Tros Tyriusque, mihi nullo discrimine agetur. 575 Atque utinam rex ipse Noto compulsus eodem afforet Aeneas! Equidem per litora certos dimittam et Libyae lustrare extrema iubebo, si quibus eiectus silvis aut urbibus errat. His animum arrecti dictis et fortis Achates 580 et pater Aeneas iamdudum erumpere nubem ardebant. Prior Aenean compellat Achates: Nate dea, quae nunc animo sententia surgit? Omnia tuta vides, classem sociosque receptos. Unus abest, medio in fluctu quem vidimus ipsi 585 submersum; dictis respondent cetera matris. Vix ea fatus erat, cum circumfusa repente 572 nicht gleich mir", sondern „unter gleichen Bedingungen“. 575. Atque bez. den Übergang zu einem neuen Gedanken und braucht nicht übersetzt zu werden. Eodem nicht attributiv, sondern lokal auf die Frage wohin? Noto Sturm“. Aeneas ist, wie wir aus 488 und 617 ff. sehen, der Dido nicht unbekannt. Durch die Rede des Ilioneus steigert sich diese Kenntnis zu Teilnahme und dem Wunsch, den Helden persönlich kennen zu lernen. Ob in diesem Wunsche zugleich eine Folge des 297 ff. Erzählten sich äufsert, läfst sich nicht entscheiden. Direktes Eingreifen der Götter und rein menschliches Thun sind eben in der Aeneide eigenartig gemischt. Da ersteres im Kunstepos immer als ein fremdartiges Element empfunden wird, sind die Dichter nicht immer konsequent in seiner Behandlung. 576. Certos zuverlässige Boten. 577. Libyae natürl. hyperbolisch. 578. Εἴ που ἔτι ζώει καὶ ὁρᾷ φάος Ἠελίοιο. Eiectus sc. mari. Errat wie errores Ulixis, in unbewohnten (silvis) oder in bewohnten (urbibus) Gegenden. 579. Animum bleibt unübersetzt. 581. Ardebant poetisch für cupiebant. Compellat ist mehr als alloquitur; es bez. eine lebhafte Anrede, um die angeredete Person zu etwas zu bewegen. 582. Surgit. Surgo 366. 437. 448 von Bauwerken und ihren Teilen gebraucht, dient hier zur Versinnlichung des Zustandekommens eines Entschlusses; vgl. zu 26. 583. Wie 144 6g. ἀπὸ κοινοῦ. 584. Unus abest, vgl. 113 und zu 393. Dafs nur dieses eine Schiff untergegangen ist, weifs schon Heinrich v. Veldeke: Dô quam ez alsô Daz der schiffe einez versank Unde daz volc ertrank Allez daz dar inne was. 585. Cetera respondent dictis matris bezieht sich auf 390, obgleich auch der Verlust eines Schiffes durch das Augurium der 12 Schwäne angedeutet war, Achates hatte auf diese Zahl nicht geachtet. 586. 87. Homer sagt ( 143) von dem Verschwinden des Nebels: xai scindit se nubes et in aethera purgat apertum. os umerosque deo similis; namque ipsa decoram 590 caesariem nato genetrix lumenque iuventae purpureum et laetos oculis afflarat honores, quale manus addunt ebori decus, aut ubi flavo argentum Pariusve lapis circumdatur auro. 588. Claraque in luce Gegensatz zu circumfusa nubes. 589. Das erste Subst. bezieht die strahlende Schönheit auf das Gesicht, das zweite auf die Gestalt, die umeri geben die Höhe und Breite des Wuchses, καλός τε μέγας τε. 591. Afflarat zeugmatisch zu caesariem und lumen purpureum. — Afflarat mühelos verleiht die Göttin strahlende Schönheit, die Thätigkeit des Künstlers (manus addunt) ist anders geartet, auch die verschönernde Thätigkeit der Athene geht bei Homer nicht ganz so einfach von statten (θῆκεν, ἧκεν κατέχευε) Venus ist eben die Göttin der Schönheit. Lumen honores kann als sinnige Spezialisierung des Hom. κάλλει καὶ χάρισι στίλβων gelten. Laetos honores decus, wie ein zeitgenössischer Dichter sagt, die Blume ziert nicht immer idem honos; laetus „herzerfreuend", wie in Ver = 593. Bei der Schilderung des Auftretens seines Helden schwebte dem Dichter das Auftreten des Homerischen Helden vor Nausikaa Od. Z 229 ff. vor: Τὸν μὲν Ἀθηναίη θῆκεν, Διὸς ἐκγεγαυία, Μείζονά τ ̓ εἰσιδέειν καὶ πάσσονα, καδ δὲ κάρητος Οὔλας ἧκε κόμας, ὑακινθίνῳ ἄνθει ὁμοίας. Ὡς δ ̓ ὅτε τις χρυσὸν περιχεύεται ἀργύρῳ ἀνὴρ Ἴδρις, ὃν Ηφαιστος δέδαεν καὶ Παλλάς Αθήνη Τέχνην παντοίην, χαρίεντα δὲ ἔργα τελείει, ὡς ἄρα τῷ κατέχευε χάριν κεφαλῇ τε καὶ ὤμοις, so dafs er κάλλει καὶ χάρισι (honoribus) στίλβων erscheint. Die Ausführung dieses Vergleichs, verglichen mit der bei Homer, zeigt uns die Verschiedenheit der Kulturstufe beider Dichter. Bei Vergil fehlt die enge Verbindung der künstlerischen Thätigkeit mit Athene und Hephästos sie erschien nicht mehr als etwas Übermenschliches. Ferner spielt der Parische Marmor, der an die Blütezeit der griech. Kunst erinnert, eine Rolle.-Was in 579-595 erzählt wird, nimmt nur einen Augen Tum sic reginam alloquitur cunctisque repente 595 improvisus ait: Coram, quem quaeritis, adsum, Troius Aeneas, Libycis ereptus ab undis. O sola infandos Troiae miserata labores, quae nos, reliquias Danaûm, terraeque marisque omnibus exhaustos iam casibus, omnium egenos 600 urbe, domo socias, grates persolvere dignas non opis est nostrae, Dido, nec quidquid ubique est 605 praemia digna ferant. Quae te tam laeta tulerunt blick in Anspruch, so dafs 595 Coram, quem quaeritis, adsum unmittelbar an 578 anschliefst. Nachgeahmt hat Tasso diese Stelle X 49: Kaum spricht er's, und die Wolk' ist aufgeschlossen, Die sie verschlossen hielt in sichrer Hut, Und ist sogleich in freier Luft zerflossen, Ihn aber sieht in heller Tagesglut Man in der Mitte hehr und glänzend 600. Urbe domo socias privatoque hospitio dignari. Servius. Die Konstruktion ist durch eine Vermischung der Wendungen urbe excipere und urbi sociare entstanden. Das Asyndeton ist steigernd. 602. Gentis Dard. zu quidquid; ubique durch den relativischen Zusatz Magnus "weit". Man denke an Acestes, Antenor, Helenus. stehen 595. Improvisus ist ein matter Ausdruck für die Situation. Die epische Breite erfordert ein Eingehen auf den Eindruck, den das plötzliche Erscheinen des Aeneas macht. 596. Ereptus, vgl. 578 eiectus. Inwiefern fafst Aeneas sein Entkommen aus dem Seesturm anders auf? 597. Miserata: Dies beweisen die 605. Die Worte Quae parentes? unterbrechen den Gedankengang als ein Ausdruck geblendeter Bewunderung. 606. Saecula bestimmte Perioden, ,,innerhalb deren sich das Leben der Menschen und Staaten vollendet und abschliefst". Preller. Wie glücklich ist das Zeitalter, welches dich hervorgebracht hat". Die echt lateinische pronominale Verb. tanti talem können wir nicht nachahmen. Wir müssen In freta dum fluvii current, dum montibus umbrae semper honos nomenque tuum laudesque manebunt, 610 quae me cunque vocant terrae. Sic fatus amicum Ilionea petit dextra laevaque Serestum, post alios, fortemque Gyan fortemque Cloanthum. casu deinde viri tanto et sic ore locuta est: 607. Das Strömen der amnes perennes wird dichterisch häufig als Bild der Ewigkeit gebraucht, so namentlich im deutschen Volksliede. Dum montibus umbrae lustrabunt convexa. Die Schatten von den Ber gen (abl. loci auf die Frage woher?) durchziehen die Thäler mit ihren Abdachungen, die zu den Bergen hinaufführen. Vergil zeigt sich hier als sinniger Beobachter der Natur. vgl. maioresque cadunt altis de montibus umbrae. ecl. I 83. 608. Polus das Himmelsgewölbe ist nicht der Hirte (Mond), sondern die Weide, auf der „viel tausend Schafe silberweifs" wandeln. 610. Gedankenverbindung: denn ich werde den Ruhm deines Namens (nomen tuum laudesque) überall verkünden. Interessante Nachahmungen findet man im Camões II 104. 5: O du, grofsmüt'ger König, der allein So hohe Huld erzeigt den Lusitanen, Die unter so viel Mifsgeschick und Elend Die grimme Wut des Meeres ausgestanden! Mag jene hehre, göttliche Vergeltung, Die Himmelsbahn und Völkerschicksal lenkt, Da wir so grofse Gunst von dir erlangt, Dich lohnen, wozu unsre Kraft nicht reicht! - So lang am fernen Pol die Sterne weiden, So lange Sol der Welt sein Licht verleiht, Wo ich auch leben mag mit Ruhm und Ehre Soll auch dein Lob im Angedenken leben! 600 610. Die Beteuerungen des Aeneas stehen im grellen Gegensatz zu dem tragischen Ende, welches die Beziehungen zwischen Aeneas und Dido genommen haben. Da Vergil sie so umfangreich ausführt und so wirkungsvoll spezialisiert, wird er die Absicht gehabt haben, diesen Gegensatz dem Leser zum vollen Bewusstsein zu bringen. 611. Beachte die Lebhaftigkeit der Begrüfsung, die darin liegt, dafs Aeneas beiden zugleich die Hand reicht. Hierdurch und durch die Symmetrie der Wortstellung entsteht vor den Augen des Lesers ein symmetrisches Gruppenbild. 612 vgl. 222. 616. Immanis unwirtlich. Das war Afrika trotz der Oase Karthago. Oder denkt Dido vielleicht an den Eindruck, den sie bei der Landung empfing? 617. Spondiakus und Hiatus durch nom. propr. entschuldigt. alma Venus Phrygii genuit Simoentis ad undam? Atque equidem Teucrum memini Sidona venire 620 finibus expulsum patriis, nova regna petentem auxilio Beli; genitor tum Belus opimam vastabat Cyprum et victor dicione tenebat. Tempore iam ex illo casus mihi cognitus urbis Troianae nomenque tuum regesque Pelasgi. 625 Ipse hostis Teucros insigni laude ferebat seque ortum antiqua Teucrorum ab stirpe volebat. Quare agite o tectis, iuvenes, succedite nostris. Me quoque per multos similis fortuna labores iactatam hac demum voluit consistere terra. 630 Non ignara mali miseris succurrere disco. Sic memorat simul Aenean in regia ducit tecta, simul divûm templis indicit honorem. Nec minus interea sociis ad litora mittit 619. Atque „übrigens". Venire. Dido versetzt sich lebhaft in diese Zeit zurück Teucrum. Teucer, Sohn des Telamon von der Hesione, der Tochter des Laomedon, welche bei dem Rachezuge des von dem Könige betrogenen Herakles „als schönster Siegespreis" dem Telamon zu teil wird. Genitor Belus vgl. zu 342. Woher Vergil den Namen Belus hat, ist nicht zu sagen, er ist der phönizische Bel, Baal, Herr. 620. Finibus expulsum patriis. Er wurde von seinem Vater aus der Heimat verbannt, weil er ohne seinen Bruder Ajas von Troja zurückgekehrt war. 622. Cyprum. Dort soll Teucer zum Andenken an seine alte Heimat die Stadt Salamis gegründet haben, die ein bedeutender Mittelpunkt für griechische Bildung geworden ist. 624. Troianae Pelasgi. Die entgegengesetzten Begriffe stehen an den am meisten entgegengesetzten Versstellen. |