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Materialien zu deutschen, französischen und englischen Arbeiten. Themata,
gesammelt von W. Bertram. (M. Mass.)

L. de Belloc. De la formation de mots en allemand. Complément indispen-
sable de toute grammaire allemande. (F. S.).

Dr. C. Abel. Ueber Sprache als Ausdruck nationaler Denkweise. (F. S.)
R. Hildebrand. De la réforme de l'enseignement supérieur. (F. S.)
De Francicae linguae recta pronuntiatione, Theodoro Beza auctore. (F. S.)
Dr. S. Nagel. Französisch-englisches etymologisches Wörterbuch innerhalb
des Lateinischen. (F. S.)

Programmenschau.

Ueber den Gebrauch des Genitivs im Mittelhochdeutschen.

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Inhalt.

XLV. Band, 1. u. 2. Heft.

Abhandlungen.

Seite

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Programmenschau.

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Eine neapolitanische Märchensammlung

aus der

ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts.

Die Neapolitaner besitzen eine nicht unansehnliche mit dem vierzehnten Jahrhundert beginnende Literatur in ihrem vom Italienischen stark abweichenden Dialekte, welcher überhaupt mehr Selbständigkeit hat, als die übrigen Mundarten der Halbinsel und durch die Volkstheater, namentlich durch das beliebte San Carlino in Neapel, dessen Stücke zum Theil auch im Druck erscheinen, in Kraft erhalten wird.

Unter dem erwähnten Schriftenthume ragt der seit 1637 in zahlreichen Auflagen erschienene Pentamerone des Giambattista Basile hervor, eine der ältesten Märchensammlungen christlicher Völker, welcher Jakob Grimm in seiner Märchenrevüe eine nicht geringe Bedeutung zuschreibt. Der Name Pentamerone ist ein Nachklang des anderthalb Jahrhunderte früher erschienenen Decamerone des Boccaccio. Wie dieser hundert Novellen bringt, von fünf Herren und fünf Damen an zehn Tagen vorgetragen, so giebt uns der Pentamerone fünfzig Märchen, welche an fünf Tagen von zehn alten Weibern der schwarzen Gemahlin des Prinzen Thaddäus von Rundfeld ** wechselsweise erzählt werden.

Wenn diese Märchensammlung wenig jenseits der Grenzen der Halbinsel, ja jenseits des Neapolitanischen bekannt gewor

* Kinder- und Hausmärchen, dritter Band.

**Taddeo de Campo retunno.

Archiv f. n. Sprachen. XLV.

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den ist, so haben wir wohl die Hauptursache in der Fremdartigkeit der Mundart zu suchen. Es giebt zwar eine Uebersetzung ins Italienische, aber eine sehr ungetreue, verstümmelte, ausserdem eine modenesische, eine englische und eine deutsche, letztgenannte aus dem Jahre 1846 durch Felix Liebrecht, einen sehr sprachkundigen, sprachgewandten Mann, eingeleitet durch eine Vorrede Jakob Grimms.

Uebrigens vertragen bekanntlich Dialektdichtungen am wenigsten eine Uebertragung in ein fremdes Idiom, zumal in eine eigentliche Schriftsprache; man denke nur an Hebel und Fritz Reuter. Dazu kommt, dass die neapolitanische Mundart ganz besondere Schwierigkeiten bietet, so dass Liebrecht in einzelnen Fällen nicht einmal von Neapolitanern Auskunft erhalten konnte.

Ist so der Pentamerone im Ausland ein Fremdling geblieben, so hat er sich daheim einer besonderen Gunst erfreut, und dies ist auch nicht zu verwundern, da er ein treues Spiegelbild des sinnlich heiteren, redseligen, unendlich lebhaften, rasch aufwallenden, zu Scherz und carikirter Uebertreibung neigenden Völkchens ist, das in der Poesie stark aufträgt, gerade wie seine Maler stets in grellen Farben gemalt haben. Der Ausländer, der mit der neapolitanischen Art fremd ist, steht nicht selten kopfschüttelnd vor dem Pentamerone; denn der Erzähler liebt es, mit den Dingen wie die Katze mit der Maus zu spielen und mitten in der feierlichsten Stimmung in einen burlesken, parodirenden Ton zu fallen. Für Den dagegen, welcher diesen seltsamen Menschenschlag kennt, haben die Erzählungen einen besonderen Reiz; man glaubt, wenn man Basile liest, Freund Pulcinella, den papageiennasigen Schelm im weissen Hemde, zu vernehmen, wenn er, die Bretter San Carlinos beschreitend, seine groteske Beredsamkeit entfaltet.

Natürlich ist die damalige Richtung der italienischen Literatur auf diese wunderliche Dichtung von Einfluss gewesen. Der ruhmstrahlende Parnass, auf dem Ariost und Tasso die ersten Sitze inne gehabt, ist gesunken, und was in der Gerusalemme liberata des Letzteren von manierirtem Wesen sich wie im Keime findet, hat sich bei den Seicentisten üppig entfaltet unter der Fahne jenes allgemein bewunderten Marini,

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