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selbst sagt, fördernd auf die neue Auflage eingewirkt. Daß die Grammatik bei dem ersten griechischen Schriftsteller, der den Schülern des Gymnasiums in die Hände kommt, bei Xenophon, als Vorkämpferin geistiger Bildung eine Rolle zu spielen hat, ist selbstverständlich, und Verf. hat denn auch sieben Stellen der Anabasis (III 1, 12, sowie mehrere Stellen des Thukydides fehlen übrigens im Index 2 III) und drei der Memorabilien (die dritte, II 6, 31, ist in der zweiten Auflage hinzugekommen) behandelt. Da sie in den genannten Anzeigen keinen Platz gefunden haben, mögen sie hier kurz besprochen werden.

In Abschnitt VII (Tempora) werden S. 95 (299) im Anschluß an die übliche Unterscheidung der Handlung des Aoristund Präsensstammes (Eintreten, Dauer) einige Fälle der Anabasis besprochen, für welche diese Erklärung nicht mehr genügt: I 1, 8 ἠξίου δοθῆναί οἱ ταύτας τὰς πόλεις μᾶλλον ἢ Τισσαφέρνην μ o zε i v avτwv ist die ,,schnell sich vollziehende im Gegensatz zur dauernden“ gemeint (C. zieht zur Erläuterung 2 S. 168 Anm. 63 treffend noch Thuk. I 103, 3 heran: χρήματα, ὅσα ἔδει, ἀποδοῦναι αὐτίκα ταξάμενοι καὶ τὸ λοιπὸν φέρειν); ΙΙΙ 3,5 διέφθειρον προσιόντες τοὺς στρατιώτας καὶ ἕνα γε λοχαγὸν di ég eig av bezeichnet der Aorist den Abschluß der Handlung. Beim Infinitiv und Partizip des Präsens stammes sind die Schüler daran zu gewöhnen, daß beide nicht auf die Zeitstufe der Gegenwart beschränkt sind, sondern sich auch auf etwas Vergangenes beziehen können, so Mem. II 6, 31 πέπεισμαι ἀπὸ τῆς Σκύλλης διὰ τοῦτο φεύγειν τοὺς ἀνθρώπους, ὅτι τὰς χεῖρας αὐτοῖς προσέφερε, wo das benachbarte προσέφερε deutlich in die Vergangenheit weist.

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Auch die übliche Regel, daß abhängige Aussagesätze unverändert so bleiben, wie sie als direkte Rede waren, wenn das regierende Verbum präsentisch ist, dagegen nach einem Präteritum in den Optativ treten, erleidet manche Einschränkung, da die unveränderten Modi auch in der ,,Sphäre der Vergangenheit" sich finden (Abschnitt VIII, Modi), so z. B. (S. 107f., 114) II 1, 3 ἔλεγον ὅτι Κῦρος μὲν τέθνηκεν, Ἀριαῖος δὲ πεφευγὼς ἐν τῷ σταθμῷ εἴη, Η 4, 16 Πρόξενος εἶπεν, ὅτι αὐτός εἶμι ὃν Sques; bei der Frage, wie diese Abweichung zu erklären sei, ergibt sich, daß hier wie in allen ähnlichen Sätzen zwei Vorstellungsweisen vermischt sind. Wenn im Nebensatze die Form des Hauptsatzes beibehalten wird, so ist er eben noch nicht völlig zum Nebensatz geworden, vielmehr schreibt der Erzähler vom Standpunkte der andern Person aus, in ,,deren Seele er sich so lebhaft versetzt, daß er sich dieser Verschiebung gar nicht bewußt bleibt. Ebenso ist VII 6, 23 ἔδει τὰ ἐνέχυρα τότε λαβεῖν, ὡς μηδ' εἰ ἐβούλετο ἐδύνατο ἐξαπατῶν der von den Grammatiken meist als etwas Absonderliches behandelte Indikativ des Präteritums im Finalsatze (S. 109, 2115 f.) durchaus normal, weil

der regierende Satz eine Aussage enthält, die mit dem Bewußtsein des Gegensatzes zur Wirklichkeit ausgesprochen wird.

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Im Abschnitt X (Bedingungssätze) wird zu Mem. I 3, 5 Σωκράτης οὐκ ἔπινεν, εἰ μὴ διψψη darauf hingewiesen, daß Zeitsätze, die eine wiederholte Handlung ausdrücken, im Griechischen das Gepräge von Bedingungssätzen tragen (S. 133, 140), und zum Gebrauche von où im Bedingungssatze An. I 7, 18 (andere Stellen bei Rehdantz-Carnuth) εἰ ἐν ταύταις οὐ μαχεῖται rais quέgais S. 144 (2151) im Gegensatz zu gewaltsamen Erklärungsversuchen mit Recht der ältere, gelegentlich wieder auftauchende Sprachgebrauch zur Erklärung herangezogen, dessen o erst durch Angleichung an die wunschartigen Bedingungssätze zu μή wurde.

In dem Kapitel IV endlich, welches der Logik und Psychologie gewidmet ist, erscheint als besonders bezeichnender Fall, in dem von grammatischer Korrektheit scheinbar hart, aber aus psychologischer Wirkung heraus mit Recht abgewichen ist, die Stelle Mem. I 2, 32 ὅτι θαυμαστόν οἱ δοκοίη εἶναι, εἴ τις γενόμενος βοῶν ἀγέλης νομεὺς καὶ τὰς βοῦς ἐλάττους τε καὶ χείρους ποιῶν μὴ ὁμολογοίη κακὸς βουκόλος εἶναι, ἔτι δὲ θαυμαστότερον, εἴ τις προστάτης γενόμενος πόλεως καὶ ποιῶν τοὺς πολίτας ἐλάττους τε καὶ χείρους μὴ αἰσχύνεται κτλ. (S. 57). Von dem Parallelismus der beiden Glieder ist abgewichen, damit der Leser merken soll, daß der zweite Fall etwas Wirkliches ist.

Der Verf. hat S. 4 den hohen Gedanken ausgesprochen, daß die Syntax (und die griechische gewiß nicht weniger als die zunächst hervorgehobene lateinische) nicht bloß Mittel zum Zweck der Lektüre sein soll, sondern beide vielmehr Mittel zu dem gemeinsamen, höheren Zwecke, der Durchbildung und Ausbildung des Geistes" sein sollen. Die Besprechung der obigen Stellen hat, glaube ich, gezeigt, wieviel ein feinsinniger Interpret erreichen kann, wenn er sich von dem Schematismus, welcher den grammatischen Unterricht so in Verruf gebracht hat, ebenso frei hält, wie andrerseits den Schlagwörtern mancher Neueren, welche die Grammatik höchstens als Magd der Lektüre noch gelten lassen wollen, eine Behandlungsweise im Unterricht entgegensetzt, die mit psychologischen Erwägungen gelegentlich auch eine historische Betrachtung zu verbinden weiß, welche die geistigen Kräfte in hohem Grade auregt und so ungemein bildend zu wirken imstande ist. Es ist natürlich, daß derartiges, was Xenophon angeht, seine Stelle hauptsächlich in der Obersekunda finden wird, in der ja, wie in den oberen Klassen überhaupt, seit 1901 wieder ein etwas größerer Raum für grammatische Unterweisungen auch im Griechischen gewonnen ist. Indessen wird manches von dem, was z. B. S. 55 über die Attraktion, S. 61 (2 63) über den passivischen Aorist der einen Affekt bezeichnenden Deponentia gesagt

wird, auch schon in Obertertertia und Untersekunda mit Nutzen zu verwerten sein, um auch auf dieser Stufe die syntaktischen Belehrungen immer mehr der bloß mechanischen Aneignung zu entziehen und sie einem tieferen Verständnis entgegenzuführen.

Wie alle Arbeiten des Verfassers ist auch diese sehr anregend und wird besonders denen, die von der Universität nicht bloß durch ihre Schuldgründlichere Kenntnisse in der griechischen Grammatik und lebhafteres Interesse für sprachliche Betrachtungen nicht in das Schulamt mitbringen, reiche Förderung bieten und zum Studium Lust machen, um so mehr, als die Anmerkungen (S. 153-161; 2 160-175) nicht bloß auf die allbekannten Hauptwerke, sondern auch auf eine Reihe vortrefflicher grammatischer Einzeluntersuchungen hinweisen und des Verfassers Stellung zu ihnen kennzeichnen.

25) Hippolyte Taine, Xenophon. Die Anabasis. (In: H. T., Studien zur Kritik und Geschichte, autorisierte Übersetzung von Paul Kühn und Agathon Aall, mit einem Vorwort von Georg Brandes. Paris, Leipzig, München 1898, Albert Langen. XXVIII u. 551 S. gr. 8. 10 M. S. 24-49.)

Anzeige: W. Koepp, Berl.phil. WS. 1900 Sp. 205-209.

36 Aufsätze des großen französischen Historikers und Philosophen sind in diesem Sammelbande vereinigt; nur drei gehören dem Gebiete des klassischen Altertums an, außer der Abhandlung über Xenophon noch die über Platon und Mark Aurel.

Der Aufsatz über X. ist eine der ersten Arbeiten Taines; er erschien kurze Zeit, nachdem dieser auf der École normale supérieure die Grundlage philologischer und historischer Bildung erhalten hatte. Das Original1) ist in Deutschland, wie ich aus der Xenophonliteratur der letzten Jahrzehnte ersehe, wenig bekannt; vielleicht trägt die nun vorliegende Übersetzung dazu bei, dem abzuhelfen. Denn der Aufsatz zeigt schon alle Vorzüge, die den späteren Hauptwerken eigen sind, liebevolles Versenken in den Stoff und die so gewonnene Erkenntnis des Wesentlichen und Charakteristischen, packende Erzählung, glänzenden Stil. Taine sieht das Memoirenwerk der Anabasis mit dem Auge des Künstlers an; er hat sein Wohlgefallen an vielen kleinen, feinen Zügen der Erzählung selber, die ungesucht und darum wirksamer als lange Reflexionen fesseln, und sucht auch seine Leser davon zu überzeugen. Mit Erfolg, wie ich glaube. Denn obwohl ein halbes Jahrhundert seit dem ersten Erscheinen dieses Aufsatzes vergangen ist, scheint er mir nicht nur nicht veraltet, sondern gerade jetzt, wo nach den Jahrzehnten der Kleinarbeit die größeren Fragen nach der Kunst in der antiken Prosa wieder in den

1) Bequem zugänglich z. B. in den Essais de critique et d'histoire par H. T., deuxième édition (Paris 1866, Hachette) S. 127-173.

Vordergrund des Interesses getreten sind, erst recht geeignet, seine volle Wirkung zu tun besser freilich im Originale als in dieser Übersetzung (s. darüber unten S. 143 ff.). Die künftige wissenschaftliche erklärende Ausgabe der Anabasis wird von dieser Seite durch Taines Gedanken reiche Förderung erfahren. Um der Person wie der Sache willen scheint es mir daher gerechtfertigt, im folgenden etwas mehr ins einzelne zu gehen, als es sonst bei einem Aufsatze gleichen Umfanges nötig und erwünscht wäre.

T. gibt (S. 25 d. Übs.) in anspruchsloser Weise als Zweck seiner Abhandlung über die Anabasis an: Je demande la permission d'en citer et d'en commenter quelques pages" (S. 128 d. Orig.). Er sieht ihren Vorzug in zwei Dingen, in dem Interesse des Berichts und noch mehr in der Schönheit des Stils. Dies nachzuweisen, gibt er in zwei Abschnitten eine Übersicht über die ersten vier Bücher, indem er teils selber den Inhalt kurz zusammenfaßt, teils, und besonders an wichtigen Stellen, Xenophon zu Worte kommen läßt. In letzterem Falle dient ihm entweder die genaue Übersetzung selbst als bester Kommentar zur Bezeichnung der Verschiedenheit der beiden Zivilisationen", oder er knüpft hier selbst ein natürliches Kind seiner Zeit die Wiedergabe der Gedanken Xenophons eigene Beobachtungen der verschiedensten Art. Und wenn der heutige kritische Leser vielleicht hier und da von der Begeisterung des phantasievollen Romanen etwas abziehen wird, der in der Tat oft mehr Lobredner als Kritiker ist, so wird ihm doch der Blick geschärft für viele Dinge, die Taines feine Beobachtungsgabe ebensosehr wie sein Bestreben, große Zusammenhänge aufzudecken, erst in die rechte Beleuchtung gerückt hat.

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Von Einzelheiten möchte ich folgende hervorheben. Daß X. keine allgemeine Betrachtungen anstellt, sondern die Tatsachen selbst reden läßt, ist dem Verf. mit Recht als ein charakteristischer Zug unseres Erzählers erschienen, so in der Einführung I 1 (S. 26), dem Schlachtbericht I 8, 1-3, 8-29 (36 ff.), der knappen Erzählung von der Ermordung der Generale II 5, 32 t. (36), dem,,merkwürdigen und belebten" Bericht über die Abenteuer bei den Karduchen IV 1, 7-2, 23 (41 ff.), der Schilderung der Not in Armenien IV 5, 16-18 (45) und dem Überfluß 29-33 (46 f.), wo X. nicht auf den Gegensatz aufmerksam macht, sondern nur berichtet; wir haben die unter der Natur verborgene Kunst und den Gegensatz der Gemälde, der unter der Gleichmäßigkeit des Berichts verhüllt ist, herauszufühlen"; ähnlich in der Schilderung der Szene im Gebiet der Taochen IV 7, 13. 14, wo die Weiber ihre Kinder von der Mauer stürzen und der habsüchtige Hauptmann Äneas von einem Feinde mit in die Tiefe gerissen wird, in den kurzen Notizen über die gräßlichen Chalyber IV 7, 16, die uns die wilden Gesichter dieser un

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bekannten Rassen in der Vorstellung, in Verkürzung und gleichsam im Vorbeigehen sehen lassen" (47).

Eigentümliche Züge des hellenischen Nationalcharakters, von denen uns manche unvorteilhaft scheinen mögen, und ihre Schilderung in der Anabasis geben Taine Anlaß, sie in ihrer Besonderheit zu kennzeichnen; so die freimütige Art, wie 4, 12 von der Beruhigung der aufgebrachten Soldaten durch Sold gesprochen wird (28) (vgl. auch S. 40), die großartige Freiheit selbst der einfachsten, an republikanische Sitten gewöhnten Soldaten I 5, 11-17 in besonderem Gegensatz zu der Unterwürfigkeit der vornehmsten Perser I 5, 7f. (29); in der Antwort des jungen Theopomp auf die durch Phalinos überbrachte Aufforderung des Königs zur Übergabe II 1, 12 findet T. nicht mit Unrecht,, eine Spur des denkenden Geistes, den die Meister der Beredsamkeit und der Weisheit in den jungen Leuten zur Entwickelung gebracht hatten" (33), und daß die Griechen nach den überstandenen Mühseligkeiten gleich nach der Ankunft in Trapezunt IV 8, 26-28 Spiele veranstalten, ist ihm bezeichnend dafür, daß körperliche Übungen und der Ruhm, öffentlich zu siegen, die erste Freude und das erste Bedürfnis dieses Volkes von Athleten und Künstlern waren“ (48). Von der reizenden Episode der Frauen und Mädchen am Brunnen in dem Armenierdorfe IV, 5, 9 meint er (S. 45), ein Römer würde sie weggelassen haben; X., in der Liebe zu den Dichtern erzogen, erzähle sie mit ebensoviel Sorgfalt wie Homer die seine von Nausikaa, und in den charakteristischen Worten Xenophons zu seinen Soldaten im Kampfe gegen die Kolcher IV 8, 14 "Ανδρες, οὗτοί εἰσιν οὓς ὁρᾶτε μόνοι ἔτι ἡμῖν ἐμποδὼν τὸ μὴ ἤδη εἶναι ἔνθα πάλαι ἐσπεύδομεν· τούτους, ἤν πως δυνώμεθα, καὶ ὠμοὺς δεῖ xaτaqaɣɛiv findet er ,,das Wort Achills" wieder,,,als er seinen Fuß auf die Brust Hektors setzte" (48).

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Seine Neigung und Fähigkeit, Altes und Neues in Beziehung zu setzen, verleugnet T. auch hier nicht. Die Griechen gehen ihm nach Asien,,wie die ersten Schiffahrer (s. u. S. 145) in die neue Welt" (27); der furchtbare Eindruck der griechischen Truppe auf die Barbaren I 2, 17 f. läßt ihn der abergläubischen Furcht gedenken, mit der Mexikaner und Peruaner die Cortez und Pizarro ansahen (26); die Versprechungen des Kyros an die Griechen 7, 5-7 bringen ihn auf die märchenhaften Verheißungen Atahualpas an die Gefährten Pizarros, und zu der berühmten Stelle IV 7, 22-26 (Oálatra, Jáhatta) bemerkt er, so,,glaubten heute die Engländer zu Hause zu sein, wenn sie das Meer sähen". Und handelt es sich an diesen Stellen mehr um einzelne Züge, die dem Leser lebendiger werden, wenn er sie mit denen anderer Menschen und Völker vergleicht, so unternimmt er es, in der Charakteristik der denkwürdigen Rede Xenophons III 2 den ganzen Gegensatz antiken und

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