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seiner Besorgnisse vor Antonius gleichfalls nicht zu schämen brauchte, wenn selbst der oberste Gott vor seinen Feinden einst einen Schreck bekommen hatte.

Od. IV 11, 3. Das von den Dichtern jener Zeit viel erwähnte apium sei nicht die Petersilie, sondern der wilde Sellerie; dessen Verwendbarkeit zu Kränzen sei durch einen Fund bei einer Mumie erwiesen. Letztere Auffassung ist meines Wissens die allgemein übliche; immerhin mag man sich über eine handgreifliche Bestätigung freuen.

20) Ernest Ensor, On Horace, Odes II 17 and I 20. In: Classical review XVI 1902, S. 209 fr.

Od. II 17. Ensor meint, Horazens Behauptung V. 21 ff. utrumque nostrum in credibili modo consentit astrum finde durch das, was Horaz demnächst sagt, keine hinreichende Begründung; all men's careers are alike if escapes from death prove likeness. Man müsse noch annehmen, daß die beiden Rettungen (Horazens Rettung vom Baumsturz und das Wiedererscheinen des genesenen Mäcenas im Theater) an demselben Monatstage, wenn auch verschiedener Jahre, also am 1. März, stattgefunden haben. Aber wenn dies der Fall war, wie hätte Horaz gerade diese schlagendste Begründung unerwähnt lassen können?

Od. I 20. Diese Ode beziehe sich auf einen ersten März, den zwiefachen Erinnerungstag für Mäcenas und für Horaz. Das vile Sabinum, Od. I 20, 1, sei dieselbe Weinsorte, die in Od. III 8, 10 ff. gemeint werde. Der Sinn von Od. I 20, 10 ff. sei: after that you shall have Caecuban and Calenan; I don't keep Falernian or Formian. In den letzten Zeilen se pocula als Nominativ zu fassen, und es sei mit zwei Änderungen zu lesen: mea nec Falerni

temperant vites neque Formiani
pocula collis.

Ich begnüge mich, dies alles zu notieren.

21) E. S. Thompson, Notes on Horace, Odes, Book I. In: Classical review XVI 1902, S. 282 f.

Od. I 9, 6. Thompson faßt reponens im Sinne von „nachlegend", replacing the burnt out logs by new ones, making up the fire, und vergleicht ansprechend Pl. Most. 110 dominus indiligens reddere alias nevolt. Od. I 20, 10. Der Verfasser schlägt vor, als Frage zu lesen: tu bibas uvam? und beruft sich auf Sat. II 6, 30 tu pulses omne quod obstat? Indes hat ja in dieser Satire die konjunktivische Frage einen Sinn, der in den Zusammenhang der Ode nicht passen würde. Über diese Stelle wird noch unten in der Anzeige der Abhandlung von Leo zu sprechen sein. Od. I 37, 4. Zu eral hatte Page auf Martial IV 33 verwiesen; Thompson fügt jetzt noch Livius VIII 5, 3 hin

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zu; der Sinn sei stets, daß es nun zu spät sei. Auch ich bin dieser Ansicht und meine, durch die Verschiedenheit des Tempus bei Horaz (V. 1 est, V. 4 erat) wird ausgedrückt, daß die Aufforderung zum Trinken und Tanzen wirklich befolgt werden soll, daß aber für die Veranstaltung eines allgemeinen religiösen Dankfestes, auf die der Redende keinen Einfluß hat, die zuständige Behörde den rechten Augenblick hat vorübergehen lassen.

22) Samuel Allen, On Horace, Epode 15, 1-10. In: Classical review XVI 1902, S. 305 f.

Epod. 15, 7. Allen hält die Stelle für korrupt und vermutet pecoralibus (cattle-pens, Viehhürden) für pecori lupus. Leider findet sich das Adjektiv pecoralis,,zum Vieh gehörig" nur einmal bei Festus, ein Substantiv pecorale nirgends (nur will Allen bei Verg. Aen. IX 339 per ovilia ändern in pecoralia). Unter diesen Umständen ist die Konjektur natürlich abzulehnen. Eine billigenswerte Interpretation der Stelle hatte kürzlich Housman gegeben; vgl. JB. XXIX S. 45.

23) Mortimer Lamson Earle, On the first ode of Horace. In: Classical review XVI 1902, S. 398-401.

Earle setzt mit L. Müller binter V. 5 nobilis ein Semikolon, hinter V. 6 deos keine Interpunktion; er faßt terrarum dominos in der Bedeutung,,die Römer" als Objekt, das dann durch hunc und illum geteilt werde; in V. 29 verlangt er mit Hare und anderen te für me. Über den Bau des Gedichtes spricht er sich folgendermaßen aus: There is throughout the ode a regular series of contrasts nation contrasted with nation (Greeks Romans),

class of men contrasted with class of men (agricola × mercator, desidiosus strenuus the strenui being represented by two classes: (a) milites, (b) venatores), individuals contrasted (Maecenas Horace). Die Verse 3-10 sehen dann so aus:

sunt quos curriculo pulverem Olympicum
collegisse iuvat metaque fervidis

evitata rotis palmaque nobilis;
terrarum dominos evehit ad deos
hunc si mobilium turba Quiritium
certat tergeminis tollere honoribus,
illum si proprio condidit horreo
quidquid de Libycis verritur areis.

Earles ganze Darstellung klingt das läßt sich nicht leugnen recht verlockend; doch sind wenigstens dem Referenten noch nicht alle Bedenken geschwunden. Hier zwei der sich darbietenden Einwände, die ich gern widerlegt sähe. 1) Bei der üblichen Auffassung werden die Sieger in Wettkämpfen den Göttern gleichgestellt; das ist ein dem Horaz wie andern geläufiger Gedanke. Aber kann jemand wegen des Besitzes voller

Scheunen sich oder anderen göttergleich vorkommen? 2) Ist die Annahme der Konstruktion me ad deos evehit si überhaupt bei Horaz zulässig? - Aber auch wer Earles Interpunktion bei Vers 5 und 6 nicht billigt, könnte doch der Konjektur te V. 29 zustimmen, für die in der Tat F. A. Wolf in der von Earle zitierten, meist nicht mehr gekannten Commentatio ad Hor. Carm. I 1, 29 recht gewichtige Gründe vorgebracht hat. Diese Konjektur verdient wirklich, wieder wieder ernstlich erwogen zu

werden.

24) C. Weyman, Bemerkungen zu den lyrischen Gedichten des Horaz. In den Blättern für das Gymnasialschulwesen XXXVIII 1902, S. 225-241 u. 337-354.

Schon beim Erscheinen der Kellerschen Odenausgabe hat Weyman aus seinen eigenen Sammlungen eine Fülle von Nachträgen zu den loci similes geliefert (vgl. JB. XXVIII S. 54); hier gibt er anläßlich der Ausgabe von L. Müller eine ähnliche Zusammenstellung von Parallelstellen und anderen Bemerkungen. Wir greifen einiges wenige heraus.

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Od. I 1, 19. Mit Unrecht nehme Kießling an, daß mit est qui etwas selten zu Findendes bezeichnet werde; Weyman zeigt, daß nur das Streben nach Abwechselung diesen Ausdruck veranlaßt hat. Od. I 13, 8. Belege für lenti ignes langsam verzehrendes Feuer. Od. I 15, 21 f. exitium tuae genti; vgl. Plaut. Bacch. 1054 fore me exitium Pergamo. Od. I 35, 26 cadis cum faece siccatis; vgl. Sen. epist. 58, 32 ille ultra modum deditus vino est qui amphoram exsiccat et faecem quoque exsorbet.

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Od. II 1, 6 periculosae plenum opus aleae; vgl. Tac. hist. I 2 opus aggredior opimum casibus (dies sei nur äußerlich ähnlich) und Pomp. Mela I pr. 1 orbis situm dicere aggredior, impeditum opus et facundiae minime capax. Od. II 6, 6 f. sit meae sedes utinam senectae, sit modus; vgl. Val. Flacc. IV 475 f. nostrae tandem iam parce senectae, sit modus (= finis). Od. II 8, 3 f. dente si nigro fieres vel uno turpior ungui; vgl. Ov. ars am. III 276 ff. scaber unguis niger dens. Weyman zitiert (nach Zingerle) diese Stelle gegen die Annahme der Konstruktion άπò xoivov bei Horaz. Sie spricht außerdem, meine ich, für die von L. Müller empfohlene, von mir in den Text aufgenommene Konjektur Horkels: unco. Od. III 8, 26. Weyman belegt den Ge.. brauch von parco mit dem Infinitiv. Od. IV 3, 21 totum muneris hoc tui est; vgl. Tac. ann. XIV 55 id primum tui muneris habeo.

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25) Karl Meiser, Eine mißverstandene Horaz stelle, Sat. I 6, 18. In den Blättern für das Gymnasialschulwesen XXXVIII 1902, S. 355-357.

Verführt durch viele Horazstellen, in denen der Dichter seinen geistigen Abstand vom Volke hervorhebt, hat man bisher

allgemein meines Wissens diesen Gedanken auch in den Worten quid oportet nos facere a volgo longe longeque remotos finden zu sollen geglaubt. Meiser dagegen läßt das a nicht die Trennung, sondern die Urheberschaft bezeichnen und übersetzt: Was sollen da wir (Nichtadelige) tun, die das Volk so weit, so weit zurückgesetzt hat? Wohl jeder, der die Stelle im Zusammenhange liest, wird sich von der zweifellosen Richtigkeit dieser Auffassung mit dem Referenten überzeugen, den die Überschrift der kleinen Abhandlung mit Mißtrauen und nachher der Inhalt mit um so größerer Freude erfüllte. Wir beglückwünschen den Verfasser zu seinem Funde, der wertvoller ist als manche neue Ausgabe.

26) E. Stemplinger, Studien über das Fortleben des Horaz. In den Blättern für das Gymnasialschulwesen XXXVIII 1902, S. 357— 365 u. 497-515.

Der erste Teil dieser Schrift ist im wesentlichen eine Materialsammlung und Zusammenstellung der bisherigen Literatur über diesen Gegenstand, und zwar so disponiert: Einfluß auf die Literatur verschiedener Völker; musikalische Kompositionen; Illustrationen; Parodien.

Der zweite Teil behandelt einige Einzelthemen ausführlicher, nämlich a) historische Zitate aus Horazischen Oden, also Wahl-sprüche, sowie Anführungen des Horaz durch hervorragende Männer bei wichtigen Ereignissen; b) die Ode III 30 in ihren Nachwirkungen; c) desgleichen die Ode I 3.

Der Verfasser verfügt über eine ganz erstaunliche Masse von Material (nicht erwähnt finde ich das Buch von Imelmann Donec gratus eram tibi, Berlin 1899; vgl. JB. XXVI S. 52); überraschend, ja überwältigend wirkt auf den Leser die unmittelbare Anschauung der langen, weitverbreiteten, starken Einwirkung, die Horaz auf das Geistesleben der Völker ausgeübt hat.

27) Wölfle, Neuer Erklärungsversuch von Hor. Sat. Il 7, 97. In den Blättern für das Gymnasialschulwesen XXXVIH 1902, S. 515. Horaz sagt:

cum Fulvi Rutubaeque

Aut Pacideiani contento poplite miror

Proelia rubrica picta aut carbone, velut si

Re vera pugnent, feriant vitentque moventes
Arma viri.

Das vielbesprochene contento poplite erklärt Wölfle so: Davus spannt unbewußt sein Knie, weil er gewissermaßen einem Naturgesetz folgend die Stellung der Gladiatoren auf dem Plakate nachahmt. Die bisherigen Auffassungen waren allerdings sämtlich nicht frei von Bedenken; diese neueste läßt sich hören.

28) F. Leo, Coniectane a. Im Hermes XXXVIII 1903, S. 306 f.

Zu der Stelle Od. I 20, 10, die auch ich für verdorben erachte, sind schon viele Besserungsvorschläge vorgebracht. Leo zählt, abgesehen von tum bibes, folgende auf: 1) tu bibas (vergleiche auch oben Thompson), 2) tu liques, 3) tu vides, 4) tu moves; ich füge noch hinzu: 5) ut bibas, 6) tu iubes, 7) non bibes, 8) tu soles. Dazu kommt nun Leos neue Vermutung: 9) tu dares. Von diesen können als möglich erscheinen Nr. 2. 6. 7 (vgl. JB. XXIX S. 53) und Nr. 9; und unter den vier wiederum dürften für die wahrscheinlichsten zu halten sein non bibes (Friedrich vergleicht Epist. I 5, 4 vina bibes iterum Tauro diffusa) und tu dares (Leo verweist auf Sat. II 6, 85 acinum semesaque lardi frusta dedit und andere Stellen). Ja Referent will nicht leugnen, daß ihm tu dares wegen des verbindlichen Gedankens am besten gefällt, möchte aber nach Lage der Sache nicht behaupten, daß ausschließlich dies und nichts anderes der Horazische Wortlaut gewesen sein müsse.

29) Schleusner, Die Reisen des Kaisers Augustus in Geschichte und Dichtung. (Zur Horaz lektüre.) Beilage zum Programm des Gymnasiums in Barmen. 1903. 11 S. 4.

In manchen Ausgaben (so bei Keller - Häußner, Krüger, L. Müller, Petschenig, Röhl, Schimmelpfeng) finden die Schüler im Namenregister s. v. Augustus diejenigen Tatsachen aus dem Leben des Kaisers zusammengestellt, deren Kenntnis zum Verständnis des Horaz erforderlich ist. Aber das sind naturgemäß nur kurze Notizen, und es ist deshalb nützlich und dankenswert, daß der Verfasser eine bestimmte Gruppe solcher Tatsachen, nämlich die Reisen des Kaisers, in ausführlicherer und auch für Schüler verständlicher Weise behandelt hat. Neue wissenschaftliche Resultate zu gewinnen hat dabei nicht in der Absicht gelegen; der Zweck war lediglich eine Förderung des Horazverständnisses auf der Schule.

30) Richard Thiele, Philologische und archäologische Studien; darin S. 16-20: Horaz und der Pergamenische Gigantenfries. Vortrag, gehalten in der ordentlichen Sitzung der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, den 11. Februar 1903. Sonderabdruck aus den Jahrbüchern der Akademie, Neue Folge, Heft XXIX. Erfurt 1903, Carl Villaret.

Daß sich in Horazens Gedichten Reminiszenzen an den von ihm vermutlich betrachteten Pergamenischen Altar zu finden scheinen, darauf ist schon wiederholt hingewiesen worden. Erstens (von Thiele nicht erwähnt) zu Od. II 19, 23 f.; vgl. Stier, Festschrift zur Begrüßung der 37. Philologenversammlung S. 23 f.; Trendelenburg, Archäol. Anzeiger 1898 S. 127 f.; JB. XXV S. 60 f. Zweitens zu Od. III 4; vgl. Stier a. a. O., Trendelenburg a. a. O., JB. XXV S. 61. Solcher Beziehungen meint nun Thiele noch zwei

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