von Haller. Der thut, was sie gethan, und die geleerten Plake, Auch mit den Tugenden, nicht mit der Zahl, erseke? Gewiß kein Appius, die prächtige Gestalt, Er ist fast unser Herr, und seiner selber nicht. Doch fällt der Glanz von ihm, so wird der Held gemeis ner, Der Unterschied von uns ist in dem Innern kleiner, Gewiß kein Salvius, der Liebling unfrer Frauen, Auch kein Demokrates, der Erbe seiner Stadt, Und zwischen Wort und That nur einen Vorhang seht; *) Der *) Meist alle Bedienungen werden in der Republik Bern so vergeben, daß die Wählenden hinter einem Vorhang ihre goldnen Kugeln in einen Kasten legen. Also kön nen fie vor dem Vorhange versprechen, und hinter dem selben das Gegentheil thun. Der Recht um Freundschaft spricht, der Würbe tauscht vonhaller.. um Würde, Und wann er sein Geschlecht dem Staate macht zur Bürde, Kein Mittel niedrig glaubt, durch alle Häuser rennt, nennt: Gewiß kein Rufticus, der von den neuen Sitten Der wie die Vorwelt spricht, und wie die Vorwelt trinkt, Er wird im Glase noch den Berg und Jahrgang nens nen: Was aber Wissenschaft, was Vaterland und Pflicht; Was fragt er nach dem Recht, der Brut von fremden- Recht ist, was ihm gefällt; gegründet, was er faßt; Gewiß, auch kein Sicin, der Sauerteig des Stans Des, Der Meister guten Raths, der Pachter des Verstandes; Und seine Meinung selbst im fremden Munde schilt. *) Damals war im Kanton Bern eine der Anarchie sehr nahe Demokratie; und in Venedig ist, wie bekannt, die Aristokratie den andern Bürgern fast so schwer, als eine Oligofratie: von Haller., Wer herrscht, der ihm gefällt? Vor ihm ist alles schlecht; Belohnen unverdient, Verweigern ungerecht. So läßt der Frösche Volk sein Quaken in den Röhren ren. Auch kein Heliodor, *) verliebt in Frankreichs Schein, Der sichs zur Schande zåhlt, daß er kein Sklav darf Miskennt sein Vaterland, des Königs Bildniß spiegelt, Wer selber dienen will, soll Freien nicht befehlen. Gewiß, tein Harephil, der allgemeine Christ, Der, was ten Staat verstört, zu schüßen übernommen, Und dem erzürnten Recht das Schwert aus Hånden reißt; Der Kirch' und Gottesdienst mit halben Reden schwår: Und niemals williger, als über Priester, scherzet. Im Himmel ist der Sinn; die Hände sind auf Erden. Wer *) Dieß ist eine wahre Geschichte. Ein reicher Mann leugnete einmal in allem Ernst dem Verfasser, daß man wiffen könne, ob der Mond wirklich rund sei. Wer ists denn? Ein Zelot, der Kirchen Cherubin, von Haller. Der nie sich selber zeigt, der kluge Larvemann, Bei solchen Herrschern wird ein Volk nicht glücklich Zu Häuptern eines Stands gehört ein Hirn' darein. Wer aber sich dem Staat zu dienen hat bestimmt, Und nach der Gottheit Stell' auf Tugendstafeln klimmt, Der sucht das Wohl des Volks, und nicht sein eigen Glücke, Und ist zum Heil des Er sezet seiner Müh' Land's ein Werkzeug vom G¢: die Tugend selbst zum Preis, Er kennet seine Pflicht, und thut das, was er weiß, *) Eine im Bernischen gewöhnliche Redensart, wenn ein Angefragter keine eigne Meinung vorzutragen gesinnt ist. **) Der sogenannte dußre Stand, oder die Schattenrepus blik der Jugend.· S. Köhler's Münzbeluftigungen, 1737, den 19. Jun. vonhaller. Fürs erste lerne der, der groß zu sein begehret, Den innerlichen Stand des Staates, der ihn nåhret Wie Ansehn und Gewalt sich, mit gemeß'ner Kraft, Durch alle Stafein theilt, und Ruh und Ordnung schafft; Wie zahlreich Volk und Geld; wie, auf den alten Büns den, Dem Erbe beß'rer Zeit, sich Fried' und Freundschaft gründen; Wodurch der Staat geblüht, wie Macht und Reichthum Des Krieges erste Gluth, den wahren Weg zum Sieg; len; Was üblich und erlaubt, wie Schårf' und männlichs Den angelaufnen Schwall des frechen Lasters schwächt; Wodurch der Nachbarn Gold in unsre Dörfer fließt; Wie Kunst und Wissenschaft ihm seine Waffen schårfet. Lern', daß nichts selig macht, als die Gewissensruh; |