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führt hat1), so ist doch zu beachten, daß IX 4 nicht vom Amte des άywrotéins die Rede ist (dieser Name, und nur in der Substantivform, begegnet in den betr. Inschriften), sondern die Sache liegt so, daß X. in freier Weise den sonst für Kampfspiel üblichen verbalen Ausdruck (dieser z. B. XI 5) auf szenische Agone übertragen hat; gleich hinterher folgt übrigens das übliche zoonyós. Sauppe hat daher das Wort im Lexilogus nicht einmal erwähnt. Wie würde L. über ayovodéra Anab. III 1, 21 denken? Ebenso werden XI 5 und 7 προστατεύειν und προστά uns nur demjenigen auffallen, der schon mit dem Gedanken an den προστάτης Demetrios (der übrigens auch ἐπιστάτης oder Eπiμeλητýs hieß) an die Stellen herantritt. Übrigens kommt hier nicht einmal gooiάing direkt vor, sondern nur in der Verbindung πρὸς ἄλλους προστάτας πόλεων, und Substantiv wie Verb sind nicht bloß in der übrigen Gräzität, sondern auch bei X. selbst gar nicht selten (z. B. Anab. V 6, 21; Mem. II 8, 4; Hell. III 3,6лоооτárns allein 8 mal in den Hellenika u. ō.).

L. hätte nachweisen müssen, daß sich die Sprache wesentlich von der Xenophontischen unterscheide. Die beiden genannten Tatsachen beweisen nichts. Es würde übrigens ein mißliches Unternehmen sein, aus dem Wortschatz einer Schrift so kleinen Umfanges, im Vergleich zu dem größerer, echter Schriften desselben Autors eine Erklärung der Unechtheit herleiten zu wollen. Die Unterschiede müßten gerade so auffallend in die Augen springen, dazu der Stil so verschieden sein, daß kein Zweifel möglich wäre. Über den Stil ist schon oben gesprochen, und die Sprache zeigt nichts, was gegen den sonst bekannten Gebrauch des Schriftstellers verstieße. Sogar manche Eigentümlichkeit der Art, wie sie Richards und Immisch in der Apologie im Verhältnis zu den übrigen nicht angezweifelten Schriften festgestellt haben (s. o. S. 333 f. und JB. 1904 S. 209 ff.), kehrt hier wieder; ich notiere gerade dwgεłodaι VII 9; svggoσúvη 1 2 und 18; VI 1; VIII 3; Biovεvo IV 4 u. a. m. falls es derartiger Nachweise überhaupt bedürfte.

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Aus dem Gesagten geht hervor, daß weder nach Form noch Inhalt begründete Zweifel gegen die Echtheit des ,,Hieron" erhoben werden können, Linckes Hypothese demnach als verfehlt anzusehen ist.

4) Οικονομικός.

4) Friedrich Cauer, Die Stellung der arbeitenden Klassen in Hellas und Rom, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum usw. 1899 (1. Teil) S. 686-702,

kommt S. 691 kurz auf Xenophon und seine Auffassung der Arbeit zu sprechen. Die Handwerker gewannen ihm keine Achtung

1) Vgl. dazu A. Müller, Lehrb. d. griech. Bühnenaltertümer (1886) S. 339-341 und die Quellenstellen in den Anmerkungen.

ab, und der soziale Wert ihres Tuns kam ihm nicht zum Bewußtsein. Höher steht ihm die Landwirtschaft. Wichtig ist hier besonders der Umstand, daß nach X. der rechte Landwirt sich um jede Einzelheit in seiner Wirtschaft kümmern und die Strapazen seiner Leute teilen soll.

X. war, das geht auch aus diesen Bemerkungen wieder hervor, ein pädagogisches Talent und auf diesem praktischen Gebiete, das er wie das militärische aus langer Übung kannte, auch originell.

5) L. Ziehen, Die Drakontische Gesetzgebung, Rh. Mus. LIV (1899) S. 321-344,

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erinnert S. 331 u. Anm. 1 an den Volksbeschluß von 409/8 CIA I 61; Dittenberger Syll. I n. 52 (I n. 45) über die neue Aufzeichnung des Gesetzes Drakons TεQì góvov und das dadurch auch in der Literatur wieder wachgerufene Interesse für den alten Gesetzgeber, auch für die Gesetze, die nicht zum Blutrecht gehörten. Der nächste Zeuge der Zeit nach ist Xen. Oik. XIV 4 fr., wo die Bestrafung des Diebstahls von Sklaven im Anschluß an Bestimmungen Solons oder Drakons zur Sprache kommt. Vgl. zur Sache im allgemeinen noch F. Cauer, Verhandl. d. 40. Philologen-Vers. zu Görlitz (1890) S. 119 und Busolt, Griech. Gesch. " II S. 241 u. Anm. 5.

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Über Ed. Meyers Bemerkungen zu Oik. XVI 10 ff. vgl. den Anhang [49qvaíov noliteia] im JB. 1904 S. 218.

6) Ivo Bruns, Frauenemanzipation in Athen. Ein Beitrag zur attischen Kulturgeschichte des fünften und vierten Jahrhunderts 1). Rede zum 27. I. 1900. Kiel 1900, Universitäts-Buchhandlung. 31 S. gr. 8. 1,40 M.

Wie die Frage nach der Stellung, welche die Frau von Rechts wegen einzunehmen habe, von den Dichtern und Denkern des fünften und vierten Jahrhunderts als Wortführern der Debatten der Gesellschaft ihrer Zeit zuerst mehr gelegentlich angeregt, dann aber allmählich in immer bestimmterer Weise beantwortet worden ist, zeigt uns in den Hauptzügen diese akademische Rede des um die tiefere Erkenntnis der geistigen Strömungen jener Zeit (vgl. JB. 1904 S. 80; S. 150 f.) so verdienten Gelehrten eine seiner letzten Arbeiten. Beziehungen zu ähnlichen Bewegungen unserer Tage liegen nahe; daher gewinnt sie doppeltes Interesse.

1) Diese Abhandlung des verewigten Verfassers ist mit anderen, bcsonders solchen, die auch in weiteren Kreisen Interesse erwecken können, jetzt wieder abgedruckt in den von Th. Birt herausgegebenen,,Vorträgen und Aufsätzen", München 1904, Beck, S. 154-193. Ich komme darauf später noch zurück.

Daß in einer Übersicht über die geistig bedeutenden Männer des fünften und vierten Jahrhunderts, welche sich mit der,,Frauenfrage" beschäftigt haben, Xenophon nicht fehlen durfte, war selbstverständlich, und so hat ihm denn Bruns nach vorangegangener Erörterung der Stellung des Euripides, Aristophanes und der Philosophen des vierten Jahrhunderts zu diesen Fragen S. 27-31 (vgl. auch schon S. 23 und 26) ein besonderes Kapitel gewidmet. Natürlich handelt es sich hierbei um den „,Oikonomikos", vor allem um das berühmte 7. Kapitel. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Ausführungen Xenophons hat B. mit Recht nicht berührt; wir haben in der Tat keinen Grund, an dieser zu zweifeln (vgl. JB. 1904 S. 76). X. befindet sich in entschiedenem Gegensatze ebenso zu grundsätzlichen, extremen Anschauungen Platons von der natürlichen Gleichheit der Beanlagung beider Geschlechter wie zu den daraus von jenem gezogenen Folgerungen. Nur in wenigen Fähigkeiten und Tugenden sind beide gleich, in den meisten verschieden. Des Mannes Tätigkeit liegt außerhalb des Hauses, die der Frau im Hause; er erwirbt, sie erhält. Diese Gedanken führt Aristoteles weiter, indem er zeigt, daß die Tugenden beider nicht quantitativ, sondern qualitativ verschieden sind; ein Freund des weiblichen Geschlechts, weist er die Frau doch in die Sphäre zurück, die ihr die Volksauffassung von jeher angewiesen hatte. Und während Platon im ,,Staat" jene extreme Auffassung vertreten hatte, hat es den Anschein, als wäre er in den ,,Gesetzen" milder geworden. Die Idee der Gleichheit beider Geschlechter verliert so im vierten Jahrhundert an Bedeutung, aber die von Platon angeregte Frage der Erziehung der Frauen bleibt lebenskräftiger; zu ihr hat (in der Zeit zwischen ,,Staat“ und ,,Gesetzen") Xenophon Stellung genommen. Seine Erörterungen im Oikonomikos haben um so mehr Bedeutung, als er nicht ein ,,doktrinärer Junggeselle war, wie Platon, sondern die Segnungen der Ehe an sich erfahren hatte". Ihm verdanken wir die Auffassung der Ehe als der naturnotwendigen Ergänzung zweier verschiedenen und deshalb auf gegenseitige Unterstützung angewiesenen Naturen worin ihm wiederum Aristoteles folgt. Nicht als ob Xenophon in der indirekten Polemik gegen Platon (Oik. 7, 22) sich als ein überzeugter Bekämpfer jeder Reform zu erkennen gäbe; zwar schließt er sich den Forderungen der Frauenbewegung nicht an, aber in der Kritik der bestehenden Verhältnisse stimmt er mit ihr überein. Der Frau, dem beschränkten, ungebildeten, auch tōrichten Wesen, wie es damals war, muß geholfen werden das ist der Hauptgedanke, der seine Erörterungen durchzieht. So wie sie jetzt ist, kann sie auch die ihr von der Natur zugewiesene Aufgabe, Erhaltung des Hauswesens und Erziehung der Kinder, nicht erfüllen so auch Platon, wenigstens in den ,,Gesetzen". Der gottesdienstliche Kult gemeinsam mit dem Manne muß zu diesen zwei Obliegenheiten noch hinzukommen.

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Aus der Mißbilligung der bestehenden Art der Frauenerziehung (oder vielmehr Nichterziehung) zieht jedoch der praktische X. die reale Folgerung, man solle der Frau keine größeren Aufgaben stellen, sondern sie in den Stand setzen, die bisherigen kleineren zu erfüllen.

Seltsamerweise will er nun aber nicht das Mädchen anders erzogen wissen hier zeigt er sich ganz als Mann des Herkommens sondern erst die Frau. Nicht Eltern und Frauen tragen die Schuld an den Mißständen, sondern die egoistischen Männer. Darum gehört es zu den ernstesten Pflichten des Mannes, die ungebildete und hilflose Frau zu erziehen.

B. ist der Meinung, daß wir in diesen Ausführungen Xenophons mit Wahrscheinlichkeit die Stimme der Majorität des Publikums über die attischen Emanzipations bestrebungen zu hören berechtigt sind.

Die knappen Darlegungen des Verfassers, die z. T. nur mit seinen eignen Worten treffend wiedergegeben werden konnten, geben eine ebenso klare Vorstellung bedeutsamer Strömungen einer von mannigfachen Problemen bewegten Zeit, wie sie uns zeigen, daß X., Reformen durchaus nicht abhold, aber als Gegner utopistischer Phantastereien immer auf dem hier allein gangbaren Grunde realer Verhältnisse sich bewegend, ein Meister der Beschränkung gewesen ist, nicht aber der beschränkte Kopf schlechthin, zu welchem manche Neueren ihn haben machen wollen. Und so fängt denn auch die kleine, von Cicero mit Recht so hochgeschätzte, von den Neueren ungebührlich vernachlässigte Schrift ,,Oikonomikos" (es gibt nicht einmal eine erklärende deutsche1) Ausgabe aus neuerer Zeit) allmählich wieder an, einige Beachtung zu finden3).

κ) Συμπόσιον.

7) L. Parmentier), Revue de l'instruction publique en Belgique 43 (1900) S. 244,

bespricht die Stelle VI 7, um an einem Beispiel zu zeigen, wie oft man unnötige Verbesserungen in klassische Texte eingeführt hat. Überliefert ist Ανωθεν μέν γε ὄντες ὠφελοῦσιν, ἄνωθεν δὲ φῶς παρέχουσιν. Für ὄντες haben Herbst und Dindorf VOVTES gesetzt, besonders wegen der angeblichen Schwierigkeit der Verbindung von ἄνωθεν mit ὄντες. Es ist aber dem zweiten ἄνωθεν zuliebe vom Autor gewählt, ύοντες dazu nicht einmal sinngemäß, eine Änderung also unnötig.

1) Eine englische hat Holden 1895 herausgegeben; vgl. JB. 1904 S. 64 u. 2) Vgl. besonders M. Hodermann, Xenophons Wirtschaftslehre unter dem Gesichtspunkte sozialer Tagesfragen betrachtet, Wernigerode 1899; Näheres darüber im nächsten Bericht.

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C. Aus griechischen Inschriften.

A I 61 (Dittenb. Syll. 2 1 52) 344 | Roehl inscr. antiquiss. 510

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1) Die Buchstaben entsprechen denen des Hauptberichts, JB.1904 S.221–224.

Berlin.

Richard Ullrich.

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