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Augen führte und den Widerstand, der dem einschneidendsten derselben, dem Ehegesetz, entgegentrat, beklagte, mehr genehm sein als eine direkte Huldigung“.

2. Man nimmt an, daß Livius die ersten Bücher nicht vor 27 und nicht nach 25 v. Chr. publiziert oder geschrieben habe, da er den Kaiser Augustus unter diesem Namen erwähne, der ihm erst im Jahre 27 erteilt worden sei, und von der im Jahre 29 erfolgten Schließung des Janustempels rede, nicht von der im Jahre 25 erfolgten. Dieses zweite Argument erklärt Dessau für nicht stichhaltig.,,Livius bemerkt, daß nach Numa der Janus nur noch zweimal geschlossen gestanden habe, einmal nach Beendigung des zweiten Punischen Kriegs, zum zweitenmal als Augustus nach der Schlacht bei Aktium den allgemeinen Frieden hergestellt hatte. Hier war es nicht geboten und kaum angemessen, darauf hinzuweisen, daß der Friedenszustand bald wieder eine Störung erlitten hatte, im Jahre 26 der Janus wiedergeöffnet worden war und im Jahre 25 von neuem hatte geschlossen werden können. Vielmehr hat Livius so, wie er geschrieben hat, auch in späterer Zeit schreiben können. Aber ist auch das Argument hinfällig, so mag doch die Annahme, der es dienen sollte, ungefähr richtig sein. Frisch war auch, als Livius schrieb, die Erinnerung an die Bürgerkriege. Die Vorrede dürfte ungefähr zu derselben Zeit geschrieben sein, wie das Gedicht von Horaz III 6, das ebenfalls bald nach 27 v. Chr. entstanden ist".

12) O. Richter, Beiträge zur römischen Topographie. 1. Alliaschlacht und Serviusmauer. II. Capitolium und clivus Capitolinus. Progr. des Prinz Heinrichs-Gymnasiums in Berlin 1903. 31 S. 4. Die Frage, auf welchem Tiberufer die Alliaschlacht stattgefunden hat, ist von Mommsen (R. F. 2, 297 ff.) und später von Hülsen und Lindner (s. JB. 1891 S. 191) dahin beantwortet worden, daß mit Diodor, der ausgesprochenermaßen die Römer über den Tiber gehen läßt, die Schlacht auf das rechte Ufer zu verlegen sei, etwa gegenüber der Einmündung des Alliaflüßchens. In demselben Sinne spricht sich E. Meyer (Gesch. d. Alt. 5, 155) aus. Diese Ansicht wird in der vorliegenden Abhandlung von O. Richter unter kräftiger Hervorhebung der topographischen Verhältnisse angefochten.

1. Auf der rechten Tiberseite war keine Heerstraße; alle von Norden kommenden Feinde rückten auf derselben Straße an, der einzigen, die es damals gab, der uralten via Salaria am linken Tiberufer. Feindliche Angriffe richteten sich auf den Punkt Roms, der in allen Kriegen bis in die Zeit Oktavians und bis zum gänzlichen Verfall der Servianischen Mauer stets das Angriffsobjekt bildete, die porta Collina (vgl. O. Richter im Hermes 17, S. 436).

2. Die Befestigung des republikanischen Roms ist durch die zahlreichen Reste und durch Beschreibungen bis in die Einzel

heiten bekannt; die so gut wie uneinnehmbare Befestigung war an der Tiberseite am stärksten. Das Ufer war aufgemauert, und der tiefe, breite und reißende Strom machte jede Annäherung unmöglich (vgl. O. Richter, Topographie Roms S. 40 ff.). Eine einzige Brücke, der pons sublicius, vermittelte den Verkehr mit den am rechten Tiberufer gelegenen Örtern; sie war aber darauf eingerichtet, beim Herannahen von Feinden abgeworfen zu werden.

3. Von Rom aus ging die via Salaria über Fidenae an der linken Seite des Tiber nach Norden. Von Veji führte eine Straße an den Tiber, den sie Fidenae gegenüber erreichte. Eine Brücke ist hier nie gewesen, man setzte mit Kähnen über den Fluß. Auf diesem Gebiete spielen sich die Kriege zwischen Rom und Veji oder Fidenae ab, und alle haben denselben Verlauf: die Vejenter gehen bei Fidenae über den Tiber und fallen, mit den Fidenaten verbündet, in das römische Gebiet ein, oder die Römer gehen über den Anio, bemächtigen sich der Stadt Fidenae und dringen von da in das vejentische Gebiet ein (S. 8). Das ist die topographische Voraussetzung, die einen direkten Angriff auf Rom vom rechten Tiberufer ausschließt. Nie ist es den Römern in den Sinn gekommen, diese Seite der Stadt durch Übersetzen eines Heeres aufs jenseitige Ufer zu schützen oder zu verteidigen. Durch den Abbruch des pons sublicius war hier alles getan, was nötig war (S. 10). Der Versuch, die Römer vor Abbruch dieser Brücke zu überraschen und so in die Stadt einzudringen, ist nur einmal gemacht worden, von Porsenna, und ist mißglückt.

4. Offenbar denkt Diodor bei den Worten ἐξελθόντες πανδημεὶ καὶ διαβάντες τὸν Τίβεριν παρὰ τὸν ποταμὸν ἤγαγον Tηv dúvaμiv an das Rom seiner Zeit mit der via Flaminia, das Rom jener Zeit, in der die nach Norden ausziehenden Heere sich auf dem campus Martius sammelten und über den pons Mulvius auf der via Flaminia dem Feinde entgegenzogen. Das aber war erst anderthalb Jahrhunderte nach der Alliaschlacht der Fall. Von dieser Notiz bei Diodor ist also Abstand zu nehmen und daran festzuhalten, daß die Schlacht auf dem linken Tiberufer stattfand, wie Livius angenommen hat1).

5. Aber ganz verkehrt ist der von Livius erzählte Ausgang der Schlacht und durchaus glaubhaft, was Diodor berichtet. Das ganze römische Heer wurde an und in den Tiber gedrängt, und dort kam die Mehrzahl ums Leben. Diejenigen, welche sich durch

1) Verf. glaubt, daß Diodors Bemerkung of lɛiotoi twv diαowdÉVTW V πόλιν Βηίους κατελάβοντο nicht anders verstanden werden könne, als daß die Mehrzahl derer, die sich durch den Tiber hindurchretteten, nach dem auf dem rechten Tiberufer gelegenen Veji flohen, daß also Diodors Angabe ¿žeλdóvtes u. s. w. (Nr. 4),,wie hineingesprengt sei in eine Schilderung, die sonst in allen Punkten auf das linke Ufer führe". Allein Diodors Bericht enthält keinen Widerspruch; διασωθέντων darf nicht im Sinne von διὰ τοῦ лоταμοù diαowdévτwv genommen werden, sondern heißt einfach,,sich glücklich gerettet hatten".

Schwimmen über den Tiber gerettet hatten, eilten nach Veji, einige wenige gelangten ohne Waffen nach Rom. Das römische Heer wurde an der Allia nicht geschlagen, sondern vernichtet. So erklärt es sich, daß der dies Alliensis als ein Schreckenstag sondergleichen der Nachwelt in der Erinnerung blieb.

13) E. Meyer, Die Alliaschlacht. Mit einer Karte. Apophoreton (der 47. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner überreicht von der Graeca Halensis), Berlin 1903 Weidmannsche Buchhandlung, S. 136-161.

In dieser Abhandlung sucht der Verf. die von O. Richter gegen die Ansetzung der Alliaschlacht auf dem rechten Tiberufer erhobenen Einwände zu entkräften. Er unterzieht die Berichte über diese Schlacht und über die Ereignisse vor und nach ihr, wie sie bei Diodor und den Späteren (besonders Livius) vorliegen, einer eingehenden Kritik und weist nach, daß, abgesehen von der fundamentalen Differenz hinsichtlich der Örtlichkeit, zwischen Diodor und Livius Übereinstimmung bestehe. Die Überlieferung gehe auf einen einzigen Urbericht zurück, den die Annalisten in dieser oder jener Weise abgeändert hätten. Demgemäß sei es die Aufgabe des Geschichtschreibers, zu ermitteln, welcher Schriftsteller die Überlieferung in der reinsten Form erhalten habe und als der glaubwürdigste anzusehen sei. Das Ergebnis, zu dem der Verf. gelangt, lautet: Der Diodorische Bericht erweist sich durchweg als klar und unanstößig, während die späteren Erzählungen nichts als Verschlechterungen des von Diodor Berichteten sind. Dies wird an vielen Einzelheiten überzeugend bewiesen1). Daher behauptet Meyer, daß man lediglich Diodor zu folgen habe, daß man nur in seiner Darstellung eine geschichtlich brauchbare Überlieferung anerkennen könne und demgemäß auch die Verlegung der Schlacht auf das linke Ufer als eine willkürliche Abänderung ansehen müsse. Begreiflich sei es, daß die Späteren die clades Alliensis um des Namens willen an den Bach selbst auf das linke Tiberufer verlegten, auch wenn sie in Wirklichkeit gegenüber der Alliamündung am rechten Ufer stattgefunden hatte; der umgekehrte Hergang würde unerklärlich sein.

Hierauf bespricht Verf. die topographischen Verhältnisse und sucht zu erweisen, daß Richters Einwände nicht stichhaltig seien. Einen Punkt hebe ich hervor. Der Verf. sagt S. 154:,,Die Gallier kamen von Clusium, und da dies westlich vom Tiber lag, Rom am Ostufer des Flusses, müssen sie auf dem Zuge gegen Rom irgendwo den Tiber haben überschreiten wollen" [d. h. es ergibt sich aus ihrem Marsch zum Tiber und ihrem eventuellen Marsch am rechten Ufer des Tiber nicht, daß sie von diesem Ufer aus einen Angriff auf Rom beabsichtigt haben]. S. 155: „Die Römer und Vejenter haben bei den ununterbrochenen Fehden

1) S. 149 Z. 24 muß es diavnšάuevo heißen.

des fünften Jahrhunderts regelmäßig den Tiber an der Cremeramündung gegenüber von Fidenae überschritten; warum sollten die Gallier nicht denselben Punkt in Aussicht genommen haben?" S. 156:,,Die via Flaminia existierte damals noch nicht; aber gab es darum auf dem rechten Tiberufer überhaupt keine Straßen, auf denen sich ansehnliche Heere bewegen konnten? Die Römer haben gerade in den letzt vorhergegangenen Jahren hier ununterbrochen Krieg geführt und waren seit sechs Jahren Herren des Vejentergebietes. Die natürliche Heerstraße (die später, als das Land längst pazifiziert war, durch den abgekürzten Weg der via Flaminia quer über die Höhen ersetzt wurde) ging im Tibertal aufwärts, und hier ist sie in dem von den Regionen erwähnten Namen der via Tiberina erhalten und in ihren Resten als ungepflasterte Straße noch erkennbar. Auf dieser Straße werden, wie die Römer, so auch die Gallier gezogen sein". [Es ist möglich, daß Diodor gemeint hat, die Römer seien bei ihrem Auszuge aus der Stadt sogleich auf das rechte Flußufer hinübergegangen. Sachlich scheint aber der Annahme nichts im Wege zu stehen, daß die Römer zunächst auf dem linken Ufer vorgerückt sind, weil sie hier ein Anrücken der Gallier erwarteten, dann aber bei bestimmter Kunde den Fluß überschritten haben, vielleicht bei Fidenae, und den Feinden am rechten Ufer entgegengezogen sind.]

14) F. Luterbacher, Die Chronologie des Hannibalzuges (zum 3. Buch des Polybius). Phil 1903 S. 306–319.

Die Frage nach dem Wege, auf welchem Hannibal die Alpen überschritten hat, ist von den Forschern der Neuzeit mit großem Eifer wiederaufgenommen und übereinstimmend dahin beantwortet worden, daß an den Kl. Bernhard nicht gedacht werden dürfe. Es ist das Verdienst W. Osianders, diese Theorie zuerst erschüttert zu haben; jetzt kann sie, obwohl sie noch Anhänger hat, als widerlegt und abgetan gelten (vgl. JB. 1903 S. 22 ff.). Dagegen ist noch keine volle Einigkeit darüber erzielt worden, şüber welchen Paß Hannibal gegangen ist. Mit großer Entschiedenheit sprach sich J. Fuchs für den Genèvre aus, ebenso bestimmt W. Osiander für den Cénis, und die Anhänger jener Theorie halten noch heute an ihrer Ansicht fest, obwohl Osiander immer neue Argumente gegen sie vorgebracht hat. Daß in einzelnen Punkten Verschiedenheit der Auffassung herrscht, ist nur natürlich, da ja der Hypothese ein großer Spielraum verbleibt; manches läßt sich aber durch genauere Untersuchungen zu größerer Klarheit bringen. So hat Luterbacher früher darzulegen versucht, wie die 15 Tage des Alpenübergangs zu zählen sind und daß der Übergang im Oktober stattgefunden hat. Hiergegen erhob Osiander im Phil. 1902 S. 473-476 Einwendungen, und gegen diese richtet sich wieder die vorliegende Abhandlung Luterbachers. Für ihn ,,liegt kein Grund mehr vor, die Angaben des Livius über den

Weg Hannibals anzuzweifeln", wie er in seiner Schulausgabe des 21. Buches des Livius (7. Auflage 1902) getan hatte,

15) M. Krascheninnikov, De Gitanis Epiri oppido. Hermes 37 (1902), S. 489–500.

Bei Polybios 27, 14, 5 bietet der codex Peirescianus, wie Verf. bei seiner Kollation gesehen hat, deutlich die La. siç Tiτava, wodurch alle Verbesserungsvorschläge der früheren Herausgeber hinfällig werden. Dieselbe Namensform stellt er bei Livius 42, 38, 1 her, wo die Herausgeber gleichfalls die mannigfachsten Vermutungen geäußert haben. Der Vorschlag ist überzeugend, und es zeigt sich, daß in dem überlieferten adgitanae/eripi nur ein doppelt geschriebenes e auszumerzen ist, welches am Zeilenende leicht durch Unachtsamkeit entstehen konnte.

Der Verf. setzt zugleich hinter mari ein Komma, wofür ihm der hier in der Hs. stehende Punkt zu sprechen scheint. Doch haben die Punkte in der Hs. als Interpunktionszeichen keine Bedeutung. Es wird also besser das Komma wegbleiben (vgl. 44, 30, 7), wenn man nicht annehmen will, daß durch die fälschlich wiederholte Zahl X (ich denke mir, daß die Vorlage auch X milia oder X gehabt und der Schreiber die Zahlzeichen durch Zahlwörter ersetzt hat) nicht bloß (a), sondern (situm a) verdrängt worden ist.

Er erklärt also die Stelle folgendermaßen: Marcius et Atilius ad Gitana, Epiri oppidum, quod decem milia (a) mari abest, a mari, scil. Onchesmo, cum escenderent, in hoc (inter Onchesmum et Gitana) itinere concilio Epirotarum habito cum magno omnium adsensu auditi sunt, was mit Ausnahme des kurzen Ausdrucks decem milia (a) mari im Sinne von 'quod decem milia (a) mari abest' Beifall verdient.

Das alte Gitana nimmt der Verf. an der Stelle an, wo heutzutage Dhélvinon (Delvino) liegt.

16) Wochenschrift für klassische Philologie 1903 Sp. 964.

An dieser Stelle findet sich folgende interessante Notiz: Grenfell und Hunt geben den Inhalt des vierten Bandes der Oxyrhynchus-Papyri, der die Ausbeute der 1903 vorgenommenen Ausgrabungen enthalten wird, schon jetzt bekannt. Das beste Stück der Sammlung ist ein lateinischer Papyrus aus dem dritten Jahrhundert n. Chr., der Teile eines Auszugs von Livius Buch 37-39 und 49-55 enthält. Dieser Auszug weicht von einem andern, uns erhaltenen hinsichtlich der Auswahl der behandelten Ereignisse beträchtlich ab.

17) R. B. Steele, The ablative absolute in Livy. The American Journal of Philology 1902 S. 295-312.

Eine eingehende, sorgfältige Studie über das Vorkommen der Konstruktion des ablativus absolutus bei Livius, die von einem bewunderungswürdigen Fleiße zeugt. Er hat 6457 Beispiele ge

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