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10 insignem pietate virum, tot adire labores

impulerit. Tantaenae animis caelestibus irae?

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Urbs antiqua fuit, Tyrii tenuere coloni, Carthago, Italiam contra Tiberinaque longe ostia, dives opum studiisque asperrima belli, 15 quam Iuno fertur terris magis omnibus unam posthabita coluisse Samo; hic illius arma,

im Wallenstein,des Krieges Last wälzen'.

10. Pietate, durch Gerechtigkeit". Die pietas ist die hervorstechende Tugend des Aeneas, eine Haupttugend des Altrömers; dieses Spiegelbild seinen Zeitgenossen vorzuhalten, dazu hatte Vergil allen Grund. Diese Tugend zeigt sich bei seinem Helden ebensowohl in der Beobachtung der Pflichten gegen die Götter, wie derjenigen gegen seine Familie und sein Vaterland.

11. Impulerit „zwang". Impulerit (adire). Der Gebrauch des gefälligen Infinitivs für die umständlichere Konjunktionskonstruktion ist bei den Dichtern mit Recht beliebt, gewann dann auch in der Prosa Boden und beruht offenbar auf der Volkssprache.

Tantaene etc. Dem Homer hätte eine solche Frage, die Nachdenken über das Wesen und die Handlungen der Götter voraussetzt, ferne gelegen.

Im Eingange eines epischen Gedichtes werden, um den Leser zu spannen, die handelnden Personen und die Orte nur angedeutet; so heisst es hier nicht Aeneas, sondern vir, nicht Turnus, sondern bellum, nicht Lavinium, sondern urbs; der Zusammenhang des Aeneas mit Rom wird nur durch leise Andeutungen berührt. Vergl. damit den Eingang des Wielandschen Oberon, wo nur von dem Ritter, von dem

Sultan, von der Schönen die Rede ist, nicht von Hüon, dem Sultan von Bagdad, Rezia.

12. Der epische Dichter umgiebt seine Personen und Orte mit allem Schimmer der Macht und des Reichtums, ohne streng an die historische Treue gebunden zu sein. Tyrii tenuere coloni drückt den Moment der Besitznahme aus. Lange ehe Elissa, Tochter des Königs Mattan von Tyrus, nach Afrika kam, war von Sidon aus an Stelle des spätern Karthago die Niederlassung Kakabe gegründet worden.

13. Italiam contra. Freie Stellung der Präp. Tiberinaque ostia ähnlich wie Laviniaque litora. - Longe absolut, erklärt contra.

14. Ostia erinnert an den spätern Mündungsort. Dives opum etc. wesentliche Charakteristik dieser Stadt, vgl. 421 ff. Die Auffindung des caput acris equi deutete darauf hin, fore bello Egregiam et facilem victu per saecula gentem. Asperrima. Die Superlativcharakteristik ist wegen ihrer Form und Bed, bei Verg. sehr beliebt.

15. Quam unam. Die zusammengehörigen Worte sind an hervorragende Versstellen gesetzt. Die ganze Anordnung der Worte ist dazu angethan, das Interesse auf unam zu konzentrieren.

16. coluisse „beglückte" oder

hic currus fuit; hoc regnum dea gentibus esse, si qua facta sinant, iam tum tenditque fovetque. Progeniem sed enim Troiano a sanguine duci 20 audierat, Tyrias olim quae verteret arces; hinc populum late regem belloque superbum venturum excidio Libyae;

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17. Currus, der pfauenbespannte; vgl. Ε 720 ἡ μὲν ἐποιχομένη χρυσάμπυκας ἔντυεν ἵππους Ηρη, πρέσβα θεά, θυγάτηρ μεγάλοιο Κρόνοιο. Ηβη δ ̓ ἀμφ' ὀχέεσσι θοῶς βάλε καμπύλα κύκλα, χάλκεα ὀκτάκ νημα, σιδηρέῳ ἄξονι, ἀμφίς. τῶν ἦ τοι χρυσέη ίτυς ἄφθιτος αὐτάρ ὕπερθε χάλκε ̓ ἐπίσσωτρα προσαρηρότα, θαῦμα ιδέσθαι· πλῆμναι δ' ἀργύρου εἰσὶ περίδρομοι ἀμφοτέρωθεν. δίφρος δὲ χρυσέοισι καὶ ἀρ γυρέοισιν ἱμᾶσιν ἐντέταται, δοιαὶ δὲ περίδρομοι ἄντυγές εἰσι. τοῦ δ ̓ ἐξ ἀργύρεος υμὸς πέλεν. αὐτὰρ ἐπ' ἄκρῳ δῆσε χρύσειον καλὸν ζυγόν, ἐν δὲ λέπαδνα κάλ' ἔβαλε χρύσει, ὑπὸ δὲ ζυγὸν ἤγαγεν Ἥρη ἵππους ὠκύποδας, μεμαυῖ ̓ ἔριδος καὶ ἀυτῆς.

18. Iam tum, also von Anbeginn.

Tenditque fovetque. Das erste Verbum bezeichnet, dafs auf das angegebene Ziel alles Denken und Handeln der Göttin gerichtet war, das zweite betont die Teilnahme

Isic volvere Parcas.

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22. Volvere. Man denkt an das volvere und evolvere der Schicksals

bücher, welches auch den Ausdrücken 262 zu Grunde liegt. Zu Parcas passt diese Vorstellung allerdings wenig. Man übersetze daher allgemeiner: „So wolle es das Schicksal". - Pareas. Μοῖραι: Κλωθώ, Λάχεσις, Ἄτροπος, η Namen, von denen der

erste das stille Wirken und die unauflöslichen Verschlingungen der Schicksalsverfügung durch das altherkömmliche Bild des Spinnens ausdrückt, der zweite den Zufall des Loses, der dritte die unausweichliche Notwendigkeit der Schicksalsbeschlüsse." (Preller.) Aber weder die Parzen noch die drei SchicksalsSchwestern der Germanen, die Nornen machen das Schicksal mit Absicht oder Bewusstsein. Sie spinnen

Id metuens veterisque memor Saturnia belli, prima quod ad Troiam pro caris gesserat Argis, 25 (necdum etiam causae irarum saevique dolores exciderant animo; manet alta mente repostum iudicium Paridis spretaeque iniuria formae et genus invisum et rapti Ganymedis honores),

und weben es, aber nicht so, wie sie wollen, sondern wie sie müssen." (Dahn.)

19-22. In allen vier Versen ist vom römischen Volk als Ganzem gesprochen und seine grösste That, die Vernichtung Karthagos, mit schar fem Blick als der Grund seiner Weltherrschaft bezeichnet. Daher die Anknüpfung der punischen Kriege an Aeneas und Dido (IV 622 ff.), ohne Zweifel nach dem Vorgang des Naevius und Ennius, aber mit dem für die Aeneide charakteristischen Bestreben, aus der Sage heraus einen Ausblick auf die Geschichte Roms zu gewinnen und den Römern damit die Bedeutung ihrer Mission vorzuhalten.

23. Dreifach sind die causae irarum; sie beziehen sich auf die Zukunft und auf die Vergangenheit.

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28. Genus invisum, weil Dardanus von Iupiter und Elektra, der Tochter des Atlas, abstammte. Ganymedis honores. Τρώα δ' Εριχθόνιος τέ κετο Τρώεσσιν ἄνακτα· Τρωός δ ̓ αὖ τρεῖς παῖδες ἀμύμονες εξεγέ νοντο, Ιλός τε Ασσάρακός τε καὶ ἀντίθεος Γανυμήδης, Ὃς δὴ κάλλιστος γένετο θνητῶν ἀνθρώ πων. Τὸν καὶ ἀνηρείψαντο θεοὶ Διὶ οίνοχοεύειν, Κάλλεος εἵνεκα οἷο, ἵν ̓ ἀθανάτοισι μετ τείη. Hom. Den Raub des Ganymed durch den Adler des Zeus stellte am vorzüglichsten Leochares dar; für eine Kopie seines Werkes gilt die Gruppe im Vatikan, abgeb. auf Seemanns Bilderbogen Nr. 22. Der Groll der Iuno über den Raub des Ganymed ist ein doppelter, denn er ist Trojaner und entzieht ihr des Gatten Liebe.

his accensa super iactatos aequore toto

30 Troas, reliquias Danaûm atque immitis Achilli, arcebat longe Latio, multosque per annos errabant acti fatis maria omnia circum. Tantae molis erat Romanam condere gentem! Vix e conspectu Siculae telluris in altum

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33. Prächtiger, die Einleitung abschliessenderVers voll Nationalstolzes. Per aspera ad astra!

12-33. Die spezielle Einführung, welche der Dichter seiner Eingangsskizze anreiht, ist notwendig zum Verständnisse des nun folgenden Abschnittes und der Schicksale des Helden überhaupt. Nicht Kriegsund Abenteuerleben stellt die Aeneide in idealem Bilde dar, sondern die Stiftung einer Volksgemeinschaft mit nationaler Sitte und nationalen Göttern". (Plüss.) Das Schicksal mit dieser Stiftung und Aeneas, seinem auserwählten Rüstzeug, steht hoch über Iupiter. Er wiederum steht hoch über den andern Göttern und Göttinnen. Diese nämlich kennen die Geschicke nur unvollkommen und

in ihrer Kurzsichtigkeit suchen sie aus egoistischen Motiven dem rollenden Rad in die Speichen zu fallen, um früher oder später ihre Kurzsichtigkeit einzusehen. Der böse Dämon der Aeneide, Iuno, bereitet dem mannhaften Helden viele Leiden, doch er triumphiert, und sie mufs als Göttin ihre Ohnmacht erkennen. So zieht das Schicksal ausgleichend seine Kreise.

Erster Hauptteil: Des Helden Lebensgefahr und Errettung. 34-156.

Der erste Abschnitt schildert die Vorbereitungen zu der im zweiten enthaltenen Katastrophe, deren Wirkungen im dritten paralysiert werden. Erster Abschnitt: Iuno und

Aeolus. 34-80.

34. Der Anfang der epischen Erzählung greift keck in die Fülle des Stoffes hinein, um uns (tāv åμódev Hom. a 10.) mitten in die Sache zu versetzen. Aeneas hat Sicilien verlassen, um nun endlich direkt auf sein Ziel Italien loszusteuern. Auf den Aufenthalt bei seinem Landsmann Acestes in Sicilien wird in diesem Gesange nur leise angespielt, z. B. 195. Nach seiner Abfahrt von Karthago kommt Aeneas zu einem zweiten Besuche zu ihm. In seinem άлóλoyos an Dido erzählt er von Acestes nichts, sondern erwähnt nur, dass ihm sein Vater durch den Tod entrissen wurde,

35 vela dabant laeti et spumas salis aere ruebant, cum Iuno aeternum servans sub pectore vulnus haec secum: Mene incepto desistere victam, nec posse Italia Teucrorum avertere regem? Quippe vetor fatis! Pallasne exurere classem 40 Argivûm atque ipsos potuit submergere ponto

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35. Vela dare, vox nautica sc. ventis, „segeln“. Verg. braucht auch einen umgekehrten Ausdruck III 61 dare classibus austros. Spumas salis πολιὴν ἅλα. Aere sc. navium. 36. Sub pectore „tief in der Brust". 37. Haec secum: „Sie hält folgendes Selbstgespräch". Die Form der unwilligen Frage ist in der Übersetzung nachzubilden. Schiller: Wer? Ich? Ich eines Mannes Bild In meinem keuschen Busen tragen? ... Ich, meines Landes Retterin, Des höchsten Gottes Kriegerin, Für meines Landes Feind entbrennen?

=

38. Teucri: Troiani Danai: Graeci. Genus alto a sanguine Teucri. Maximus unde (Creta) pater Teucrus Rhoeteas primum est advectus ad oras Optavitque locum regno. III 107.

39-49. Die Worte quippe - fatis enthalten den Einwand, das Satzgefüge Pallasne - honorem (49) die Widerlegung desselben in kunstvoll gestalteter Schlussfolgerung. Die beiden Teile dieses argumentum ex contrario werden durch eine Parenthese (42-45) unterbrochen, in welcher die empörte Götterkönigin mit wildem Behagen das schreckliche Bild des bestraften Frevlers entrollt, dem sie in ihrer Leidenschaft und Verblendung den Aeneas vergleicht. Der

ganze Monolog ist ein rhetorisches und poetisches Meisterstück. Wir sehen die mächtige Göttin, ein von der Leidenschaft durchbebtes Weib, deutlich vor uns und werden mit Furcht für den Helden erfüllt, dem von einer solchen Feindin Verderben droht.

39. Aiax der kleine oder Oileus (-Sohn), zum Unterschiede von dem grossen oder Telamonier (Telamonssohn) so genannt, unter den Helden vor Troja ausgezeichnet durch seine Schnelligkeit (Οιλῆος ταχὺς Αίας) und seine Speere (ἐγχείῃ ἐκέκαστο) stirbt bei Hom. ¿v vóoto durch Poseidons Hand (φῆ ᾧ ἀέκητι θεῶν φυγέειν μέγα λαῖτμα θαλάσσης). Obgleich erwähnt wird, dass er der Athene verhasst war, so ist sein Untergang keineswegs mit der Schändung der Kassandra vor dem Bilde der Athene in Zusammenhang gebracht. Vergil folgt also spätern Quellen. Nach diesen war Aiax „bei der Zerstörung Trojas in den Burgtempel der Pallas eingedrungen und hatte nicht nur die den Altar und das heilige Bildnis der Göttin umfasst haltende Priesterin Kassandra bei den Haaren hinweggeschleift und freventlich misshandelt, sondern auch das Bild der Göttin selbst umgestürzt. Derselbe Sturm, aus welchem Agamemnon sich glücklich rettete, machte sein Schiff am kaphareischen Vorgebirge scheitern." Otto Seemann S. 352.

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