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Od. II 13, 34,,,demittit auris indem er nicht seines Wächteramtes waltet". Es ist vielmehr Zeichen der Freude, vgl. Hercher im Hermes XII S. 391 und 513. Od. II 17, 21, ,,nostrum genet. plur.". Daß nostrum Nominativ ist, hat Chr. Fr. Ernst Meyer bewiesen, vgl. JB. XXIV S. 84. — Od. II 19, 26 f., „ludo pugnae das grausame Spiel des Kampfes". Meines Erachtens wird durch das hinter ludoque stehende dictus eine solche Konstruktion unmöglich; sondern ludo gehört zu aptior, und pugnae als Dativ zu idoneus. Also:,,obwohl es von dir, der du als geeigneter für Reigentänze und Scherze und Spiel galtest, hieß, du seiest zum Kampfe nicht recht geeignet". Od. III 14, 1,,,Herculis ritu wie Herkules siegreich über die Pyrenäen nach Italien zurückkehrte". verbindet Schulze: Herculis ritu Caesar Hispana repetit penates victor ab ora; aber ist das ein besonderer ritus, siegreich aus Spanien nach Italien zurückzukehren? Richtiger ist doch wohl die übliche Auffassung, daß der ritus Herculis darin bestehe, nach Heldentaten in selbstgewählter Todesart (als ob das bei der Krankheit des Kaisers der Fall gewesen wäre!) zur Unsterblichkeit einzugehen. Od. III 16, 8, pretium Geld, um den Wächter zu bestechen. Sonst nahte Juppiter der Sage nach der Danae in Gestalt eines goldenen Regens". Dieses ,,sonst" erweckt die Vorstellung, als wiche Horaz von der üblichen Sage ab, während er sie doch voraussetzt und nur frivol deutet. Od. III 19, 15, ,,supra zu tres“; also meint Schulze mit vielen Herausgebern: ,,mehr als drei". Indes widerstreitet dies dem Zusammenhange, da ja Horaz bereits neun Cyathus gefordert hat und doch nicht von seinem eigenen Votum sagen kann, daß es dem Wesen der Grazien zuwiderlaufe. Einen passenden Sinn gibt nur die Übersetzung:,,drei darüber (nämlich über neun) hinaus"; ich habe über diese Stelle ausführlicher in meinem Kommentare und JB. XXIV S. 66 und XXVIII S. 32 gehandelt. Od. III 24, 18, ,,temperat c. dat. gebieten". Das verstößt gegen den Sprachgebrauch und gegen den erforderten Sinn; vgl. L. Müller. Od. IV 4, 68, ,,coniugibus, weil ihre Männer gefallen sind". Schwerlich! Da das römische Volk vorher Subjekt ist, kann auch coniuges ohne Härte nur die Gattinnen der Römer bezeichnen; auch paßt nur auf diese loqui; von den Karthagerinnen wäre ein Begriff wie deflere zu erwarten. Od. IV 11, 15, zu Aprilem: „Aphrilis von apoós". Mindestens sehr unsicher. Od. IV 14, 36, „,vacuam aulam, die Königsburg in Alexandria stand nach dem Tode der Kleopatra verlassen da". Bei der Übergabe von Alexandria war Kleopatra noch nicht tot. Sat. I 3, 59,,,latus obdit apertum sich eine Blöße geben". Das ist die altherkömmliche Auffassung; indessen hatte Postgate (vgl. JB. XXIX S. 44) mit Grund auf die Mißlichkeit hingewiesen, dem Verbum eine singuläre Bedeutung zu geben. Also wohl: ,,und deckt seine Seite, so daß sie keinem Feinde bloßsteht". Sat. I 6, 18,,,a volgo remotos die wir uns

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von der Menge fernhalten". Durch den Gedankengang wird, meine ich, in evidenter Weise die kürzlich von Meiser (vgl. JB. XXX S. 44) vorgetragene Deutung als richtig erwiesen: ,,die das Volk so weit, so weit zurückgesetzt hat". Sat. I 6, 24,,,Tillius, wohl der Bruder des Tillius Cimber, eines der Mörder Cäsars, war aus dem Senat ausgestoßen worden, später aber wieder eingetreten". Es hätte die abweichende Darlegung Mommsens (vgl. JB. XXVI S. 54) berücksichtigt werden sollen. Sat. I 6, 75, „octonos (nummos) aeris, 8 Kupferas, etwa 50 Pf.; nur achtmal im Jahr, da vier Monate Ferien waren". Hier liegt eine Verwirrung vor; das letzte Stück der Erklärung paßt nur zu der Lesart octonis referentes idibus aera. Sat. I 9, 26 f. Zu dieser früher sehr umstrittenen Stelle vermißt man bei Schulze eine Erklärung, die ja jetzt zum Glück nicht mehr zweifelhaft ist, vgl. JB. XXX S. 34. - Epist. I 2, 65. Schulze interpungiert im Texte:,,ire viam, qua monstret eques" und erklärt in der ersten Auflage: „,qua ratione, von der Gangart", in der zweiten:,,qua via". Aber es wird beides abzulehnen und vielmehr zu lesen sein:,,ire, viam qua monstret eques"; vgl. Livius XXXII 11, 7: iubet pedites, qua dux monstraret viam, ire, JB. XXVIII S. 28. Epist. I 6, 51, „trans pondera, so daß er beim Händeschütteln fast das Gleichgewicht verliert". Aber die Bedeutung,,Schrittsteine" steht jetzt inschriftlich fest, vgl. Heinze im Hermes XXXIII S. 447 Anm. 2. Epist. I 18, 105, rugosus, die Kälte macht ihre Haut förmlich runzelig". Es dürfte heißen: ,,wegen der Kälte eine Grimasse schneidend", vgl. JB. XXIX S. 53 f.

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In der Schreibung der Eigennamen wäre etwas mehr Gleichförmigkeit zu wünschen. Jetzt wechseln miteinander ab: Alcaus Alkaios, Odysseus Ulixes, Tusculum Tuskulum, Aelius Älius, Minturnae Karrhä, Pompeius Pompejus, Tyndareos Tyndareus; desgleichen griechische und römische Namen der Götter: Zeus Juppiter, Here Hera Juno, Poseidon Neptun, Artemis Diana, Hermes Merkur, Aphrodite Venus, Leto Latona.

Unter den Druckfehlern sind mir einige als storend aufgefallen: Od. II 2, 10 Lybiam; Od. II 7,7 μahóßqa9ov; Od. IV 1, 11 commissari; Sat. I 5, 63 Galathea.

II. Übersetzungen.

10) Quintus Horatius Flaccus' Satiren, übersetzt von Hermann Ludwig. Karlsruhe o. J., Friedrich Gutsch. 82 S. 8. 1,20 M. Deutsche Hexameter zu bauen ist an sich schon ein schwer Ding; die Aufgabe wird noch schwerer, wenn sie inhaltlich Horazischen Hexametern entsprechen sollen. Daß die Lösung dieser schwierigen Aufgabe in der vorliegenden Übersetzung einigermaßen geglückt sei, vermag ich nicht zu finden. An den Versbau stellt Ludwig meines Erachtens zu geringe Anforderungen; hier einige Proben:

Sat. I 1, 23
Weiter
Abzumachen.

Sat. I 2, 62

um nicht wie der Possenreißer mit Lachen die Sache

Als des Vaters Geld zu vergeuden! Was für ein Unter-
Schied ist's, ob usw.

Sat. I 6, 85

Um so größerer Ruhm und Dank gebührt ihm jetzt von mir. Sat. I 9, 8 f.

Ich plage mich elend Loszukommen, geh schneller jetzt, bleib' dann wieder stehen. Sat. II 6, 37

Und sie baten dich, Quintus, heute dabei nicht zu fehlen.

Dazu kommen sonstige Härten wie: Sat. I 6, 18 würd' lieber; Sat. I 6, 19 würd' der Censor. Auch finden sich Ausdrücke, die vielleicht süddeutsch, aber nicht allgemeindeutsch sind: Sat. I 1, 32 wus'lig, Sat. I 2, 45 verbrinzeln, Sat. I 2, 39 Nöten als Nomin. plur. (siehe oben Nr. 7), Sat. I 6, 23 was half's dich, Tillius, wieder anzulegen den Purpurstreif, Sat. I 6, 33 sich um etwas annehmen.

11) E. C. Wickham, Horace for English readers, being a translation of the poems of Quintus Horatius Flaccus into English prose. Oxford 1903, Clarendon Press. 363 S. 8.

Der vorausgeschickte Abschnitt Horace's Life and Writings bietet den üblichen biographischen Stoff und gibt zu Bemerkungen wenig Anlaß. Nur wenn der Verf. S. 2 über Horazens Fortleben sagt: he has found a special home in the hearts of Frenchmen and Englishmen, so wollen wir uns freilich nicht vermessen, jemandem ins Herz zu sehen; wenn aber die Zahl der Publikationen über Horaz als Maßstab für die Beschäftigung eines Volkes mit diesem Dichter dienen darf, so sind zweifellos die Deutschen den Franzosen weit voraus. Angemerkt sei noch, daß Wickham der Meinung zuneigt, Horaz sei bei Actium anwesend gewesen, und daher von der neunten Epode sagt: it was written, it is suggested with high probability, on board Maecenas's galley (S. 2; vgl. S. 137 und 147); in diesen Jahresberichten ist diese Kontroverse zuletzt XXX S. 46 behandelt worden.

Der Übersetzung eines jeden Gedichtes ist eine kurze Angabe der Situation und des Inhalts vorausgeschickt; auch Fußnoten sind vorhanden, doch spärlich. Die Übersetzung ist in Prosa gegeben; dies dürfte für mehrere Zwecke recht nützlich und empfehlenswert sein. Mit ihr wird sich der Lernende leichter zum Verständnis verhelfen als mit einer poetischen; und auch der Nichtphilologe, dem lediglich daran gelegen ist, Horazens Gedankenwelt kennen zu lernen, wird so besser zum Ziele gelangen, als wenn durch die (oft stark mißlungene) Nachahmung der Kunstform die Wiedergabe der Gedanken ungenau oder unbeholfen ausgefallen ist.

Die Übersetzung ist überaus dezent. Natürlich soll gegen die Auslassung von Epod. 8 und 12, Sat. I 2, 25 ff., Sat. I 5, 82 -85, Sat. II 5, 75-83, Sat. II 7, 46-74 nichts eingewendet werden; auch Od. I 25 Parcius iunctas quatiunt fenestras, Od. II 5 Nondum subacta ferre iugum valet kann man leicht missen. Aber Od. III 6 wird durch die Tilgung der Verse 21-32, d. h. des zweiten Unterteiles des ersten Teiles, verstümmelt; und die Ode IV 10 O crudelis adhuc und nun gar die hübsche Epode 11 Petti, nihil me sicut antea iuvat zu unterdrücken, sehe ich keinen Anlaß. Auch bei der Wahl des Ausdrucks behängt der Übersetzer den Dichter gern mit Feigenblättern: Od. II 4, 21 teretes suras = shapely ankles; Od. II 11, 21 devium scortum = the truant; Epod. 3, 21 f. manum puella savio opponat tuo extrema et in sponda cubet may you find, that you cannot get a kiss when you ask for one; Sat. I 4, 111 a turpi meretricis amore from base amours; Sat. I 8, 5 obscaenoque ruber porrectus ab inguine palus = red pole (hier wäre wohl die Tilgung des Verses besser gewesen als die unklare Übersetzung); Sat. II 3, 325 mille puellarum, puerorum mille furores a thousand frenzies of foolish passion; Epist. I 14, 21 fornix the arch; Epist. I 14, 25 meretrix tibicina = flute-player.

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Korrekt und sinngemäß ist die Übersetzung, wie man das von dem gelehrten Verfasser nicht anders erwarten konnte; aber die Resultate neuerer Forschung sind ihm zum Teil unbekannt geblieben; vgl. die Anzeige seiner gleichzeitig erschienenen Ausgabe der Satiren und Episteln, oben Nr. 2.

12) Ferdinando Pasini, Una versione Oraziana inedita di Cle-
mentino Vannetti. Gymnasialprogramm. Capodistria 1903. 30 S. 8.
Pasini veröffentlicht eine von Vannetti (Ende des achtzehnten
Jahrhunderts) herrührende Übersetzung von Sat. II 3; sie befindet
sich in der Biblioteca Civica in Trient. Hier der Anfang:
Si rado scrivi, che la pergamena

quattro volte non chiedi in tutto l'anno,
mentre ciascun de' tuoi scritti ritessi,
con te medesmo irato, perchè al vino
dèdito e al sonno, nessun canto sciogli
degno di plauso. E che sarà? fuggito
qua sei dai Saturnali: adunque sobrio
degna di tue promesse or qualche cosa
scrivi. Usw.

13) Giuseppe Puccianti, Saggio di traduzioni da Catullo, Orazio e Tibullo. Firenze 1903, Successori Le Monnier. 289 S. 16. Auf den Seiten 29-211 finden sich Übersetzungen folgender Horazischer Gedichte: Od. I 3. 4. 5. 9. 11. 14. 17. 19. 20. 21. 23. 26. 30. 31. 38. III 13. IV 3; Epod. 2. 3. 6. 10. 13; Sat. I 1. 8;

Epist. I 1. 4. 5. 7. 8. 10. 13. 14. II 3. Die angewandten Metra sind gereimte zweizeilige Verse (Epod.), vierzeilige Strophen mit verschiedenen Reimstellungen (Od., Epod., Epist.), sechszeilige Strophen mit verschiedenen Reimstellungen (Od., Epist.), Sonett (Od. I 26), Terzine (Sat., Epist.). Die Übersetzungen scheinen mir - soweit ich italienische Poesie in ihrem ästhetischen Werte zu beurteilen vermag feinen Geschmack und einen hohen Grad von Gewandtheit zu bekunden. Als Probe möge dienen

--

Od. I 30: O di Gnido e di Pafo alma Regina,
Fra gl' incensi da Glicera invocata,

Lasciando Cipro, all' ara che t'ha ornata,
Vieni, o divina.

E teco il tuo fanciul che accende i petti,
Le Grazie scinte, Ermete e Ninfe a gara
E Giovinezza, senza te men cara,
Il passo affretti.

Und der Anfang von Sat. I 1:

Come va che nessuno è mai contento,

O Mecenate, della condizione

Di vita o che si scelse a suo talento,

O gli venne lì lì dall' occasione,

E mai non rifinisce di lodare

Chi s'è dato ad un' altra occupazione?

In Anmerkungen, S. 251-282, gibt Puccianti einige Erläuterungen und rechtfertigt die Übersetzung einzelner Stellen.

14) Hermann Menge, Die Oden und Epoden des Horaz für Freunde klassischer Bildung, besonders für die Primaner unserer Gymnasien bearbeitet. Dritte, durch erklärende Anmerkungen vermehrte Auflage. Berlin 1904, Langenscheidt. XVI u. 504 u. 74 S. gr. 8. 7,50 M. Die zweite Auflage dieses Buches ist im JB. XXVI S. 48 ff. besprochen worden, und es mag auf das dort über seinen Zweck und Wert Gesagte verwiesen werden. Nur die wichtigste Eigenheit dieser Bearbeitung (oder in der Hauptsache Übersetzung) sei nochmals kurz charakterisiert: für jedes Gedicht wird eine Disposition, eine Orientierung über die Situation, der lateinische Text, eine prosaische Übersetzung, eine Übersetzung in antiken Maßen und eine Übersetzung in modernen Formen dargeboten.

Das Buch dürfte ganz geeignet sein, in breiteren Schichten des Publikums das übrigens an sich schon oft recht lebhafte Interesse für Horaz zu fördern und diesem Interesse, das meist mit falschem Stolze gepaart zu sein pflegt, auch zu einem gewissen Grade von Verständnis zu verhelfen, Aber in den Händen der Primaner möchte ich es nicht sehen. Wenn der Verf. S. XIII den sicheren Beweis dafür, daß seine Arbeit die von ihm gehoffte Wirkung an vielen Stellen geübt habe, darin findet, daß Primaner

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