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Und sang mit lieblich süssem Ton, wie Liebe wird geboren,
Wie in den Augen sie entsteht und senkt sich auf die Lippen,
Und von den Lippen in das Herz, und wie sie bleibt im Herzen.

Die Abhängigkeit ist klar, wenn auch nicht, auf welcher Seite sie ist. Nicht immer lässt sich, wenigstens ohne weitere Hülfe als die vorliegenden Gedichte, die Entlehnung so deutlich machen; jedoch man darf nach so zahlreichen deutlichen Beispielen, die sich mehren liessen, bei unschicklichen Stellen nicht auf ähnliche Erklärungsgründe verzichten.

Diesem Gegenstand aber, meine ich, hätte der Herausgeber eine eingehende Betrachtung widmen sollen. Er hätte bei dem reichlicher ihm zu Gebote stehenden Material Aufschlüsse geben können, die gewiss allgemeines Interesse gefunden hätten auch unter denen, die die neugriechische Sprache nicht verstehen.

Jedoch vergessen wir über den Mängeln nicht das wirklich Gute; dass uns einige höchst anziehende Lieder in meist gewandter, leicht sich lesender Uebertragung bekannt geworden sind.

Tadeln möchte ich noch die Vorrede, weil sie Verschiedenartiges durcheinanderwirft, in unerquicklicher Breite und Unbeholfenheit das Einfachste vorträgt, in einer ungelenkigen, formlosen Sprache, die sonderbar gegen die geschmackvollen Verse absticht. Zwei Beispiele !

V: Seitdem ich zum letzten Male im Jahre 1849 bei besonderer Veranlassung eine solche Sammlung drucken liess, hat das Interesse an dieser mehrfach anziehenden und eben so in sprachlicher Hinsicht, wie in Betreff des geistigen Inhalts anziehenden und wichtigen Seite des neugriechischen Volkslebens namentlich durch mehrere in Griechenland selbst und von Griechen herausgegebene Sammlungen eine so reichliche Nahrung gewonnen, dass zu einer solchen Anthologie auch um so mehr eine besondere Veranlassung geboten schien (!), je gewinnreicher und überraschender die Aufschlüsse sind, die gerade jene Sammlungen über einzelne Classen des nengriechischen Volksliedes verbreiten, und je mannigfaltiger und verschiedenartiger hienach der dichterisch schaffende Volksgeist des Neugriechen in dem Volksliede, dem in Wort und Gesang wiedertönenden Herz- und Pulsschlage des Volkes, sich darstellt

XXVI: Namentlich wollte ich solche Volkslieder nicht aufnehmen, welche in der Weise, in der Vollständigkeit und in der besondern Gestalt, wie sie darin Aufnahme gefunden haben, bereits in andern Sammlungen deutschen Lesern dargeboten worden. --Namentlich der letzte Satz, die Beziehung des „darin" erfordert eine ordentliche Rechnung.

Es ist unverzeihlich, das Publicum mit so ungefeilten, holprigen, kunstlos geordneten, unklaren Sätzen zu belästigen. Berlin.

E. Laas.

Lessing's Nathan der Weise, erläutert von Dr. Eduard Niemeyer. Leipzig, bei Gustav Mayer.

Es erscheinen in unserer unproductiven Zeit eine Menge Commentare über die Werke der productiven Schriftsteller am Ende des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts. Viele Lehrer des Deutschen halten das Lesen und Erklären deutscher Musterstücke für sehr geeignet, in den oberen Classen höherer Lehranstalten mit den Schülern vorzunehmen, um das Verständniss der classischen Literatur ihrem Geiste aufzuschliessen. Ob diese Meinung gegründet oder ungegründet ist, kann schwer entschieden werden, weil bei den Erfolgen die wissenschaftliche und sittliche Persönlichkeit des Lehrers von bedeutendem Einfluss darauf ist. Unter den Händen eines

wahrhaft gebildeten und geistvollen Lehrers wird ein jeder Stoff, also auch das Werk eines deutschen Classikers der Jugend lebendig werden. Wo aber jene Eigenschaften dem Lehrer fehlen, da bleibt jeder Stoff todt, und auch der beste Commentar wird Diesem wenig nützen.

Doch ist es hier meine Aufgabe nicht, meine persönliche Meinung gegen oder für die Commentare geltend zu machen, ich habe hier einen solchen vor mir, und ich habe weiter nichts zu thun, als anzuzeigen, wie der Commentar die Sache behandelt, damit Lehrer, die dieses Buch nicht aus eigener Lecture kennen, sich entscheiden, ob sie selbst dasselbe lesen wollen oder nicht.

Wenige Beispiele werden hinreichen, um die Weise des Verfassers zu commentiren, zur Kenntniss der Leser zu bringen.

Das interessanteste Stück des Buches ist die sechsundsiebzig Seiten einnehmende Einleitung. Der Verfasser erzählt uns darin die Geschichte des dramatischen Gedichts, mit allen Umständen der Entstehung. der Zeit derselben, die Quelle, die eigene Arbeit Lessing's, Alles was auf die Conception und die Ausführung des Dichters sich bezieht. Die Quelle ist von Lessing selbst angegeben in einem Briefe vom 11. August an seinen Bruder, die Ankündigung des Werkes, die in der Herold'schen Buchhandlung in Hamburg am 8. August 1778 erschien, ist wörtlich abgedruckt. Es sind ferner sehr viele interessante Einzelnheiten von der Zeit der Abfassung angeführt, der Zweifel Lessing's an der Aufführbarkeit des Gedichtes für die Gegenwart und sein bekannter Ausspruch: „Noch kenne ich keinen Ort in Deutschland, wo dies Stück jetzt schon aufgeführt werden könnte. Aber Heil und Glück dem, wo es zuerst aufgeführt wird."

Es folgen nun die ersten Versuche, das Stück auf's Theater zu bringen. Die meisten misslangen, bis es endlich, nach zwanzig Jahren, am 28. November 1801, in der Redaction von Schiller sich Bahn brach, „,so dass es von da an ein unverlierbares Eigenthum der deutschen Bühne geworden ist.“ Auch die Kritiken der Zeitgenossen sind angeführt, Friedrich Schlegel's (Königsberg 1801) und besonders Herder's, des Vertreters des Humanitätsprincips im Weimarer Kreise, der ihm den wärmsten Beifall zollte. Es wird auch der Kritik der Gegner, besonders Vilmar's gedacht, welcher Lessing's Dichtung mehr eine Frucht der Polemik als des Genies nannte Weiter kommt der Verfasser auf das gründlichste Urtheil, welches Schiller in seiner Schrift „Ueber die naive und sentimentalische Dichtung" ausspricht, und die anderen Urtheile von Kritikern der damaligen Zeit, welche man selbst in Niemeyer's Buch nachlesen möge.

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Von Seite 28-39 folgt die Zergliederung der dramatischen Handlung, und von da an die ästhetische Analyse, in welcher unser Schriftsteller sich der Ansicht Gurauer's anschliesst. Diese innere Entwicklung des Dramas, welche des Gelungenen viel enthält und die Ansichten der bedeutendsten Kritiker anführt, reicht bis auf die 48. Seite und schliesst diese Untersuchung, welche sich nur im letzten Theile der Einleitung der metrischen Beschaffenheit des Dramas zuwendet. Dass Lessing sich für den fünffüssigen Jambus entschied und diesen damit in das deutsche Schauspiel einführte, ist eine bekannte Thatsache. Niemeyer stellt eine genaue Untersuchung an über die Form, welche Lessing dem Versmass gegeben, nebst vielen Hinweisungen auf die Verse der Dichter, welche nach seinem Vorgang auch in ihren dramatischen Werken diesen Vers für den Dialog anwendeten. Die Einleitung schliesst mit einer Reihe treffender Bemerkungen über die Sprache, die Orthographie, die Wortcombinationen, theils aus der Hervorsuchung veralteter oder veraltender Ausdrücke und Wendungen, denen der Dichter aus seiner eigenen Schöpferkraft ein neues Leben einhaucht. Der Schluss

der Einleitung ist in folgende Worte gefasst.

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Aus Allem geht hervor, dass jene gepriesenen Eigenschaften der vollsaftigen Gesundheit und unverwüstlichen Kraft, der begriffmässigen Schärfe

und des warmen, blühenden Colorits, der durchsichtigen Klarheit und der lebendigen Frische, der ungezwungenen Natürlichkeit und der realistischen Unmittelbarkeit in der Sprache des Dichters auch hier mit dem Stempel der Originalität und Classicität hervortritt.“ henfolge der Acte und Scenen zu beobachten) zunächst die Proben von dem Ich will hier, (ohne die ReiSprachlichen und zweitens die Erläuterungen in Bezug auf geschichtliche Thatsachen und geographische Lage der in Lessing's Dichtung erwähnten Orte, dem Leser vorführen, weniger die dem Verfasser nothwendig scheinenden Erklärungen mancher Redewendungen und Aussprüche, deren Bedeutung dem denkenden Schüler aus dem dramatischen Gedicht von selbst einleuchten wird.

Sogleich im ersten Aufzug erste Scene Seite 79*) spricht der Verfasser über die Anrede der sich unterredenden Personen, die im Drama je nach ihrem Stande verschieden gehalten ist, und spricht die richtige und für die Jugend lehrreiche Thatsache aus, dass der Dichter die Verhältnisse der Anrede im Ganzen nach dem Gebrauch der mittelhochdeutschen Periode eingerichtet hat. Grimm wird dabei citirt. Seite 83 ist „zweifeln“ mit französischer Construction getadelt. Es ist wohl mehr als eine Freiheit der mündlichen Rede zu erklären, um dem Dialog die künstliche Steifheit zu nehmen und ihn auf dem Niveau des natürlichen (wirklichen) Zwiegesprächs zu halten. Selbst in Goethe und Schiller kommen in Volksscenen ähnliche Freiheiten vor. Lehrreich dagegen ist die Erklärung von: Gelt! kurz hinter dem Vorigen. Seite 85. Was Wunder!" Gewinnst" statt Gewinn, S. 86 „vor's" erste anstatt für's erste. „Ohne alle des Hauses Kundschaft. S. 87 „entbot" ebenfalls getadelt, vielleicht mit Unrecht und anstatt „entbieten lassen," wieder mit jener Nachlässigkeit der Umgangssprache.

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Im zweiten Auftritt, S. 91 „dünkt mich“ und dabei wird der Unsicherheit für Accusativ oder Dativ bei den Impersonalien der geistigen Empfindungen des Scheinens, Zweifelns, Träumens u. dgl. gedacht. Citation von Schiller bei S. 91 „Die ungetreuen Ströme." Zweimalige Citat von Schiller aus dem Ring des Polykrates: Bedenk, auf ungetreuen Wellen u. dgl. Sehr richtig ist die Bemerkung, dass ungetreu von edlerer Färbung ist, als untreu. Vergl. Schiller's Distichon:

,,Unaufhaltsam enteilet die Zeit, sie sucht das Beständ'ge,
Sei getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an.“**)

Im ersten Act will ich noch folgende Stellen kürzlich erwähnen.

S. 117 sechster Auftritt. „Doch muss ich mein Packet nur wagen," wo die Bemerkung steht, dass die Phrase dem Französischen nachgeahmt worden sei.

Zweiter Aufzug. „Das ist für Was noch weniger als Nichts" S. 126. Mich drosseln lassen S. 129. „Nur muss der Knorr den Knubben hübsch vertragen" S. 142. Neunter Auftritt. „Ich bedaur' Euch" S. 146. schaff Euch einen Falk" S. 148.

»Ich

Dritter Aufzug. „noch so bald S. 149. „Nur schlägt er mir nicht zu" S. 151. Was kömmt ihm an? S. 154. „Geld einem Juden abg eborgen S. 155. „Betrogene Betrieger" S. 162. freyer Dings dieselbe

*) Zur Bequemlichkeit des Nachschlagens ist hier immer der betreffende Aufzug, der Auftritt und die Seite angegeben. Die Benummerung der Verse ist zu unbequem. Mir scheint dies ein grosser Missgriff vom Verfasser zu sein.

**) Nicht von Niemeyer angezogen, der doch sonst seinen Schiller sehr

gut kennt.

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das Nehmliche An mich zu suchen" S. 163. "lang" S. 166. Bastard, Bankert" S. 167-168. Das wir zu haben, Oft nicht wissen S. 169. Vierter Aufzug ausschlug" erklärt das" hervorgeht. S. 185. „blühn und grünen" S. 177. Ist ein „verzettelt Christenkind." ,,unterwegens" statt unterwegen oder unterwegs. S. 200.

S. 188

Fünfter Aufzug. Habe Dank der guten Zeitung, dem Mhd. nachgebildet S. 201. Christendirne S. 204. „Höhnerei," ",verflattern," ,,launischen" ibidem. Was mich wurmisch macht S. 208. Ich bin ein junger Laffe S. 209. Schier S. 211.

So viel von den sprachlichen Bemerkungen. Nun zu dem Sachlichen und Historischen, welches ich für angemessen halte, in der Reihenfolge wie das Sprachliche zu berichten.

Auf S. 114 steht: „Der König Philipp:" es war Philipp August II., der König von Frankreich, welcher 1191 mit Richard Löwenherz einen Kreuzzug unternahm. Scheint überflüssig für einen mit der Geschichte bekannten Schüler. S. 115 Maroniten" erklärt. Nothwendig und lehrreich! S. 128 Ein Kleid, ein Pferd, ein Schwerdt, ebenfalls gut erklärt. S. 177 Ueber die Anrede „dem Herrn," ebenfalls eine gute historische Erklärung. S. 180 im vierten Act wird die Capitulation, welche Saladin den Christen bewilligt und beschworen hatte, berichtigt. Die historische Capitulation enthält solche Bedingungen nicht, wie der Patriarch angiebt. Der Verfasser dieses Commentars führt hier als seine Quelle Raumer's Gesch. d. H. II, 346 an. S. 193 Ende des sechsten Auftritts: Wüsst' ich nur dem Tempelherrn erst beizukommen, ohne die Ursach' meiner Neugier ihm zu sagen!" ist ebenfalls gut erklärt, und leitet den Schüler an, das Buch mit Nachdenken zu lesen; desgleichen S. 194 das bei dem Namen „Tabor" Bemerkte.

Im fünften Aufzug sind noch auf S. 201 und 202 gute historische Erklärungen über Stellen, die man leicht im Commentar und Gedicht selbst finden wird. Sal. So kurz vor meinem Abtritt“ und „,musst der Gelder grösseren Theil Anf Libanon zum Vater bringen," nebst den folgenden. Nun noch einige Beispiele zur sachlichen Erklärung.

Im ersten Aufzug, dritten Auftritt ist die berühmte Sentenz: „Kein Mensch muss müssen," mit den Worten Viehoff's erklärt. Im fünften Auftritt S. 109 ist die Sentenz: „Denn der Wille und nicht die Gabe macht den Geber" recht gründlich erklärt. Der Lehrer wird natürlich den Sinn der Stelle am besten den Schüler selbst finden lassen, und doch muss man nach dem Vorwort annehmen, dass das Buch gerade für Schüler bestimmt ist. In demselben Auftritt ist die Stelle,,werd' einst im Himmel Gott mit einer ganz besondern Krone lohnen" aus mehreren Stellen der heiligen Schrift erklärt.

Zweiter Aufzug. Erster Auftritt. „Naherinchen“ eine kleine Münze. Zweiter Auftritt „Spiessen" ziemlich umständlich und eben nicht appetitlich beschrieben; „Das Kleinste: Reichthum. Und das Grösste: Weisheit" ebenfalls.

Fünfter Auftritt. Der Unterschied zwischen Grossmuth und Edelmuth gut präcisirt. S. 137,,Und das bekam (den garstigen Fleck) als ich Eure Tochter durch's Feuer trug." In der Erklärung dieser Stelle wird gegen Kurmick polemisirt und schliesslich in einem sehr schwer zu verstehenden Satze der Schluss gefasst, den Schreiber dieser Zeilen nach fünfmaligem Durchlesen nicht verstanden hat. Dagegen hat der Verfasser S. 160 Fünfter Auftritt eine interessante Notiz angeführt, Lessing an Ramler Mich verlangt, wie Sie mit der Erzählung (des Mährchens von drei Ringen) zufrieden sein werden, die mir wirklich am sauersten geworden ist."

Vierter Aufzug. Zweiter Auftritt S. 177 „dem Herrn," womit der Patriarch den Tempelherrn bezeichnet. Das Urtheil: Es ist augenscheinlich, dass Lessing durch Nachahmung dieser Sitte (den Ausdruck als blosse Höflichkeit anzuwenden) die gleissnerische und abgeschmackte Höf

lichkeit des Patriarchen gegen den Tempelherrn hat charakterisiren wollen, scheint mir vollkommen begründet. Zu Erklärung zu den Worten des Drama „dem Herrn" sind unter anderen hauptsächlich zwei Stellen herausgehoben. Patr. Mich wundert sehr, „Herr Ritter," Euch selbst Was ist Es denn, worüber unsern Rath für izt der Herr verlangt. S. 188. Und nun sein Ton! Wie der wohl sein wird! Die hierzu gefügte Erklärung

ist eben annehmbar.

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Endlich im fünften Aufzug sind noch einige, früher übersehene, historische Bemerkungen des Commentars nachzuholen. Im ersten Auftritt ist noch von der Wichtigkeit der Mamelucken für den Krieg die Rede, ferner von dem beim Vater des Saladin, auf dem Libanon aufbewahrten Gelde, wo Nicht alles mehr so sicher." Alle drei Punkte sind kurz und bündig commentirt. Schliesslich sind noch im Commentar auf den letzten Seiten besonders die Charakterzüge des Sultans und einige Verwickelungen der Intrigue des Stückes ganz gut auseinandergesetzt. -- Nach den hier gegebenen Notizen kann ein Jeder, der sich für Commentare der Werke unserer classischen Dichter interessirt, entnehmen, ob er in diesem hier angezeigten Buche seine Rechnung finde.

Dessau.

Weiss.

Etudes sur la Littérature du Second Empire français depuis le coup d'état du deux Décembre par William Reymond. Berlin. A. Charisius (librairie Ludéritz. Bâle. Librair. Neukirch.) 1861.

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Vorliegende Studien sind das Ergebniss einer Reihe von Vorlesungen, die in Berlin vor einem gewählten Publicum gehalten und von der Presse mit Anerkennung beurtheilt worden sind.

Die Aufgabe, welche sich der Verfasser gestellt, erstreckt sich auf die französische Literatur des letzten Jahrzehents.

Das Interesse für diese jüngste Periode der französischen Literatur liegt, nach dem Geständniss des Verfassers selbst, weniger in dem Reichthum und der Gediegenheit derselben, als vielmehr darin, dass sie das Product der Jetztzeit ist. Sie hat den Reiz der Neuheit, und derselbe ist so mächtig, dass wir, trotz der Vorboten des Verfalls und eines überhandnehmenden Materialismus, unsere Aufmerksamkeit den Erzeugnissen des Zeitgeistes nicht entziehen können; die vielfachen Interessen und Fragen, welche unsere Zeit so mächtig bewegen, müssen in unserm Innern ein Echo finden; denn wir sind vor Allem Kinder unserer Zeit.

Was Herrn Reymond veranlasste, grade diese Periode zu behandeln, liegt in dem Satze seines Vorworts ausgesprochen, dass wir in unserm Jahrhundert des rastlosesten Fortschritts und der unaufhaltsamen Entwicklung nicht mehr, wie früher, nach Jahrhunderten, sondern nach Jahrzehnten rechnen müssen. Es ist demnach möglich geworden, die Zeitereignisse gewissermassen in ihrem Entstehungsprocess zu photographiren, dieselben zu gruppiren und in ein harmonisches, wenn auch nicht völlig abgerundetes Bild zu fassen.

Auch ist dieser Gegenstand bis jetzt noch nicht übersichtlich und eingebend behandelt worden und wird dadurch dieses interessante Werkchen ein Complement der Literaturgeschichte, das zumal dem deutschen Publicum die Aufgabe erleichtert, sich in dem vielfach verworrenen Labyrinth dieser Literaturperiode zurecht zu finden.

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