ページの画像
PDF
ePub

mutet Verf., daß sie von Haus aus nicht verpflichtet waren, im Agäischen Meere mitzukämpfen, sondern die Süd- und Westküste des Peloponnes decken sollten.

Aus Her. VIII 70 schließt Verf., daß nach Herodots Ansicht die Perser am Nachmittag vor der Schlacht bereits den Griechen gegenüber an der Küste Attikas aufgestellt waren, so daß also zur Einschließung ihre Flügel nur herumzuschwenken brauchten (VIII 76). Daß dies unglaublich ist und im Widerspruch mit dem Hauptzeugen Äschylus steht, wird man Verf. gern zugeben; doch vgl. hierüber JB. 1893 S. 305, 1900 S. 90 und 1902 S. 86. Äschylus 366 erklärt Verf. die Worte v oroixois toiσív „ranged in three lines", fährt aber dann fort,,to guard the three channels 1) between Attica and Psyttaleia 2) between Psyttaleia and Salamis 3) between Salamis and Megarid, while other ships were be stationed round about [the southern coaste of] Salamis to complete the semicircle". Diese fortlaufende Linie von Schiffen auf der Außenseite der Insel beschränkt er auf einige Kreuzer, die zur Verbindung der Hauptgeschwader dienen sollen. Wie sind aber aus drei Linien auf einmal drei getrennte Geschwader geworden? Nicht übel dagegen wird die angebliche Flucht der Korinther erklärt. Sie sind nach der westlichen Enge abgesandt, um das dort aufgestellte persische Geschwader aufzuhalten. Den dabei erwähnten Tempel der Athene Skiras ist er geneigt in der Nähe des Klosters Phaneromene zu suchen. Im übrigen urteilt er wie E. Meyer, daß es nicht darauf ankam, die Griechen zum Schlagen zu bringen, sondern die Perser, die ja ohne Schlacht vorbeifahren konnten, zum Angriff zu bestimmen. Indem Themistokles in seinem Briefe dem König die Überzeugung beibrachte, daß die Griechen uneinig seien, ging dieser in die Falle.

15) W. Olsen, Die Schlacht bei Platää. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Gymnasiums zu Greifswald, 1903. 16 S. 4. Verf. wendet sich gegen zwei Behauptungen Delbrücks, 1) daß die Perser qualitativ, nicht quantitativ überlegen waren, und 2) daß Herodots Bericht über Platää reich an Einzelheiten, aber voller Widersprüche ist, die sich nicht entwirren lassen, und daß man ohne Marathon nicht imstande sein würde, einen historischen Kern herauszufinden Für die erste Behauptung führt Delbrück eine Stelle Herodots selbst als Beweis an, IX 62 λýμatı μév vvv καὶ ῥώμῃ οὐκ ἥσσονες ἦσαν οἱ Πέρσαι. Hiergegen bemerkt Verf., daß sich dies nur auf die Perser selbst, nicht auf das ganze persische Heer bezieht. Er fügt zur Erklärung dafür, daß die Griechen trotz ihrer geringen Zahl doch Sieger blieben, den Mangel an Ordnung auf seiten der Perser gegenüber der besseren taktischen Ausbildung der Griechen, vornehmlich der Spartaner, die bessere Bewaffnung der Griechen für den Nahkampf und endlich ihr Bewußtsein, für die Freiheit zu kämpfen, hinzu. Das ist

alles ganz richtig, wird aber auf Delbrück, wenn er es liest, wenig Eindruck machen. Wie ich über ihn denke, habe ich JB. 1902 S. 83 ausgesprochen. Die zweite Behauptung Delbrücks sucht Verf. dadurch zu widerlegen, daß er eine Darstellung der Vorgänge vor dem Kampfe und beim Kampfe selbst nach Herodot gibt, um zu beweisen, daß man unter Ausscheidung einiger Erzählungen, wie die vom Stellungswechsel der Spartaner und Athener, die Vorgänge ohne Marathon sehr wohl verstehen kann. Verf. hat ganz recht, sich gegen die Heranziehung von Marathon zu wenden, da Delbrück unter Marathon das Schlachtbild versteht, das er erst geschaffen und, obwohl es wichtigen Zügen der Überlieferung widerspricht, für zweifellos richtig hält. Hervorzuheben ist dabei, daß Verf. Delbrücks Ansicht, daß die Opfer durch Beeinflussung der Priester von seiten des Pausanias anfänglich ungünstig ausfielen, eingehend zu widerlegen sucht. Daß aber sonst in Herodots Darstellung nicht alles klar ist, wird wohl auch Verf. zugeben müssen. Im übrigen verweise ich auf JB. 1900 S. 91 ff.

16) A. Höck, Herodot und sein Geschichtswerk. Mit einem Titelbild. Gymnasial-Bibliothek. Herausgegeben von H. Hoffmann. 37. Heft. Gütersloh 1904, C. Bertelsmann. 144 S. 8. 1,60 M.

Nach einer Einleitung über die Vorgänger Herodots folgen zwei Abschnitte über sein Leben und seine Forschungsreisen, wobei sich Verf. mit den neuesten Forschungen wohlvertraut zeigt. Der folgende Abschnitt, der mehr als die Hälfte das Buches einnimmt, handelt von Herodots Werk. Verf. handelt zuerst von dem Plan und der Entstehung des Werkes, dann von seinem unvollendeten Zustand. Der letzte Punkt ist bekanntlich noch eine Streitfrage; Verf. glaubt nur so viel behaupten zu dürfen, daß Herodot wenigstens noch die Gründung des Attischen Seebundes hat schreiben wollen. Hierauf folgt eine sehr eingehende Inhaltsangabe des ganzen Werkes (beinahe 70 Seiten). Diese dürfte auf den Leserkreis, für den sie berechnet ist, ermüdend wirken. Es werden da eine Menge Einzelheiten erwähnt, die, obwohl an und für sich interessant genug, doch den der alten Geschichte ferner Stehenden weniger anziehend erscheinen werden. Der vierte und letzte Abschnitt handelt von Herodots Bedeutung als Geschichtschreiber, von seinem Charakter und seiner Weltanschauung. Hierbei werden neben seinen glänzenden Seiten auch die Mängel eine Folge seiner Unkenntnis fremder Sprachen, des Fehlens einer festen Chronologie und des Mangels an historischer Kritik nicht verschwiegen. Endlich sei noch erwähnt, daß die Darstellung des Verf.s das Buch wohl geeignet macht, einen Platz in einer Gymnasialbibliothek, wozu es ja bestimmt ist, einzunehmen und Begeisterung für den Schriftsteller zu erwecken.

-

17) Fr. Helm, Materialien zur Herodotlektüre mit Rücksicht auf verwandte Gebiete und im Sinne des erziehenden Unterrichts. II. Teil. Bingen 1903. S7 S. 8.

Verf. behandelt in diesem zweiten Teil B. VIII und IX nach denselben Grundsätzen wie die früheren Bücher im ersten (vgl. JB. 1902 S. 93). Der historische Standpunkt tritt hier mehr hervor, wobei es nur zu billigen ist, daß auch andere Schriftsteller zur Erklärung herangezogen werden. So z. B. der Botenbericht über die Schlacht von Salamis in Äschylus' Persern oder Plutarchs Leben des Themistokles zur Vervollständigung der Charakteristik des Helden, den Herodot infolge der Abhängigkeit von seinen Quellen in mancher Beziehung mißgünstig behandelt. Auch aus diesem Bande wird sich der Lehrer manche Anregung holen können, vielleicht mehr, als es sich mit dem Zweck des Unterrichts verträgt. Bisweilen wird des Guten zu viel getan, z. B. in den historischen Parallelen. Was soll (S. 21) der Vergleich Artemisias mit Maria Theresia? Wir lernen Artemisia, die kluge und tatkräftige Fürstin von Halikarnaß, kennen. Wie Themistokles durch Scharfblick auf griechischer Seite hervorragt, so Artemisia auf persischer; vgl. Friedrich II. und Maria Theresia". In einem Schlußwort wird noch einmal zusammenfassend auf die vielseitige Anregung hingewiesen, die Herodot, wie kaum ein anderer Schriftsteller, als Schullektüre bieten kann. Noch vor kurzem war Herodot an manchen Gymnasien von der Lektüre gänzlich ausgeschlossen, und auch heute noch mag es manchen Lehrer geben, der aus Mangel an Verständnis nur verdrossen an ihn berangeht. In dieser Hinsicht kann Verf.s mit großer Begeisterung für seinen Schriftsteller verfaßte Schrift recht vorteilhaft wirken.

18) C. Möller, Die Medizin im Herodot. Für Mediziner und Philologen. Berlin 1903, Karger. 36 S. 8. 1 M.

Zweck der kleinen Schrift ist, die medizinischen Angaben Herodots gesammelt vorzulegen, durch ihre Einreihung in eine bestimmte Ordnung von der Medizin bei Herodot ein zusammenhängendes Bild zu geben und damit einen Beitrag zur Geschichte der Medizin der ältesten Zeiten und zur Erklärung mancher Stellen des Schriftstellers zu liefern.

Nach einigen wenigen Worten über die grausame Behandlung von Kranken und alten Leuten bei einigen Barbarenstämmen (Padäer in Indien, Massageten), über den Mangel an eigentlichen Ärzten bei den Babyloniern, über das Spezialistentum der ägyptischen Ärzte und die zwei griechischen Schulen, die krotonische und kyrenäische, werden die einzelnen Angaben Herodots nach folgenden Rubriken vorgelegt und besprochen: 1) Anatomie, 2) innere Krankheiten (Aussatz, Pest, Phthisis, Wassersucht, Krämpfe bei Kindern, Epilepsie, Säuferwahnsinn, Androgynie), 3) Chirurgie, 4) Augenheilkunde, 5) Gynäkologie, 6) Heilmittel,

7) Hygiene. An zwei Stellen ist Herodots Erzählung unrichtig aufgefaßt; II 35 soll Prexaspes nach dem Herzen eines Knaben gezielt haben (S. 7), während dies Kambyses tut, und VI 75 sollen die Verwandten des Kleomenes diesen an einen Pfahl gebunden haben (ednov v Evλ), während sie doch offenbar seine Füße in einen Block gelegt hatten (S. 15). Erwähnt sei folgendes zur Erklärung einzelner Stellen. Herodots Erklärung (III 13) über die verschiedene Härte der persischen und ägyptischen Schädel gibt Verf. nicht zu, meint vielmehr, Herodot habe vor einem Gräberfeld gestanden, auf dem Schädel der verschiedensten Zeiten gesammelt waren. Die Kinnlade mit den Zähnen aus einem Stück (IX 83) vermag Verf. nicht zu deuten; er nimmt an, sie rühre gar nicht von einem Menschen her. Was machen wir aber dann mit den ähnlichen Zähnen des Pyrrhus (Plut. Pyrrh. 3)? Die Kahlköpfigkeit der Argippäer (IV 23) hält er für einen Irrtum, der daraus entstanden sei, daß dieses tatarische Volk sich den Kopf rasierte. Zu I 139 wird bemerkt, daß unter den Haustauben eine Gruppe sei, die Warzentauben, deren Gesicht mit dem eines an der Lepra erkrankten Menschen Ähnlichkeit habe. Darum erklärt sich auch Verf. gegen Steins Annahme, daß hinter περιστεράς eine Lücke sei. Das Vorhandensein von weißen Tauben in Mardonius' Heer (Athen. 394) will er damit erklären, daß diese von den Persern mitgenommen seien, um die Feinde anzustecken. Dieser aus verschiedenen Gründen recht bedenklichen Erklärung ziehe ich doch die Steins vor, der diese Notiz auf das phōnikische Schiffsvolk im persischen Heere bezieht. Die Krankheit der Pheretime (IV 205) hält Verf. für Wassersucht des Herzens und der Nieren, bei der der Körper aufgequollen erscheint. Durch das Liegen entstehen dann Geschwüre, in denen bei mangelhafter Pflege, besonders im heißen Klima, sich an diesen Stellen leicht Würmer ansiedeln können. Die Enarer (1 105) hält er für Urninge. Recht gewagt ist hierbei die Ableitung dieses Wortes von der Αφροδίτη οὐρανίη, gegen die jene Skythen gefrevelt haben sollen. Darius' Verletzung (III 129) war nach Verf. s. Ansicht nicht nur eine Verstauchung, wie die ägyptischen Ärzte annahmen, sondern auch ein Knöchelbruch. Dies erkannte Demokedes und brachte dem Kranken zunächst durch kühlende Kräuterumschläge Linderung. Die Augenkrankheit der Arbeiter bei Knidos (I 174), die man göttlicher Einwirkung zuschrieb, hält Verf. für Hornhautgeschwüre, die auch heute noch bei Steinschlägern zur Erblindung führen können. Ebenso erklärt er auf ganz natürlichem Wege die wunderbare Erblindung des Epizelos in der Schlacht bei Marathon (VI 117); sie ist durch eine Augennervenentzündung, die nach Überanstrengung und Erhitzung eintreten kann, herbeigeführt. Die plötzliche Heilung der Taubstummheit beim Sohne des Krösus (I 85) wird dagegen als nichtvorkommend in das Gebiet der Sage verwiesen. Über den

Bart der Priesterin der Athene in Pedasos oder Pedasa (I 175) wird bemerkt: ,,Entweder war die Priesterin tatsächlich im Besitze eines Bartes, den sie wachsen ließ, wenn sie es für angebracht hielt, oder diese Priesterin war ein verkleideter schlauer Priester". Diese Erklärung würde annehmbar erscheinen, wenn es sich nur um eine Person handelte. Dies scheint aber aus dem Wortlaut nicht hervorzugehen.

19) A. W. Verrall, The classical review 1903.

Nach Ansicht des Verf. liegen der Anrede der Koerin an Pausanias (IX 76) und der des spartanischen Herolds an Xerxes (VIII 114) metrische Inschriften zugrunde, die er in folgender Weise wiederherstellt:

ΙΧ 76: Ω βασιλεῦ Σπάρτας, λῦσαι μ' ἱκέτιν [δοριλήπτου]

δουλοσύνης. σὺ γὰρ ἐς τόδ' ὄνησας τούσδ' ἀπολέσσας, τοὺς οὔθ' [ἡρώων], οὐ θεῶν ὄπιν [οὔτιν] ἔχοντας. Κῴη δ ̓ εἰμὶ γένος, θυγάτηρ Ηγητορίδαο

Ανταγόρας βίῃ δὲ λαβὼν Κῷ μ ̓ εἶχεν ὁ Πέρσης. VIII 114: Ω βασιλεῦ Μήδων, Λακεδαιμόνιοί τε φόνοιο αἰτεῦσίν σε δίκας Σπάρτης ἄπο 9' Ηρακλεῖδαι, Ελλάδα δυόμενόν σφιν ὅτι κτεῖνας βασιλῆα.

20) E. Nestle, Zu Herodots Erklärung der Namen Darius und Xerxes. Berl. phil. WS. 1901 Sp. 1115.

Herodot hat (VI 98), meint Verf., woh! nur griechische Wörter gesucht, die an die persischen Namen anklingen, donos zu Aagetos und soins zu Xerxes. Indem er aber zugibt, daß das folgende Αρτοξέρξης μέγα ἀρήιος beweist, daß die Überlieferung, in der doch έρξίης τη Δαρείος und ανήιος zu Ξέρξης gehört, richtig ist, hebt er seine Behauptung wieder auf.

21) W. Nestle, Untersuchungen über die philosophischen Quellen des Euripides. Philologus Supplementband VIII 577ff.

Am Ende des Artikels kommt Verf. auf Anklänge an Herodot bei Euripides. Fragm. 449 (Kresphontes) ist nach ihm aus Her. V 4 (Sitten der Trauser) entnommen. Als bewußte Anspielungen werden ferner betrachtet Hiket. 447 (Her. V 92), Theseus' Worte ebenda über die Tyrannis und die Isonomie (Her. III 80), womit noch Med. 119, Ion 621, Fragm. 76 und 605 verglichen werden. Ferner Hiket. 410, Fragm. 8 und 362 über die gemäßigte Monarchie (Her. III 82), Hiket. 714 (Her. VII 9), Fragm. 574 (Her. II 33), Alk. 802 (Her. I 32). Bei den Anklängen an Solons Worte, daß niemand vor dem Tode glücklich zu preisen sei und daß die Gottheit neidisch sei, wird zugestanden, daß auch populäre Vorstellungen zugrunde liegen können.

« 前へ次へ »