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40) Γ. Κ. Γαρδίκας, Ἡ γυνὴ ἐν τῷ Ἑλληνικῷ πολιτισμῷ. Δ'. Ἡ Ἑλληνὶς ἐν τῇ Ομηρικῇ ἐποχῇ. Εν Αθήναις, ἐκ τοῦ τυπογραφείου Π. Δ. Σακελλαρίου 1902. 493 S. 8.

Der Verf. behandelt die Stellung der Frau im Heroenzeitalter unter dem Gesichtspunkte, daß es die höchste ist, welche diese außerhalb des Christentums jemals gewonnen hat. Er entwirft ein Bild von dem Familienleben jener Zeit, nicht ohne grelle Streiflichter auf die Gegenwart fallen zu lassen, gewährt aber den Heroen mancherlei Nachsicht. Die Schrift scheint im ganzen mehr der Ermahnung als der Forschung zu dienen; der letzteren sucht der Verf. durch eine sorgfältige Stoffsammlung gerecht zu werden, daneben verwertet er einen kleinen Kreis älterer Homerliteratur. Der homerische Bestand ist nicht immer genau von Hesiodos geschieden, die Neunzahl der Musen und deren Namen, die Namen der Chariten, die Gardikas aufführt, kennt Homer noch nicht, dagegen übergeht der Verf. den Namen Пaσidén (276); die Aufstellungen im einzelnen bedürfen vorsichtiger Prüfung. So hat die Schrift weniger einen wissenschaftlichen Wert als den einer populären Behandlung eines anziehenden Themas.

41) M. Schneidewin, Zur homerischen Psychologie. N. Jahrb. f. d. klass. Altert. 1901 S. 439-443.

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1. Τῇ γὰρ Αθηναίη νόον ἔτραπεν. So motiviert der Dichter 479 den befremdlichen Seelenzustand, der Penelope verhinderte, den freudigen Aufschrei der Eurykleia zu beachten, welchen diese bei der Erkennung ihres Herrn ausstieß. Es ist nicht eine Geistesabwesenheit, die daraus entstand, daß Penelope traumartig in Gedanken versunken war, sondern ein,,einmaliges Gotteswunder". 2. Αχρεῖον ἰδών. Αχρεῖον δ' ἐγέλασσεν. Thersites wischt sich B 269 mit ,,verlegenem Blick" die Tränen ab, als ihn die Schläge des Odysseus schmerzen. Axoεtov unnütz, es war nicht nötig, daß Thersites diesen Blick zeigt, er hätte stoisch den Schmerz hinnehmen können, statt dessen sagt sein Blick:,,Ibr merkt doch nicht, daß ich mich blamiert fühle“. Penelope hat in ihrer Trauer eigentlich das Lachen verlernt, ihre Seele bringt das Lachen nicht hervor, sie gibt sich nur den Anschein einer immerhin aufgeheiterten Stimmung, es,,flog in etwas gezwungener (oder gekünstelter) Weise ein freundlicher Ausdruck über die Züge der Penelope". 3. Homer als Kenner der Suggestion. Die Widersprüche innerhalb der vielbehandelten Stelle ☛ 158-242 sucht Schneidewin durch die Annahme zu heben, Penelope handle unter einem suggestorischen oder hypnotisierenden Einfluß Athenes, so daß sie dem Telemachos etwas ganz anderes sagt, als sie sich vorgenommen, und daß sie von dem Vorwurf der Gewinnsucht befreit wird, während es dem Charakter der Athene „bei aller edlen Weisheit wohl angemessen sei, gewinnsüchtige Absichten zugunsten ihrer Lieblinge zu spinnen“.

Während des Druckes ist mir zugegangen:

P. Cauer, Beigaben zu Ilias und Odyssee. Stimmen des Altertums, Inhaltsangaben, sachliches Register. Leipzig 1905, G. Freytag. 20 S. 8. 0,80 M.

Das Heft bildet einen in den Sachregistern neubearbeiteten Sonderdruck aus Anhängen zu des Verf. Homerausgaben.

Literaturnachweis..

Homers Odyssee, erklärt von J. U. Faesi. Erster Band. Gesang I-VI. Neunte Auflage, neu bearbeitet von A. Kaegi. Berlin 1901, Weidmannsche Buchhandlung. XXX u. 188 S. 8. 2,10 M. (JB. 1902 S. 192.) Vgl. J. Tuchhaendler, Neue Phil. Rundsch. 1902 S. 361-363.

Nicht vorgelegen haben mir folgende Ausgaben und Schriften:

Homers Gedichte. Zweiter Teil: Die Ilias. Bearbeitet von O. Henke. Zweiter Band: Buch 14-24. Mit Register der Personennamen und der geographischen Namen. Zweite Auflage. Leipzig 1903, B. G. Teubner. 332 S. gr. 8. geb. 2 M.

Homeri carmina. Recensuit et selecta lectionis varietate instruxit A. Ludwich. Pars prior: Ilias. Volumen prius. Leipzig 1903, B. G. Teubner. XIX u. 514 S. 8. geh. 16 M. Die Gedichte Homers. Erster Teil: Die Odyssee, bearbeitet von 0. Henke. Text. Zweiter Band: Buch 13-24. Mit einer Karte. Dritte Auflage. Leipzig 1904, B. G. Teubner. 248 S. gr. 8. geb. 1,60 M.

M. Witte, Der erste Gesang von Homers Odyssee, im Versmaß der Urschrift übersetzt. Vgl. E. Bruhn, Monatschr. f. höhere Schulen

1904 S. 520.

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G. Koch, Zur vergleichenden Behandlung von Äneis I 157-222 und Odyssee X 135-186. Progr. Realgymnasium Eisenach 1904. Vgl. F. Fügner, Monatschr. f. höhere Schulen 1904 S. 600.

H. Röhl, Zu griechischen Texten. [Auch zu Homer.] Progr. Halberstadt 1903. Vgl. E. Bruhn a. a. O. S. 520.

Th. Dielitz, Homerische Formenlehre. Ein Repetitionsbuch für Gymnasien. Zweite Auflage. Altenburg 1902, H. A. Pierer. 24 S. 8. 0,40 M.

H. Heubach, Quibus vocabulis artis criticae propriis usi sint Homeri scholiastae. II. Progr. Eisenach 1903. Vgl. E. Bruhn, Monatschr. f. höhere Schulen 1904 S. 519.

B. Leidenroth, Indicis grammatici ad scholia Veneta A exceptis locis Herodiani specimen II. Progr. Leipzig 1903. Vgl.

E. Bruhn a. a. O. S. 519.

0. Kretschmar, Beiträge zur Charakteristik des homerischen Odysseus. Progr. Neunkirchen 1903. Vgl. E. Bruhn a. a. 0.

S. 520.

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K. Euler, Über die angebliche Farbenblindheit Homers. Progr. Marburg 1903. Vgl. E. Bruhn a. a. O. S. 519.

B. Schmidt, Die Insel Zakynthos. Erlebtes und Erforschtes. Freiburg i. Br. 1899, F. E. Ehrenfeld. 177 S. N. Jahrb. f. d. klass. Altert. 1900 S. 303 f.

Schöneberg b. Berlin.

Vgl. Fr. Baumgarten,

E. Naumann.

Über 488-492.

Agamemnon rüstet A 308 ein Schiff aus, um von der Küste des Hellesponts die Chryseis nach Chryse am Adramyttenischen Meerbusen heimzuführen. Odysseus wurde der Anführer der Expedition V. 311. Die Ankunft des Schiffes erfolgt. nachdem inzwischen von den Vorgängen im Lager der Achäer berichtet worden ist, erst V. 431. Von V. 430-487 opfert Odysseus in Chryse eine Hekatombe, versöhnt den Gott Apollo und kehrt nach Troja zurück. Dann folgen die Verse

488 αὐτὰρ ὁ μήνιε νηυσὶ παρήμενος ωκυπόροισιν,
489 διογενής Πηλέος υἱός, πόδας ωκὺς ̓Αχιλλεύς.
490 οὔτε ποτ' εἰς ἀγορὴν πωλέσκετο κυδιάνειραν,
491 οὔτε ποτ' ἐς πόλεμον, ἀλλὰ φθινύθεσκε φίλον κῆρ
492 αὖθι μένων, ποθέεσκε δ' αυτήν τε πτόλεμόν τε.

Lachmann hatte sich 1837 darüber so ausgesprochen:,,Setzen wir 430-492 unmittelbar an 1-348, so paßt alles genau zusammen, und der Ausgang wird auf beiden Seiten völlig zu Ende gebracht, durch die Auslieferung der Briseis und das Grollen Achills. Die letzten Verse 488-492 sind notwendig hinzuzufügen, damit die Erzählung zuletzt wieder auf ihren Anfang, den Zorn des Achilles, zurückkehre. Also A 1-348 und 431-492 haben entweder ursprünglich zusammengehört, oder der zweite dieser Teile ist wenigstens sehr geschickt und im Geiste des ersten hinzugedichtet". Ursprünglich schloß Lachmann sein erstes Lied mit V. 318 (Brief an Lehrs); später aber sah er ein, daß der Hader der Könige den Raub der Briseis als abschließendes Glied erfordere. und daß 430-492 wohl ursprünglich noch mit dazu gehört haben als die beabsichtigte Fortsetzung eines anderen Dichters. Die Verschiedenheit der beiden Verfasser hat dann M. Haupt 1847 weiter begründet, indem er auf die Ungleichheit des Stils aufmerksam machte. Neben der weitläufigen Schilderung des Opfers und des Opfermahles werde der wichtigste Punkt, die Versöhnung Apolls (457 und 474) nur kurz und knapp behandelt, die Hälfte der Verse 430-492 sei aus Reminiszenzen und Formeln zusammengesetzt. Selbst Baumlein erkennt es in der Zeitschr. f. d. Altertumswiss. 1848 S. 325 an, daß die Verse 430-487 verglichen mit der lebendigen Anschaulichkeit und energisch fortschreitenden Darstellung des übrigen eine gewisse Magerkeit und einen epitomatorischen Charakter zeigen. Hingegen die zweite Fortsetzung seines ersten Liedes, 348-429. 493-611vermochte Lachmann ebensowenig als mit der ersten Fortsetzung 430-492 mit der Haupterzählung in 1-347 zu vereinigen, sie könne, wiewohl sie sich mehrfach auf das erste Lied zurückbezieht, und im ganzen, namentlich in bezug auf Gleichnisse und Anaphora. durch ähnlichen und trefflichen Stil sich auszeichnet, nicht von

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demselben Dichter sein, da sie nicht immer die Anschauungen des ersten Dichters festhalte und auch die Wiederholung der Geschichte 370 ff. besser in eine Fortsetzung des ersten Gesanges passe. Dem Weinen Achills A 349 mußte zwar die Wegnahme der Briseis vorhergehen, aber das erste Lied ist nicht gerade derjenigen Ergänzung bedürftig, welche das Thetislied 348 ff. bringt, wie wir später sehen werden.

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Die erste Fortsetzung, die Erzählung von dem Opfer in Chryse 430-487, ist nach den Untersuchungen von Häsecke (Progr. Rinteln 1881) und von G. Hinrichs (Hermes XVII), denen schon K. L. Kayser u. a. vorangegangen waren, in der Tat erst von einem recht späten Nachdichter verfaßt. Aus dem Nachweis von Häsecke will ich wiederholen, was mir begründet erscheint: 1. Die Worte τήν ῥα βίῃ ἀέκοντος ἀπηύρων 430 entsprechen weder der in 321-347 dargestellten Situation noch den ausdrücklichen Worten Achills 298 f.; denn Gewalt wird nicht angewandt, Achill läßt selbst durch Patroklos die Jungfrau den Herolden des Agamemnon zuführen. Es müßte also schon der andere Halbvers 348/2 ἡ δ ̓ ἀέκουσ ̓ ἅμα τοῖσι γυνὴ κίεν vor avrào Odvoσevs gestanden haben. Ist es ein Mangel, daß αὐτὰρ Οδυσσεύς oi de 432 ohne grammatische Beziehung auf ein Substantiv steht? V. 447 ist es jedenfalls deutlicher, daß mit toì de die Leute des Odysseus bezeichnet werden. Aber 2, V. 433 ff. wird das Schiff abgetakelt. Das geschieht sonst, wenn nicht außerordentliche Verhältnisse vorliegen, nur dann, wenn das Schiff auf längere Zeit als eine Nacht außer Dienst gestellt wird. Hier sieht man das Warum nicht ein, wohl aber hy. Ap. Pyth. 326. 3. In der Beschreibung des Opfers bleibt, wie ausführlich sie auch ist, doch manches unklar. Sind 458 ff. die Ruderer des Odysseus gemeint, wie 447-449? Der Greis 462 soll wohl Chryses sein? Sind die Jünglinge 463 vielleicht seine Assistenten? Jedenfalls sind die xovgo 470 seine Diener, da die oi de 473 wieder die andere Partei bezeichnen müssen. V. 469 scheint voreilig zu kommen; so wie nämlich jetzt erzählt wird, werden ja die Mischkrüge erst gefüllt, nachdem der Durst schon gelöscht ist. Da uns indessen nicht berichtet wird, ob auch im Altertum Leser an diesen Versen sich gestoßen haben, so hat Bernhardi in einem Programm „Über das Trankopfer bei Homer" sie verteidigt:,,Durch avrào εì πόσιος καὶ ἐδητύος ἐξ ἔρον ἕντο und ähnliche Verse wird ein endgültiger Abschluß der Mahlzeit an sich nicht bezeichnet. solcher Abschluß tritt mit diesen Versen nur in den Fällen ein, in denen die Teilnehmer durch anderweitige dringende Unternehmungen, z. B. o 143, oder durch das Bedürfnis des Schlafes, z. B. 57. § 454. π 480, zum Aufbruch veranlaßt werden, oder aber die Gesellschaft aus Frauen besteht 99. In allen übrigen Fällen wird durch diese Verse nur das Ende des ersten Teils der Mahlzeit markiert, der ausschließlich für die Befriedigung des

ersten Hungers und Durstes bestimmt ist. Dieses Geschäft pflegt nicht durch Unterhaltung unterbrochen zu werden... Diesem ersten Teile des Schmauses schließt sich ein zweiter an, der wesentlich dem Gespräche und anderen geselligen Freuden gewidmet ist. Aber auch während dieses Teiles wird dem Trunke zugesprochen, und Brot und Fleisch stehen auf den Tischen, um den im Laufe des Gelages etwa neu sich regenden Appetit zu befriedigen. Dies ist der eigentlich genußreiche Teil des Mahles 5-10". Beweisstellen: I 221 ff. § 112. a 339. E 1. g 415 ff. 456. x 20. o 303 und 391. Erst nach Beendigung des Opfers 471 wird libiert (vgl. 463), und das bei der Spende übliche Waschen der Hände bleibt unerwähnt. 4. Das πανημέριοι 472 ist an die große Glocke gehängt worden, da nur der Abend noch übrig gewesen sein kann. Der Verfasser hat aber 458-461 aus B 421-424, 462 f. aus y 459 f. und 464-469 wieder aus B 427-432, endlich 470 f. aus der Libationsformel (vgl. I 174 -177. a 146 ff. y 338-342. g 270 ff.) zum Teil gedankenlos abgeschrieben und die einzelnen Flicken mechanisch aneinandergereiht. Seine Unselbständigkeit hat die Unklarheiten veranlaßt. 5. V. 485 f. sind aus π 325 und hy. Ap. Pyth. 328 entlehnt; denn sie enthalten einen falschen Gegensatz zwischen of yɛ 485 und avroi de 486. Wie 451 f. aus A 37f., so sind ferner 453-455 aus II 236 ff. entlehnt. Überhaupt finden sich zwischen 430 und 487 mindestens 37 wiederholte Verse: 430. 434-437. 446. 450 -455. 457-471. 473. 475-477. 479. 481-483. 485 f. Köchly entblödet sich daher nicht, diese Episode,,merum consarcinatoris foetum" zu nennen.

Wenn nun die Zurückführung der Chryseis 430-487 fehlte, beschränkte sie sich auf 308-312? v. Hoermann (Untersuch. über die Homer. Frage, Innsbruck 1867) erinnert dagegen S. 80 ff., der V. 312 οἱ μὲν ἔπειτ' ἀναβάντες ἐπέπλεον ὑγρά κέλευθα weise deutlich auf eine spätere Wiederaufnahme dieses begonnenen Aktes hin, wie ähnlich die Thetisfahrt von Troja zum Olymp in

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146 mit 148 und 369 sich fortsetze.,,Bestände die Ausführung des Befehls Agamemnons nur in den Versen 308-312 und wäre der Dichter nicht willens, die weitere Ausführung folgen zu lassen, so hälte er statt der Präsentia 390 πέμπουσι und ἄγουσι natürlich nicht den Aorist wohl aber das Imperfekt gesetzt, welches der Grieche von unvollendeten Ereignissen gebraucht, deren Beginn in die Vergangenheit fällt". Allein Achill konnte 390 an demselben Tage, wo Odysseus abfährt, durchaus kein anderes Tempus gebrauchen als das Präsens; hätte der Dichter hier erzählt, dann läge die Sache anders. Nachdem 313 ff. die Reinigung des Heeres von dem Pestgift und die Lustration vorgenommen ist, war es wirklich ziemlich überflüssig zu berichten, wie Odysseus die Hekatombe dem Apollo darbringt, da der Seher Kalchas 98 die Versöhnung des Gottes durch ein Opfer für

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