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und Frauen (2 Frauen, 3 Männer) und der Zahl der von den sog. Harpyien entführten oder auf Wegführung wartenden,,Seelchen“ zwingt wohl zu der auch von Weicker, Der Seelen vogel, vertretenen Ansicht, daß es sich beide Male um dieselben Persönlichkeiten handelt, daß also einmal dargestellt wird, wie die Seelchen von der Oberwelt weggeführt werden und wie anderseits die heroisierten Toten in der Unterwelt von ihren Angehörigen Opfer und Gaben empfangen. Weniger beistimmend kann man sich zu Nr. Il verhalten. Von Eros auf der linken Seite des Ostfrieses ausgehend, erkennt Verf. in den beiden Frauengestalten links Aphrodite und Peitho, die, anders als Eros es will, Unheil säen. Ihre Tätigkeit gilt dem Protesilaos (Fig. 7) und der Laodameia (23), deren Ehe durch den Ausbruch des Krieges getrennt wird. Aber ob Nr. 7 einem Manne angehört, ist doch sehr fraglich, und wie kann man Nr. 7 mit Nr. 23 so eng verbinden wollen, trotzdem die beiden Figuren durch so viele Zwischenfiguren getrennt sind? Auch die Bedeutung der zwischen 7 und 23 stehenden Figuren scheint mir nicht richtig erkannt zu sein. Weißmann möchte in den rechts von der Mittelgruppe der Götter (Zeus, Athena, Apollon) stehenden Figuren die Sage von der Opferung bezüglich den Selbstmord der Töchter des Erechtheus (vgl. Lyc. c. Leokr. 101) dargestellt sehen; dementsprechend soll die Gruppe links von den Göttern die Opferung der Hyakinthiden oder der Töchter des Leos enthalten. Aber wie kann man zwei solcher Gruppen, die sich doch ganz parallel laufen und sich gegenseitig ausschließen, nebeneinander auf demselben Denkmal vereinigen wollen? Dazu kommt, daß nichts Charakteristisches in den Figuren enthalten ist, das irgendwie zu einer Deutung nach dieser Seite hin nötigte. Auch bei Nr. III (auf dem Erechtheionfries will der Verf. gleichfalls athenische Sagen, die Anschirrung der Rosse durch Erichthonios und das Opfer der Erechtheustochter dargestellt sehen) scheint mir wenigstens der Beweis noch nicht erbracht zu sein, wenngleich man die Möglichkeit an sich zugeben kann.

23) Viktor Cherbuliez, Athenische Plaudereien über ein Pferd des Phidias. Übersetzt von Ida Riedisser, mit einem Nachwort begleitet von Walther Amelung. Mit einer Tafel und 75 Abbildungen im Text. Straßburg 1903, Heitz. 325 S. gr. 8. 8 M.

Die bekannte, seit längerer Zeit in den Schulen als Lesestoff eingeführte reizende Plauderei von V. Cherbuliez erscheint hier in neuer Gewandung nach der Übersetzung von Ida Riedisser und mit einem Nachwort von Walther Amelung, in dem die Frage nach dem Herkommen der Parthenonrosse auf Grund sorgfältiger Vergleichungen, die durch zahlreich eingestreute Abbildungen erläutert werden, ausführlich behandelt wird. Die Übersetzung liest sich gut und flüssig, so daß man meist gar nicht gewahr wird, daß es sich um eine Übertragung aus fremder Sprache handelt. Daß W. Amelung in seinem Nachtrag große Monumentenkenntnis

verrät, braucht nicht erst besonders hervorgehoben zu werden; dessenungeachtet wird mancher mit dem Schlußresultat, daß die griechischen Pferde nicht auf dem Wege über Kleinasien, sondern auf dem über Ägypten eingeführt seien, sich nicht ganz einverstanden erklären; wenigstens dürfte wohl die Vermittlung über Libyen mehr zu betonen sein. Man kann einräumen, daß die ältesten griechischen Pferdedarstellungen in vielen Dingen mit den altägyptischen übereinstimmen; allein viel von dieser scheinbaren Übereinstimmung ist doch auf das Ungeschick der Künstler zu setzen. Auch scheint dem Ref. der Unterschied zwischen Fahren und Reiten und der Übergang von einem zum andern nicht genügend hervorgehoben zu sein. Wahr ist es ja (S. 255), ,,daß in jener Zeit (bei Homer) die Kunst des Reitens bekannt war", aber das Reiten, wie es sich bei Homer findet, kann doch nicht als wirkliches Reiten bezeichnet werden. Ist ein Ackerknecht, der, nachdem er den ganzen Tag gepflügt hat, seine Pferde nach Hause reitet, oder ein Bursche, der auf dem Rücken der Pferde zur Schwemme reitet, deshalb ein Reiter und sein Pferd ein Reitpferd? Wie Hehn richtig hervorhebt, ist die Benutzung des Pferdes als Reittier eigentlich nur zu begreifen bei den Völkern der turanischen Tiefebene, und es liegt nahe, von ihnen das Reitpferd weiter nach Westen gelangen zu lassen. Die Vermutung (S. 280), daß die Alexanderstatuette des Neapler Museums mit dem einzelnen Pferde zu einer größeren Darstellung zusammengehöre, scheint Ref. nicht annehmbar, weil der äußere Schmuck der beiden Rosse ganz verschieden ist. Man darf dabe; freilich nicht von dem Zustand ausgehen, in dem sich die Alexanderstatuette jetzt befindet; der silberne Schmuck, der am Pferde angebracht war, namentlich ein schön getriebener silberner Kopf, der vorn die Brust zierte, ist, wie Ref. zu seinem Erstaunen im Jahre 1896 wahrgenommen hat, inzwischen verloren gegangen, ohne daß einer der Kustoden von dem Verbleib der Ornamente etwas gewußt hätte.

24) Br. Sauer, Der Weber-Labordesche Kopf und die Giebelgruppen des Parthenon. Progr. Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog von Hessen und bei Rhein zum 25. Aug. 1903 gewidmet von Rektor und Senat der Landesuniversität. Mit drei Tafeln. Berlin 1903,

G. Reimer. 117 S. 4. 4 M.

Ein schon lange bekannter, häufig abgebildeter Kopf, der aus dem Besitz des Kunstfreundes David Weber in Venedig in das Eigentum des Grafen Léon de Laborde übergegangen war, wird hier eingehend gewürdigt. Die Zugehörigkeit zum Parthenon war schon immer allgemein zugegeben; an welche Stelle er aber gehörte, darüber gingen die Meinungen weit auseinander. Der Verf. der vorliegenden Abhandlung sucht die Frage gründlich zu be

antworten; nachdem er die Geschichte des Kopfes berichtet, gibt er eine eingehende Würdigung, bei der auch die alten und neuen absichtlichen und unabsichtlichen Verletzungen zu ihrem Rechte kommen, und gewinnt dadurch mannigfache Anhaltspunkte, um über den Giebel, dem er einst angehörte, und den Platz im Giebel Genaueres festzustellen. Nach Sauer gehört der Kopf in den Ostgiebel, der nach ihm folgende Gestalt annimmt: In der Mitte sitzt Zeus, sozusagen seine Stunde erwartend, um ihn sind die bevorzugten Götter versammelt; um ihn ist Eileithyia bemüht, ibm gegenüber tritt Hephaistos, der ihn mit kurzem Schmerz von Janger Pein befreien soll. Jetzt schwingt er das Beil, und aus dem Haupte des Zeus springt Athena im Schmuck der Waffen. Hephaistos prallt zurück, Eileithyia weicht mit ausgebreiteten Armen zurück; mit Staunen sehen den Vorgang zunächst Poseidon als Nachbar des Zeus, und Apollon, neben der Athena Leto mit Artemis. Und nun erregt den ganzen Olymp das Unerhörte. Während Ares erstaunt näher schreitet, enteilt Hebe wie ein scheues Reh: Demeter, die, auf ihr Zepter gestützt, sich an Kore lehnt, lenkt ihrer Tochter Blick auf das Wunder, nur der junge Gott, der weichlich bequem neben ihnen ruht, nimmt sich Zeit dazu, gleich den Nachbarinnen zu bewundern. Von der andern Seite naht sich die Siegesgöttin mit der Binde, um Athena zu krönen, Hermes eilt in die Welt hinaus, und drei herrliche Göttinnen, die eng aneinander geschmiegt sitzen, wenden dem Ereignis der Mitte ihre Aufmerksamkeit zu. Und zu beiden Seiten da wandeln ungestört, fast teilnahmlos, die Himmelsgötter ihre ewige Bahn.

Ob der Vorschlag allseitig angenommen wird? Es ist bei einer derartigen Untersuchung mit so vielen Einzelheiten, so vielen Unbekannten oder nicht sicher Bekannten zu rechnen, daß man sich nicht wundern darf, wenn dem einen oder andern die Rechnung nicht ganz zu stimmen scheint. Aber immerhin kann man doch behaupten, daß Sauer die Sache sehr wahrscheinlich gemacht hat und daß er sich durch seine feinsinnige Untersuchung um den Weberschen Kopf und die ganze Parthenonfrage große Verdienste erworben hat.

25) Gauckler, Tête de poète grec découverte à Carthage. Mit einer Tafel. Constantine 1903. 11 S. 8.

Es ist eine Freude, zu sehen, mit welcher Schnelligkeit die Ergebnisse der Ausgrabungen in Tunis der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Während z. B. heute noch die delphischen Ausgrabungen nur bruchstückweise veröffentlicht sind, läßt Gauckler die von ihm gefundenen Altertümer sofort an das Licht treten und gibt dadurch allen sich dafür Interessierenden die Möglichkeit, gleichsam an der Fundarbeit mitteilzunehmen und der Resultate sich zu erfreuen. Und dabei findet er noch Zeit, andere Arbeiten, die viel

Zeit und Sorgsamkeit erfordern, zu übernehmen und zur Anerkennung aller auszuführen. Der Kopf, um den es sich hier handelt, ist 1899 dicht bei dem Theater von Karthago gefunden, Jetzt aber von seinem Besitzer an das Bardomuseum abgetreten worden. Es ist eine Kopie des früher als Seneca bezeichneten Typus, der durch den Efeukranz (in einem auf dem Palatin gefundenen Exemplare) als Dichter bezeichnet wird. Der Umstand, daß der Kopf von Karthago dicht bei dem römischen Theater gefunden wurde, läßt Gauckler einen Augenblick daran denken, daß es sich um einen im Theater aufgestellten Dichter, einen tragischen Dichter, handeln könnte, doch legt er selbst keinen Wert auf diese Vermutung. Im allgemeinen bleibt nur die Beziehung auf Kallimachus und Philetas übrig; daß an Seneca nicht zu denken ist, wird durch die in das Berliner Museum übergegangene Doppelherme bewiesen, die neben Sokrates den mit Namen bezeichneten Seneca aufweist, einen vom unsrigen gänzlich verschiedenen Typus. In der Villa Albani ist der in Frage stehende Kopf mit einem andern gepaart, der nach Helbig (Führer durch die Sammlung klassischer Altertümer in Rom, 2. Aufl., II S. 4 Nr. 754) als Menandros erklärt werden soll; doch ist der erwartete Beweis bis jetzt nicht geführt. Wenn, wie man bisher annahm, mit dem zweiten Kopf der Villa Albani Propertius gemeint ist, dann wäre der sog. Senecakopf ohne weiteres als der entsprechende griechische Dichter, d. h. Kallimachus oder Philetas, aufzufassen; vgl. Propert. II 34, 31 und III 1, 1

Callimachi manes et Coi sacra Philetae,

In vestrum, quaeso, me sinite ire nemus.

Aber zwischen diesen beiden wird freilich wohl die Wahl zweifelhaft bleiben, solange nicht eine Kopie mit Inschrift die Sache entscheidet.

26) Fr. B. Tarbell, A Greek Hand-mirror. A Cantharus from the factory of Brygos. S. A. aus Bd. VI The decennial Publications of the University of Chicago, founded by John D. Rockefeller. Mit drei Tafeln. Chicago 1902, the University of Chicago Press. 4.

Ein Spiegel, der im Kunstmuseum von Chicago niedergelegt ist und für den griechischer Ursprung nicht ohne Wahrscheinlichkeit geltend gemacht wird, und eine Vase, die dem Museum of Fine Arts in Boston gehört, werden hier in wohlgelungenen Abbildungen dem Publikum vorgeführt. Es ist oft genug Klage geführt worden, wie heutzutage die interessantesten Altertümer ihren Weg über das Meer antreten, und wenn das so geschieht, wie in dem Falle Pierpont Morgan, über den vor kurzem in den Zeitungen berichtet wurde (in Italien waren mehrfach wertvolle Gegenstände aus Kirchen und anderswoher gestohlen worden; kurze Zeit darauf wurden sie in London im Burlington Fine Arts Club als Besitz von Pierpont Morgan ausgestellt. Dagegen hat Corrado

Ricci im Giornale d'Italia vom 14. Juli d. J., vgl. Kunstchron. 1904 S. 526, eine wohlberechtigte Philippika losgelassen), dann ist natürlich mancherlei dagegen einzuwenden. Aber weshalb sollen auf anderem Wege die Amerikaner nicht als Mitbewerber auftreten? Es ist ja eine wahre Freude, zu sehen, wie in dem meist als durchaus materiell verschrienen Volke Kunst und Wissenschaft und auch die alten Sprachen gepflegt werden, die bei uns nun ja bald aus den höheren Schulen hinauskomplimentiert sein werden, und wie man die Museen allseitig pflegt und fördert. Und wie liberal wird die Verwaltung geführt! Da gibt es in Italien zahlreiche Museen, die interessante Sachen in sich bergen; der Direktor ist vielleicht auch willig, die Sachen, die nicht ausgestellt sind (damit hat es immer meist gute Wege), dem zureisenden Gelehrten zu zeigen, weil er ein Interesse daran hat, die Bedeutung seines Museums in das hellste Licht gesetzt zu sehen; aber sobald man nur Miene macht, sich für die Veröffentlichung des betreffenden Stückes zu interessieren, dann läßt der Direktor es schleunigst in der Versenkung verschwinden, obgleich er für seine Person vielleicht für viele Jahre durchaus nicht in der Lage ist, selbst an die Übernahme der Veröffentlichung zu denken. Wie süß muß es doch sein, wenn man selbst etwas nicht machen kann, doch wenigstens dafür zu sorgen, daß auch andere es nicht machen können! In Italien, sagte ich? Wozu in die Ferne schweifen? Es soll auch anderwärts Museen geben, wo ein nur wenig abweichendes Verfahren beobachtet wird. Da bildete das British Museum eine wohltuende Ausnahme, wo der kürzlich verstorbene A. S. Murray erklärte, daß er, wenn gewünscht, das ganze Museum zur Veröffentlichung bereit stellte (vgl. Rev. arch. 1904, I, S. 270: You are at liberty to get the whole Museum photographed). Und er handelte auch wirklich nach diesen Grundsätzen. Aber fast noch größer ist die Liberalität der amerikanischen Museen, wenigstens habe ich dies bei zweien, dem von Boston und Bryn Mawr, selbst erprobt. Man bittet um die Erlaubnis, irgendein Stück, von dem man weiß, daß es in das dortige Museum gelangt ist, zu veröffentlichen, und man erhält nach kurzer Zeit nicht nur die erbetene Erlaubnis, sondern auch kostenlos noch wohlausgeführte Photographieen des betreffenden Gegenstandes, kurz, es wird mit der größten Liberalität verfahren. Unter solchen Umständen hat man gar keinen Grund, den amerikanischen Museen eine Erweiterung zu miẞgönnen, geben sie doch jedem sich für die Veröffentlichung Interessierenden die Möglichkeit, die Antiken ihres Besitzes zu veröffentlichen. Und gehen sie doch selbst ihrerseits kräftig vor, um die in ihrem Besitz befindlichen Gegenstände allgemein bekannt zu machen. Dafür sind die vorliegenden Abhandlungen Mr. Tarbell's ein neuer Beweis. Die Vase, deren Bilder zwei Liebesverfolgungen des Zeus darstellen, wird mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auf den Maler

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