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6) Ausgewählte Briefe Ciceros. Für den Schulgebrauch erklärt von Joseph Frey. Sechste Auflage. Leipzig und Berlin 1901, B. G. Teubner. Textheft VIII u. 166 S. Anmerkungen 130 S. 8. 2,20 M. Vorliegende Auswahl gehört zu den älteren Sammlungen, die, wie das Erscheinen der sechsten Auflage beweist, fortdauernd geschätzt werden. Sie unterscheidet sich von den neueren Arbeiten dieser Art insofern, als diese fast ausnahmslos die Briefe in chronologischer Folge bieten, Frey dagegen sie nach den Empfängern geordnet vorlegt und erst in zweiter Linie die chronologische Folge berücksichtigt, So werden die hier ausgewählten Briefe in vier Bücher geteilt. Das erste betrifft Cicero und seine Familie und enthält demgemäß 11 Briefe an Terentia, die zum Teil gleichzeitig an Sohn und Tochter gerichtet sind, dann fünf durch den Tod der Tullia veranlaßte Briefe, einen Brief des jüngeren M. Cicero an Tiro, drei Briefe Ciceros au seinen Bruder, endlich 11 Briefe, die den Tiro betreffen, nämlich zehn an ihn gerichtete und den Brief des Q. Cicero an Marcus, der Tiros Freilassung betrifft (ad fam. XVI 16). Unter den drei Briefen Ciceros an seinen Bruder befindet sich auch ad Qu. fr. I 1, das Sendschreiben über Provinzialverwaltung, das man nicht leicht in einer andern derartigen Sammlung finden wird. Das zweite und dritte Buch zeigt uns Cicero im Verkehr mit Freunden und Staatsmännern. An der Spitze des zweiten Buches stehen 12 Briefe an Atticus, es folgen solche an Trebatius, Curio usw. Das dritte Buch wird eröffnet mit C. Julius Caesar; wir erhalten drei Briefe Cäsars an Cicero und einen Ciceros an Cäsar. Es folgen Briefe an Paetus, Varro, Nigidius Figulus u. a. Das vierte Buch ist überschrieben: ,,Cicero und die Gegner der cäsarianischen Partei"; es enthält Briefe an D. Brutus, Munatius Plancus, Q. Cornificius und C. Cassius. Vor jeder an eine dieser Personen gerichteten oder doch sie betreffenden Briefreihe erhalten wir eine Charakteristik der betreffenden Persönlichkeit und Angaben über Ciceros Beziehungen zu ihr. Im ganzen sind es 131 Briefe, so daß der engeren Wahl des Lehrers reichlich Spielraum gelassen ist. Gewissermaßen als Ersatz für die chronologische Anordnung ist dem Text der Briefe eine nach Jahren geordnete, ziemlich eingehende Übersicht über die Zeitgeschichte von Ciceros Konsulat bis zu seinem Tode vorausgeschickt. Eine das Textheft eröffnende Einleitung enthält die üblichen Angaben über Ciceros Briefwechsel mit besonders eingehenden und guten Bemerkungen über den Wert dieses Briefwechsels. Die mit Recht in einem besonderen Hefte gedruckten Anmerkungen sind, wie die sachlichen Einführungen des Textheftes, zweckmäßig und zuverlässig.

X u.

7) M. Tulli Ciceronis epistulae selectae. Nach Text und Kommentar getrennte Ausgabe für den Schulgebrauch von P. Dettweiler. Dritte Auflage. Gotha 1901, F. A. Perthes. Erste Abteilung: Text. 98 S. Zweite Abteilung: Kommentar. IV u. 120 S. 8. Die zweite Auflage dieser Sammlung von Cicerobriefen habe

ich angezeigt JB. XXV (1899) S. 321 f. mit dem Ergebnis, daß sich das Buch im Unterricht als recht brauchbar erweisen dürfte. Die Veränderungen, die die dritte Auflage erfahren hat, bestehen zunächst in einigen Erweiterungen, die auf Anregung von Peters Werk über den Brief in der römischen Literatur in der (dem Kommentarheft vorgedruckten) Einleitung vorgenommen sind. Die Zahl der aufgenommenen Briefe ist dieselbe geblieben, nur ist statt des Briefes des Matius und Trebatius an Cicero vom 23. März 49 (A IX 15 A) jetzt der Brief Ciceros an Cäsar vom 20. März 49 (A IX 11 A) aufgenommen, was gewiß zu billigen ist. Der Kommentar weist einige Zusätze, sonst aber nur geringe, zum Teil durch neue Lesarten hervorgerufene Veränderungen auf. So liest D. jetzt A XIV 14, 1 de rhetorum more Puteolano (mit Gurlitt, s. JB. XXVII S. 235 f.; früher: de more Puteolano); ad fam. IX 16,7 Quem tu mihi Popilium, quem denarium narras? (mit den Hss.; früher: quem tu mihi Pompilum, quem thynnum narras?); A X 8, 5 Omnino potuimus? (mit den Hss.; früher: Omnino non potuimus.); A IV 1,1 nec etiam pro praeterita mea in te observantia (mit Bosius; früher: me etiam propter meam in te observantiam); ad Q. fr. I 4, 1 amicorum aut cautum meum consilium defuit (mit Frederking, s. JB. XXVII S. 232; früher: amicorum paucorum, incautum meum consilium fuit).

8) Präparation zu Ciceros Briefen in Auswahl. Von L. Gurlitt. Hannover 1902, Norddeutsche Verlagsanstalt. (Krafft und Raokes Präparationen für die Schullektüre, Heft 72.) 49 S. 8. 0,80 M. ,,Diese Präparation", sagt der Verfasser, ,,schließt sich an keine bestimmte Schulausgabe an, umfaßt aber nur solche Briefe, die in den verbreitetsten Schulausgaben Aufnahme gefunden haben". Es sind 87 Briefe ausgewählt. Die Form der Präparation ist, wie bei den andern Arbeiten derselben Sammlung, die des Vokabulars mit einzelnen sachlichen Bemerkungen. Ein derartiges. Hilfsmittel dürfte für die Vorbereitung der Schüler zweckmäßiger sein als so mancher erklärende Kommentar. Denn es ist besser, dem Schüler in elementarer Form gleichmäßig das nötige Wortverständnis an die Hand zu geben und ihm so das eigene Eindringen in den zu lesenden Text zu ermöglichen, als entweder mit allzu ausführlichen Kommentaren neben dem Eindringen in den Text ihm die Bewältigung der Anmerkungen aufzuerlegen oder, wenn Kürze angestrebt wird, mit fertigen Übersetzungsbruchstücken ihm für einen Teil des Textes das eigene Eindringen zu ersparen, für den Rest aber ihn im Stich zu lassen. Übrigens wird in der vorliegenden Arbeit bei einer neuen Auflage hier und da eine Vokabel hinzuzufügen, manches einzelne aber nachzuprüfen sein, z. B. ob ad fam. IX 2, 1 idem et idem die richtige Lesart ist, ob ebenda § 4 mit ibidem das Tusculanum gemeint ist, ob ad fam. VII 3, 6 longius fit bedeuten kann es wird zu umfangreich", ob ad fam. VI 6, 7 sinister,,unglücklich" bedeutet, u. a.

B. Abhandlungen.

9) U. Ph. Boissevain, Ad Cic. ad Att. 2, 1. Feestbundel Prof. Boot, Leiden 1901, S. 199–202.

Ad Att. I 2, 1 will B. lesen: L. Iulio Caesare C. Marcio Figulo consulibus (et) filiolo me auctum scito. Salva Terentia. Abs te iam diu cet. Kurz zusammenfassend habe Cicero so die Wahl der ihm für 64 erwünschtesten Konsuln und die Geburt seines Sohnes dem Freunde angezeigt. Im vorangehenden Brief (A I 1, 2) hatte er Cäsar und Thermus als die ihm für 64 erwünschten Konsuln bezeichnet, Thermus aber und C. Marcius Figulus seien identisch. Der eine Konsul des Jahres 64 habe nämlich vollständig C. Marcius Figulus Thermus geheißen, indem Minucius Thermus von C. Marcius Figulus adoptiert worden sei; bei dem Chronographen vom Jahre 354 laute die Angabe der Konsuln für 64 v. Chr.: Cesare et Turmo. Vgl. JB. XXVII S. 245.

10) E. Breccia, Cicerone ad Attico I 1, 2. Bollettino di filol. class. VII (1900-1901) S. 254-256.

Im Jahre 65 äußert sich Cicero A I 1, 2 über sein Interesse an den Bewerbern um das Konsulat für 64 in folgender Weise: Nostris rationibus maxime conducere videtur Thermum fieri cum Caesare. Nemo est enim ex iis qui nunc petunt, qui, si in nostrum annum reciderit, firmior candidatus fore videatur, propterea quod curator est viae Flaminiae. Quae cum erit absoluta, sane facile eum ac libenter municipia consulem acceperint. So C. F. W. Müller ,,duce fere Kochio progr. Putb. 1855 p. 11 (fortasse melius erat absoluta sane facile, eum libenter)". Überliefert ist aber: que cum (tum Z) erit abs. sane fac. eum libenter nunc ceteri (nuntiteri M in marg., nunciteri Z) consuli (concili Z) acciderim (acciderunt Z) M. Unter den mancherlei Verbesserungsversuchen, die Müller angibt, lautet der des Manutius: quae tum erit absoluta sane facile; eum libenter nunc Caesari consulem addiderim. Breccia vermutet: Quae tum erit absoluta sane facile. Eum libenter nunc alteri consuli addiderim. Diese Lesung dürfte vor allen anderen Vermutungen den Vorzug verdienen, weil sie einen guten Sinn gibt und sich von der Überlieferung nur wenig enfernt. Nur wird es zweckmäßig sein, den Relativsatz eng an das Vorhergehende anzuschließen.

11) F. Bücheler, Coniectanea. Rhein. Mus. LVII (1902) S. 326 f.

Kurz bevor Varro durch Atticus das Widmungsexemplar von Ciceros Academica posteriora amt dem uns erhaltenen Begleitschreiben erhielt, schreibt Cicero als dieses Begleitschreiben Atticus schon zugegangen war, an Atticus (XIII 25. 3): Sed, quaeso, epistula mea ad Varronem valdene tibi placuit? Male mi sit, si umquam quicquam tam enitar. Ergo ne Tironi quidem dictavi, qui tolas лεQiоxaç persequi solet, sed Spintharo syllabatim. So nach

der Ausgabe von C. F. W. Müller. Es ist aber statt enitar ergo ne überliefert: enitar ergo at ego ne. B. meint: Miratur Cicero, amico suam ad Varronem epistulam perplacuisse. Von einer solchen Verwunderung ist in den Worten Ciceros nichts zu finden. Dieser schreibt vielmehr: ,,Doch wie ist es mit meinem Brief an Varro? Hat er dir nicht sehr gefallen?" In der Tat mußte Cicero erwarten, daß ein Schreiben, welches er Silbe für Silbe diktiert, damit der Schreiber an seinen Worten nichts ändere, des Freundes Beifall finde. Er hat lange geschwankt und gezweifelt und mit Atticus darüber verhandelt, wie Varro wohl das Werk aufnehmen werde. Nun soll die Übergabe vor sich gehen, und das Begleitschreiben soll möglichst zu einer guten Aufnahme beitragen. Daß er sich da mit diesem Schreiben viele Mühe gibt, ist doch einzig natürlich, und jenes genaue Diktieren ist der Beweis dafür, daß er es tat. So ist mir denn unverständlich, was B. in der Stelle finden will, wenn er fortfährt: adfirmat se non multum laboris aut operae in eam impendisse, und wenn er diese Auffassung in die Stelle hineinemendiert mit der Vermutung, es sei zu lesen: male mi sit, si umquam quicquam tam v nαqέoya. at ego ne Tironi quidem Vielmehr hat Müller mit Recht Boot zugestimmt, der at ego als in den Text gedrungene Angabe einer Variante für ergo (at ego = at ego alias ego) ausmerzte, und Cicero schrieb: Hol mich der . . . ., wenn ich mir je wieder mit etwas so viel Mühe gebe. Dementsprechend habe ich den Brief auch nicht dem Tiro diktiert, der ganze Perioden zusammenzufassen pflegt, sondern Silbe für Silbe dem Spintharus".

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12) Lorenzina Cesano, L'Amaltheum di Cicerone. Atene e Roma IV (1901) Sp. 310–313.

Mit O. E. Schmidt (N. Jahrb. 1899 S. 340 ff.) hält die Verfasserin es für selbstverständlich, daß sich auf Ciceros arpinatischem Landgut ein Amaltheum befand. Wie wenig wir zu dieser Annahme berechtigt sind, ist oben (S. 374 f.) gesagt. Wenn sich aber Cicero nach dem Amaltheum des Atticus auf dessen epirotischem Landgut und nach der Tолоesía dieser Anlage erkundigt (A I 16, 18). so lehnt die Verf. mit Recht die Vorstellung ab, die sich Schmidt (S. 341 und 342) von einem solchen Amaltheum macht; es sei nicht zu denken ad una basilica in una villa, basilica poi di una forma specialissima colla nicchia di sfondo dipinta ed altri accessori del tutto estranei ad una tale costruzione in ogni senso bene caratterizata nell' edilizia romana, auch nicht an Landschaftsmalereien an den Wänden eines solchen Baues, wie denn in der Tat die Platanen, von denen Cicero de leg. II 7 spricht (s. oben S. 375) nicht gemalte, sondern wirkliche Platanen waren. Die Verf. selbst erklärt die Frage Ciceros: qua толо9εσią sit paletov tuum mit den Worten: dove l'hai costrutto e come ne hai disposte le parti?

13) A. C. Clark, Anecdota Parisiensia ad libros epistularum ad Atticum Tornaesianum et Crusellinum. Philologus LX (1901) S. 195-216.

Diese sehr dankenswerte Arbeit zur Überlieferungsgeschichte der Atticusbriefe zerfällt in drei Teile.

Der erste Teil behandelt die Frage, inwieweit Simeo Bosius 1) in seinen Angaben über die Lesarten des Tornaesianus (= Z) gewissenhaft ist, und zwar auf Grund einer Vergleichung der in Paris aufbewahrten Handschrift des Bosius von einem Teil seiner Anmerkungen zu den Atticusbriefen mit seiner im Druck erschienenen Ausgabe und mit den Angaben Lambins. Das Ergebnis ist folgendes (S. 198): Summa religione egisse videtur Bosius in lectionibus e Z afferendis, ut par erat in codice, quo alii usi erant quemque ipse ad Io. Tornaesium, typographum clarissimum Lugdunensem, cuius erat, mox redditurus erat.

Im zweiten Abschnitt teilt C. diejenigen Lesarten des Tornaesianus mit, die sich Turnebus in einem Exemplar der editio Stephaniana zu den Büchern XIV bis XVI notiert hatte. Es ergibt sich folgendes (S. 207): Cum lectiones gravioris momenti plerumque e Lambini et Bosii testimoniis iam notae sint, sequitur eos diligentius rem egisse neque multum quod bonae frugis esset reliquisse, adeo ut codicis deperditi desiderium aequiore animo ferre possimus.

C. hebt einige besonders bemerkenswerte Lesarten des Tornaesianus hervor. So ist XVI 7, 4 mit Z zu lesen: nam si a Phaedro nostro esses (esse M), expedita excusatio esset, eine Lesart, die man unbeachtet gelassen hat, obgleich Turnebus sie in den Adversarien veröffentlichte. Ferner hat Z XIV 9,1 0 Socrate (Socrates M) et Socratici viri; 10, 1 haec et talia (alia M) ferre non possum; XV 4, 1 idem (om. M) mihi duas a te epistulas; 15, 2 Reginam odi. id me (Reginam odit me M) iure facere; 26, 1 Tabellarius ille quem tibi dixeram me ad Brutum esse missurum (missum M).

Zu den Lesarten des Tornaesianus fügt Turnebus bisweilen eigene Vermutungen hinzu. Auch von diesen hebt C. einige hervor. Ich führe davon folgende an: XV 26, 4 paucos pedes (so auch Madvig; paucos spe M, paucos pe Z); ib. 5 neque mihi aquam (quam MZ) esse tanti; XVI 7, 5 intellegebant (sonst intellegebam); 11, 1 sine allio (vallo cod.) Luciliano.

Zu den Büchern I-XIII hat Turnebus Lesarten des Tornaesianus nicht notiert, wohl aber einige Vermutungen, von denen er die besten in den Adversarien veröffentlicht hat. Von den nicht veröffentlichten teilt C. eine Anzahl mit.

Der dritte Teil von Clarks Arbeit betrifft den Stephanus Baluzius. Dieser hatte in einem Exemplar der Ausgabe des Simeo

1) Ciceronis epistulae ad Atticum ed. Simeo Bosius. Ratiasti Lemovicum 1580.

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