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derartige Constructionen bei ihm steif und unbeholfen, weil er ohne Zweifel keine schulmässige Durchbildung genossen hatte. Er lebte in Aquitanien; seine sprachlichen Eigenthümlichkeiten gehören daher specieller dem Idiome an, aus welchem heraus sich das Provenzalische entwickelte. Doch können wir die Gebrauchsweise der Präpositionen bei ihm als geltend für die Volkssprache Galliens überhaupt ansehen, da die altfranzösische und die provenzalische in Hinsicht ihrer präpositionalen Bildungen, wie schon oben erwähnt, als zusammengehörig den anderen romanischen Sprachen gegenüberstehen. Ausgabe Roncallius: Vetustiora latinorum scriptorum chronica.

2. Apollinaris Sidonius (A. S. epistolae et opera, Pariser Ausgabe von 1609), dem 5. Jahrhundert angehörig, gest. 484 als Bischof zu Clermont in der Auvergne, repräsentirt den gekünstelten Stil der Gelehrtenschulen. Lange, verwickelte Perioden, die allerdings selten ohne eine gewisse Eleganz und einen freilich zu gesuchten Redeschwung sind, sollten den Stil des Gelehrten von der verderbten Sprache des Volkes, das sich natürlich sehr einfach ausdrückte, unterscheiden. Gegen die lateinische Grammatik verstösst er selten, weshalb der Gebrauch der Präpositionen bei ihm im Ganzen den Regeln des klassischen Latein angemessen ist.

3. Dasselbe hinsichtlich des Stiles gilt von Venantius Fortunatus (Ausgabe Fabricius: Corp. Poett. Christ.), gestorben zu Anfang des 7. Jahrhunderts als Bischof von Poitiers. „Noch in den alten Rhetorenschulen gebildet, ist er einer der letzten Repräsentanten jener erkünstelten Schulgelehrsamkeit." Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter.

4. Anders schrieb Gregorius Turonensis (Greg. Tur. historia ecclesiastica Francorum, im Patrologiae cursus von Migne). Er besass nicht jene grammatische und stilistische Durchbildung, und fühlte sehr wohl, wie leicht bei ihm ein Verstoss gegen die gute Schreibweise vorkommen konnte. Daher bittet er im Anfange seiner hist. eccles. den Leser, etwaige Vorkommnisse dieser Art zu verzeihen: Sed prius veniam a legentibus precor, si aut in litteris, aut in syllabis grammaticam artem excessero, de qua adplane non sum imbutus. Er war sich mithin der Macht bewusst, welche die Vulgärsprache auf seinen Stil ausübte. Daher ist es leicht erklärlich, dass wir bei ihm häufiger Anklänge an volksthümliche, dem guten Latein unbekannte Wortformen und Redeweisen, an romanische Elemente finden.

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5. Das Chronicon, welches unter dem Namen von Fredegarius bekannt ist (im Patrologiae cursus hinter Greg. Tur. hist. eccles. Franc.) und dem 7. Jahrhundert angehört, enthält ein barbarisches Latein. Entschieden falsch ist es, wenn man diese Sprache als die des romanischen Volkes bezeichnet; sie kann nie gesprochen worden sein. Alle Flexionsendungen sind nämlich darin vorhanden, sie werden aber nur noch aus Convenienz gebraucht, da dass Gefühl für ihre Bedeutung sich gänzlich verloren hat," so urtheilt Wattenbach sehr richtig über seine Sprache. Da Fredegars Kenntniss des Lateinischen unglaublich gering war, so ist es natürlich, das wir hinsichtlich des Stiles, besonders hinsichtlich des Gebrauches der Präpositionen bei ihm eine grosse Verwandtschaft mit der Volkssprache anzunehmen haben.

6. Richer lebte und schrieb in der zweiten Hälften des 10. Jahrhunderts. Das Nähere über ihn siehe unter der Abhandlung über die Präposition Od.

Die meisten alt französischen Beispiele sind in der „,Chrestomathie de l'ancien français" von Bartsch zu finden. Bei sonstigen Citaten ist jedesmal der Ort angegeben, wo dieselben stehen.

Einige der angeführten Beispiele sind aus Mätzner's Syntax der neufranzösischen Sprache" entnommen. Wo dies geschehen, ist es jedesmal bezeichnet worden.

Abkürzungen,

welche für alle nachfolgenden Abhandlungen gelten.

Ac. Dictionnaire de l'Académie.

=

Adans de la Halle ou Adans li Boçus. = Alain Chartier.

Ad. Boç.
Al. Chart.
L'Al. d'Alb.
Auc. et Nic.

B. d. S. =

B. d. Sap.

Bern.

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L'Alexandre d'Alberic de Besançon.
Aucasin et Nicolete.

Bauduin de Seboure.

=

Herman de Valenciennes, la bible de sapience.

Bernier, la hauce partie.

Bible G. La bible Guiot.

Brut =

Wace, le Roman de Brut.

C. d. Const. Joffroi de Villehardoin, la conqueste de Constantinople.
C d. G. Chrestiens de Troies, conte del graal.

Cent nouv. = Les cent nouvelles nouvelles.

C. Hab. = Traduction du canticum Habbaccuc.

Chât. C.

Chev. L.
Chr. d. P.

Châtelain de Coucy, chansons.

Chrestiens de Troies, li chevaliers dou lyon.
Christine de Pisan.

Cleom.
Com. =
C. d. tr.

Adenés le Roi, Cleomades.

Philippe de Comines, mémoires.

Le combat de trente Bretons contre trente Anglois.
Pierre Corneille. Pol. Mél. u. s. w. bezeichnen die Werke, deren
Benennung mit diesen Buchstaben beginnt.

Corn. =

Fl. et Bl. Floire et Blanceflor.

Frag

=

Fragment d'une homélie sur le prophète Jonas.

Fr. V. = François Villon.

G. Brul. = Gaces Brulez, chansons.

G. d'Eng. =

G. de Mach.

G. d'Or. =

L. d. Chev.

L. d. G. =

L. d. R.

Chrestiens de Troies, Guillaume d'Engleterre.
= Guillaume de Machau.

Guillaume d'Orenge.

= Lais dou chievrefuel.

Lois de Guillaume le Conquérant.
Les quatre livres des Rois."

M. d'Ad. = Mystère d'Adam.

M. d. P. = Mistere de la passion de nostre seigneur.

Pass. Passion du Christ.

Past. =

Pastourelles.

Perc. Perceforest.

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= Renart le contrefait.

R. d'Al. = Roman d'Alixandre.

R. d. En. =

Beneoit de Sainte More, roman d'Eneas.

R. d. S. Romance des deux soeurs.

=

R. d. Tr. = Roman de Tristan.

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St. B.

Tr.

=

J. J. Rousseau, Confessions.

Rustebués.

Traduction d'un sermon de saint Bernard.
Tristan.

Troie = Beneoit de Sainte More, roman de Troie.

Alle anderweitigen Abkürzungen bedürfen weiter keiner Erklärung.

Die altfranzösische Präposition Od.

I. Begriffliche Entwicklung von apud.

Welche Entwickelung nahm in der französischen Sprache die lateinische Präposition apud? Wie verhalten sich die aus ihr entstandenen Formen in den verschiedenen Perioden der altfranzösischen Sprache formell und begrifflich zu den dem altén ad entsprechenden präpositionalen Formen? Wie erklärt sich das allmälige Verschwinden der ersteren? Wenngleich wir keine Denkmäler der eigentlichen Vulgärsprache Galliens vor dem 9. Jahrhundert besitzen, also keine Denk

mäler, welche die Lücke zwischen dem Latein und der langue romane ausfüllen (die Autoren des Mittellatein enthalten blos einzelne Anklänge an die Volkssprache, die eigentliche Quelle des Romanischen), so können wir dennoch das lateinische apud neben dem lateinischen ad resp. mit demselben vereinigt aus dem Latein heraus bis in die heutige Sprache Frankreichs verfolgen.

In der Volkssprache Galliens wurde die Präposition apud begrifflich erweitert, indem sie zur Bezeichnung des Ortes angewandt wurde, an welchem sich ein Gegenstand im Zustande des Verharrens befindet, oder an welchem eine Thätigkeit vor sich geht; sie verlor mithin den speciellen Begriff der Nähe, des Nebeneinander und wurde allgemeine Bezeichnung des örtlichen Wo? ohne die unseren in, auf u. s. w. beiwohnenden, besonderen Beziehungen zu enthalten. Besonders beliebt war sie in dieser Bedeutung vor Städtenamen. Den Beweis hierfür liefern die von der Volkssprache beeinflussten Schriftsteller Galliens. Alexander apud Babylonem moritur Prosp. Aquit. 540. Otto apud Bebriacum propria manu occubuit, id. 567. Vespasianus apud Judaeam ab exercitu imperator appellatus. . ., id. 567, synodus patrum apud Constantinopolim celebrata est, id. 637. Apud Babyloniam regnabat Nebuchodonosor Greg. Tur. I. 170. Apud Parisios obiit, id. II, 240. u. s. w.

Dieselbe Beziehung drückt bei diesen Schriftstellern auch die Präposition ad aus. Ad civitatem (Stadt) Suessonas sedem habebat Gregor. Tur. II, 222. Eine Menge weiterer Beispiele siehe unter à.

Wahrscheinlich gingen die Verallgemeinerungen der Begriffe von apud und ad Hand in Hand und ergaben sich zum Theil aus der Formverwandtschaft beider. Obige Schriftsteller geben uns ohne Zweifel nicht die Volkssprache; sie schreiben Latein und wollen Latein schreiben, sind aber hinsichtlich ihres Stiles, seltener hinsichtlich ihrer Formen von dem Sprachgebrauch des Volkes beeinflusst. Sei es nun, dass letzteres aus apud die Form áud gebildet hatte (vgl. sapuit -sáut sot), sei es dass man, wie es für die Sprache des südlichen Frankreich sicher anzunehmen ist, diese Präposition schon im 5. Jahrhundert zur Form ab verkürzt hatte, jede dieser beiden präpositionalen Formen konnte in der gänzlich unfixirten, durchaus sich selbst überlassenen Volkssprache mit ad sehr leicht verwechselt werden, um so leichter, je mehr man das Vorbild apud aus den Augen verlor. Aud konnte leicht als lautliche Diphthongirung von ad erscheinen, da diphthongirte Formen desselben Wortes neben nicht diphthongirten auch

-

späterhin noch denselben Dialecten der altfranzösischen Sprache geläufig waren. Andererseits war der Wechsel der mutae gleicher Lautstufe ab ad der Sprache ebenfalls nicht, fremd, am wenigsten in ihrer Bildungsperiode, wo diese Permutation vor sich ging, wo Wortformen desselben Urwortes mit verschiedenen Consonanten in der Sprache üblich waren. Letzterer Umstand, dass nämlich das eine Wort mit b, das andere mit d geschrieben war, konnte aber desshalb kaum hinreichen, ein Ineinandergreifen beider hinsichtlich ihrer Gebrauchsweisen zu verhindern, weil diese Buchstaben im Auslaute einer Präposition standen, die als solche in der fliessenden Rede sich unbetont, gleichsam als Präfix, an das folgende Wort anschloss und in Folge dessen ihren Endconsonanten nur schwach und wenig markirt vernehmen liess. So also hatte ad mit der für die Volkssprache aus Analogien zu erschliessenden Form und apud (áud oder ab) viel Verwandtes; und dieser Umstand muss mit in Erwägung gezogen werden, um zu begreifen, wie beide sich in Hinsicht ihrer Bedeutung zum Theil assimiliren konnten.

Zunächst also, ́und dieses ist an sich begreiflich, wurden apud und ad in ihrer ursprünglichen räumlichen Bedeutung nach gleicher Richtung hin erweitert. Beide antworten schon früh, ohne dass ein Unterschied zwischen ihnen besteht, auf die Frage wo? In dieser einen Beziehung collidiren die beiden Präpositionen begrifflich also schon früh. Daneben hatte natürlich jede noch ihre besonderen Bedeutungen.

Die Präposition apud unterlag allmälig einer neuen begrifflichen Modification. An die in apud enthaltene Idee des Beieinander, des Nebeneinander konnte sich leicht die des Miteinander, der Gesellschaft anschliessen. Die Präposition cum konnte auf französischem Boden nicht zu einer eigenen präpositionalen Bildung verwandt werden. Die Form, welche aus ihr hätte entstehen müssen, würde mit der des Relativ- und Interrogativ-Pronomens zusammengefallen sein. Man bediente sich zum Ausdrucke der speciellen Idee der Gemeinschaft, da ein eigenthümliches Sprachmittel fehlte, der allgemeinen Präposition der Nähe überhaupt. Wahrscheinlich wird dies erst geschehen sein nach dem Verschwinden von cum aus der Vulgärsprache, welches seinerseits seinen Grund nur in dem Zusammenfallen der ihr entsprechenden Form mit dem Relativpronomen haben konnte. Als dies geschah, musste sich die Sprache in lautlicher Hinsicht schon bedeutend vom Latein entfernt haben, und es ist daher erklärlich, wenn wir erst bei Frede

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