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praesentemque viris intentant omnia mortem.
Extemplo Aeneae solvuntur frigore membra;
ingemit et duplices tendens ad sidera palmas
talia voce refert: 0 terque quaterque beati,
95 quis ante ora patrum Troiae sub moenibus altis
contigit oppetere! O Danaûm fortissime gentis
Tydide, mene Iliacis occumbere campis

non potuisse tuaque animam hanc effundere dextra,
saevus ubi Aeacidae telo iacet Hector, ubi ingens

Eingreifen des Neptun aufhören lässt, so liegt in V. 90 offenbar eine Vermischung rationalistisch-naturalistischer Vorstellungen mit den mythologischen

vor.

91. praesentemque mortem „nahen Tod". Den in diesem Verse ausgedrückten Gedanken giebt Schiller in einem aus 1780 stammenden Fragment einer Übersetzung so wieder : „Tod, Tod flammt der Himmel entgegen dem bebenden Schiffer, Tod entgegen heult ihm der Sturm! Tod brüllen die Donner". Das ist mehr geniale Nachdichtung wie Übersetzung.

86-91. Beachte, wie in dieser packenden Naturschilderung die einzelnen Züge Schlag auf Schlag folgen, das Ganze besteht nur aus Hauptsätzen. Das Vorbild findet sich & 292 πάσας δ ̓ ὀρόθυνεν ἀέλλας παντοίων ἀνέμων, σὺν δὲ νεφέεσσι κάλυψεν γαῖαν ὁμοῦ καὶ πόντον· ὀρώρει δ ̓ οὐρανόθεν νύξ. σὺν δ ̓ Ευρός τε Νότος τ ̓ ἔπεσε Ζέφυρος τε δυσαὴς καὶ Βορέης αιθρηγενέτης, μέγα κύμα κυλίνδων. - vgl. Schiller, Hero und Leander „Auf des Pontus weite Fläche Legt sich Nacht, und Wetterbäche Stürzen aus der Wolken Schofs, Blitze zucken in den Lüften, Und aus ihren Felsengrüften Werden alle Stürme los, Wühlen ungeheure

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100 Sarpedon, ubi tot Simois correpta sub undis scuta virúm galeasque et fortia corpora volvit? Talia iactanti stridens Aquilone procella velum adversa ferit fluctusque ad sidera tollit,

franguntur remi, tum proram avertit et undis 105 dat latus, insequitur cumulo praeruptus aquae mons.

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100. Σιμόεις entspringt auf dem Ida und vereinigt sich mit dem Σκάμανδρος in der troischen Ebene. Correpta. s. 69 zu submersas. „fortriss und mit seinen Wellen dahinwälzte." vgl. „Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere". (Platen, Grab im Busento.) - fortia corpora „Heldenleiber".

101. In der μάχη παραποτάμιος metzelt Achill im Skamander, der sich dann mit dem Simois zur Abwehr vereinigt, die Trojaner nieder.

92-101 Zu diesen Versen, welche den Eindruck des Sturmes auf Aeneas schildern, finden sich Parallelen in ε 297 ff. Dahin gehören: Καὶ τότ Οδυσσῆος λύτο γούνατα καὶ φίλον ἦτορ. – Οχθήσας πρὸς ὃν μεγαλήτορα θυμόν. — Τρισμάκαρες Δαναοί καὶ τετράκις, οἳ τότ ̓ ὄλοντο Τροίη ἐν εὐρείῃ. Καὶ δὴ ἔγωγ ̓ ὄφελον θανέειν καὶ πότμον ἐπισπεῖν Ἤματι τῷ, ὅτε μοι πλεῖστοι χαλκήρεα δοῦρα Τρῶες· ἐπέρριψαν περὶ Πηλείωνι θανόντι. Ebenso wie Odysseus hebt auch Aeneas einen Augenblick

hervor, in dem er in Lebensgefahr schwebte, als er, wie in der Ilias erzählt wird, von Diomedes getroffen mit einem Steine και νύ κεν ἐνθ ἀπόλοιτο, εἰ μὴ Διός θυγάτηρ Αφροδίτη, μήτηρ, ἀμφὶ ὃν φίλον υἱὸν ἐχεύατο πήχεε λευκώ, ὑπεξέφερεν πολέμοιο. Der Wunsch nimmt sich aber im Munde des Aeneas, der von seiner weltgeschichtlichen Mission überzeugt ist und für seine Leute zu sorgen hat, weniger gut aus, wie in dem des Odysseus, der allein auf dem weiten Meere ist und sein Dasein eher für zwecklos halten kann.

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Hi summo in fluctu pendent, his unda dehiscens terram inter fluctus aperit; furit aestus harenis. Tres Notus abreptas in saxa latentia torquet, (saxa vocant Itali, mediis quae in fluctibus, Aras, 110 dorsum immane mari summo) tres Eurus ab alto in brevia et Syrtes urget (miserabile visu!) illiditque vadis atque aggere cingit harenae. Unam, quae Lycios fidumque vehebat Oronten, ipsius ante oculos ingens a vertice pontus 115 in puppim ferit; excutitur pronusque magister volvitur in caput; ast illam ter fluctus ibidem

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avertit) und bringt es dadurch (et explicativum) für die Wogen in eine bequeme Angriffsposition (undis dat latus). Insequitur cumulo praeruptus aquae mons. Alle diese Ausdrücke sind gewählt, um die Erscheinung des Wasserberges möglichst anschaulich zu machen. Insequitur drückt aus, dafs der Wasserberg sich plötzlich erhebt, „drängt nach", das mit insequitur als abl. modi verbundene cumulo hebt die Wassermasse hervor, während praeruptus die steile Höhe kennzeichnet, zu der die Wassermasse von dem Sturm emporgeschleudert wird. Cumulo übers. als Adjektiv.

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an der afrikanischen Küste. Urget in er drängt sie hinzu“. Illidit „er schmettert sie auf". Harenae „Triebsand".

113. Die Lycier sind schon bei Hom. Verbündete der Troer. Orontes heifst VI 334, wo ihn Aeneas in der Unterwelt wiedersieht, Lycide ductor (Kapitän) classis. Der Name des Steuermanns ist Leucaspis.

114. A vertice „von oben her"; man denke an einen Wasserberg, wie er oben gezeichnet ist; das ingens pontus würde dann dem cumulo entsprechen.

115. Magister steht als Subjekt zu excutitur und volvitur an hervorragender Versstelle. Zu dieser Bedeutung des Wortes (in wie fern ist sie etymologisch begründet?) vgl. Chamisso im Salas y Gomez „des Meisters Pfeife war's, vom Wind getragen". Excutitur wird über Bord getrieben".

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116. Volvitur in caput „überschlägt sich häuptlings".

117. Agens circum ,,im Kreise herum".

116. 117. Ast· vortex. Die Häufung der Längen malt den Widerstand, den das schwere Schiff anfangs

2

torquet agens circum et rapidus vorat aequore vortex.
Apparent rari nantes in gurgite vasto,

arma virûm tabulaeque et Troïa gaza per undas.
120 Iam validam Ilionei navem, iam fortis Achatae,
et qua vectus Abas, et qua grandaevus Aletes,
vicit hiems; laxis laterum compagibus omnes
accipiunt inimicum imbrem rimisque fatiscunt.

Interea magno misceri murmure pontum 125 emissamque hiemem sensit Neptunus et imis stagna refusa vadis graviter commotus et alto

der Wirbelbewegung entgegensetzt, bis es dann in den Worten at rapidus vorat aequore vollständig zum Spielball des heftig sich drehenden Wirbels geworden ist. Man beachte die Allitteration in vorat vortex.

118. Das ringende sich Abmühen der Schwimmer veranschaulicht der spondeische Bau des Verses. - Rari und vasto gegensätzlich.

119. Per undas „über die Wogen zerstreut". Man beachte, wie schön der Dichter in diesen beiden Versen mit wenigen Strichen das Bild zeichnet, welches sich nach dem Schiffbruch darbietet.

120-123. Alle die hier genannten Gefährten des Aeneas, Ilioneus, der in der Aeneide noch zweimal als princeps legationis bei Dido und Latinus erscheint, der sprichwörtlich gewordene fidus Achates, der weiter nicht genannte Abas und annis gravis atque animi maturus (IX 246) Aletes werden mit ihren Schiffen gerettet; nur das lycische Schiff mit dem ductor Orontes und magister Leucaspis (λevκός, ασπίς) bildet das Opfer, wie an der oben citierten Stelle des 6. Buches ausdrücklich angegeben wird (Quos simul a Troia ventosa per aequora vectos Obruit Auster, aqua involvens navemque virosque). Darum

Iam

sind sie auch in der Unterwelt maesti
et mortis honore carentes.
vicit accipiunt. Vergil koordiniert
Satzteile, welche die Prosa subordi-
nieren würde, und drückt das logische
Verhältnis durch den Wechsel der
Tempora aus. Auf welche beiden
Arten hätte man subordinieren kön-
nen ? Hiems „Unwetter". - Laxis
„gelockert“. -- Inimicum imbrem „ das
feindliche Element". Rimis fatis-
cunt poetische Fülle des Ausdrucks.
IX 809 ohne abl. Wie ist der abl.
aufzufassen?

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prospiciens summa placidum caput extulit unda.
Disiectam Aeneae toto videt aequore classem,
fluctibus oppressos Troas caelique ruina.
130 Nec latuere doli fratrem Iunonis et irae;

Eurum ad se Zephyrumque vocat, dehinc talia fatur:
Tantane vos generis tenuit fiducia vestri?

Iam caelum terramque meo sine numine, Venti,

sie von „des Meeres tief unterstem Grunde" nach der Oberfläche strömen, bekundet den Grad des misceri pontum. Graviter commotus ist wirkungsvoll gestellt. Übersetze refusa nach Analogie von emissam. - Vada der Meeresgrund. Mit et alto beginnt der lebhaft einsetzende Nachsatz, wie 82 mit ac. Alto ist Dat. des Zieles.

127. Wenn es bei Cic. de nat. deor. II 49 heisst Grues cum loca calidiora petentes mare transmittunt, trianguli efficiunt formam, so lässt sich das part. praes. ohne Frage in ut petant auflösen. Dieser Gebrauch des part. praes. ist in der Aeneide sehr oft zu finden. — Placidum scheint mit graviter commotus in Widerspruch zu stehen; aber die seligen Götter bleiben äufserlich ruhig trotz der inneren Erregung. Passend erinnert Brosin an die Schilderung des vatikanischen Apollo durch Winckelmann. „Verachtung sitzt auf seinen Lippen und Unmut bläht sich in den Nüstern seiner Nase und tritt bis in die stolze Stirn hinauf. Aber der Friede, welcher in einer seligen Stille auf derselben schwebt, bleibt ungestört." Den Gott in der hier geschilderten Situation zeigt uns eine sehr schöne Gemme bei Seemann, Götter und Heroen S. 138.

128-129. Die Verse berühren sich inhaltlich mit 118. 119. Die Stellung

der Worte bezweckt eine Hervorhebung der äufseren Begriffe (disiectam classem, fluctibus caelique ruina).

129. Caeli ruina. Brosin macht treffend auf Schiller, Jungfrau von Orl. V 1. „Der Himmel droht in Feuerbächen sich herabzugiefsen" aufmerksam. In der Verdeutschung kann man Verderben vom Himmel her" einsetzen.

130. Iunonis ist zu doli et irae zu ziehen.

131. Zephyrus war 85 ebenso wenig wie Aquilo (102) genannt; aber man darf in solchen Dingen von einem Dichter keine kleinliche Genauigkeit verlangen.

132. Tenuit. Wenn das Vertrauen auf die eigene Kraft jemanden ganz in Besitz genommen hat, dann verblendet" es. Wie mufs bei dieser Übersetzung tanta wiedergegeben

werden?

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