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halten, und es kommt dann dahin, daß sich Gedrucktes und Gesprochenes in den Schülerköpfen auf unerquickliche Weise bekämpfen.

Wir kommen zu dem Hauptbestandteile dieser Hefte, der Erklärung des Horaztextes, und freuen uns, gerade bei diesem wesentlichen Punkte, dem eigentlichen nahrhaften Gerichte, uns mit dem Herausgeber in größerer Übereinstimmung zu finden als bei den kleinen Zutaten. Diese Präparation bietet (ähnlich wie manche der neueren Schulkommentare) in faßlicher Form dem Schüler, was er zum vorläufigen Verständnisse des Textes nötig hat. Aber einige Ausstellungen möchte Referent sich auch hier gestatten.

Die erste trifft nicht den Herausgeber, sondern den Plan dieser,,Schülerpräparationen", demzufolge den Schülern das Aufschlagen der Vokabeln erspart werden soll. Ich halte es nicht für richtig, wenn dem Schüler Vokabeln wie „verro, verri, 3. fegen",,quassus von quatere schütteln, schüttern: leck" dargeboten werden; es ist ihm nützlicher, dergleichen aus dem Lexikon sich zu erarbeiten, von dessen Benutzung er überhaupt nicht entwöhnt werden soll.

Zweitens: in den Zitaten von Parallelstellen ist wohl mitunter etwas zu weit gegangen. Z. B. zu Od. IV 4, 41 ille dies, qui primus alma risit adorea,,vgl. Stumme von Portici: hell und golden strahlt der Morgen".

Drittens: einige Versehen würde man fortwünschen. Es sind mir bei der Durchsicht besonders folgende aufgefallen. Zu Od. I 12, 56,,Serae chinesische Mongolen", statt Seres. Zu Od. I 18, 9 und III 25, 9,,evoe", statt evoe. Zu Od. I 28, 11 „refingere", statt refigere. Zu Od. I 28, 19,,densentur gemilderte Behauptung"; daß der Indikativ vorliegt, kann doch nicht zweifelhaft sein. Zu Od. I 28, 32,,vices superbae debitorum iurum“, statt debiti iuris. Zu Od. II 15, 9,,laurea, orum das Lorbeergebüsch", statt laurea, ae; schon excludet V. 10 muß den Schüler auf das Richtige führen. Zu Od. III 29, 41 avragens, statt αὐτάρκης. Zu Od. I 1, 15 und III 23, 5,,Africum den Südwind", statt Südwest oder, wie es zu Od. III 29, 57 heißt, Westsüdwest. Zu Od. I 4, 16,,Epikuräer", statt Epikureer. Zu Od. I 4, 18 auch bei Knabenspielen lost man um das regnum, s. Ep. I 1, 59 rex eris si recte facies"; gerade diese Worte zeigen ja, daß bei den Knabenspielen eben nicht gelost wurde, sondern der Vorrang von der Tüchtigkeit abhing. Zu Od. I 7, 32 ,iterare wieder befahren (französisch doubler un cap)"; die beiden Ausdrücke sind ganz verschiedenartig. Zu Od. I 28, 8,,Eros", Druckfehler für Eos. Zu Od. III 9, 20 Lydiae Genit. (nicht Dat.)". Aber siehe oben zu Nr. 2). Od. IV 2, 2,,Iule, C. Julius Antonius", statt Julle, Jullus Antonius. Vgl. die Ausgabe von Kießling-Heinze und JB. XXVIII S. 33.

Jahresberichte XXX.

Zu

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5) Q. Horatii Flacci satirae, für den Schulgebrauch erklärt von K. O. Breithaupt. Zweite Auflage. Bibliotheca Gothana. Gotha 1903, F. A. Perthes. IV u. 165 S. 8. 1,80 M.

Daß die Breithauptsche durchaus brauchbare Schulausgabe der Satiren erst nach 16 Jahren es zu einer neuen Auflage gebracht hat, erklärt sich sehr einfach. Von den Satiren können in den Schulen teils aus Zeitmangel, teils mit Rücksicht auf den Inhalt nur wenige Stücke gelesen werden; da werden wohl die meisten Lehrer den Schülern nicht gern die Anschaffung einer Gesamtausgabe der Satiren zumuten, sondern, falls sie überhaupt die Benutzung einer kommentierten Ausgabe wünschen, sie lieber eine der bereits zahlreichen kommentierten Horazausgaben benutzen lassen, die nur eine Auswahl der Satiren und Episteln enthalten. Für andere als Schulkreise aber ist die Breithauptsche Ausgabe nicht berechnet.

In der neuen Auflage hat der Herausgeber an manchen Stellen die Anmerkungen gekürzt, an anderen den Text und die Aninerkungen mit sorgsamer Benutzung anderer, inzwischen erschienener Ausgaben und in Anlehnung an sie geändert. Dies verdient anerkannt zu werden; dagegen ist, was in neuerer Zeit außerdem für die Satiren geleistet ist, von ihm großenteils unbenutzt gelassen.

Auf wenige Stellen gehen wir kurz ein. I 6, 17f. Quid oportet nos facere a volgo longe longeque remotos? Schade, daß die unten anzuzeigende, für mich wenigstens völlig überzeugende Deutung von Meiser nicht berücksichtigt ist; sie ist allerdings nicht lange vor Abschluß der Breithauptschen Ausgabe publiziert.

I 6, 25. Die Darlegung von Mommsen im Hermes 1898 war zu verwerten. - 19, 26 f. Über den Sinn der Frage est tibi mater, cognati, quis te salvo est opus vermißt man eine Aufklärung; es ist aber, nachdem mehrere darauf hingewiesen haben, wohl nicht. mehr zweifelhaft, daß der abergläubische Gedanke zu Grunde liegt: eine so große Vollkommenheit läßt für deine Lebensfähigkeit fürchten; vgl. Sat. II 7, 3. I 10, 27. Diese Stelle hat meines Erachtens Cartault (Revue de philologie XXI 1897 S. 240 ff) gut erledigt, indem er schreibt: patrisque, latine. — II 2, 29. Breithaupt schreibt jetzt: carne tamen quamvis distat nil hac avis illa. Diese Stelle ist ja eine der bösesten; aber so viel, meine ich, muß man Cartault (Étude sur les satires d'Horace, 1899 S. 111) zugeben, daß Horaz nicht sagen konnte, das Fleisch der beiden Vögel unterscheide sich nicht. II 5, 90f. Samuelssons Interpretation dieser Stelle (Upsala 1899, vgl. JB. XXVI S. 66) gehört zu dem Besten, wodurch neuerdings das Verständnis der Satiren gefördert ist: ultra 'non' etiam' sileas ,,über die Worte Nein und Ja hinaus beobachte Stillschweigen". Leider ist dies dem Herausgeber entgangen. II 7, 96 fr. Cum Fulvi Rutubaeque aut Pacideiani contento poplite miror proelia. Vielleicht hätte sich

Breithaupt von Wölfle (siehe unten) überzeugen lassen, wenn er dessen Auffassung schon gekannt hätte.

6) Horace. Satires and Epistles in latin and english. The english version by Philip Francis. London and New York 1902, Unit Library, Limited, Leicester Square. 322 S. 8.

Die Anzeige des die Oden enthaltenden Bandes dieser Ausgabe war bereits gedruckt (siehe oben n. 1) als auch die Satiren und Episteln dem Referenten zugingen. Es ist diesem Bande dasselbe Lob zu spenden; der Preis beträgt in Ganzleinen 1 Schilling.

Der Text basiert auf der Teubnerschen Ausgabe von L. Müller. Die Übersetzung läßt obscöne Stellen weg, oder sie verkürzt oder mildert sie wenigstens. Sie verwendet fünffüßige, seltener vierfüßige Jamben mit gepaarten Reimen. Als Proben mögen dienen: Maecenas, what's the cause, that no man lives. Contented with the lot which Reason gives, Or chance presents; yet all with envy view The schemes that others variously pursue?

Sat. I 1, 1-3.

Sat. II 6, 1-3. I often wisht I had a farm,

A decent dwelling snug and warm,
A garden, and a spring as pure
As crystal running by my door,
Besides a little ancient grove,
Where at my leisure I might rove.

II. Übersetzungen.

Eine englische Übersetzung siehe oben bei Nr. 1) und Nr. 6). 7) 0. Hey, Übersetzungen aus lateinischen Dichtern. In den Blättern für das Gymnasialschulwesen XXXVIII 1902, S. 243.

Horaz ist hier mit einer Ode (III 13) vertreten. Die Übersetzung ist nicht übel, doch auch nicht das Beste, was es in diesem Genre bei Horaz schon gibt:

Morgen kriegst du ein Zicklein,

Dem die Stirne von Hörnern kaum

Schwillt und brünstige Lust, männlichen Mut verspricht.

8) T. Del Bino, Sei epodi d'Orazio tradotti. Padova 1903, R. Stab. P. Prosperini. 15 S. 8.

Folgende sechs Epoden sind hier übersetzt: 1, 6, 7, 13, 15, 16. Die verwendeten Metra sind Nachbildungen der Horazischen. Bei den ersten drei Epoden ist auch der Reim angewandt, und zwar reimt sich bei Epod. 1 und 7 die Hälfte der Zeilen, bei Epod. 6 alle Zeilen. Die Übersetzung der sechsten Epode ist also in dieser Hinsicht die kunstvollste, und deshalb entnehmen wir auch aus ihr eine Probe:

Tu al queto passager latri infuriando,
e vil dinanzi al lupo volgi il piè:
perchè, le vane grida in me drizzando,
non sfidi il dente ch' io digrigno a te?

III. Abhandlungen.

9) Jos. Ogórek, Quae ratio intercedat inter Ciceronis Paradoxa Stoicorum et Horati Stoicismum, qui Satiris Epistulisque eius continetur. Pars posterior. Im Jahresberichte des zweiten Obergymnasiums in Lemberg. 1902. S. 3-33.

Der früher erschienene erste Teil der Abhandlung ist bereits im JB. XXVIII S. 64 erwähnt, wo leider der Name des Verfassers einen Druckfehler enthält. Den Inhalt des vorliegenden zweiten Teiles gibt der Verfasser selbst folgendermaßen an (S. 5): Primum nobis demonstrandum erit re vera doctrinam Stoicam a poeta in Satiris atque Epistulis propositam inveniri, deinde ostendendum, quo animo quove sensu ac ratione Stoicismus ille in Sermonibus eius tractetur; quod si confecerimus, nostrum erit denique comparationem quandam inter Ciceronis Paradoxa Stoicorum et Horatii Stoicismum instituere, ut appareat, utrum nexus aliquis aliquave ratio inter hunc et illa obtineatur necne.

10) Georg Götz, C. Maecenas. Riede, gehalten zur Feier der akademischen Preisverteilung. Jena 1902, Universitätsbuchdruckerei G. Neuenhahn. 26 S. 4. 1,60 M.

Es ist in der Hauptsache eine Rettung des Mäcenas gegenüber dem ungünstigen Urteile, das Wieland und Beulé über ihn gefällt haben. Auf Horaz beziehen sich namentlich die Seiten 17 ff. und 22 ff., wo die Frage erörtert wird, inwiefern Horaz durch die Beziehungen zu Mäcenas und Augustus von seiner ursprünglichen dichterischen Richtung abgedrängt sei.

11) Eduard Groß, Beiträge zur Erklärung alter Schriftsteller vornehmlich durch Hinweise auf die deutsche Literatur. X. Zu Horatius, S. 53-66. Beilage zum Jahresberichte des K. Neuen Gymnasiums in Nürnberg. 1902. 8.

Mehr als die Parallelstellen, die Groß zu Horazischen Gedanken aus anderer Literatur beibringt, interessieren uns die Interpretationen einzelner Stellen. Od. I 15, 3. Zu ingrato sei nicht nur hinzuzudenken: für die Winde, sondern auch: für Paris. Aber wenn Horaz eine solche Doppelbeziehung gemeint hätte, so hätte er das meines Erachtens ausdrücken müssen. Ist nun nur eine Ergänzung zulässig, so kann wohl schon wegen des Gegensatzes zu celeres nicht zweifelhaft sein, daß Porphyrion und mit ihm die meisten Erklärer mit Recht an den Unwillen der Winde denken. Od. II 7, 19. Daß laurus auch zugleich symbolisch zu verstehen sei, hat Groß mit anderen richtig erkannt.

Epist. I

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20, 24.,,Solibus aptus mit einem Mondschein versehen, wie man nach deutschem Sprachgebrauche sagen muß“. Diese Deutung schwebt in der Luft, solange kein Beleg dafür gegeben wird, daß man soles von der Glatze gesagt habe.

12) Saverio Bentivegna, Tre lezioni della poetica Oraziana. Sciacca 1902, Tip. Editrice Bartolomeo Guadagna. 15 S. 8.

Epist. II 3, 352 f. Der Verfasser nimmt hier an dem Gedanken Anstoß. Auffällig sei, daß derselbe Horaz, der an andern Stellen gegen Nachlässigkeit der Dichter stark eifere, sich hier dem überlieferten Texte zufolge gegen diesen Fehler (incuria) so nachsichtig zeige; und wolle man dem Worte incuria einen abgeschwächten Sinn beilegen, so würden die beiden Sätze quas incuria fudit und quas humana parum cavit natura inhaltlich einander so ähnlich, daß die Disjunktion durch aut . . . aut nicht angemessen sei. Er empfiehlt daher eine alte, aber anscheinend außerhalb Italiens wenig beachtetete Konjektur von Clemente Sibiliato: quas haud incuria fudit, ast humana parum cavit natura. Dem Referenten erscheinen die Bedenken gegen die Überlieferung nicht stichhaltig. Warum soll nicht derselbe Mann Sorgfalt dringend fordern und doch auch eine Nachlässigkeit neben großen Vorzügen verzeihen? Beides ist Pflicht des Lehrers. Und das aut ... aut darf man nicht zu sehr pressen. Gegen die Konjektur Sibiliatos aber spricht erstens der Umstand, daß dabei an zwei Stellen zugleich geändert ist, zweitens auch der Sinn. Liest man die ganze Passage unbefangen mit der Doppeländerung, so wird man betroffen stutzen und sich fragen, was denn zwischen den maculae, quas incuria fudit, und den maculae, quas humana parum cavit natura, für ein so erheblicher Unterschied sei, daß die ersteren dadurch unverzeihlich, die letzteren verzeihlich würden. Epist. II 3, 441. Tornatos verteidigt Bentivegna auf folgende Weise: Orazio adopera le due metafore del tornio e dell' incudine con significato diverso, dando all' incudine l'ufficio di sgossare e preparare, per dir così, la materia prima, e al tornio, quello di compiere il lavoro. Dies könnte man, meine ich, ganz wohl akzeptieren; der Vers erhielte dann den Sinn: „und Verse, bei denen die feinere Überarbeitung mißglückt ist (und von dir nicht verbessert werden kann) einer tiefgehenden Umgestaltung zu unterwerfen". Aber die ganze Stelle V. 438 ff. ist durch diese Interpretation noch nicht verständlich geworden, da V. 441 sich mit dem vorhergehenden delere nicht verträgt; denn von vernichteten Versen bleibt kein weiter verwendbares Material übrig, das zuerst durch das gröbere, dann durch das feinere Werkzeug bearbeitet werden könnte. Vergleiche über diese Stelle JB. XXVI S. 42f., wo die Vertauschung von V. 441 mit V. 442 empfohlen ist:

melius te posse negares
Bis terque expertum frustra: delere iubebat.

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