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Si defendere delictum quam vertere malles
Et male tornatos incudi reddere versus,

Nullum ultra verbum aut operam insumebat inanem.

Epist. II 3, 463 f. Opino che le parole dicam, Siculique poetae Narrabo interitum siano state interpolate da qualche grammatico. Irgend welche einleuchtenden Gründe für die Streichung vermag ich nicht anzuerkennen; im Gegenteil dürfte das dabei mitwegfallende dicam kaum entbehrlich sein.

13) 0. Seeck, Horaz an Pollio. In den Wiener Studien XXIV 1902, S. 499-510.

Der Verfasser behandelt die Ode II 1 und gibt mehreren Stellen eine neue Deutung. Vers 5, arma nondum expiatis uncta cruoribus, gehe auf das Blut des Crassus und seines Heeres. V. 6, die Worte periculosae plenum opus aleae seien eine ,,Anspielung auf das rhetorische Prachtstück, mit dem der Anfangsteil des Geschichtswerkes abschloß, das Redeturnier am Rubiko und seinen kräftigen Schlußeffekt, das aveggíq9w xúßos“; sie bedeuteten: ,,ein Werk, dessen Inhalt gefährliches Würfelspiel ist". V. 7. 8 incedis per ignes suppositos cineri doloso,,du schilderst eine Zeit, in der die Feindschaft unter dem trügerischen Scheine der wiederhergestellten Freundschaft fortglimmt, um bald in wilden Flammen hervorzubrechen“. V. 21. Audire iam videor bedeute:,,Diesen Teil deines Geschichtswerkes habe ich noch nicht gehört, hoffe es aber künftig zu tun"; der Zusammenhang von V. 17-24 stelle sich also so heraus:,,Schon jetzt hast du bei deiner Schilderung von Crassus' Niederlage gezeigt, daß du wildes Schlachtgetümmel darzustellen weißt; aber dort handelte es sich nur um einen kleinen Feldherrn. Erst künftig erhoffen wir das Bedeutendere von dir, den Kampf der wirklich großen Feldherren, die Unterwerfung des Erdkreises und den Tod Catos". V. 28 Iugurthae; in der Erwähnung dieses verhältnismäßig unbedeutenden Fürsten, wo man die Nennung der Dido oder Hannibals erwarten könnte, müsse man eine absichtliche Anspielung auf Sallust erblicken. Die Ode sei dem Jahre 30 zuzuweisen.

Mit einigen Bedenken gegen diese zum Teil überraschenden Aufstellungen möchte ich nicht zurückhalten. Erstens. Gegen die übliche, auch bei Kießling vorliegende Interpretation von V. 5, welche die durch das Blut von Mitbürgern befleckten Waffen durch das Blut auswärtiger Feinde entsühnt und gereinigt werden läßt und sich auf Od. I 35, 38 o utinam nova incude diffingas retusum in Massagetas Arabasque ferrum beruft, wendet Seeck ein: „,,wenn das im Bürgerkriege stumpf gewordene Schwert gegen Parther und Araber neu geschärft wird, so ist das wohl eine bessere Anwendung desselben, aber keine Entsühnung". Doch wohl auch Entsühnung; so sagt Tacitus (Ann. I 49) nach Schilderung einer unter römischen Soldaten stattgehabten Metzelei: Truces etiam tum

animos cupido involat eundi in hostem, piaculum furoris; nec aliter posse placari commilitonum manes, quam si pectoribus impiis honesta vulnera accepissent. Zweitens. Bei Seecks Auffassung (vgl. noch S. 507:,,Aus der Geschichtserzählung selbst werden dann in streng chronologischer Reihenfolge nicht mehr als drei Punkte hervorgehoben... 1) gravesque principum amicitias..., 2) et arma nondum expiatis uncta cruoribus..., 3) periculosae plenum opus aleae tractas") müßte man erwarten, daß die Worte periculosae plenum opus aleae als neues Glied der Aufzählung an die vorhergehenden angeknüpft wären und nicht als Apposition erschienen. Drittens. Für unzulässig hält es Referent, in den parallelen Ausdrücken iam nunc... iam einen temporalen Gegensatz zu statuieren.

14) M. S. Slaughter, Notes on the collation of Parisinus 7900 A. In: American journal of philology XXII 1902, S. 84–86.

Slaughter hat die genannte Handschrift neuerdings durchgeprüft und gibt einige Abweichungen von der bei Keller benutzten Kollation. Es ist dies ein dankenswerter Beitrag zur Vervollständigung des kritischen Apparates, wenn auch der Horaztext davon keinen unmittelbaren Nutzen hat.

15) G. L Hendrickson, The literary form of Horace Serm. I 6 la: American journal of philology XXIII 1902, S. 388-389.

Der Verfasser untersucht, inwiefern sich in der obengenannten Horazischen Satire diejenigen tónо der enkomiastischen Biographie vorfinden, welche die Theoretiker für diese Gattung literarischer Produkte aufgestellt haben.

16) Mortimer Lamson Earle, Ad Horatii serm. I 1, 15 sqq. In: Mnemosyne XXX 1902, S. 347.

In Vers 19 will der Verfasser at quis für das überlieferte alquí einsetzen, das ihm als nimis abruptum erscheint; also: at, quis (= quibus) licet esse beatis, quid causae est merito quin illis Juppiter ambas iratus buccas inflet. Eine Verteidigung der handschriftlichen Lesung halte ich für unnötig; nur darauf sei hingewiesen, daß der durch die Konjektur hervorgebrachte Gedanke keineswegs korrekt ist. Denn Juppiter zürnt, nicht weil jene. Leute die Möglichkeit haben glücklich zu sein, sondern weil sie diese Möglichkeit törichterweise nicht benutzen.

17) A. Cartault, L'inexprimé dans les Satires d'Horace. In: Revue de philologie XXVI 1902, S. 12-30.

Von demselben Verfasser haben wir bereits früher eine sehr ausführliche, überaus sorgfältige Untersuchung über die Technik der Horazischen Satiren anzuzeigen gehabt (JB. XXVII S. 84 fr.); bier ein kleiner, aber gleichfalls hübscher und wertvoller Nachtrag. Die Abhandlung zerfällt in drei Kapitel: 1) Auslassung

logischer Beziehungen, die durch unus, vel, ipse, usque und dergleichen ausgedrückt werden könnten; 2) Gebrauch des bloßen Substantivs, Adjektivs oder Partizips statt eines Satzes, meist statt eines Nebensatzes; 3) Verwendung des einfachen Verbs. statt des Kompositums. Am Schlusse dieses dritten Teiles bemerkt Cartault: En résumé la fréquence dans les Satires du verbe simple, là où on attendait le composé, parait provenir surtout de ce qu' Horace se sert de la langue de la conversation, qui a ses racines dans le passé et qui du reste aime à sous-entendre les rapports secondaires pour n'exprimer que ce qui est indispensable. Ganz gewiß, und diese Bemerkung trifft auch noch manche andere Kürze des Ausdrucks in den Satiren und Episteln.

18) A. Cartault, Horace, Satire II 3, 274. In: Revue de philologie XXVI 1902, S. 30-31.

Der Kern von Cartaults Auffassung des Horazischen Verses quid, cum balba feris annoso verba palato liegt in folgenden Sätzen: Horace veut dire que, pour rendre son langage plus caressant, le vieil amoureux estropie les mots en faisant prédominer la prononciation palatale, là où elle n'a que faire. Il est hors de doute qu'il fait allusion à une prononciation ridicule et vicieuse, qui, de son temps, avait cours parmi les galants et qui produisait un effet déplorable, surtout chez les vieillards. In den Horazischen Zusammenhang paßt diese Deutung recht gut hinein; nur wäre, zu völliger Überzeugung, für die vorausgesetzte sprachliche Unart eine anderweitige Bestätigung willkommen.

19) J. Sargeaunt, On Horace, Odes III and IV. In: Classical review XVI 1902, S. 121.

Od. III 4, 52. Sargeaunt will, da die Strophe V. 49-52 die Wirkung des Gemäldes der Herrscherruhe verderbe, hinter Olympo den Punkt tilgen, intulerat für intulisset und den Hauptsatz V. 53-58 als Vertreter eines irrealen Bedingungssatzes auffassen. Ich möchte nicht zustimmen. Die von Sargeaunt angenommene Konstruktion (Indikativ im irrealen hypothetischen Hauptsatze, während für den Bedingungssatz eine rhetorische Frage eintritt) ist doch mindestens ungewöhnlich. Auch ist der erzielte Gedanke nicht sehr anmutend: die Titanen hätten dem Juppiter Schrecken eingeflößt, wenn sie nicht den Göttern gegenüber ohnmächtig gewesen wären. Dagegen ist der Einwand gegen die übliche Auffassung wohl hinfällig. Im Sinne der alten Mythologie tut es der Würde des Gottes keinen Abbruch, daß er einen Schreck bekommt. Und wenn Gefahr nicht einmal befürchtet würde, so verlöre doch die ganze Titanomachie ihre Bedeutung. Und endlich mag zu der Strophe V. 49-52 Horaz durch die vorschwebende Vergleichung mit Augustus veranlaßt sein, der sich

seiner Besorgnisse vor Antonius gleichfalls nicht zu schämen brauchte, wenn selbst der oberste Gott vor seinen Feinden einst einen Schreck bekommen hatte.

Od. IV 11, 3. Das von den Dichtern jener Zeit viel erwähnte apium sei nicht die Petersilie, sondern der wilde Sellerie; dessen Verwendbarkeit zu Kränzen sei durch einen Fund bei einer Mumie erwiesen. Letztere Auffassung ist meines Wissens die allgemein übliche; immerhin mag man sich über eine handgreifliche Bestätigung freuen.

20) Ernest Ensor, On Horace, Odes II 17 and I 20. In: Classical review XVI 1902, S. 209 ff.

Od. II 17. Ensor meint, Horazens Behauptung V. 21 ff. utrumque nostrum incredibili modo consentit astrum finde durch das, was Horaz demnächst sagt, keine hinreichende Begründung; all men's careers are alike if escapes from death prove likeness. Man müsse noch annehmen, daß die beiden Rettungen (Horazens Rettung vom Baumsturz und das Wiedererscheinen des genesenen Macenas im Theater) an demselben Monatstage, wenn auch verschiedener Jahre, also am 1. März, stattgefunden haben. Aber wenn dies der Fall war, wie hätte Horaz gerade diese schlagendste Begründung unerwähnt lassen können?

Od. I 20. Diese Ode beziehe sich auf einen ersten März, den zwiefachen Erinnerungstag für Mäcenas und für Horaz. Das vile Sabinum, Od. I 20, 1, sei dieselbe Weinsorte, die in Od. III 8, 10 ff. gemeint werde. Der Sinn von Od. I 20, 10 ff. sei: after that you shall have Caecuban and Calenan; I don't keep Falernian or Formian. In den letzten Zeilen sei pocula als Nominativ zu fassen, und es sei mit zwei Änderungen zu lesen: mea nec Falerni

temperant vites neque Formiani
pocula collis.

Ich begnüge mich, dies alles zu notieren.

21) E. S. Thompson, Notes on Horace, Odes, Book I. In: Classical review XVI 1902, S. 282 f.

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Od. I 9, 6. Thompson faßt reponens im Sinne von „nachlegend", replacing the burnt out logs by new ones, making up the fire, und vergleicht ansprechend Pl. Most. 110 dominus indiligens reddere alias nevolt. Od. I 20, 10. Der Verfasser schlägt vor, als Frage zu lesen: tu bibas uvam? und beruft sich auf Sat. II 6, 30 tu pulses omne quod obstat? Indes hat ja in dieser Satire die konjunktivische Frage einen Sinn, der in den Zusammenhang der Ode nicht passen würde. Über diese Stelle wird noch unten in der Anzeige der Abhandlung von Leo zu sprechen sein. Od. I 37, 4. Zu erat hatte Page auf Martial IV 33 verwiesen; Thompson fügt jetzt noch Livius VIII 5, 3 hin

allgemein meines Wissens diesen Gedanken auch in den Worten quid oportet nos facere a volgo longe longeque remotos finden zu sollen geglaubt. Meiser dagegen läßt das a nicht die Trennung, sondern die Urheberschaft bezeichnen und übersetzt: Was sollen da wir (Nichtadelige) tun, die das Volk so weit, so weit zurückgesetzt hat? Wohl jeder, der die Stelle im Zusammenhange liest, wird sich von der zweifellosen Richtigkeit dieser Auffassung mit dem Referenten überzeugen, den die Überschrift der kleinen Abhandlung mit Mißtrauen und nachher der Inhalt mit um so größerer Freude erfüllte. Wir beglückwünschen den Verfasser zu seinem Funde, der wertvoller ist als manche neue Ausgabe.

26) E. Stemplinger, Studien über das Fortleben des Horaz. la den Blättern für das Gymnasialschulwesen XXXVIII 1902, S. 357365 u. 497-515.

Der erste Teil dieser Schrift ist im wesentlichen eine Materialsammlung und Zusammenstellung der bisherigen Literatur über diesen Gegenstand, und zwar so disponiert: Einfluß auf die Literatur verschiedener Völker; musikalische Kompositionen; Illustrationen; Parodien.

Der zweite Teil behandelt einige Einzelthemen ausführlicher, nämlich a) historische Zitate aus Horazischen Oden, also Wahlsprüche, sowie Anführungen des Horaz durch hervorragende Männer bei wichtigen Ereignissen; b) die Ode III 30 in ihren Nachwirkungen; c) desgleichen die Ode I 3.

Der Verfasser verfügt über eine ganz erstaunliche Masse von Material (nicht erwähnt finde ich das Buch von Imelmann Donec gratus eram tibi, Berlin 1899; vgl. JB. XXVI S. 52); überraschend, ja überwältigend wirkt auf den Leser die unmittelbare Anschauung der langen, weitverbreiteten, starken Einwirkung, die Horaz auf das Geistesleben der Völker ausgeübt hat.

27) Wölfle, Neuer Erklärungsversuch von Hor. Sat. II 7, 97. In den Blättern für das Gymnasialschulwesen XXXVIH 1902, Š. 515. Horaz sagt:

cum Fulvi Rutubaeque

Aut Pacideiani contento poplite miror

Proelia rubrica picta aut carbone, velut si

Re vera pugnent, feriant vitentque moventes
Arma viri.

Das vielbesprochene contento poplite erklärt Wölfle so: Davus spannt unbewußt sein Knie, weil er gewissermaßen einem Naturgesetz folgend die Stellung der Gladiatoren auf dem Plakate nachahmt. Die bisherigen Auffassungen waren allerdings sämtlich nicht frei von Bedenken; diese neueste läßt sich hören.

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