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erhalten. Nach Steins Stemma (Praefatio XXI) stammt d nicht direkt von AB ab, sondern von einem Vorfahren dieser Hss. Leider liegt für Buch IX aus dieser Hs. keine Kollation vor, da Stein (vgl. Praef. XII) nur sieben Bücher verglichen hat. Genauer gesprochen reicht die Vergleichung bis VIII 27; von da an tritt d, der Nachkomme von d, für diesen ein1). Es ist demnach noch nicht ausgeschlossen, daß sich оσéε auch in d findet. Von den Fehlern, die ὁ für sich allein hat, βουλευτῶν statt βουλευ τέων, δεξάμενος statt δεξαμένους und ἦσαν statt ἤισαν ist unser Exzerpt frei.

2) Es où bei Herodot.

=

Daß s ov neben viel häufigerem és ő in der Überlieferung Herodots, aus der unsere Hss. stammen, vorhanden gewesen ist, beweisen die von Stein zu I 67 angeführten Stellen; die Varianten mit so sind sichtlich Korrekturen. Die Frage ist nun zunächst, ob o zu erklären ist. Portus Lex. Ion. erklärt έs exɛîvov Tov xoóvov ov, pro ợ, ¿v . Unmöglich; findet sich doch adverbiales où (dem deutschen ,,wo") überhaupt nicht im Ionischen und auch sonst im Griechischen nicht in temporaler Bedeutung; man müßte denn sσtiv ov ἔστιν ὅτε) bei Anna Komnena (XIV 9; XV 3 (2), 5) dafür anführen wollen. Schweighäuser führt zu I 67 Portus' Erklärung an, setzt aber dann hinzu ,,quidni dicamus & in ista formula pro os usurpari, adeoque regimen huius particulae aemulari". An sich recht unwahrscheinlich; außerdem hätte er wenigstens μéxoi statt kos sagen müssen, da letzteres als Präposition mit dem Genitiv bis auf eine Stelle (II 143 s ov, das sicher nicht herodoteisch ist) bei Herodot so wenig wie im Attischen vorkommt. Gegen dieses e o hat sich nun zuerst Struve (Quaestiones de dial. Her. spec. I S. 41 ff.) energisch erklärt. Es findet sich dann noch in den Texten bis auf Krüger, der es aber nur mit schweren Bedenken stehen gelassen hat, dann verschwindet es. Von Stein, der es auch zuerst beseitigt hatte, ist es aber in der kleineren kritischen Ausgabe (1884) wiederaufgenommen und seitdem auch in der kommentierten Ausgabe beibehalten worden. Hierbei ist er sichtlich nur durch die handschriftliche Überlieferung beeinflußt worden; eine Erklärung für diese merkwürdige sprachliche Erscheinung gibt er nicht. Es fragt sich nun weiter, ob für den Fall, daß & où nicht herodoteisch ist, sich eine Erklärung dafür finden läßt, wie es in die Überlieferung gekommen ist. Das Nächstliegende wäre, nachzuforschen, ob etwa hiermit ein späterer Sprachgebrauch sich eingeschlichen hat, wie man das bei os ou (II 143) ohne weiteres

1) Allerdings findet sich auch nach VIII 27 noch gelegentlich, meiner Beobachtung nach sechsmal, in B. VIII d erwähut. Sind das Druckfehler für d?

annehmen kann 1). Nun ist aber sis (ès) o speziell ionisch. Es findet sich vor Herodot nach Fuchs (vgl. oben S. 243) nur in der Homerischen Formel eis o xɛ, die auch von der späteren Epik nach diesem Muster gern gebraucht ist. Im Attischen findet sich keine Spur von ɛis o in der Bedeutung,,bis". In dem vereinzelten és o quéuvηvo (Thuk. V 66), das Helbing (Die Präpositionen bei Herodot S. 44) anführt, ist zwar so temporal, sonst aber doch anderer Art. Aber auch bis zum Beginn der Kaiserzeit findet sich meines Wissens keine Spur von as o. Erst bei den Schriftstellern, die sich wieder mit der ionischen Literatur beschäftigt und besonders Herodot nachgeahmt haben, taucht es wieder auf. So vor allem bei Pausanias, der es nicht weniger als 35 mal verwendet, aber immer nur in der Form s ő. An drei Stellen (I 11, 5; 23, 10; 27, 11) finden sich Varianten, aber auch unter diesen gibt es kein s ov. Schon vor ihm hat es Nikolaus Damascenus verwendet, Fragm. 65 zweimal (Dind. Hist. graeci minores S. 61, 28 und 63, 30) in der Geschichte des Kyros, die sicher aus einer in ionischer Sprache geschriebenen Quelle stammt. Ebenso Fragm. 53 (Dind. S. 38, 2). Nicht hierher gehört die offenbar lückenhaft überlieferte Stelle Dind. S. 24, 32 ɛiç ö συνετέλουν οἱ λοιποί. Außerdem im Leben des Augustus 22, 24, 25, 30. Wie es scheint, hat Nikolaus es in seinen ionischen Quellen gefunden, beibehalten und so liebgewonnen, daß er es zu seinem eigenen Sprachgut gemacht hat. Weiterhin finden wir es bei Josephus Antiqu. XIV 429, XVII 78, XVIII 61; fraglich bleibt XVII 196 πάντα τὸν κόσμον προκομίσαντος εἰς ὃ (ὃν Ε) συμπομπεύσειε τῷ νεκρῷ, wo Ernesti εἰς τὸ συμπομπεῦσαι vorschlägt. Auch bei Nikolaus und Josephus findet sich kein εis ov. Aus der ausgedehnten Verwendung von so bei Pausanias, der es doch nicht aus dem Sprachgebrauch seiner Zeit, sondern nur aus Herodot entlehnt haben kann, könnte man versucht sein zu folgern, daß er nur so, nicht auch so bei Herodot gelesen hat. Nun hat aber sein Zeitgenosse Appian neben einmaligem (Illyr. 22) zweimal s où (Iber. 18 und 21). Wenigstens schreibt so Mendelssohn an beiden Stellen ohne Angabe von Varianten; Schweighäuser schreibt beidemal &c o im Text, bemerkt aber zur ersten Stelle &s ou Medic. und zur zweiten ¿s où Vat. AB. Krebs (Präpositions adverbien S. 15) hat noch eine vierte Stelle, Punic. 117 ἐς ὃ τῇ μὲν ἑτέρους περιέπεμπε, τῇ δ ̓ αὐτὸς . . ἐβάδιζε, wo doch ἐς ὅ lokal ist und sich auf das

1) Stein streicht den Satz mit ews où als unecht. Krebs (Präpositionsadverbien S. 15) will Ews où bei Appian (Proöm. 12) als Nachahmung Herodots hinstellen. Und doch sagt er selbst kurz vorher, daß Ɛws c. gen. sich zuerst bei Aristoteles und Theophrast, die den Übergang zur Kowń bilden, finde. "Ews où haben vor allem Polybius, dann Dionys, Josephus, die Septuaginta und das Neue Testament, vereinzelt Pausanias (X 33, 3), Parthenius, Chariton (Plut. Institut. Lac. 240 A.).

Jahresberichte XXX.

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vorhergehende xwgíov bezieht. Gehört nun s ov Appian an, so wird man im Gegensatz zu Pausanias aus ihm schließen müssen, daß er es aus seinem Herodot entnommen hat. Die späteren Schriftsteller kennen das temporale es nicht. Vielleicht steht es bei Prokop 324 C (ἐς τόδε..ἐς ὅτου σφετέρᾳ ἐπιεικείᾳ φυλάξωσι τὸ τῆς πρεσβείας ἀξίωμα), wo Maltretus ἐς ὅ τῇ geschrieben hat. Wie es scheint, mit Recht; denn der Artikel Tй ist notwendig. Das wäre dann eine Reminiszenz aus Herodot, wie sich dergleichen bei Prokop auch sonst findet. Endlich steht Zosimus I 43 ἐς ἃ δὴ τρισχιλίους ἀποβαλόντες . . τοῖς λειπομένοις πρὸς τὴν οὖσαν ἅμα τῷ βασιλεῖ διηγωνίζοντο δύναμιν. Hier vermutet Bekker ws; näher liegt vielleicht es o. Vereinzelt findet sich bei Späteren εἰς (ἐς) ὅσον in der Bedeutung,solange als", wobei es zweifelhaft ist, ob man oσov als Neutrum zu fassen hat oder ob xoóvov zu ergänzen ist. Xenophon Eph. hat V 4 εἰς ὅσον αὐτὴ θελήσει und daneben II 13 εἰς ὅσον ἂν χρόνον. Sonst ist mir siç ooov im temporalen Sinne noch Lucian Gallus 28, Pisc. 36, Appian b. civ. I 99, V 72 und 109, Herodian II 11, 4, IV 15, 3, VI 5, 10 und VII 3, 4 aufgestoßen. Ob die Byzantiner nach Prokop und Agathias das temporale siç ō haben, weiß ich nicht, glaube es aber kaum; nur von Anna Komnena weiß ich, daß sie es nicht hat. Damit glaube ich erwiesen zu haben, daß sonur ionisch gewesen ist und in der späteren Zeit nur in Nachahmung des Ionischen oder als einzelne Reminiszenz vorgekommen ist; zugleich ist aber auch erwiesen, daß es où durch Einwirkung eines späteren Sprachgebrauchs nicht in den Text Herodots gekommen ist. Die Sache wird endlich noch dadurch verwickelter, daß wir nicht genau wissen, ob Herodot s ov und

in der Schrift überhaupt getrennt hat. Vereinzelt ist ja schon vor Herodot der unreine Diphthong ov ebenso wie der reine geschrieben. Das älteste Beispiel findet sich auf einer Inschrift von Teos (Bechtel N. 156), die man etwa in das Jahr 475 setzt. Hier steht Bagßágovs, aber daneben wird ebenda der Genitiv der O-Deklination immer mit einfachem O geschrieben, und im allgemeinen scheint doch um die Mitte des fünften Jahrhunderts und weit darüber hinaus dieser Genitiv in derselben Weise geschrieben zu sein. Dann hat aber Herodot, wenn er der gewöhnlichen Schreibweise seiner Zeit gefolgt ist, zwischen o und o in der Schrift keinen Unterschied gemacht, und die Trennung zwischen so und es où ist erst nach Herodot, aber vor Appian, in seinen Text gekommen. Sollte sich bei der Umformung der Schreibweise auf irgend eine, für uns freilich nicht erklärliche Weise das où eingeschlichen haben? An ein echtes és ou kann ich nicht glauben.

Berlin.

H. Kallenberg.

5.

Archäologie.

1) W. Dörpfeld, Troja und Ilion, Ergebnisse der Ausgrabungen in den vorhistorischen und historischen Schichten von Ilion 1870-1894, unter Mitwirkung von Alfred Brückner, Haus v. Fritze, Alfred Götze, Hubert Schmidt, Wilhelm Wilberg, Hermann Winnefeld. Mit 471 Abbildungen im Text, 68 Beilagen, 8 Tafeln. Athen 1902, Beck & Barth. 2 Bände. (XVIII u. 652 S.) gr. 4. geb. 40 M.

Das Werk zerfällt in 11 Abschnitte, deren erster die Geschichte der Ausgrabungen gibt, während der zweite die Bauwerke der verschiedenen Schichten schildert; beide rühren von W. Dörpfeld her. Die Keramik der verschiedenen Schichten wird von H. Schmidt, die Kleingeräte aus Metall und anderen Stoffen von A. Götze, die Bildwerke aus Marmor und Ton von H. Winnefeld behandelt. Der sechste Abschnitt, die Inschriften, hat A. Brückner, der siebente, die Münzen, H. v. Fritze zum Verfasser; die Gräber und Grabhügel dagegen sind von H. Winnefeld beschrieben. Der neunte Abschnitt, die Geschichte von Troja und Ilion enthaltend, ist von A. Brückner, der zehnte, das homerische Troja, wieder von W. Dörpfeld geschrieben. Den Schluß bildet ein Verzeichnis von Photographien der Ruinen und Funde von Troja und Ilion.

Bevor ich auf den Inhalt der Bücher näher eingehe und auf die Frage: Ist auf dem Hügel Hissarlik das homerische Troja gefunden? eine Antwort zu erteilen versuche, wird es nötig sein, kurz uns die Geschichte der Ausgrabungen ins Gedächtnis zurückzurufen. Schliemann ist nicht der erste, der den Hügel Hissarlik, die Stätte, wo sicherlich Ilium novum gelegen hatte, den Ausläufer einer von Ost nach West streichenden Bergkette von geringer Erhebung, für Troja in Anspruch genommen hat. Darin hat er Vorgänger gehabt; aber er ist jedenfalls derjenige gewesen, der, im Gegensatz zu Moltke, Curtius und andern, die sich für den strategisch wichtigeren Hügel Bunarbaschi entschieden hatten, gleich bei seinem ersten Besuche sich mit aller Bestimmtheit für diese Stelle ausgesprochen und erkannt hat, daß ihre Lage in der Skamandrosebene und ihre geringe Entfernung (5 km) von dem

zwischen den Vorgebirgen Sigeion und Rhoiteion anzusetzenden Lager der Griechen, die ein mehrmaliges Hin- und Herwogen des Kampfes zwischen Stadt und Lager an demselben Tage als möglich erscheinen läßt, in ganz anderer Weise der Dichtung entspricht, als dies bei dem über 13 km entfernten, auf steilem, von drei Seiten unzugänglichem Felsen gelegenen Bunarbaschi der Fall ist. Deshalb setzte er sofort auf Hissarlik seinen Spaten ein und grub, unbekümmert um die Reste aus späterem Altertum, bis in die untersten Lagen hinein, in denen seiner Meinung nach das homerische Troja zu suchen war. Daß dabei viele antike Reste, deren Erhaltung für die Altertumswissenschaft äußerst wertvoll gewesen wäre, zerstört worden sind, ist zu bedauern, anderseits freilich kann und muß man sich mit dem Gedanken trösten, daß bei anderem Vorgehen wahrscheinlich keine Spur von den in größerer Tiefe verborgenen Bauwerken ans Licht gekommen wäre. Den Vorwurf kann man allerdings nicht zurückhalten, daß Schliemann in der ersten Zeit ganz allein, ohne jede Beihilfe eines sachverständigen Architekten oder Archäologen, vorgegangen ist; hätte er sich eine derartige Hilfskraft beigesellt, so würde es einerseits möglich gewesen sein, von den vielen jetzt zerstörten Resten genaue Aufnahmen zu erhalten und sie dadurch für die Wissenschaft zu retten, anderseits würden ihm viel Ärger und viele Angriffe wegen unklarer Berichterstattung erspart worden sein. Seitdem Prof. Dörpfeld, der erste Sekretär des Deutschen archäologischen Instituts in Athen, als treuer Berater und Mithelfer ihm zur Seite gestanden hatte (1882), seitdem war natürlich auch die Berichterstattung eine andere, klarere und zuverlässigere geworden, bei der die Mitteilung der Tatsachen und die Folgerungen, die daraus zu ziehen waren, schärfer, als es früher der Fall war, auseinander gehalten wurden.

Nur einem Manne gegenüber hat auch das Eintreten Dörpfelds keine Änderung in der Beurteilung der Schliemannschen Ausgrabungen gebracht: das war der Hauptmann a. D. E. Bötticher, der im Jahre 1884 die Behauptung aufstellte, daß die auf Hissarlik gefundenen Ruinen nicht die einer alten Stadt seien, sondern daß der ganze Hügel erst künstlich infolge von Bestattungen allmählich aufgeschüttet sei. Um den Streit, der lange in den Blättern und Zeitschriften getobt hatte, zu Ende zu bringen, lud Schliemann 1889 den Hauptmann Bötticher und unparteiische Zeugen nach Hissarlik ein; aber auch angesichts des Tatbestandes glaubte Bötticher seine Behauptungen aufrechthalten zu müssen, obwohl die Sachverständigen und eine im März 1890 zusammentretende Reihe von Gelehrten aus den verschiedensten Ländern sich vollständig auf Schliemanns und Dörpfelds Seite stellten, indem sie in den vorhandenen Anlagen die Reste von Befestigungen, Häusern u. s. w. erkannten und die Nekropolentheorie zurückwiesen. Um den Widerspruch E. Böttichers ein für allemal zu beseitigen, blieb

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