegenüber beweisen. Das Kriegswesen (vgl. oben S. 93 f., 180 ff.) findet N. zu dürftig besprochen. Von seiner sonst hochgeschätzten Quelle Xenophon ist B. Hell. VI 2, 10 (Route des Strategen Ktesikles) abgewichen, ohne darauf hinzuweiseu; VI 2, 7 heißt zu nicht Winter, sondern Wetter. Die Zeit der thebanischen Hegemonie ist lückenhaft dargestellt; sie mußte vollständiger sein, wenn sie auch dem Verf. nicht sympathisch war. Zu erwähnen war auch (Xen. Пlógo V 9) der schon vor den Phokern von den Thebanern gemachte Versuch, das delphische Heiligtum mit einer Besatzung zu versehen. Aus seinem früheren Werke,,Die attische Politik seit Perikles" (1884, vgl. o. S. 178 A. 1) hat Verf. manches berichtigt, so die Datierung der Schlacht bei Mantineia (früher 361, jetzt wieder 362), im übrigen aber zu viel daraus in seine Darstellung herübergenommen.

Die Besprechung von Bauers,,Forschungen" (S. 438 f.) geht

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