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dare in der Bedeutung werfen (dare ad terram u. dergl.) erklärt, wonach es also etwas auf den Tisch Geworfenes bezeichnen würde." Mir scheint, dass sich eine weit passendere Bezeichnung des Würfels an dare knüpfen liesse,. indem nicht abzusehn ist, warum man es in der Bedeutung „,werfen" dem jactare vorgezogen, den Würfel also nicht den jactatus genannt hätte. Denn es liesse sich aus jac-tato durch Aphärese tato, sp. tado, assimilirt dado gewinnen; aber auch datus ist brauchbar. Nämlich der Würfel wird von Hand zu Hand gegeben, während z. B. die Karten nicht reihum gehen, sondern Jeder seine Lection in der Hand zu halten hat. Geworfen werden die Karten aber auch, und so mag der Romane die Unterscheidung in anderer Weise beliebt haben. Dabei aber will ich nicht verschweigen, dass unser von „, werfen" abgeleitetes Würfel" immerhin ein Fingerzeig bleibt und meine obige Vermuthung (dado v. jactatus) in dieser Hinsicht den Vorzug hat; in der Form ist auch dado v. datus nicht ohne Weiteres zu rechtfertigen, da es it. dato lauten müsste. Dass sp. jactare echar heisst, kann auf ein altes Wort wie dado nicht zurückwirken.

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24. „Dunque, adunque it. fr. donc, Conclusivpartikel." Ich bin der Meinung, attune (ad-tunc) genügt theils der Form nicht denn d verdrängt kein t, eher umgekehrt! so bliebe die Media zunächst im Ital. zu rechtfertigen theils hat die Bedeutung Nichts vor allora charakteristisch voraus, das auch tunc, attunc ist. Ich mahne daher nochmals an das schon von mir vorgeschlagene adhunc für adhuc etiam „noch, auch noch, also," woraus auch das span. aun erweislich hervorgegangen ist.

25. Freccia it.

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1 richtiger mit fr. flèche, piem. sard. flecia, in andern ital. Mundarten mit i frizza, wallon. fliche Pfeil: vom ndl. flits dass., mhd. vliz Bogen u. s. w." Hier ist die dem Verfasser des Wörterbuchs sonst so sehr nachzurühmende Vorsicht im Behaupten nicht gewahrt. Warum ,,richtiger?" Weil das Wort von flits kommen soll! Aber flits möchte von flèche kommen. Erinnern wir uns an it. frizzare stechen oder fressen unter der Haut, das frictiare ist, so wäre freccia der Reiber, Stecher, Wühler u. s. w. und

die Formen mit r somit die ursprünglichen; altfr. flique (flèche de lard Speckpfeil, Speckseite) aber wäre dann von flèche gar nicht nöthig zu trennen und unmittelbar auf fricare zurückzuleiten.

26. Galoppare it. u. s. w." S. unten viluppo.

27. „Groppo, gruppo it. u. s. w." S. unten viluppo. 28. Inganno it. u. s. w. Verb. ingannare u. s. w. betrügen, wal. verhöhnen." An eine vielleicht volksthümliche Nebenforin v. gan nire belfern wollen wir nicht denken; das schon im ältern Mlat. vorkommende gannum Spott und gannare verspotten scheinen der Bedeutung des genannten Wortes doch ziemlich fern; alla trare z. B. ist direct kein illudere. Ich erinnere an geminus, das der Form nach nicht ungestützt wäre: it. sargia v. serica, condannare v. condemnare, so dass der Uebertritt des e in a in betonter Silbe so gut wie in unbetonter: it. ganascia v. gena, wohl zu belegen wäre. Der Bedeutung nach aber wäre ingeminare wiederholen gerade der rechte Ausdruck; eben im Wiederholen der Worte Anderer besteht eine sehr empfindliche Art des Spottes und überhaupt kann ingeminare die Bedeutungen nachäffen" (geminum ganrum die Aeffung) und demnach verhöhnen" sehr wohl in sich enthalten. Dass der Spötter auch oft der Betrüger ist, hat die Bedeutung „betrügen" zur Folge haben müssen.

29. Lesto it. pg., fr. leste, sp. listo gewandt, flink u. s. w." Wird von sub-lestus tenuis dünn, fein, also: geschmeidig, gelenkig, geschickt, gewandt, listig u. S. W.

kommen.

u. s. w."

30. Liscio it., sp. pg. liso, pr. lis, fr. lisse glatt Gewiss ist an elixus, das bei Martial u. A. die Bedeutung „,durchnässt, nass, glänzend" hat, anzuknüpfen. So gut wie it. gettare, fr. jeter aus ejectare, wie lasciare aus laxare hervorging, entstand liscio unmittelbar aus elirus gesotten, nass, glänzend und glatt, wie vom Regen feuchte Steine, und an das gr. kooós und ahd. li si ist zunächst nicht nöthig zu erinnern. Auch „gekocht“ und „glatt" sind schon unmittelbar zu verbinden, da Gekochtes vielfach glatt wird und Zudem geglitschig," den Händen entgleitend, sich anfühlt.

schieht das Poliren, Glanzgeben, besonders durch Nassmachen,

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was für das Verb. it. lisciare, fr. lisser (elixare, lixare) verdient bemerkt zu werden. Elixi calcei, elixae nates sind auch schon bei Varro (nach Nonius) und bei Persius gewiss geradezu glatte Dinge; die letzteren sind dropace, unguenti genere, mollitae. Martial sagt: Psilothro faciem laevas et dropace calvam III. 74. 31. Mozzo it. - stumpf, verstümmelt u. s. w." Nicht zu übersehen ist, wie ich schon früher einmal angemerkt habe, der Fingerzeig, den uns it. montone, fr. mouton v. mulitus für mutilus geben. Aus mul'tus wird multius mit eingeschobenem i (vergl. crojo v. crud-i-us u. a.), und wenn 1 in u aufgelöst ist, ergeben sich die Formen; das sp. mocho wäre wie mucho entstanden. Das bair. motz Hammel und neupr. mout mutilus sind weitere Belege, dass unser „mutzen" eher den Romanen entlehnt sein möchte, da wir in ,,stutzen, stumpfen" völlig gleichbedeutende Landsleute von ächtem Schrot und Korn besitzen. Will die in anderen Idiomen als dem Franz. seltnere Auflösung des 1 in u weniger zusagen, so könnte auch Entstehung aus ex-motus (exmovere bei Plautus): exmotiare, it. smozzare, noch eher als Ableitung von einem gekürzten mutilus: mutus, mutius (vergl. stumm, verstümmelt) angenommen werden, da hier o aus ū mit lordo v. lūridus u. s. w. kaum gestützt werden könnte.

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32. „Noja it. fr. ennui Verdruss; Verb. it. nojare ff. verdriesslich machen." Die Ableitung von in odio (esse) scheint der Art zu sein, dass man dabei stehen bleiben könnte. Allein es gibt auch in der Etymologie oft mehr als einen Weg, der nach Rom führt. Das fr. enger belästigen leitet Diez v. enecare ab; ich glaube, es kommt von dem auch vorhandenen inimicare, das formell mit jenem völlig gleich berechtigt ist. Was entscheidet hier? Meist die Bedeutung; enecare scheint mir zu stark. Eben so habe ich ein Etymon für noja, das die Sache viel charakterischer als odium bezeichnet, und dieses wurde schon früher von mir vorgeschlagen (Programm, 1858), nämlich nodus, wovon Bildungen auf ius sich schon durch internodium rechtfertigen. Der Verdruss, die Langeweile sind die Gegenfüssler der Zerstreuung; nun vergleiche man: distrahere und nodiare (nodis quasi adstringere); die Langeweile, der Verdruss schnüren Sinn und Herz zusammen.

33. „Orgoglio it. fr. orgueil Stolz, Uebermuth; vom ahd. urguoli, zu folgern aus urguol insignis Graff IV. 153. Also von einem erst zu folgernden, von einem ganz vereinzelten, noch nicht einmal stolz" heissenden Worte abgeleiteten und seinsollenden ahd. Worte! Meiner Glaubensstärke ist dies, will ich gestehen, zu arg zugesetzt. Ich bin ein Zweifler in manchen Dingen und stelle die Sache hier lieber auf den Kopf; wenn orgoglio und urguol miteinander zu thun haben, so leite ich urguol v. orgoglio. Ich brauche nur zu zweifeln, nicht einmal etwas Anderes zu geben. Vielleicht ist aber doch etwas Besseres zu bekommen. Bei den Viehärzten und durch diese beim Volke war der gr. Ausdruck für die Gliedersteifheit der Thiere bekannt; von orthocōlus der Gliedersteife ist ein Subst. auf ium, wie convivium v. conviva, annehmbar, und dieses orthocolium hat formell durchaus keine Schwierigkeit. Hochmuth geht steif einher, wirft sich, wie das Volk sagt, in die (steife) Cravate u. s. w., geht, auf die x. Potenz erhoben, aber auch in aller Geziertheit auf den Fussspitzen und kann nicht mit der vollen Sohle auftreten, gerade wie gliedersteife Thiere.

34. „Piloto it. sp. pg., dessgl. it. pilota, fr. pilote Lootse, Steuermann." Ob, wie so manche it. Schifferausdrücke, aus dem Griech.? IIλorós wäre der Hutmann, der Mann mit dem grossen Hute, den er gegen Wind und Wetter trägt. Aehnliche Benennungen vom Aeusseren sind ja vorhanden, und passend möchte auch an das it. nostruomo Bootsmann erinnert werden, um die Naivetät mancher Schifferwörter darzuthun.

35. Pisciare it. fr. pisser harnen." In der neuen Ausgabe denkt der Verf. an eine Ableitung v. pipa. Mir scheint pyxis viel näher zu liegen, worauf auch das sp. Kinderwort pixa, pissa (mentula) — vergl. it. corba v. corbis führt. Sapienti sat.

36. Pizza ven. das Stechen, Jucken u. s. W." Der Verf. nennt meine Ableitung aus pictus „formell sehr befriedigend," bezweifelt aber, dass sich für pingere die Bedeutung stechen aus stick en historisch nachweisen lasse und leitet in Ich stimme bei, a cu pingere das Stechen aus acus her. bemerke aber, dass das Malen in einem Tüpfen (Picken) be

steht, dass auch wir sagen: „Jemanden zeichnen (durchpuffen)" und dass dem Romanen die Ausdrücke pangere und pingere durch die Composita ineinanderlaufen mussten (vergl. depingere, impingere), so dass also z. B. im fr. épincer das expingere (ausmalen) sehr gut als ein ex-pangere (compingere) gefasst werden konnte. Man nehme dazu den bekannten Wechsel oder Wegfall der Präposition in den Compositis und gehe z. B. v. impingere aus, so wird man der Bedeutung nach mit pincer sofort Uebereinstimmung finden. Vgl. it. spinta!

37. Razza it., fr. race Stamm, Geschlecht." Das ahd. reiza liegt gewiss ferner als radius, it. razzo, raggio, woneben ein Fem. aus dem Verb. razzare, raggiare leicht gewonnen wurde. Ein Geschlecht ist gleichsam eine Ausstrahlung, und reiza heisst ja gleichfalls „Strich," so dass es auch in der Bedeutung vor radius Nichts voraus hätte. Das fr. Wort ist nicht unmittelbar aus radia, sondern aus dem Ital. herzuleiten.

38. Redo im it. arredo altfr. arroi Zurüstung, Geräthe, Putz u. s. w. Das einfache Wort hat sich im Altfr. roi Ordnung behauptet." Es wird behauptet, dass die lat. Sprache keine befriedigende Aufklärung gewähre; in der ersten Ausgabe war dies durch eine kleine Ausführung, Erwähnung des Verb. retare säubern (bei Gellius), unterstützt worden dies ist weggelassen. Ich glaube, ein syncopirtes rigidus starr, streng, das Merkmal der Ordnung (roi rigidum, vergl. bonum), möchte doch nicht wenig gegen jene Behauptung, dass das Lat. gar keine Auskunft gebe, einzuwenden haben; man sollte nicht sagen: „gibt," sondern „hat noch keine Auskunft geben wollen."

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39. Sagire it. in Besitz setzen, pr. sazir, fr. saisir ergreifen, wegnehmen u. s. w." Auch hier wird behauptet, dass die lat. Sprache ein Etymon verweigert." Ich habe aber schon auf sancire, woraus sansire, sasire, werden konnte (vergl. plaisir, loisir, maison, it. magione v. mansio), aufmerksam gemacht. Im Ital. konnte schon aus sacire (wo n wie in cochiglia schwand) sagire entstehen; vergl. piagente placens. Die Bedeutung anlangend, so heisst sancire auch „,ver

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