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Herr Beauvais kommt noch einmal auf das Heptaméron zurück.

61. Sitzung, den 17. December 1861. Herr Herrig theilt mit, dass seine Majestät der König den Concertsaal des Schauspielhauses der Gesellschaft behufs Vorlesungen zum Besten eines Stipendiums für Studirende der neueren Sprachen zur unentgeltlichen Benutzung an acht hintereinander folgenden Mittwochen zu gewähren geruht hat, eine Mittheilung, die dankbar und freudig entgegengenommen wurde. Das Programm der Vorlesungen ist folgendes:

1. Januar 15. Herr Prof. Dr. Herrig: Das englische Theater vor Shakspeare.

Herr Dr. G. A. Kuhlmey: Ein Neujahrsmorgen

aus Schiller's Leben.

2. Januar 22. Herr Dr. H. Pröhle: Ueber Schriftstellerei als Lebensberuf.

3. Januar 29.

Herr Oberlehrer Dr. Büchmann: Ueber den
Berliner Adresskalender.

Herr Dr. Berthold Auerbach: Zustand und Zu-
kunft des Volksliedes im Volke selbst.

Herr Dr. Hermes: Ueber Camoens.

4. Februar 5. Herr Dr. Leo: Deutsche Einflüsse in Dänemark. Herr Dr. Immanuel Schmidt aus Falkenberg in

der Mark: Ueber Butler's Hudibras.

5. Februar 12. Herr Prof. Dr. Gosche: Ueber Göthe's Westöstlichen Diwan.

Herr William Reymond: Sur la condition de la littérature et de l'art au XIXème siècle.

6. Februar 19. Herr Oberlehrer Dr. Lasson: Montaigne und Bacon.

Herr Dr. Altmann: Der russische Dichter Dershawin.

7. Februar 26. Herr Oberlehrer Dr. David Müller: Grabbe. Herr Dr. Jul. Rodenberg: Ueber irische Nationalpoesie.

8. März 5.

Herr Prof. Dr. von Holtzendorff: Tasso und
Heinrich IV. von Frankreich.

Herr Dr. Claus aus Stettin: Byron und die
Frauen.

Dann sucht Herr Staedler die Ungereimtheit der Bezeichnung „Geschlechtswort" für Artikel nachzuweisen. Er ruft dadurch eine lebhafte Debatte für und wider hervor, an der sich die Herren Gosche, Mahn, Petermann, Sachse, Lowenthall betheiligen.

Herr Boltz schlägt als Etymon von hidalgo vor hijo d'allodio. Dagegen macht Herr Mahn unter andern auf die im romanischen Sprach

gebiete sehr bedenklichen Accentverschiebung, die dabei vorgehen müsste, aufmerksam.

Herr Mahn hält einen etymologischen Vortrag über den Flussnamen Weichsel und über abri. Für Weichsel nimmt er celtischen Ursprung an, so dass das Wort in seiner ursprünglichen Form uisg-tuileach, das dem Ovïorovλas des Ptolemäus sehr nahe steht, so viel bedeutet als überschwemmendes, fluthendes Wasser. Die Herleitung von abri aus apricus hält Herr Mahn auch gegen die von Diez in der zweiten Auflage des etymologischen Wörterbuchs dagegen erhobenen Bedenken aufrecht.

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Herr Lasson unterzieht den neuesten Erklärungsversuch des Hamlet durch Professor Gerth einer eingehenden Besprechung.

62. Sitzung, den 7. Januar 1862. Herr Kuhlmey giebt Fortsetzung und Schluss seines Vortrages über Schiller's Räuber. Er theilt die Berliner Kritik des Stückes mit und beleuchtet sie in ihrer Bedeutung als die erste anerkennende Besprechung der „Räuber," bei welcher Gelegenheit er auf die enge Zusammengehörigkeit des Stoffes mit der Zeit am Ende des 18. sec. hindeutet.

Herr Büchsenschütz macht ergötzliche Mittheilungen von Proben einer Homerübersetzung von Gortzitza und leitet dieselben durch eine Aufzählung aller Versuche ein, die bisher gemacht worden sind, den Homer in gereimten Versen zu übersetzen.

Herr Michaelis spricht über die französische und französischenglische Schule der Stenographie, zeigt ihre Entwicklungsperioden und legt der Gesellschaft seinen eigenen Versuch, die Stolze'sche Stenographie auf die französische Sprache anzuwenden, vor.

63. Sitzung. Herr Reymond las den ersten Act einer von ihm verfassten satirischen Comödie in Versen: Les Faiseurs, in welcher die Zustände der Pariser Tagespresse gegeisselt werden, namentlich insofern sie den materiellen Gewinn zum Ziele haben.

Herr Lasson sprach über Hamlet. Er bringt die bisherigen Erklärungsversuche in drei Kategorien. Die einen sehen in Hamlet einen edlen, jedoch willensschwachen und deswegen grossen Zwecken nicht genügenden Menschen, die zweiten einen für nicht edle Zwecke zu gewissenhaften Mann, die dritten nichts als einen geistreichen, aber hohlen Schwätzer. Der Vortragende gelangt nun zu dem Resultate, dass, obschon Hamlet's Charakter die Vollstreckung eines Mordes als einer That fraglich sittlichen Werthes widerstrebt, doch in seinen Anschauungen nichts gegen die That als solche liege, er aber bei der feinen Anlage seiner geistigen Bildung viel zu selbstreflectirend wäre und das Leben zu gering schätze, um zu meinen, mit einem Morde sei etwas ausgerichtet, und dieser stehe nicht vielmehr einer Befreiung von der Qual zu leben gleich. Im Lichte dieser Deutung wurden episodisch auch die Erscheinungen der Liebe Hamlet's zu Ophelia beleuchtet. Der Vortragende begegnet namentlich darin lebhaftem

Widerspruch, dass er Hamlet vom Vorwurf der Intrigue zu reinigen suchte. Herr Leo wies auf die Quellen des Schauspiels zurück, in denen das Vorbild Hamlet's bereits die Züge des Intriganten trage, Herr von Holtzendorff wies namentlich an der Theaterscene nach, dass ihr Hauptzweck, eine moralische Ueberzeugung von der Schuld des Königs auch in Andern zu wecken, Anlage zur Intrigue in Hamlet voraussetzen lasse.

64. Sitzung, den 4. Februar 1861. Herr Gosche giebt eine Geschichte der Entwicklung des Alexandriners. Er zeigt den allmäligen Uebergang des achtsilbigen französischen Verses von volksthümlichem Gepräge zu dem in künstlerischem Bewusstsein erweiterten späteren zehnsilbigen, der dann der eigentlich heroische, z. B. für das Rolandslied wird. Aus diesem entwickelt sich der zwölfsilbige, späterhin Alexandriner genannt. Er tritt zuerst im Provenzalischen im Leben des heiligen Amantius, im Nordfranzösischen im Bestiaire des Philippe de Thou auf, und gewinnt dann immer ausschliesslicher Terrain, so bei den späteren Dichtern des Carlovingischen Cyclus. Da er zuerst von Gelehrten, Geistlichen, Kennern des Latein also gehandhabt wird, so regte sich schon früh der Verdacht, er sei ein gelehrter Vers und als solcher auf den saturninischen Vers oder auf den Hexameter zurückzuführen. Früher war er ein nur epischer Vers; dass er dann im 16. sec. auch auf das Drama überging, ist der Thätigkeit des Etienne Jodelle zu verdanken, der ihn zuerst in seinem Lustspiel Eugène, später in einzelnen Acten der Tragödie Cléopatra, endlich in der Dido durchweg zur Anwendung brachte. Die Freiheit in seiner Behandlung, bei Corneille noch gross genug, wird immer mehr verscherzt, bis endlich Victor Hugo die Bande des Alexandriners sprengt. In Deutschland wendete ihn Tobias Hübner, Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft 1619 zuerst an, doch roh und plump. Es wird der unfruchtbare Kampf Drollinger's gegen den Alexandriner erwähnt, Lessing umging ihn zuerst und setzt einfach Prosa an seine Stelle, dann aber versucht er es mit dem reimlosen Alexandriner, mit dem Wechsel zwölf- und dreizehnsilbiger jambischer Verse. Die einfache Uebersetzung des französischen in den deutschen Alexandriner wird jenem nicht gerecht, und zwar deswegen, weil im Deutschen der Reim fast durchweg auf der Stammsilbe liegt und der Rhythmus fast rein jambisch bleibt, wogegen der französische Alexandriner eine Menge rhythmischer Formen zulässt, was man beim Polemisiren gegen den Alexandriner überhaupt doch zu beachten hätte. Schliesslich wird auch noch Fr. Schlegel's unglücklichen Versuchs gedacht, den Alexandriner in Terzinen zu übersetzen.

Herr Plötz schildert Henry Murger's Leben und schriftstellerische Thätigkeit.

Herr Lasson referirt über: Karl der Grosse von Märcker, dann über die französische Stenographie von Michaelis.

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Der Vorsitzende erzielt ferner den Beschluss der Gesellschaft, dass Herr Büchmann's Vortrag über den Adresskalender zum Besten der Stiftung in den Buchhandel kommen soll und theilt mit, dass der Herr Buchhändler Weidling (Haude und Spener'sche Buchhandlung) die Mühewaltung des Verlags und Vertriebes unentgeltlich übernehmen werde.

Schliesslich legte der Vorsitzende die nachstehenden Mittheilungen des Herrn W. Rushton in Liverpool der Gesellschaft vor.

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Richard II. Act 4 Scene 4.

Manorium est feodum nobile, partim vassallis, quos tenentes vocamus, ob certa servitia concessum, partim Domino in usum familiae suae, cum jurisdictione in vassallis ob concessa praedia reservatum. Quae vassallis conceduntur terras dicimus tenementales;

Gaunt.

This land of such dear souls, this dear dear land,
Dear for her reputation through the world,

Is now leased out, (I die pronouncing it)
Like to a tenement, or pelting farm:

Richard II. Act 2 Scene 1.

quae domino reservantur, dominicales:

Belarius.

This rock and these demesnes, have been my world
Where I have lived at honest freedom.

Mercutio.

Cymbeline Act 3 Scene 3.

And the demesnes that there adjacent lie.

Romeo and Juliet Act 2 Scene 1. totum vero feudum dominicum appelatur, Baronia, unde curia, quae huic praeest jurisdictioni, hodie curiae Baronis nomen retinet. (Spelm. Gloss. Manerium. Conf. in voc. Baronia, p. 73). In these days a mannor rather signifies the jurisdiction and royalty incorporeal than the land or secte. I or a man may have a mannor in gross (as the law termeth it) that is, the right and interest of a Court Baron, with perquisites thereunto belonging, and another or others have every fort of the land, (kitchen, Fol. 4, Broke, hoc titulo per totum, Bract. lib. 4. Cap. 31 num 3. divideth manerium into capitale and non capitale, Cowell Interpr.) I have already explained (see Archiv XXVII. Band 4. Heft p. 451) that villeins were of two sorts; villeins regardant, that is annexed to the mannor or land, or villeins in gross, or at large,

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mannors in

that is annexed to the person of their lord and transferable by deed from one owner to another. Thus it will be seen that there were gross“ and „villeins in gross" and Dumain says,

My loving lord, Dumain is mortified;

The grosser manner of these world's delights
He throws upon the gross world's baser slaves:
To love, to wealth, to pomp, I pine and die;
With all these living in philosophy.

Love's Labour's Lost. Act 1 Scene 1.

and, considering that Shakspeare so frequently plays upon words, I have thought that a double meaning may be intended in this passage. If, in the passages I have selected, (see Archiv passim) it should be considered that Shakspeare uses the terms manner" and mannor, respectively, in a double sense, it would then be of little consequence whether the word is spelt with „e“ or „o," because the mention of the one word is intended to suggest to the mind the other word, which is similar in sound but different in meaning. I may here mention that the word manner“ sometimes appears, in our old Law Books, instead of „mannor," apparently as a misprint, the compositor having, probably, mistaken a badly formed ,,o" in the manuscript for e.“

Borachio.

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Sweet prince, let me go no farther to mine answer; do you hear me, and let this count kill me. I have deceived even your very eyes: what your wisdoms could not discover, these shallow fools have brought to light; who, in the night, overheard me confessing to this man, how Don John, your brother, incensed me to slander the lady Hero; how you were brought into the orchard, and saw me court Margaret in Hero's garments; how you disgraced her, when you should marry her. My villainy they have upon record; which I had rather seal with my death, than repeat over to my shame the lady is dead upon mine and my master's false accusation; and, briefly, I desire nothing but the reward of a villain.

Much ado Act 5 Scene 1.

,,Also, every villein is either a villein by title of prescription, to wit, that he and his ancestors have been villeins time out of mind of man; or he is a villein by his own confession in a court of record (Litt. sec. 175.)“ Every villein is, either by prescription or confession, servi aut nascuntur, aut fiunt. By prescription, either regardant to the mannor, etc. or in gross. In gross, either by prescription, or by granting away a villein that is regardant, or by confession. (Co. Litt. 118 a.) Fit etiam servus liber homo per confessionem, in curiâ regis fact'. (Bract. lib. I. cap. 6.) Record cometh from the Latin recordari to remember, and signifies an authentic and uncontroulable testimony in writing, contained in Rolls of parchment, and preserved in Courts of Record, and of them it is said monumenta, quae nos recorda vocamus, sunt veritatis et vetustatis vestigia. (Co. Litt. 118 a Cowell Interpr.) We reckon three sorts of Records, viz. a Record Judicial, as attainder, etc. a Record ministerial upon oath, as an office or inquisition found, and a Record made by conveyance and consent, as a fine or deed enrolled, or the like. (Cowell Int.) I do not however consider it is at all certain that Shakspeare alludes to a man who was „a villein by his own confession in a Court of Record,* because, I can recall another passage in which Shakspeare refers to ill deeds being recorded;

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