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die Abweichungen des Textes von dem der C. F. W. Müllerschen Ausgabe angeführt. Da S. die Begründung dieser Abweichungen später zu geben verspricht, nämlich im ersten Bande seines Briefwechsels des M. Tullius Cicero" usw., so muß man diese Begründung abwarten, so gespannt man auch hierauf für manche der aufgenommenen Lesarten ist. So schreibt z. B. Schmidt A I 1, 2 quae (via Flaminia) cum erit absoluta, sane facile ei ac libenter municipes ceteri consuli acciderint (Müller: facile eum ac libenter municipia consulem acceperint); fam. V 6, 2 Omnino semissibus non magna copia est (Müller: Omni semissibus magna copia est); A l 13, 1 quae fuerunt omnes rhetoris, tam pure loquuntur (Müller: quae fuerunt omnes, ut rhetorum pueri loquuntur).

Das Heft,,Erklärungen“ ist in sachlichen Erörterungen reichhaltig und meist zutreffend. Die sprachliche Erklärung dagegen reicht insofern nicht aus, als vieles unerklärt bleibt, was der Erklärung bedarf. Wo sie gegeben wird, geschieht es vorzugsweise in der Form, daß für einzelne Worte oder Wortkomplexe einfach die fertige deutsche Übersetzung angegeben wird.

Im ganzen wird, wenn man gerade die hier gegebenen Briefe mit seinen Schülern lesen will, die vorliegende Bearbeitung dieser Briefe gute Dienste leisten.

3) Ausgewählte Briefe aus ciceronischer Zeit. Herausgegeben VOD C. Bardt. Hilfsheft: Zur Technik des Übersetzens. Leipzig 1901, B. G. Teubner. IV u. 67 S. 8. 0,60 M.

Den von C. Bardt ausgewählten und kommentierten Briefen (vgl. JB. XXV S. 317 ff. und XXVII S. 222 ff.) schließt sich als dritter Bestandteil des ganzen Werkes dieses Hilfsheft an. Es hat jedoch einen allgemeineren Inhalt, als der Anschluß gerade an diese Briefsammlung voraussetzen läßt. Jene Briefe und die von B. für sie gegebenen Erklärungen und Verdeutschungen geben nämlich nur die Beispiele her für eine kurze Darlegung der Grundsätze, die man zweckmäßigerweise beim Übersetzen befolgen wird, wenn aus klassischem Latein gutes Deutsch werden soll. In der Tat wird denn auch nicht bloß jeder, der die Briefe Ciceros mit seinen Schülern liest, sondern überhaupt jeder, der aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzen läßt, das vorliegende Heft mit Interesse und mit Vergnügen lesen und für seine Arbeit in der Schule daraus Gewinn und Anregung schöpfen. Auch kann es als Muster dafür gelten, wie man aus der Lektüre dasjenige stilistische Material gewinnt, das für die Übersetzung aus dem Deutschen ins Lateinische erforderlich ist. Denn mit Recht bemerkt der Verf. im Vorwort:,,Lateinische Stilistik kann zur Zeit auf preußischen Schulen nur noch so gelehrt werden, daß der Ertrag der Lektüre direkt in den Dienst des Lateinschreibens gestellt wird, aber das wird auch geschehen müssen, wenn die lateinischen Scripta mehr sein sollen als grammatische Repetitionen,

wenn sie vielmehr durch Umgestaltung des Satzbaus und des Ausdrucks eine der Prima würdige Geistesgymnastik darbieten sollen".

4) Ausgewählte Briefe Ciceros. Herausgegeben und erklärt von Emil Gschwind. Leipzig und Berlin 1903, B. G. Teubner. Einleitung und Textheft. IV u. 99 S. Kommentar und Verzeichnis der EigenDamen und Abbildungen. 75 S. 8. 1,20 M.

Vorliegende Auswahl von Briefen Ciceros gehört einer Sammlung an, die von dem Teubnerschen Verlag herausgegeben wird unter der Bezeichnung,,Meisterwerke der Griechen und Römer in kommentierten Ausgaben". Als Zweck dieser Sammlung wird auf dem Umschlag angegeben: nicht nur den Schülern der oberen Gymnasialklassen, sondern auch angehenden Philologen sowie Freunden des klassischen Altertums, zunächst zu Zwecken privater Lektüre, verläßliche, nach gemeinsam vereinbarten Grundsätzen verfaßte und die neuesten Fortschritte der philologischen Forschung verwertende Texte und Kommentare griechischer und lateinischer, von der Gymnasiallektüre selten oder gar nicht berücksichtigter Meisterwerke darzubieten. Von den zwei Heften, in die die vorliegende Auswahl zerfällt, enthält das eine die Einleitung und den Text der Briefe, das andere den Kommentar. Die Einleitung handelt vom Brief nach der Anschauung der Alten und von den inhaltlich verschiedenen Arten der Briefe, sodann von der bei Cicero üblichen Form ihrer Abfassung, ferner von den Äußerlichkeiten des Briefwesens. Ein vierter Abschnitt ist überschrieben: Sammlung der Briefe Ciceros. Hier gibt der Herausgeber die Zahl der erhaltenen Briefe an, sowie, welche Sammlungen uns erhalten und welche verloren gegangen sind. In Mitteilungen darüber, wie sich die Briefe auf die einzelnen Jahre verteilen, finden sich auffallende Unrichtigkeiten. Man liest hier die Sätze:,,Der älteste datierbare Brief (ad fam. V 1) stammt aus dem Jahre 62“ ,,es sind demnach nur aus den letzten 18 Lebensjahren Briefe erhalten" -;,,am stärksten ist das Jahr 46 (mit 86 Briefen) und die letzten sechs Monate seines Lebens (mit 75 Briefen), dann die Jahre 51 und 50 (mit 39 und 40 Briefen) vertreten“. Der Herausgeber spricht hier von den Briefen im allgemeinen, während die Zahlenangaben nur auf die Briefe ad fam. allenfalls passen, wenn die von Koerner und O. E. Schmidt herrührende chronologische Tabelle in Mendelssohns Ausgabe zugrunde gelegt wird. Nur wenn man es außer acht läßt, daß die elf ersten Briefe an Atticus noch vor dem Konsulatsjahr liegen und daß der älteste dieser Briefe (A I 5) im Jahre 68 geschrieben wurde, kann man behaupten, daß nur aus den 18 letzten Lebensjahren Ciceros Briefe erhalten sind. Ebenso sind bei den Zahlen für die Jahre 51, 50 und 46 die Briefe an Atticus unberücksichtigt geblieben. Und nur wenn man die Zeit vom Januar bis Juli 43, der bei Mendelssohn die letzten 75 Briefe zugewiesen sind, für Ciceros letzte 25

Jahresberichte XXX.

Lebenszeit hält, kann man behaupten, daß 75 Briefe in die letzten sechs Monate von Ciceros Leben fallen. Doch sind dann hier wieder die Briefe an und von M. Brutus aus dieser Zeit nicht mitgerechnet, die vielmehr Gschwind ebenso in Rechnung zu setzen verabsäumt, wie vorher die an Atticus. Diese Dinge werfen ein eigentümliches Licht auf des Herausgebers Kennerschaft und Sorgfalt, ihre Erklärung aber finden sie in folgendem: er hat nicht selbst in Mendelssohns Tabelle nachgezählt es hätte sich ihm sonst die Wahrnehmung aufdrängen müssen, daß diese Tabelle nur für die Briefe ad familiares gilt, sondern aus einem weiterhin zu besprechenden Aufsatz L. Gurlitts,,über die Entstehung der Ciceronischen Briefsammlungen" geschöpft, dabei aber die Kleinigkeit übersehen, daß der Abschnitt, den er zum Teil auch im Ausdruck übereinstimmend exzerpiert, bei Gurlitt (Neue Jahrbücher 1901 S. 533) beginnt mit den Worten: ,,Sehen wir zunächst von den Epistulae ad Atticum ab“!

Ausführlicher, als man es für eine kleine Auswahl von Briefen erwarten würde, geht G. auf die Frage ein, wie die vorhandenen Briefe Ciceros gesammelt wurden, und teilt aus den Erörterungen, die darüber neuerdings gepflogen worden sind, einiges mit. Auch hier findet sich eine auffallende Ungenauigkeit. Als Beispiel dafür, daß Cicero von wichtigeren Briefen Atticus Abschriften geschickt habe, führt G. außer einem Brief an Pompeius (A III 8, 4) auch einen an Lucceius an. Es heißt nämlich A IV 6, 4: Epistulam, Lucceio [nunc] quam misi, qua meas res ut scribat, rogo, fac ut ab eo,sumas (valde bella est) eumque, ut adproperet, adhorteris cet. Man sieht, daß Cicero dem Atticus nicht eine Abschrift seines Briefes an Lucceius übersendet, sondern ihn auffordert, sich den Originalbrief von Lucceius zum Lesen geben zu lassen. Auch hier erklärt sich die Sache dadurch, daß Gschwind einen Irrtum Gurlitts in derselben Abhandlung (S. 539) wiederholt, statt selbst nachzuprüfen.

Das Textheft bietet dann 44 Briefe, und zwar nur solche Ciceros, nicht auch Briefe an ihn. Wenn dies für eine weniger umfangreiche Sammlung im ganzen das Richtige ist, so ist es doch ein fühlbarer Mangel, wenn der Herausgeber zwar Ciceros Antwort auf des Servius Sulpicius berühmtes Beileidsschreiben vorlegt, dieses selbst aber nicht. Die Anordnung ist die historischbiographische. Am Schluß des Heftes sind die ziemlich zahlreichen Abweichungen vom Texte C. F. W. Müllers zusammengestellt.

Der Kommentar befleißigt sich einer gewissen Knappheit, ohne deshalb dürftig zu sein. Er ist vorzugsweise auf das Sachliche gerichtet, wie denn auch der Erklärung eines jeden Briefes kurze, in seinen Inhalt einführende Vorbemerkungen vorausgeschickt werden. Was dem Herausgeber besonders beachtenswert erscheint, hebt er durch fetteren Druck hervor. Daß er für die Erklärung

die besten Hilfsmittel benutzt, ist natürlich. Insbesondere ist der Einfluß einer so guten Arbeit, wie es Bardts,,Briefe aus ciceronischer Zeit" sind, unverkennbar. So zeigt sich auch eine gewisse Verwandtschaft mit diesem Werke in der Hervorhebung wichtigerer Stellen der Brieftexte durch gesperrten Druck, sowie darin, daß acht Münzbilder, die schon bei Bardt zu sehen sind, auch von G. an verschiedenen Stellen des Kommentars vorgelegt und, wie bei Bardt, am Schluß des Kommentarheftes kurz beschrieben werden. Dieses Heft enthält auch noch ein Verzeichnis der Eigennamen mit sehr kurzen Erklärungen.

Es läßt sich annehmen, daß die vorliegende Arbeit den Zweck, für den sie bestimmt ist, erfüllen wird. Die Ausstattung des Werkes ist vorzüglich. Sie wird dazu beitragen, den Benutzern dieser Sammlung die Beschäftigung mit ihr angenehm zu machen.

5) Auswahl aus Ciceros Briefen. Für den Schulgebrauch mit sachlichen Einleitungen zu allen Schreiben herausgegeben von Adolf Lange. Zweite Auflage. Paderborn 1901, F. Schöningh. 184 S. 8. geb.

Die Auswahl enthält 83 Briefe, und zwar solche, die einen wichtigen Beitrag für die Charakteristik des Cicero selbst, seiner bedeutendsten Zeitgenossen oder der Zeitverhältnisse liefern. Sie sind chronologisch geordnet, beginnen also mit ad fam. V 2 vom Anfang des Jahres 62 und schließen mit ad fam. XII 10 aus dem Juli 43. Nicht alle Briefe jedoch werden vollständig gegeben. Vielmehr ist minder Wichtiges und Unverständliches weggelassen, soweit es ohne Schaden für den Zusammenhang geschehen konnte. Den einzelnen Briefen sind, wie schon der Titel angibt, sachliche Einführungen beigegeben, und dem Ganzen ist eine Einleitung vorausgeschickt, die von der Herstellung und Beförderung der Briefe zur Zeit Ciceros handelt, ferner von seinem Briefwechsel, von seiner Persönlichkeit, seiner Familie und seinen Vermögensverhältnissen, von seinen Schriften, von seinem Bruder Quintus, von Atticus und von den üblichen Formeln des lateinischen Briefstils alles zwar kurz, aber für die Einleitung zu einer solchen Auswahl von Briefen ausreichend. Nimmt man hinzu, daß im Anhang eine tabellarische Übersicht über die wichtigsten Ereignisse in Ciceros Lebenszeit und ein Namensverzeichnis mit kurzen Erklärungen gegeben wird, so bestätigt sich die Vermutung, zu welcher der im Jahre 1900 erschienene Kommentar zu dieser Auswahl Anlaß gab (s. JB. XXVII S. 226 f.), daß das Textheft reichlich sachliche Beigaben enthält. Die Ausstattung, besonders des Textheftes, ist gut, und vermutlich wird sich diese Auswahl ebenso gut bewähren wie manche andere von gleicher Art.

6) Ausgewählte Briefe Ciceros. Für den Schulgebrauch erklärt von Joseph Frey. Sechste Auflage. Leipzig und Berlin 1901, B. G. Teubner. Textheft VIII u. 166 S. Anmerkungen 130 S. 8. 2,20 M. Vorliegende Auswahl gehört zu den älteren Sammlungen, die, wie das Erscheinen der sechsten Auflage beweist, fortdauernd geschätzt werden. Sie unterscheidet sich von den neueren Arbeiten dieser Art insofern, als diese fast ausnahmslos die Briefe in chronologischer Folge bieten, Frey dagegen sie nach den Empfängern geordnet vorlegt und erst in zweiter Linie die chronologische Folge berücksichtigt, So werden die hier ausgewählten Briefe in vier Bücher geteilt. Das erste betrifft Cicero und seine Familie und enthält demgemäß 11 Briefe an Terentia, die zum Teil gleichzeitig an Sohn und Tochter gerichtet sind, dann fünf durch den Tod der Tullia veranlaßte Briefe, einen Brief des jüngeren M. Cicero an Tiro, drei Briefe Ciceros an seinen Bruder, endlich 11 Briefe, die den Tiro betreffen, nämlich zehn an ihn gerichtete und den Brief des Q. Cicero an Marcus, der Tiros Freilassung betrifft (ad fam. XVI 16). Unter den drei Briefen Ciceros an seinen Bruder befindet sich auch ad Qu. fr. I 1, das Sendschreiben über Provinzialverwaltung, das man nicht leicht in einer andern derartigen Sammlung finden wird. Das zweite und dritte Buch zeigt uns Cicero im Verkehr mit Freunden und Staatsmännern. An der Spitze des zweiten Buches stehen 12 Briefe an Atticus, es folgen solche an Trebatius, Curio usw. Das dritte Buch wird eröffnet mit C. Julius Caesar; wir erhalten drei Briefe Cäsars an Cicero und einen Ciceros an Cäsar. Es folgen Briefe an Paetus, Varro, Nigidius Figulus u. a. Das vierte Buch ist überschrieben:,,Cicero und die Gegner der cäsarianischen Partei"; es enthält Briefe an D. Brutus, Munatius Plancus, Q. Cornificius und C. Cassius. Vor jeder an eine dieser Personen gerichteten oder doch sie betreffenden Briefreihe erhalten wir eine Charakteristik der betreffenden Persönlichkeit und Angaben über Ciceros Beziehungen zu ihr. Im ganzen sind es 131 Briefe, so daß der engeren Wahl des Lehrers reichlich Spielraum gelassen ist. Gewissermaßen als Ersatz für die chronologische Anordnung ist dem Text der Briefe eine nach Jahren geordnete, ziemlich eingehende Übersicht über die Zeitgeschichte von Ciceros Konsulat bis zu seinem Tode vorausgeschickt. Eine das Textheft eröffnende Einleitung enthält die üblichen Angaben über Ciceros Briefwechsel mit besonders eingehenden und guten Bemerkungen über den Wert dieses Briefwechsels. Die mit Recht in einem besonderen Hefte gedruckten Anmerkungen sind, wie die sachlichen Einführungen des Textheftes, zweckmäßig und zuverlässig.

7) M. Tulli Ciceronis epistulae selectae. Nach Text und Kommentar getrennte Ausgabe für den Schulgebrauch von P. Dettweiler. Dritte Auflage. Gotha 1901, F. A. Perthes. Erste Abteilung: Text. X u. 98 S. Zweite Abteilung: Kommentar. IV u. 120 S. 8.

Die zweite Auflage dieser Sammlung von Cicerobriefen habe

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