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miscere et tantas audetis tollere moles?

135 Quos ego-! sed motos praestat componere fluctus; post mihi non simili poena commissa luetis. Maturate fugam regique haec dicite vestro: non illi imperium pelagi saevumque tridentem, sed mihi sorte datum. Tenet ille immania saxa, 140 vestras, Eure, domos; illa se iactet in aula Aeolus et clauso ventorum carcere regnet.

Sit ait et dicto citius tumida aequora placat collectasque fugat nubes solemque reducit. Cymothoë simul et Triton annixus acuto.

134. Moles zusammengesetztes Substantiv!

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135. 136. Das berühmte Quos ego Euch will ich doch gleich" steht überall als Beispiel für die Fig. der reticentia oder ἀποσιώπησις. Vgl. V 195 Quamquam o! — sed superent, quibus hoc, Neptune, dedisti. Neptun zeigt die milde Art eines zu gutmütigen Erziehers: Diesmal will ich es euch noch hingehen lassen, dafs ihr mir aber nicht noch einmal so kommt (non simili poena = non sine aliqua poena).

137. Maturate fugam „Packt euch!"

138. Sorte. Denn Poseidon λax ɛ πολιὴν ἅλα ναιέμεν αἰεί.

139. Immanis unermesslich".

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tanta fiducia und generis vestri gekennzeichnet. Das Erstaunen des Neptun über das Gebaren der Winde, die Drohung in Verbindung mit dem maturate fugam und die Betonung des Kompetenzgebietes lassen daher das von tenet regnet entworfene Bild der Herrlichkeit des Aeolus in ironischem Lichte erscheinen. - Eine solche Behandlung des Aeolus ist übrigens durch Vs. 76-80 vorbereitet. 142. Dicto citius nicht „ehe er gesprochen", sondern: „schneller als es Worte sagen".

143. Zu welchem Vers aus der Beschreibung des Sturmes bildet dieser den Gegensatz?

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145 detrudunt naves scopulo; levat ipse tridenti
et vastas aperit Syrtes et temperat aequor
atque rotis summas levibus perlabitur undas.

Ac veluti magno in populo cum saepe coorta est
seditio saevitque animis ignobile vulgus;

150 iamque faces et saxa volant, furor arma ministrat;
tum pietate gravem ac meritis si forte virum quem
conspexere, silent arrectisque auribus astant;
ille regit dictis animos et pectora mulcet:

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Zeitbild, bei der Ausmalung des

ersten Teiles verweilte, wurde das Ganze etwas verwickelt. Der Begriff seditio veranlafst nämlich die meisterhafte Schilderung einer solchen, dem Dichter jedenfalls aus eigener Anschauung bekannten Strafsenscene: Die Ausmalung dieser bedingte nun wiederum die Wiederaufnahme des Fadens durch tum. Ebenso dient 153 der ausführlicheren Charakteristik des vir pietate ac meritis gravis. Für die Übersetzung empfiehlt es sich, auf die Wiedergabe von veluti und cum in 148 zu verzichten. Das Ganze gewinnt dann an Leichtigkeit.

Wenn ein Hauptreiz der erzählenden Dichtung darin beruht, dafs der Leser ein Spiegelbild seiner Zeit darin findet, so wird wohl dieses Gleichnis bei den Zeitgenossen des Dichters, in deren Erfahrungskreis solche Scenen gehörten, seinen Eindruck nicht verfehlt haben. Coorta est und conspexere: saevit und silent nach der genaueren latein. Tempusfolge, wir setzen jedesmal das praes.

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150. Arma ministrat „schafft Waffen", nämlich solche wie faces, lapides u. dgl.

152. Arrectis auribus ist von der Beschaffenheit der Tierohren entlehnt; übersetze „lauschenden Ohrs".

sic cunctus pelagi cecidit fragor, aequora postquam 155 prospiciens genitor caeloque invectus aperto

flectit equos curruque volans dat lora secundo.
Defessi Aeneadae, quae proxima litora cursu

154-56. Fragor ist deutsch durch ein Adjektivattribut zu geben. Im Lat. findet eine Vermischung der Anschauungen statt. Bei fragor denkt man an eine durch das Gehör vermittelte Erscheinung, bei cecidit an eine, der das Auge als Medium dient. Die Vermischung ist durch den Umstand nahegelegt, dafs man in diesem Zusammenhang mit fragor sich seine Ursache vorstellt, nämlich den sich türmenden Wogenschwall. Cecidit flectit. Das perf. im Hauptsatz bezeichnet die Schnelligkeit des eingetretenen Ereignissses, welches schon vorbei ist, während sich die Handlung des Lenkens (flectit) und Fahrens noch vollzieht. Daher ist postquam hier mit dem praes. verbunden. Genitor ist Neptun als der Schöpfer und Erhalter alles dessen, was das Meer birgt. Man übersetze „der Vater des Meeres". - Caelo invectus aperto bildet mit 142 den Gegensatz zu Vs. 88. 89. Curruque. Wie ist hier und 147 der Wagen des Neptun im Gegensatz zu dem des Sonnengottes (Ov. Met. II 107 ff.) und des Pluto ibid. V 402 ff. charakterisiert? Aequora, vgl.die Konstruktion mit Vs. 126.

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contendunt petere et Libyae vertuntur ad oras.

Est in secessu longo locus: insula portum 160 efficit obiectu laterum, quibus omnis ab alto frangitur inque sinus scindit sese unda reductos; hinc atque hinc vastae rupes, geminique minantur in caelum scopuli, quorum sub vertice late

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159. Die Scenerie ist genau nachgeahmt von Torquato Tasso Gerus. lib. XV 42. 43: „Ein stiller Platz am krummen Meeresbord, Des lange Hörner eine Bucht umhegen, Geräumig g'nug; ein Felsen höhlt den Port, Kehrt ihm die Stirn, der hohen Flut hingegen Den Rücken zu, teilt sie und stöfst sie fort. Zu beiden Seiten stehn zwei Felsenriffe Hoch aufgetürmt, ein Zeichen für die Schiffe. Beruhigt schweigt das Meer am Felsensaume, Den Gipfel krönt ein dichtbelaubter Wald, Wo eine Grotte liegt im grünen Raume, Die Epheu schattet, süfse Flut durchwallt. Kein Tau, kein Anker hält mit starkem Zaume

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161. Frangitur. Die Metaphern der beiden Sprachen decken sich. Reductos. G. IV. 418 heifst es,,est specus ingens exesi latere in montis, quo plurima vento cogitur inque sinus scindit sese unda reductos". Es ist somit das Kleinerwerden der von der hohen See kommenden Wogen beim Eintritt in die Bucht gemeint.

162. Hinc atque hinc vgl. das Homer. ἔνθα καὶ ἔνθα. Da diese Worte die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Fufspunkt der Felsen lenken, dienen sie in Verbindung mit minantur und in caelum dazu, die steile Höhe der Felsen zu malen. - Ebenso veranschaulicht der spondeische Rhythmus des Verses das Massige der Gebirgsformation (vastae).

aequora tuta silent; tum silvis scaena coruscis 165 desuper horrentique atrum nemus imminet umbra; Fronte sub adversa scopulis pendentibus antrum, intus aquae dulces vivoque sedilia saxo, nympharum domus. Hic fessas non vincula naves ulla tenent, unco non alligat ancora morsu. 170 Huc septem Aeneas collectis navibus omni ex numero subit, ac magno telluris amore

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163. 64. Die Ruhe der Bucht ist sehr wirkungsvoll angedeutet; man hört kein Getöse, aequora silent; sie sind tuta, die Ruhe erstreckt sich auf eine erhebliche Strecke, late. Der Grund dieser Ruhe ist in den beiden, mit hohen Gebirgsteilen versehenen Vorsprüngen des Gestades zu suchen, an denen sich die Wogen und Stürme brechen.

165. Die Stellung der Attribute und Substantiva wie 127.

166. Fronte (scaenae) sub adversa näml. bei der Einfahrt in die Bucht. Das antrum ist eine Tropfsteinhöhle.

167. Vivo saxo, wie caespes vivus, aus der schöpferischen Hand der lebendigen Natur hervorgegangen. 168. Hic in hoc portu.

=

169. Unco morsu unschöne Metapher, die schönere findet sich im Anfange des 6. Buches ancora fundabat naves dente tenaci.

=

Bei der ganzen Beschreibung dieser Bucht hatte unser Dichter die Schilderung der Phorkysbucht in Ithaka, Hom. v, 96 ff. vor Augen. Er hat benutzt die προβλῆτες ἀκταὶ ἀποῤῥῶγες, λιμένος ποτιπεπτηυῖαι, αἴτ ̓ ἀνέμων σκεπόωσι δυσαήων μέγα κῦμα Ἔκτοθεν, ἔντοσθεν δέ τ' ἄνευ δεσμοῖο μένουσι νῆες ἐύσσελμοι, fronte sub adversa ἐπί κρατὸς λιμένος und das ἄντρον, ἱρὸν νυμ φάων, αἳ νηιάδες καλέονται. Auch die Homer. Höhle ist eine Tropfsteingrotte, gebildet durch die dara αἰενάοντα. Die bei Vergil durch nympharum domus angedeutete Bedeutung der Höhle ist bei Homer phantasievoller ausgemalt. Im Gegensatz zu der allgemeinen Homerischen Bezeichnung νῆες ἐύσσελμοι beachte das der Situation angemessene naves fessas.

170. Die ursprüngliche Zahl giebt er 381 an. 12 Schiffe werden aufserdem noch gerettet.

171. Amor „Sehnsucht".

170. 171. Omni ex numero die zusammengehörigen Worte sind wirkungsvoll durch den Versschluss getrennt.

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