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Aeneide.

Siebentes Buch.

Tu

u quoque litoribus nostris, Aeneia nutrix,
aeternam moriens famam, Caieta, dedisti,

et nunc servat honos sedem tuus ossaque nomen
Hesperia in magna, siqua est ea gloria, signat.

Des Helden Ankunft und freundliche Aufnahme in Latium, Störung der freundlichen Beziehungen durch dämonische Mächte und Kriegsvorbereitungen seitens der Latiner.

Einleitung:

Letzte Fahrt 1-24.

1. Tu quoque wie Palinurus (V 833 -871, VI 337-387.) und Misenus (VI 162-178). Aeneia nutrix 'Pflegerin eines Aeneas'. Der Begriff Amme' ist für den Übers. von nutrix zu eng.

2. Caieta Ov. Met. 441 ff.: Urnaque Aeneia nutrix condita marmorea tumulo breve carmen habebat: 'Hic me Caietam notae pietatis alumnus Ereptam Argolico quo debuit igne cremavit,' Dieselbe tritt uns in der verg. Dichtung sonst nirgend entgegen; (VI 900 wird der Caietae portus er

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5

At pius exsequiis Aeneas rite solutis aggere composito tumuli, postquam alta quierunt aequora, tendit iter velis portumque relinquit; aspirant aurae in noctem, nec candida cursus Luna negat, splendet tremulo sub lumine pontus. 10 Proxima Circaeae raduntur litora terrae, dives inaccessos ubi Solis filia lucos

bildet einen Parallelismus zu sedem honos servat, die parallelen Verba werden wie sedes durch die Allitteration hervorgehoben. Der Name des Ortes ist das Zeichen (signat), dafs dort deine Gebeine ruhen. Der Leib ist in Staub zerfallen, aber der (durch das Andenken an Aeneas) grofse Name lebt.

1-4. Die mitgeteilte Stelle aus Ovid bezieht sich ohne Frage auf unsere Stelle. Er fingiert eine zweizeilige Grabschrift. Auch unsere vier Hexameter machen durch ihre Form den Eindruck, als ob sie als eine solche gedacht sind. Die nähere Ausführung und Verbindung derselben zu geben, ist der Dichter durch den Tod verhindert worden.

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9. Splendet blinkt'. Lumen Lichtfülle'.

5-9. Mit der Kunst des erzählenden Dichters zaubert V. in wenigen Worten den Anfang der letzten Meerfahrt des Helden vor unsere Phantasie. Das erste Bild zeigt uns denselben noch in Erfüllung seiner frommen Pflicht, das zweite zeigt uns die am stillen Abend aussegelnde Flotte, das letzte zeichnet uns eine Seefahrt in mondbeglänzter Zaubernacht. Wer je eine solche mitgemacht, wird die Schönheit und Wahrheit der Worte splendet pontus zu würdigen wissen. 10. Proxima Spitze von Caieta segeln die Trojaner nach der nächsten Spitze hinüber (proxima litora; also proxima nicht

terrae. Von der

proxime), dem Cap Circeji (Monte Circello). Übers. "das nächste Gestade, an dem... ... ist das..."

11. Dives durch Reichtum 'mächtig'. Inaccessos unbetreten, weil unbetretbar; die Übers. braucht das erstere Wort.

assiduo resonat cantu tectisque superbis urit odoratam nocturna in lumina cedrum arguto tenues percurrens pectine telas. 15 Hinc exaudiri gemitus iraeque leonum

vincla recusantum et sera sub nocte rudentum, saetigerique sues atque in praesaepibus ursi saevire, ac formae magnorum ululare luporum.

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14. Arguto sausend'. Percurrens sie durchläuft, die Prosa sagt frei läfst durchlaufen'. Pectine. V. hat damit nicht die Kammlade gemeint, sondern das Weberschiffchen, das durch die Kette des Aufzuges (tela) hindurch befördert wurde. Es hat die Gestalt eines Stäbchens, wie das Instrument, mit dem Musäus die Saiten schlägt, das VI 647 auch pecten heifst. Übrigens safs man beim Weben nicht, sondern ging herum, wie das aus der Odyssee bekannt sein wird. Der Vers ist ausgezeichnet durch kunstvolle Wortstellung und Allitteration; jene folgt dem Gesetze des Parallelismus (a a bß), diese dem des Antiparallelismus (a a ß b).

10-14. Homer Od. X 135 ff. ist selbstverständlich von V. seiner Darstellung zu Grunde gelegt worden. Hom. schon nennt Circe eine Tochter des Helios (Solis filia); ihre Wohnung ist von Wald umgeben. Auf Grund der hom. Schilderung konnte V. sie dives nennen. Sie singt schon bei Hom. beim Weben (Κίρκης δ ̓ ἐνδον ἄκουον ἀειδούσης ἐπὶ καλῇ Ἱστὸν ἐποιχομένης). Das verg. tenuis ist des Hom. LeлTÓS. Die Be

leuchtung durch duftendes Cedernholz übertrug V. aus der Erzählung von Kalypso (Od. V 59.60. Ivo μèv Én ἐσχαρόφιν μέγα καίετο, τηλόθι δ ̓ ὀδμή Κέδρου τ ̓ εὐκεατοῖο θύου τ ̓ ἀνὰ νῆσον ὀδώδει Δαιομένων). Auch diese singt webend χρυσείῃ κερκίδι pectine. V. hat also Züge zu seinem Bilde und Worte aus zwei homer. Bildern zusammengestellt mit einzelnen selbständigen Zusätzen; dazu gehört namentlich die Angabe des Zweckes der Beleuchtung; denn bei ihm ist es Nacht. Wenn die Schiffer das Wirken dieser Zauberin wahrnehmen sollten, mufste es bei ihr hell sein. Der Meister zeigt sich hier in der Kunst, mit der er alle wesentlichen Züge, die bei Hom. behaglich ausgeführt werden, in wenige Verse zusammendrängt, ohne dafs die Klarheit des Bildes darunter leidet. Nur wenige Worte konnte und mufste er einer Sage weihen, die sich so dicht an der Welthauptstadt lokalisiert hatte.

15. Iraeque. Man hört nicht Zornesausbrüche (prosaisch), sondern den Zorn der Leuen.

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quos hominum ex facie dea saeva potentibus herbis 20 induerat Circe in vultus ac terga ferarum.

25

Quae ne monstra pii paterentur talia Troes
delati in portus neu litora dira subirent,
Neptunus ventis implevit vela secundis

atque fugam dedit et praeter vada fervida vexit.
Iamque rubescebat radiis mare et aethere ab alto
Aurora in roseis fulgebat lutea bigis,

cum venti posuere omnisque repente resedit

magni waren, konnte auch durch das Gehör wahrgenommen werden.

19. Hom. ex facie aus edler Menschenbildung. Saeva ist ohne Frage das homer. Sevý, die arge', herbae sind die φάρμακα. Potentibus, nicht 'wirksam' (prosaisch), die Zauberkräuter sind in der Poesie 'mächtig'.

20. Vultus ac terga, Gesichtsausdruck und der gestreckte Leib der Vierfüfsler wird als das charakteristische genannt. Darnach bildet die Tierform nur die Hülle für das menschliche Wesen wie bei Hom.; die Gefährten des Od. haben συῶν κεφαλὰς φωνήν τε τρίχας τε καὶ δέμας, αὐτὰρ νοῦς ἦν ἔμπεδος, ὡς τὸ πάρος περ. Darum geberden diese Tiere sich auch freundlich, die vergilischen aber haben unter ihrer Verwandlung gelitten, denn sie geberden sich wie natürliche Bestien. Der röm. Dichter hat diesen Zug angebracht, um die Flucht der Trojaner zu motivieren.

21. Monstra 'Zauber', talia in solcher (schmachvollen) Art'. Die allitterierenden Wortpaare sind gegensätzlich in sich, insofern pius mit pati, talia mit Troes nichts zu thun haben sollen.

23. 24. Die allitterierenden Konsonanten malen das Wesen der treibenden Winde.- Fervida 'hitzig' — ungestüm.

10-24. Der Monte Circello (Circaea terra), nach der ältesten Darstellung griechischer Dichter als eine Insel, rings vom Meere umgeben, vorgestellt, hängt mit dem festen Lande durch eine sehr schmale und niedrige Landzunge zusammen, die bei hoher See oft von den Fluten bedeckt wird. Er bildet eine Art von Vorgebirge, und da er, von dem Meere aus gesehen, sich wie eine hohe Küsteninsel darstellt, so versetzt die lateinische Volkssage, auf Homer und besonders auf Hesiod sich stützend, den Aufenthalt der Circe auf ihn. Man zeigte demnach auf ihm das Grabmal des Elpenor mit der Grotte der Circe. Der König Tarquinius der Stolze legte auf dem Berge die Kolonie Circeji als eine feste Stadt gegen die Volsker an, die gegenwärtig S. Felice heifst. Frommel Bilder zur Aen. So schmückte V. auch mit diesem alten Schiffermärchen, indem er es mit seinem Helden in Verbindung brachte, seine Dichtung und idealisierte so diesen Teil seines Heimatslandes zur Freude seiner italischen und der sagendurstigen Leser der Nachwelt.

25. 26. Aurora erstrahlt leibhaftig, nicht die Morgenröte, in Gelb und Rosa.

27. 28. Die von cum inversivum

flatus, et in lento luctantur marmore tonsae; atque hic Aeneas ingentem ex aequore lucum 30 prospicit. Hunc inter fluvio Tiberinus amoeno verticibus rapidis et multa flavus harena

in mare prorumpit; variae circumque supraque assuetae ripis volucres et fluminis alveo

aethera mulcebant cantu lucoque volabant. 35 Flectere iter sociis terraeque advertere proras imperat et laetus fluvio succedit opaco.

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abhängigen Satzteile verbindet das eng zusammenschliefsende que, mit et ist der von cum unabhängige Satz verbunden, welcher das Resultat des vorhergehenden Satzes anreiht. Cum repente gehört zusammen. Venti posuere 'die W. setzten aus'. Resedit 'legte sich'. Flatus Lüftchen'. Tonsae sc. arbores 'Hölzer'. - IV 399 heifst es bei der eiligen Zurüstung zur Abfahrt Frondentesque ferunt remos et robora silvis infabricata. Solche unvollkommene Ruder werden hier im Ringen mit dem "zähen Marmor” (in lento marmore) besonders unangenehm. Die Übers. "Ruder" genügt nicht. Die Lust am Zusammenklang der anlautenden Konsonanten zweier auf einander folgenden Wörter zeigt sich in diesen Versen mehrfach.

29. Atque hic „Und da”, führt etwas Überraschendes ein. Ingentem 'gewaltig'.

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que supraque mulcebant volabantque. Das mulcere und volare erfolgt abwechselnd, beides belebt die Scenerie und erhöht die amoenitas und die frische Morgenlust.

35. 36. Proras "der Bug" (Br.); – Fluvio succedit opaco 'er gelangt unter das schattige Dach, in die schattige Halle des Stromes'. Vergl. "durch Feld und Buchenhallen". Der Urwald schliefst seine Zweige über dem Strom zu einem laubigen Dach. Vgl. die weitere Fahrt stromaufwärts VIII 94-96. 25-36. Nach der prächtigen Nachtfahrt ein herrlicher Morgen. Meeresstille, glückliche Fahrt, eine prächtige Küstenlandschaft, mit breiter Stromesmündung, lieblicher Vogelsang ladet zum Landen, wir sind am Ziele. Es ist das Land der Verheifsung, doch die, denen es bestimmt ist, ahnen ihr volles Glück noch nicht.

1-36. Der Eingang dieses Buches giebt in kurzen hingeworfenen Zügen ein anschauliches und anziehendes Bild der letzten Fahrt der Aeneaden. Mit Behagen und Befriedigung nehmen wir diese mit dichterischem Zauber umwebten Meeres- und Küstenbilder in uns auf, welche Ruhe und Freude auch in die seemüden Gemüter der Männer verbreiten, die so viel auf dem Meere und

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