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Interim, das im Einklang mit der gleichmäßig überlieferten Chronologie, nach welcher die Revolte der orientalischen Truppen der der illyrischen vorausging, die Gleichzeitigkeit der Ereignisse, die jetzt erzählt werden, mit den jüngsten der eben erzählten bezeichnet, gehört logisch nicht zu accelerata denn die Wirkungen des Ereignisses traten erst später ein, sondern zu dem Part. transgressi1), welches eigentlich den Hauptsatz bilden sollte 2). Im zweiten Satze sollen die Worte imbutae... interfuissent, wie auch die folgenden Aquileiam progressae... egerant, die grammatisch nur von den beiden zuletzt genannten Legionen ausgesagt sind, von allen dreien gelten 3). Das zur Insurrektion treibende Motiv war bei allen illyrischen Truppen dasselbe: anstatt es durch eine einzige, für alle Truppen gültige Aussage zu bezeichnen, hat Tacitus es für die mösischen und die pannonischen Truppen gesondert angegeben, für die dalmatischen verschwiegen. Ebenso fehlt eine zusammenfassende Bemerkung über die gleichartige Haltung der drei Befehlshaber und deren Begründung; ferner die ausdrückliche Angabe, daß unter den illyrischen Heeren zuerst das mösische sich erhob, und die Antwort auf die Frage, warum die dritte Legion die Initiative ergriff. Man findet diese Antwort II 74, wo aber, um sie ausreichend zu machen, aus Sueton zu transisset zu ergänzen ist sub exitu Neronis. Auch die Darstellung des Vorfalls in Aquileia bedarf einer Ergänzung aus Sueton; denn Tacitus verschweigt, daß die mösischen Truppen den Namen des Vespasian auf die Feldzeichen setzten. Außerdem wäre diese Episode besser an ihrer chronologischen Stelle, II 66, erzählt worden, wo, wie Sueton vermuten läßt, die Quelle sie hatte, zumal da so der kausale Zusammenhang des Ereignisses von Aquileia, das gegen Ende April stattfand, mit der Proklamation des Ti. Alexander gewahrt worden wäre. Am Schlusse des nächsten Satzes wäre ostendebant oder minitabantur angemessener als parabant). Daß das mösische Heer auch an die dalmatische Legion ein Schreiben richtete, darf man vermuten, obwohl Tacitus es nicht sagt. Wie sich Aponius bei der mösischen Revolte benahm, erfahren wir erst c. 96. Die Erzählung von dem Attentat des Aponius auf Julianus und dessen abenteuerlicher Flucht ist hier recht gleichgültig und hätte im vierten Buch (c. 39. 40) nachgeholt werden sollen. C. 86 scheint haud cunctanter zu be

1) Vgl. crebra post haec fama fuit Ann. XI 34 und XII 62 missas posthac copias, wo post haec zu prolocutum, posthac zu memorabant gehört. 2) Vgl. Nipperdey zu exerciti Ann. II 55, elapsam IV 64, quin et... appositum XII 57.

3) Es muß in der Tat auffallen, daß die Herausgeber an diesem unleugbar vorhandenen Fehler in der Ausdrucksweise des Tacitus bisher vorbeigeglitten sind.

4) Parabant steht vielleicht in dem Sinne von non modo minitabantur, verum etiam parabant und drückt somit aus, daß die Drohung nicht nur erfolgte, sondern auch keine leere war.

deuten: 'sobald das Beispiel und die Aufforderung der mösischen Legionen sie dazu einluden'. Die Worte vi praecipua Primi Antoni erhalten ihren Kommentar erst aus III 2-4: er war der einflußreichste Agitator, der sogleich nach dem Eintreffen des Schreibens des Vespasian offen und ohne Hintergedanken hervortrat, während andere sich erst entschieden, als die Insurrektion der mösischen Legionen gemeldet wurde. In der nun folgenden Lebensskizze des Antonius will Tacitus sagen, daß er zwar als Legat der siebenten Legion, nicht aber als dux partium an dem Kriege des Otho gegen Vitellius teilgenommen hatte. Die Bezeichnung seiner Schuld durch eine Verdoppelung des Ausdrucks') (is legibus nocens et... damnatus) ist gehässig; eine Differenz besteht zwischen credebatur, das eine Ungewißheit ausdrückt, und a quo neglectus, das eine Tatsache enthält. Überhaupt werden die Fehler des Antonius übertrieben. hervorragende Tugenden aber, die wir erst im Anfang des dritten Buches kennen lernen, verschwiegen. Auch, von welcher Provinz Cornelius Fuscus Prokurator war, auf wen er einwirkte und wie das Verhalten des Tampius Flavianus war, erfahren wir erst aus der Digression III 4. Hätte dies alles in dem Bericht über die Insurrektion II 86 seinen Platz gefunden, so wäre dieser Bericht präziser, der über den Eintritt in den Feldzug rapider und freier von impedimenta geworden. Tacitus hat offenbar sein Material nicht genügend übersehen: als ihm die ergänzenden Tatsachen bekannt wurden, hatte er den Bericht über die Insurrektion schon abgeschlossen. Die Worte, durch die Tacitus den Beitritt der dalmatischen Legion bezeichnet, lassen die Auffassung zu, als ob sie sich nur gezwungen der Sache des Vespasian angeschlossen hätte, was nicht richtig ist. Der Ausdruck Delmaticum militem, welcher gewählt ist, um die Form der Bezeichnung zu wechseln und um durch den Singular hervorzuheben, wie schwach dieser Heeresteil war (?), läßt die Angabe der Zahl der Legionen (1) und der Nummer (XI) vermissen; das Wort exercitus ist in dem ganzen Bericht in drei verschiedenen Bedeutungen gebraucht. Über Pompeius Silvanus können wir uns wiederum erst aus dem dritten Buch (c. 50) unterrichten; die Dürftigkeit des Berichts über Dalmatien wird verdeckt durch das über Cornelius Fuscus Angefügte, und zwar auf künstliche Weise nur für das Auge des oberflächlichen Lesers; denn die Erwähnung des Mannes führt uns, was Tacitus nicht sagt, nach Pannonien zurück 2). - Das Subjekt zu adgrediuntur sind die Führer der illyrischen Insurrektion, nicht Vespasian und die Häupter der orientalischen Revolte, die man in diesen Plural hat einbegreifen wollen. Unter den Briefen, die

1) Über solche Doppelwendungen vgl. Nipperdey zu III 59. XII 42 46. 2) Augenscheinlich erstreckte sich die agitatorische Tätigkeit des Fuscus damals auch auf die dalmatische Legion. Dies mag auch der Grund sein, weshalb Tacitus es hier nicht für notwendig hielt anzugeben, von welcher Provinz er Prokurator war.

diese schrieben, wird nicht erwähnt der Brief des Antonius an Julius Civilis (IV 13. V 26), der doch in dieser Zeit geschrieben sein muß, vermutlich weil Tacitus, als er II 86 schrieb, noch keine Kenntnis von der Tatsache hatte. Die Zirkularnote der Führer des illyrischen Heeres blieb in Gallien, Spanien, Britannien insofern ohne Erfolg, als die dortigen Heere sich erst nach der Schlacht bei Cremona dem Vespasian anschlossen. Dies deutet Tacitus auch durch die Worte ceteris fortunam secuturis an, aber in diskreter Weise, um seinem Bericht durch den Ausblick auf einen allgemeinen Brand 1) einen dramatischen Abschluß zu geben. Denn in Wahrheit waren jene späteren Anschlüsse ein Element des Friedens und geeignet, den Krieg zu ersticken: es hätten somit die beiden absoluten Ablative am Schlusse von c. 86 nicht koordiniert werden dürfen.

Man wird diesen Ausführungen, auch wenn man den darin enthaltenen Vorwürfen gegen die Darstellung des Tacitus nicht durchweg zustimmt, nachrühmen dürfen, daß sie in den Zusammenhang der Dinge Licht und Klarheit bringen.

23) Philippe Fabia, Tacite, Histoires IV 68. Mélanges Boissier (Paris 1903, A. Fontemoing) S. 191-196.

Der Zweck dieser scharfsinnigen Abhandlung ist, zu zeigen, daß H. IV 68, wo Tacitus uns über die mit dem Reiseprojekt des Mucian verbundenen Umstände unterrichtet, die Darstellung mehrfach uneben und lückenhaft ist. Schon im ersten Satze entspreche der grammatische Aufbau nicht dem logischen Verhältnis der Gedanken, welches erst durch folgende Umgestaltung zu klarem Ausdruck gelange: 'nec relinquenda urbs sine rectore, praesertim cum, uti diximus, et Domitiani libidines timerentur et magis etiam suspecti essent Primus Antonius Varusque Arrius'). In dem zweiten Satze, aus dem wir erfahren, wie Mucian eins der

1) Dies erinnert an Ann. I 31, wo durch die Worte quanto plures, tanto violentius in dem Leser die Erwartung erweckt wird, daß er von einer lasurrektion aller acht germanischen Legionen lesen wird, bis er alsbald erfährt, daß die Hälfte eine abwartende Stellung einnahm, und hernach (c. 37), daß sie den Treueid leistete, wodurch diese Hälfte zu einem Element des Friedens wurde (vgl IV 18).

2) Zu dieser Kritik seien zwei Bemerkungen gestattet. Der abl. abs. suspectis Primo Antonio Varoque Arrio enthält allerdings nicht einen dem unmittelbar vorhergehenden Hauptsatze untergeordneten, sondern einen ihm gleichgeordneten Gedanken. Aber Tacitus hat solche absoluten Ablative, die nicht eine nähere Bestimmung zu dem Vorausgehenden, sondern einen Fortschritt in der Darstellung enthalten, auch sonst, z. B. H. I 63, 3 raptis ('und sie ergriffen'), Ann. I 18, 3 repertis ('und man fand'). Zweiteus: die von Fabia getadelte Beschränkung des uti diximus auf den Fall des Antonius und Varus wird dadurch entschuldigt, daß Tacitus c. 39 von der Furcht des Mucian vor diesen beiden Männern mit besonderem Nachdruck, von dem Treiben des Domitian aber nicht bloß an dieser Stelle, sondern auch c. 2 und 51 gesprochen hatte.

drei Hindernisse seiner Reise beseitigte, entsprächen der vorangestellten Zweckbestimmung ut Domitiani animum deleniret in vollem Maße nur die Worte gratissimum Domitiano; denn in den Worten domui Vespasiani... innexum liege, selbst wenn man in ihnen eine Rücksicht auf die Empfindungen des Domitian suche, doch daneben noch ein besonderes, von jener Rücksicht unabhängiges Motiv, das den Mucian zur Wahl des Clemens bestimmte, insofern er in ihm einen sicheren, loyalen Mann erkannte. Die durch dictitans eingeleitete Rechtfertigung der Wahl aber sei nicht an Domitian gerichtet, sondern und dies sei nicht ausgedrückt an andere Personen, welche gegen diese Wahl Bedenken erhoben1).

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Im folgenden lese man, nachdem die in der Person des Varus liegende Schwierigkeit erledigt ist, plötzlich, daß Mucian seine Vorbereitungen zur Reise trifft, ohne daß gesagt werde, wie er die von Antonius und von Domitian drohenden Gefahren überwunden hat. Was den letzteren betrifft, so er ehe man allerdings wenn auch ein wenig zu spät aus den Vorten simul Domitianus Mucianusque accingebantur, daß Mucian ihn mit auf die Reise nehmen will; aber über die Art, wie er des Antonius ledig wurde, gebe uns Tacitus erst c. 80 die erwünschte Aufklärung, ohne durch die Zeitfolge der Ereignisse zu dieser Zerreißung des Zusammenhanges gezwungen zu sein. Als einzigen Ersatz für diesen Schaden habe Tacitus einen passenden Übergang nach Alexandria durch die Erwähnung der Reise des Antonius zu Vespasian gewonnen. Weiter werde als Motiv der Zögerung Mucians (moras nectens) allein seine Besorgnis vor den Folgen der Anwesenheit Domitians beim Heere angegeben. Man frage sich, warum als solches nicht auch die Furcht vor der Gefahr, die in dem Zurückbleiben des Antonius lag, genannt werde. Wenn man, den Kompositionsfehler des Tacitus berichtigend, die Kapitel 68 und 80 miteinander verschmelze, so erledige sich jene Frage. Aber auch so sei für Mucian die Besorgnis vor Torheiten Domitians doch nur das hauptsächlichste, nicht das einzige Motiv des Zögerns gewesen; denn daneben habe er Bedenken getragen, die Hauptstadt sine rectore zu lassen, ein Bedenken, das durch die Beseitigung der drei hauptsächlichsten Elemente der Unordnung sehr gemindert, aber nicht ganz aufgehoben war2).

1) Was Fabia über das Verhältnis der Gedanken dieses zweiten Satzes sagt, ist alles richtig. Man kann ihm höchsteus entgegenhalten, daß der Zusammenhang es dem Leser nicht allzuschwer macht, zu erraten, an wen Mucian seine die Wahl des Clemens rechtfertigenden Worte richtet, nicht viel schwerer jedenfalls, als zu erkennen, wen Mucian c. 80, 2 durch die mit obtendens eingeleitete Rechtfertigung zu beschwichtigen sucht.

2) Daß der Zeitpunkt, in welchem Mucian den Domitian hinderte, den Antonius in die Zahl seiner Begleiter aufzunehmen (c. 80), identisch ist mit demjenigen, in welchem er clarissimum quemque e civitate... adsumpsit (c. 68), wie F. meint, scheint mir nicht sicher. Der Verlauf der Dinge

24) Anzeigen älterer Schriften: Boissier, Tacite (JB. XXVIII S. 268): Lit. Zentr. 1903 Sp. 881 von A. ('alles verrät Geist und Können'), Bull. crit. 1903 S. 341 von R. Cahen (ausführliche Anzeige), Rev. crit. 1903 (24) S. 472 von P. Lejay, DLZ. 1903 Sp. 1961 und ebd. Sp. 2200 von F. Münzer (genußreich, obwohl dem Fachmann nicht viel Neues bietend'), Berl. phil. WS. 1903 Sp. 1319 von E. Wolff (das Bild der geistigen Persönlichkeit des Tacitus, wie es B. gezeichnet habe, sei an innerer Wahrheit und an Lebendigkeit kaum zu übertreffen; unter den Personen des Dialogus sei Maternus eher als Messalla diejenige, mit deren Lebensanschauungen sich die des Tacitus decken), Atene e Roma VI 59 S. 341 von F. Ramorino (dieser tritt am Schlusse seiner Anzeige mit Rücksicht auf die Art, wie Agr. 3 von Trajan gesprochen wird, dafür ein, daß der Agricola erst Ende 99 oder Anfang 100 geschrieben sei), Class. Rev. XVIII S. 223 von T. R. Glover, Museum XI S. 335 von J. J. Hartman, Journ. des Savants 1903 (8) S. 452–464. (9) S. 482-489 von Th. Fabia (die Auffassung, die Tacitus von den Aufgaben der Geschichtschreibung habe, entferne sich nicht weit von der des Sallust und Livius, sowie des Cicero; die Mittel, die Wahrheit zu finden, habe er nicht vermehrt und das Bedürfnis, zu den Originaldenkmälern aufzusteigen, sei ihm ebenso fremd wie den früheren. Boissier behaupte, Tacitus habe sich von Männern wie Silius Italicus und Verginius Rufus informieren lassen. Dem widerspreche H. III 65, wo er sich über einen Vorgang, bei dem Silius Zeuge war, mangelhaft unterrichtet zeige. Auch die anonyme Tradition kenne er meist nur durch die Vermittelung seiner Quellen. Daß er, wie alle römischen Geschichtschreiber, stets einer einzigen Hauptquelle folge, werde für den erhaltenen Teil der Historien durch sein Verhältnis zu Plutarch bewiesen. Und hätte er in den Annalen alle seine Quellen gleichmäßig ausgebeutet, so würde er, getreu dem XIII 20 gegebenen Versprechen, in dem Bericht über das Verhältnis zwischen Nero und Poppaea XIII 45. 46 die H. I 13 erwähnte Version, die sich auch bei Plutarch, Sueton und Dio findet, nicht übergangen haben. Dadurch, daß er sie übergangen habe, werde bewiesen, daß er auch hier eine Hauptquelle hatte. könnte folgender gewesen sein: Als Antonius sich bei der Auswahl der Begleiter von Mucian übergangen sah, wandte er sich, während Mucian und Domitian sich zur Reise rüsteten, deren Antritt der erstere immer wieder hinausschob, an Domitian, um als dessen Gefolgsmann auf den Kriegsschauplatz zu gelangen. Diesen Plan vereitelte Mucian im letzten Augenblick, d. i. kurz vor der Abreise, in denselben Tagen, wo er einen bisher noch nicht erwähnten Keim der Unruhe durch Ermordung des Sohnes des Vitellius erstickte. Aber auch bei dieser Auffassung klafft die Darstellung im c. 68, insofern sie dem Leser eine Auskunft, die er erwartet, vorenthält. Sie würde vor dem mit adsumuntur beginneuden Satze einzufügen sein und etwa lauten: wie er die von Antonius drohende Gefabr beseitigen solle, darüber gelangte Mucian zu keinem Entschlusse'. Auch Fabias Urteil über das von Tacitus angegebene Motiv seiner Zögerung bliebe bestehen

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