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33) K. Pilling, Pergamenische Kulte. Beilage zum Jahresbericht des Domgymuasiums zu Naumburg a. S. 1903. Progr. Nr. 284.

In einem apollinischen Orakel, das nach Fränkel von dem Apollo Chresterios bei Ägä in der Äolis erteilt ist, werden vier Götter als Hauptgötter von Pergamon genannt, Zeus, Athena, Dionysos und Asklepios. In bezug auf diese Götter ist von dem Verf. alles, was sich auf ihren Kult in der Stadt der Attaliden bezieht, mit großer Sorgfalt gesammelt und hier zusammengestellt worden. Wo Szenen des sog. Telephosfrieses zur Begründung ausgesprochener Ansichten mitherangezogen werden, wird man gut tun, vorläufig sich einer festen Meinungsbildung zu enthalten, da auch nach den Schraderschen Anordnungsversuchen, ja selbst nach den neuesten Brücknerschen Studien nur das eine als sicher zu bezeichnen ist, daß vorläufig noch keine sichere Deutung geJungen ist. Daß mit der Zeit auch hier noch eine sichere Lösung zu erhoffen ist, scheint mir unzweifelhaft, aber bis jetzt ist das Ziel noch nicht erreicht.

34) Fr. Hannig, De Pegaso. A. u. d. T. Breslauer Philol. Abhandlungen, herausgegeben von R. Förster. VIII. Bd., 4. Heft. Breslau 1902, M. u. H. Marcuse. 162 S. 8. 6 M.

Es liegt hier der volle Abdruck der Abhandlung vor, deren erster Teil schon als Dissertation ausgegeben war. Das Buch, R. Förster gewidmet, zerfällt in drei Teile: I. De fabulis quae ad Pegasi ortum pertinent. II. De fabulis quae ad Pegasum cum Bellerophonte conexum pertinent. III. De fabulis in quibus Pegasus fontium auctor fertur. Man kann dem Verf. nachrühmen, daß er fleißig gesammelt hat, es sind nur wenige Monumente nachzutragen (z. B. ein Wandgemälde des Hauses des Lucretius Fronto in Pompeji, das ich in einem Berichte über die neuesten Ausgrabungen von Pompeji in der Zeitschrift f. bildende Kunst 1901 erwähnt habe). Auf die Bellerophonsage näher einzugehen, lehnt Hannig ab, sonst wären da verschiedene neu hervorgetretene Denkmäler zu erwähnen. Ich hoffe, die betreffenden Vasenbilder, denn um solche handelt es sich, bald im Jahrb. d. Inst. veröffentlichen zu können. S. 51 ist Medusa irrtümlich anstatt Minerva gedruckt; andere Druckfehler sind als solche leicht zu erkennen und zu verbessern.

35) H. Wolf, Einführung in die Sagenwelt der griechischen Tragiker. Leipzig 1902, H. Bredt. 165 S. 8. 1,50 M.

Das Büchlein ist, nach der Vorrede, in erster Linie für die Schüler der Oberklassen bestimmt, nicht nur auf dem Gymnasium, sondern noch mehr auf dem Realgymnasium und der Oberrealschule, wo die griechischen Tragiker in deutscher Übersetzung gelesen werden. Ob es dann nötig war, so wie es Verf. tut, in die Urbedeutung der Mythen einzugehen und alles sozusagen in

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den Kampf des Lichtes mit der Finsternis aufzulösen, kaun fraglich erscheinen, besonders solange die Mythendeutung immer noch als etwas Zweifelhaftes, nicht allseitig Anerkanntes bezeichnet werden muß. Aber davon abgesehen, läßt sich dem Verf. nachrühmen, daß er gutes Verständnis zeigt und die Entwicklung der Heldensage seinen Lesern klar vor Augen führt, so daß sie mit großem Nutzen das Werkchen studieren können. Ganz ohne Versehen ist es nicht abgegangen. Mir ist folgendes aufgefallen. S. 22 heißt es, die Kämpfe des Bellerophon gegen die Lykier, Solymer und Amazonen seien ausführlicher berichtet als seine Besiegung der Chimaira. Wie kann man aber etwas behaupten? Die Erzählung von der Chimaira steht II. VI 179-183; dem Kampfe mit den Solymern sind zwei Verse gewidmet, 184-185, dem mit den Amazonen nur einer, 186, dem mit dem Hinterhalt der Lykier drei, 188-190. Also ist doch entschieden der Chimaira der größte Raum eingeräumt. S. 56 heißt es, Peirithoos und Theseus seien im Hades an einen Felsen gekettet. Warum wird nicht geradezu gesagt, daß sie sitzen mußten? S. 57: Herakles soll aus Trauer um seinen vermißten Sohn ylios vom Argonautenzug zurückgeblieben sein. Gemeint ist natürlich nicht der Sohn, sondern der Liebling des Herakles, Hylas, nicht Hyllos. Die Entführung des Hylas durch die Nymphen bildet ja einen beliebten Stoff für antike Maler, so daß man den Mythus auch für das Verständnis antiker Kunstwerke braucht. S. 73: Theseus soll auf Skyros durch einen Sprung ins Meer seinen Tod gefunden haben. Wie konnte dann Kimon darauf ausgehen, seine Gebeine nach Athen zurückzuholen, wenn er nicht gleich Taucher mitnahm, um den Theseus aus dem Meere berauszuholen, so wie es die Griechen heute mit den versunkenen Statuen bei Antikythera machen? S. 77: Von den zwei Harpyien, die den Phineus quälten, kann doch kaum gesagt werden, die Boreaden hätten sie teils getötet, teils verjagt. S. 94 ist das Rätsel der Sphinx in einer deutschen Fassung gegeben, die leicht zu Mißverständnissen führen kann:,,Was hat eine Stimme, ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig?" Wer das Rätsel nicht in der griechischen Fassung kennt, wird annehmen, daß als Kennzeichen des verlangten Lebenswesens auch das Vorhandensein einer Stimme angegeben wird, während es im Griechischen heißt, daß das Wesen trotz aller Verschiedenheit eine, d. h. immer dieselbe Stimme hat, où pic gový. S. 130: Der Kyklop legt einen Stein vor die Höhle,,,den kaum zweiundzwanzig Menschen wegrücken kounten". Dann hätte Odysseus mit seinen zwölf Begleitern eine zwar schwere, aber in der Todesnot doch leicht zu bewältigende Aufgabe vor sich gehabt. Aber der Dichter sagt nach VoB: Die Gespanne von zweiundzwanzig starken und vierräderigen Wagen, sie schleppten ihn nicht von der Stelle". Jetzt sind wir beruhigt, unmöglich kann Odysseus

mit seinen Begleitern dieses Ungetüm von Stein wegrücken, sondern er sitzt in der Höhle gefangen, wenn ihm seine List nicht heraushilft. S. 132: Eurylochos soll die Kirke herausgerufen haben und doch nicht mit in ihr Haus hineingegangen sein. Nein. Polites führt hier das Wort; er fordert zum Rufen auf. toì d' ¿qJéɣrovτo xahɛõvtes. S. 139:,,Dem Dichter, der dies (die Geschichte des Zepters, Il. B 100) schrieb, konnte nichts bekannt. sein von dem Bruderzwist zwischen Atreus und Thyestes". Das möchte ich doch nicht behaupten, im Gegenteil, mir scheint, daß der Dichter jener Verse sehr wohl in der sogenannten Geschichte des Atridenhauses bewandert war. Ηφαιστος δῶκε, Ζεὺς δῶκε, Ερμείας δῶκε, Πέλοψ δῶκε, überall ein freiwilliger Verzicht auf den Besitz des σxдτoоv, so daß der Nachfolger mit Zustimmung seines Vorgängers Herr des Zepters wird. Dagegen Aroevs Ατρεύς θνήσκων ἔλιπεν, Θυέστ' Αγαμέμνονι λεῖπε φορῆναι, d. h., da Atreus und Thyestes bei ihrem Tode das σzπτооv nicht mitnehmen konnten, fällt es natürlicherweise ihrem Nachfolger zu, auch wenn dieser sehr gegen ihren Willen sich der Herrschaft bemächtigt. Der Wechsel zwischen δώκε und λεῖπε φορῆναι, je nachdem freundschaftliche Übergabe oder notgedrungener Erbgang stattfindet, ist doch nicht zufällig. S. 141: Für Klytaimnestra sollte heute die Schreibung Klytaimestra doch überall durchgeführt sein.

36) A. de Marchi, Il culto privato di Roma antica. II. La religione gentilizia e collegiale. Con 9 tavole. Milano 1903, Ulr. Hoepli.

IX u. 189 S. 9 M.

Der erste Teil, La religione nella vita domestica, iscrizioni ed offerte votive, ist 1893 erschienen; daß so lange Zeit bis zur Herausgabe des zweiten verstrichen ist, daran sind, wie der Verf. schreibt, ragioni non dipendenti dalla mia volontà schuld. Der vorliegende Band zerfällt, wie schon der Titel erkennen läßt, in die beiden Teile Il culto gentilizio und Il culto collegiale; im ersten scheint mitunter weniger sicheren Nachrichten eine zu schwerwiegende Bedeutung gegeben zu sein; es ist aber verdienstlich, daß hier alle einschlagenden Nachrichten zusammengestellt und im Zusammenhang behandelt sind. Noch interessanter werden die meisten den zweiten Teil, über den Kollegienkult, finden. Mit Unrecht freilich werden auch die aus pompejanischen Inschriften bekannten seribibi usw. hier hereingezogen; denn das liegt doch auf der Hand, daß das nur scherzhafte Bezeichnungen von Leuten sind, die es nicht einmal zu einem ernsthaften „Klub“ gebracht hatten. Aber dafür nehmen die aus dem Ausland eingeführten Kulte, die solchen gewaltigen Einfluß auf das römische Leben gewonnen haben, mit um so größerem Recht die Aufmerksamkeit der Leser in Anspruch. Hier sind auch reichlich Abbildungen eingestreut, die an sich ja nicht gut gelungen sind,

die aber doch immerhin genügen, um das Gesagte zu erläutern und langwierige Beschreibungen überflüssig zu machen.

37) E. Maafs, Die Tagesgötter in Rom und den Provinzen aus der Kultur des Niederganges der antiken Welt. Mit 30 Abbildungen. Berlin 1902, Weidmannsche Buchhandlung. 311 S. 8. 10 M.

Seit wann besteht unsere Woche und die Namen der Tage? Auf diese Frage sucht das vorliegende Buch Antwort zu geben. E. Maaß geht von dem bekannten Bau des Severus am Ende der Via Appia, zwischen Palatin und Cälius, dem sog. Septizonium, aus; er weist die verschiedenen Annahmen, die man über den Zweck des Gebäudes aufgestellt hat, zurück und zeigt, daß es ein Unterbau war, der etwas sehr Bedeutendes zu tragen hatte. Um herauszufinden, was dies war, muß zunächst der Name richtig gestellt werden. Nicht Septizonium kann der ursprüngliche Name sein, sondern Septizodium; die andere Benennung ist nur einem etymologischen Mißverständnis entstammt, indem man sich bemühte, für ein unverständliches Wort ein scheinbar leicht verständliches einzusetzen. Septizodium bedeutet nun nachweislich. die sieben Planeten, und zwar in ihrer Funktion als Tagesgötter; der kolossale Bau des Severus trug also, weither von der Via Appia sichtbar, die sieben Statuen der Planetengötter. In einem zweiten Abschnitt untersucht Verf. die Frage nach den Tagesgöttern in den Thermen und dem Zirkus, in dem dritten die nach den Tagesgöttern an den gallisch-rheinischen Siegessäulen. Weiterhin wird gezeigt, wie die Tagesgötter immer mehr in den Kultus eindringen. In bezug auf die Entstehung der Woche nimmt er eine Verschmelzung jüdischer und assyrischer Elemente an. Die Woche von sieben Tagen ohne die Planeten, meint er S. 278, gehört bekanntlich den Juden eigentümlich an, dagegen sind die zu den sieben Tagesheiligen erhobenen Planeten als Schicksalsgötter anerkannt assyrischen Ursprungs. Aus der Verbindung des jüdischen und des assyrischen Elementes sei im Hellenismus des Orients die Planetenwoche entstanden. Das will mir nicht recht glaubhaft erscheinen. Die Einführung der Woche von sieben Tagen und die Benennung der einzelnen Tage nach dem Planeten, unter dessen Schutz die erste Stunde steht, hängt auf das engste mit der Einteilung des Tages in 24 Stunden zusammen; eine solche scheint aber bei den Assyriern und Babyloniern vorhanden gewesen zu sein, während die Juden sie entschieden nicht hatten. Danach ist es wahrscheinlicher, daß die Juden aus dem Euphrattale die Wocheneinteilung mitgebracht haben. Doch über diese Frage werden die neuen orientalischen Forschungen sicherlich bald helles Licht verbreiten. Das Schlußkapitel (VII) dient dazu, die Vermutung zurückzuweisen, daß auch das Pantheon des Agrippa ein Planetentempel gewesen sei. Die Zahl der sieben Nischen scheint ja für die Siebenzahl der Planeten zu sprechen,

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es wird aber nachgewiesen, daß auch bei andern Völkern die Siebenzahl ohne Rücksicht auf die Planeten eine allgemein bevorzugte ist.

38) A. Dieterich, Eine Mithras liturgie, erläutert von A. D. Leipzig 1903, B. G. Teubner. X u. 230 S. 8. 6 M.

Das Buch ist Fr. Cumont gewidmet. Dieterich hat aus dem großen Pariser Zauberbuch eine ganze Liturgie herausgelöst, die einzige Liturgie eines antiken Gottesdienstes, die uns im wesentlichen vollständig erhalten ist, und hat diese durch Übersetzung und Erläuterungen dem Leser näher zu bringen gesucht. Es ist eine ganz fremdartige Welt, die sich dadurch vor uns auftut. Natürlich muß eine Masse von Einzelheiten dabei noch im unklaren bleiben, aber schon jetzt fällt auf manche Dinge ein ungeahntes Licht. Auch die Archäologie trägt einen Gewinn davon. Auf einem Relief, das aus Virunum in Noricum stammt und sich heute in Klagenfurt befindet, ist auf einer der sieben Szenen abgebildet, wie Helios vor Mithras kniet, der in der rechten Hand einen bis dahin nicht gedeuteten Gegenstand emporhält (nach Cumont un objet bizarre qui ressemble à une outre à moitié dégonflée). Nach der Mithrasliturgie ist es keine Frage, daß der Gegenstand eine Rinderschulter ist; der Gott hält nach der Liturgie in der rechten Hand ,,eines Rindes goldne Schulter" (xatéyovra τῇ δεξιᾷ χειρὶ μόσχου ὦμον χρύσεον, ὃς ἐστιν ἄρκτος ἡ κινοῦσα καὶ ἀντιστρέφουσα τὸν οὐρανόν), die nach pyptischem Glauben das Siebengestirn, den Bären, bedeutet, der den Himmel bewegt und zurückwendet. Und so ließe sich des Interessanten noch viel berichten, das in dem Buche geboten wird. In einem Anhange sind die Reste antiker Liturgieen verzeichnet, die aus den Mysterien erhalten sind. Man darf hoffen, daß auch diese Gebiete durch die vielen Funde der Neuzeit noch eine Aufklärung erhalten, auf die man fast schon verzichten zu müssen geglaubt hatte.

39) G. Reinhardt, Italienische Herbsttage (II). Erinnerungen an den zwölfteu archäologischen Kursus (1902) deutscher Gymnasiallehrer in Italien. (Progr. des Herzogl. Friedrichs-Gymnasium in Dessau 1904. Nr. 796.) 25 S. 4.

Die archäologischen Kurse sind seit langem eine ständige Einrichtung geworden; fast ebenso regelmäßig kehrt aber auch eine gedruckte Berichterstattung über diese Kurse wieder. Man darf wohl fragen, zu welchem Zweck? Denn daß jemand, selbst gute Vorbereitung vorausgesetzt, nach einem Aufenthalt von nur wenigen Wochen in Italien dort so viel bedeutende Entdeckungen gemacht haben sollte, daß er sie unbedingt urbi et orbi mitteilen muß, ist wenig wahrscheinlich. Geschieht die Reiseberichterstattung in Form eines Programms, dann mag es noch sein, denn das Programm hat zunächst nur einen beschränkten Leserkreis, es

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