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auf der Hand. Livius hat sich auch anderswo (N. zählt 20 solcher Stellen auf) bei der Schilderung von Schlachtausgängen in übereinstimmender, fast stereotyper Weise ausgedrückt, was ins Gewicht fällt. Nur die Änderungen sind etwas stark; aber sie lassen sich so erklären, wie es von N. geschehen ist: cum entstand durch Dittographie vor con und bewirkte die Veränderung des Indikativs in den Konjunktiv. So ist z. B. 43, 11, 2 fehlerhaft [cum] conperta überliefert, und 10, 11, 3 ist hinter fuit ein fehlerhaftes ut entstanden, welches dann die Veränderung von deterruerunt in deterruerint zur Folge gehabt hat.

23, 17,7 ist das vor accipi (so P) überlieferte nimis weder überzeugend erklärt noch ansprechend verbessert worden. Es liegt nahe, an eine Verstümmelung aus animis zu denken und eine kleine Lücke anzunehmen, in der die Gesinnung, mit der die Legionen aufgenommen wurden, charakterisiert war. Daher schreibt N. legionesque (laetis animis accipi. Schon früher hat J. Miller den Ausfall einiger Worte wahrscheinlich gemacht und darauf hingewiesen, daß das quoque im folgenden am besten verstanden werde, wenn im ersten Satzteil etwas Ähnliches gestanden habe. Er selbst schlug dictatorem Romanum legionesque <profectos per oppida laetis a)nimis accipi vor, und daß noch etwas mehr als laetis a in der Lücke gestanden hat, ist glaublich (man vermißt die Angabe, von wem oder wo sie aufgenommen wurden); die Millersche Fassung profectos per oppida ist allerdings nicht zu empfehlen.

24, 27, 3 sucht N. die höchst wahrscheinlich lückenhaft überlieferte Stelle folgendermaßen zu heilen: praetores dissimulare primo et trahenda re in mora) esse. Denselben Gedanken hat früher M. Müller gehabt, indem er vorschlug: et trahenda re (morae) esse. Dieser Ausdruck findet sich z. B. 31, 40, 9; gewöhnlich aber sagt Livius in mora esse. Für diese Ergänzung spricht der Umstand, daß das, was in P steht, unverändert beibehalten wird (trahenda re); gegen sie die Breite des Ausdrucks, da man nichts weiter als trahere rem erwartet.

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24, 39, 7 miẞbilligt N. die Einfügung von fore vor deterritos; es müsse dahinter stehen, weil Livius es so zu stellen pflege und es sich nicht empfehle, vor und hinter deterritos eine Lücke anzunehmen. Er hält aber dieses fore überhaupt für unnötig und gibt folgende Begründung: nam iam tum, cum Hennensium caedis fama in Sicilia vulgata est, perterriti ceteri Siculi poterant videri nec ideo iam tum Romanorum praesidia prodituri'. Marcellus erklärte sich mit dieser gräßlichen Tat nur deshalb einverstanden, weil er glaubte, die Furcht vor einem solchen Schicksal werde künftig die Sicilier von verräterischem Tun abschrecken. Es könnte heißen: fama cladis deterriti sunt a proditionibus praesidiorum Siculi; aber glauben kann Marcellus wohl nur deterritum iri oder deterritos fore oder auch deterreri Siculos, nicht deterritos

unterricht wohl auch an schwierigere Partie en heranwagen, z. B. an die schöne praefatio, deren Gedankengang deshalb auch von dem Verf. ausnahmsweise dargelegt worden ist. Sonst sind die Abschnitte, von denen der Verf. voraussetzt, daß man sie bei günstiger Gelegenheit in den oberen Klassen wird lesen lassen (z. B. das Ende des Ständekampfes VI 34--42 oder Hätte Alexander der Große Rom überwunden? IX 17-19), mehr dem Standpunkte dieser Stufen entsprechend, also verhältnismäßig knapper, erläutert worden. Der Kommentar beschränkt sich grundsätzlich auf die sprachliche Erklärung und gibt diese ohne jede Abschweifung oder gelebrte Zusammenfassung; auf die sachliche Erläuterung geht er nur dann ein, wenn sie zum grammatischen Verständnis nötig erscheint, und auch dann nur mit kurzen Worten. Der wißbegierige Schüler findet alles Sachliche in wünschenswerter Ausführlichkeit und mit aufklärenden Abbildungen im Hilfshefte, das zwar in erster Linie für die Lektüre der dritten Dekade berechnet war, aber auch für die erste Dekade ausreicht. Schließlich unterscheidet sich Fügners Kommentar von ähnlichen durch die Bezeichnung sämtlicher Längen, auch der in geschlossenen Silben; nur die Endungslängen hat er nicht bezeichnet, weil hier ein Irrtum ausgeschlossen sei.,,Es wäre dem Herausgeber gerade recht, wenn auch seine Hilfsmittel die richtige Aussprache des Lateinischen förderten. Eine fremde Sprache wirkt erst dann auf die Vorstellung richtig ein, wenn sie annähernd ebenso gesprochen wird wie von denen, die sie als Muttersprache benutzen oder benutzten; das ist für die Neusprachler Axiom. durch die Natur der Sache gebotenen Einschränkungen gilt aber der Satz auch für die toten Sprachen, und unter diesen für keine mehr als für die lateinische; denn diese ist sozusagen unter freiem Himmel geschaffen". So heißt es im Vorwort S. VIII. Anhangsweise sind eine Anzahl Versehen im Texte berichtigt, darunter (S. 115, 11) die Abirrung des Setzers von einem Quiritium zu einem andern Quiritium in der nächsten Zeile. X 27, 5 vermutet F. den Ausfall von agro hinter Vaticano; vgl. jedoch I 11, 4 in Crustuminum.

Zu 3-5. Mehrfach geäußerten Wünschen, daß die wertvollsten Stücke aus der ersten und dritten Dekade in einem Bande vereinigt sein möchten, ist der Verf. mit diesen Heften nachgekommen. Dem Text ist eine kurze Einleitung über Livius und sein Werk (S. VI-VIII) vorausgeschickt, die ja zur ersten Bekanntschaft mit dem Autor ausreichen mag; daß dazu freilich die Namen seiner Quellen alle nötig sind, die für den Schüler doch inhaltslos bleiben, bezweifle ich. Diese kürzere Auswahl enthält übrigens fast sämtliche Stücke aus I, II, XXI und XXII, die in der größeren Auswahl stehen. Sonst sind u. a. weggelassen: die Abschnitte über den Ständekampf, Scipio in Spanien und die Partieen aus dem 29. Buche. Das Gebotene reicht natürlich für

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die verfügbare Zeit vollkommen aus. Zeittafel, Namenverzeichnis und Karten sind aus beiden Dekaden zusammengestellt bzw. ineinandergearbeitet. Außer den am Ende vermerkten Druckfehlern ist noch zu verbessern S. 130 Z. 20 proiectis, 163, 8 tam, 164, 3 v. u. extremi, 168, 7 v. u. ac tenore, 179 in der Überschrift XXII und XXIII (st. XII und XIII), 207, 6 P. Cornelius statt Q. Cornelius. Schulen, denen wenig Zeit für Livius zur Verfügung steht, wird diese verkürzte Auswahl nicht ungelegen kommen.

Der hierzu gehörige Kommentar ist auf zwei Bändchen verteilt. Die einleitenden Kapitel unterscheiden sich nicht in der Anlage, wohl aber in der Ausführung; denn das erste Bändchen enthält mehr Beispiele, namentlich in der Anleitung zum Übersetzen. Die Anmerkungen decken sich mit den entsprechenden Partieen des Kommentars zu der größeren Auswahl, doch sind die Abschnitte aus der dritten Dekade neu durchgesehen und an manchen Stellen verbessert, gewissermaßen neu aufgelegt worden.

Damit ist die Schülerausgabe des Livius, wie sie Fügner geplant hatte, abgeschlossen. Wir wollen dem Verfasser wünschen, daß die große Mühe, die er darauf verwandt hat, die Lektüre seines Lieblingsautors für die Schule fruchtbar zu machen, recht vielen Schülern zugute komme.

Ausländische Literatur, die mir nicht vorgelegen hat:

Livius, Books 5 and 6. Translated, with introduction, analysis, notes, and a special map of Central Italy, by B. Baker. London, Simpkin. 152 S. 8. 3 Sh. Livius, Book 22 edited by G. G. Loane; vgl. Athenaeum 3936 S. 433. Il 22 libro delle Storie annotato dal dottore L. Pederzolli. Palermo 1902, R. Sandron. 103 S. 16.

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Libri 21 et 22. Texte latin, publié avec.. des notes critiques et explicatives par O. Riemann et E. Benoist, 9. édition revue. Paris, Hachette et Cie. XXIV u. 386 S. 16. 2 fr. 50 c.

Libri 23-25. Texte latin, publié... par O. Riemann et E. Benoist, 7. édition revue. Paris, Hachette et Cie. XXIV u. 533 S. 16. 2 fr. 50 c.

30. Bog ved H. Rafu. Vgl. V. Thoresen, Nord. Tidsskr. f. fil. XI S. 42. T. Montanari, Annibale. L'uomo, la traversata delle Alpi e le prime campagne d'Italia, fino al Trasimeno secondo gli antichi e la verità storica. Rovigo 1901 (Leipzig, A. Twietmeyer). XXIII u. 780 S. gr. 8. 10 L. Vgl. Lit. Centralbl. 1903 Sp. 412-413. G. F. Warner, Zum Original manuskript der schottischen Liviusübersetzung von Bellenden. Vgl. Athenaeum 3898 S. 64.

II. Beiträge zur Kritik und Erklärung.

a) Abhandlungen.

6) R. Novák, Liviana. České museum filologické VIII (1902) S. 443–451. 3, 5, 7 ist die Richtigkeit des überlieferten Wortlautes durchaus zweifelhaft. Die Erklärung, mit der WBb. sie in Schutz nimmt, ist gewiß nicht geeignet, sie glaubhaft zu machen, und

doch scheint es keine andere zu geben, wenn die Worte unverändert beibehalten werden. Das Bedenkliche liegt in der Auffassung von sustineri potuere im irrealen Sinne, als Hauptsatz zu ni . . subvenisset; denn aus deinde scheint deutlich hervorzugehen, daß mit nulla. . vi sustineri potuere die Tatsache angegeben wird, welche auf die durch den Tod des Legaten und die Verwundung des Konsuls veranlaßte Verwirrung der Römer und Ermutigung der Feinde folgte. Es muß also bei nulla vi sustineri potuere an die Schlacht gedacht werden; die Römer wurden geschlagen und ins Lager getrieben (compulsi). sie wurden von neuem belagert (obsiderentur), sie waren den Feinden weder an Mut noch an Streitkräften gleich und hätten das Lager nicht halten können, wenn ihnen nicht unerwartete Hilfe gekommen wäre. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß für den Sinn der Stelle bei sustineri potuere ein Gedankenabschluß anzunehmen ist, was obendrein durch den Vergleich zahlreicher Stellen bei Livius, wo eine ähnliche Darstellung in eine ähnliche Form gekleidet ist, bestätigt wird. Soll man nun von der La. des Harl. 1 und einiger jüngerer Ass. Gebrauch machen und quin statt cum in den Text aufnehmen, wie es Gr. und Mg. getan haben? Es scheint auf den ersten Blick eine Hilfe zu sein, ist es aber nur insoweit, als das cum, 'quod scopas dissolutas reddit' (Gr.), beseitigt wird; denn der Ausdruck läßt sich schwerlich rechtfertigen ('videtur ratio loquendi imperare: quin conpulsos in castra Romanos rursus obsiderent' Gr.). Das quin beweist ebenso wie andere Varianten in jüngeren Hss. (dum statt cum, quin pulsi statt cum conpulsi, venisset oder venissent statt venissetque), daß man schon in uralter Zeit Anstoß an diesen Worten genommen und Heilungsversuche gemacht hat, und Gr. selbst war von der Richtigkeit des quin keineswegs überzeugt. Er macht selbst den Vorschlag: cum conpulsi..., venisset in periculum... (so hat der Voss. 2, nur venissent; desgleichen so der Portug., nur dum statt cum im Text und quin statt cum am Rande). Das wäre eine verhältnismäßig leichte Änderung; aber es wären zwei Haupthandlungen in einen Nebensatz zusammengedrängt, und es hätte das deinde besser nicht zwischen nulla und vi, sondern vor oder hinter cum seine Stelle gefunden 1). So sagt denn Gr.: 'Ascensius, si forte malis, edidit: Compulsi in castra Romani rursus obsidebantur', und dies ist die La., die Novák als die allein brauchbare empfiehlt. Daß die Stelle so ohne jeden Anstoß ist und den besten, natürlichsten Wortlaut gewinnt, liegt

1) Beide Bedenken sind aber nicht ausschlaggebend; vgl. 3, 2, 11; 3, 63, 4; 34, 39, 7. Unter Beibehaltung des que könnte dann wohl eher eine kleine Lücke angenommen und gelesen werden: Cum conpulsi . . . obsiderentur, nec spe nec viribus pares (erant), venissetque in periculum summa rerum, ni... subvenisset. Könnte übrigens das hinter copiis überlieferte, von den Herausgebern gestrichene cum nicht durch Umstellung (vor peregrinis oder vor copiis) gerettet werden?

auf der Hand. Livius hat sich auch anderswo (N. zählt 20 solcher Stellen auf) bei der Schilderung von Schlachtausgängen in übereinstimmender, fast stereotyper Weise ausgedrückt, was ins Gewicht fällt. Nur die Änderungen sind etwas stark; aber sie lassen sich so erklären, wie es von N. geschehen ist: cum entstand durch Dittographie vor con und bewirkte die Veränderung des Indikativs in den Konjunktiv. So ist z. B. 43, 11, 2 fehlerhaft [cum] comperta überliefert, und 10, 11, 3 ist hinter fuit ein fehlerhaftes ut entstanden, welches dann die Veränderung von deterruerunt in deterruerint zur Folge gehabt hat.

23, 17,7 ist das vor accipi (so P) überlieferte nimis weder überzeugend erklärt noch ansprechend verbessert worden. Es liegt nahe, an eine Verstümmelung aus animis zu denken und eine kleine Lücke anzunehmen, in der die Gesinnung, mit der die Legionen aufgenommen wurden, charakterisiert war. Daher schreibt N. legionesque (laetis animis accipi. Schon früher hat J. Miller den Ausfall einiger Worte wahrscheinlich gemacht und darauf hingewiesen, daß das quoque im folgenden am besten verstanden werde, wenn im ersten Satzteil etwas Ähnliches gestanden habe. Er selbst schlug dictatorem Romanum legionesque <profectos per oppida laetis a)nimis accipi vor, und daß noch etwas mehr als laetis a in der Lücke gestanden hat, ist glaublich (man vermißt die Angabe, von wem oder wo sie aufgenommen wurden); die Millersche Fassung profectos per oppida ist allerdings nicht zu empfehlen.

24, 27, 3 sucht N. die höchst wahrscheinlich lückenhaft überlieferte Stelle folgendermaßen zu heilen: praetores dissimulare primo et trahenda re (in mora) esse. Denselben Gedanken hat früher M. Müller gehabt, indem er vorschlug: et trahenda re (morae) esse. Dieser Ausdruck findet sich z. B. 31, 40, 9; gewöhnlich aber sagt Livius in mora esse. Für diese Ergänzung spricht der Umstand, daß das, was in P steht, unverändert beibehalten wird (trahenda re); gegen sie die Breite des Ausdrucks, da man nichts weiter als trahere rem erwartet.

24, 39, 7 miẞbilligt N. die Einfügung von fore vor deterritos; es müsse dahinter stehen, weil Livius es so zu stellen pflege und es sich nicht empfehle, vor und hinter deterritos eine Lücke anzunehmen. Er hält aber dieses fore überhaupt für unnötig und gibt folgende Begründung: 'nam iam tum, cum Hennensium caedis fama in Sicilia vulgata est, perterriti ceteri Siculi poterant videri nec ideo iam tum Romanorum praesidia prodituri'. Marcellus erklärte sich mit dieser gräßlichen Tat nur deshalb einverstanden, weil er glaubte, die Furcht vor einem solchen Schicksal werde künftig die Sicilier von verräterischem Tun abschrecken. Es könnte heißen: fama cladis deterriti sunt a proditionibus praesidiorum Siculi; aber glauben kann Marcellus wohl nur deterritum iri oder deterritos fore oder auch deterreri Siculos, nicht deterritos

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