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Busy. Ich bin widerlegt, meine Sache lässt mich im Stich.
Dion. Dann bekehret Euch, bekehret Euch.

Leath. Bekehrt Euch, bitte, und lasst das Spiel weitergehn. Busy. Lasset es weitergehn; denn ich bin verwandelt und werde ein Zuschauer sein mit Euch.

Cokes. Das ist brav! Du hast gewonnen, Steckenpferd! Weiter mit dem Stück!

Dr. Oscar Ulbrich.

Der Hund

in den Romanischen Sprachen und dem Englischen.

Von

Dr. Friedrich Brinkmann in Dresden.

*

Auf einem Gemälde der altniederländischen Schule, welches die Austreibung Adams und Evas aus dem Paradiese darstellt, folgt von allen Thieren allein der Hund dem Menschen. Der Hund ist in der That das dem Menschen wenn nicht nützlichste, so doch gemüthlich am nächsten stehende Thier und nur das Pferd kann ihm diesen Rang einiger Massen streitig machen.

In älteren Zuständen der Gesellschaft, namentlich in demjenigen der Hirten- und Kriegervölker, trat diese hervorragende Bedeutung des Hundes und des Pferdes besonders deutlich hervor. Schön sagt Grimm von diesem Zeitalter in seiner Geschichte der deutschen Sprache (I. S. 16.): „Der Hund schützt Heerde und Wagen, seine Treue überdauert den Tod des Herrn: Canes defendere Cimbris caesis domus eorum plaustris impositas; beim gefallenen Helden liegt sein Hund, steht traurig nickend sein Ross; denn beide hat er oft mit Namen gerufen und zwischen Ross und Reiter waren Gespräche gewechselt worden. Der Rinder und Schafe folgt eine grössere schon minder zutrauliche Schaar."

Auf den höher entwickelten Culturstufen nehmen aber beide Thiere denselben hohen Rang ein durch die Erkenntniss ihrer seltenen Eigen

Diese Abhandlung ist eine Probe von einem im Entstehen begriffenen Werke (Studien über den Geist der Romanischen Sprachen), in welchem der Verfasser sich die Aufgabe stellt, die Metaphern der 10manischen Sprachen und des Englischen rationell aus dem ihnen zu Grunde liegenden sinnlichen Begriffe zu entwickeln und in ihrem natürlichen, durch die Identität des sinnlichen Begriffs gegebenen Zusammenhange darzustellen.

schaften. So spricht Plato von einer denkenden Natur des Hundes (πάθος αὐτοῦ τῆς φύσεως ἀληθῶς φιλόσοφον), Scheitlin nennt ihn einen halben, einen zweidrittel Menschen, andere Naturforscher bezeichnen ihn als „das edelste aller Hausthiere." Nichts spricht aber seine dem Menschen so nahe und vor allen anderen Thieren privilegifte Stellung so schön und so treffend aus, als das französische Sprüchwort: Qui m'aime, aime, mon chien, welchem genau das englische entspricht: Love me and love my dog.

Es ist daher natürlich, dass wir unsere Darstellung der Thierwelt in der Sprache mit der des Hundes beginnen und darauf die des Pferdes folgen lassen.

I.

Der Hund heisst it. cane, sp. perro, ptg. cão und perro, prov. can, che, chin, fr. chien, egl. dog. Die romanischen Wörter stammen, mit Ausnahme von perro, alle vom lat. canis Hund, der Ursprung von perro ist bisher nicht ermittelt. **

Der Umstand, dass dem Spanier canis, ein Wort des alltäglichsten Gebrauches abhanden kommen konnte, *** erinnert uns daran, wie tief fremde Einflüsse auf das Latein der romanischen Nationen eingewirkt haben, während anderer Seits der Umstand, dass der Portugiese sich canis in cão erhalten hat, uns gleich an einem Beispiele die Selbständigkeit vor Augen führt, welche die portugiesische Sprache trotz ihrer grossen Aehnlichkeit mit der spanischen, sich zu erhalten gewusst hat.

* Aehnlich die italienische sprüchwörtliche Redensart: Aver rispetto al cane per amor del padrone. Auch gehört das französische Sprüchwort hieher: tel maître tel chien. Zur Bezeichnung besonders inniger Freundschaft ist vom französischen Sprüchwort der heilige Rochus mit seinem Hunde als Bild verwandt worden. Von zwei unzertrennlichen Freunden sagt man: c'est Saint Roch et son chien. Und wie der Heilige, so hat in consequenter Anthropomorphisirung auch der Teufel seinen Hund, der ihn begleitet; Hans Sachs wenigstens legt ihm einen Wachtelhund bei (IV, 3. 31 c, nach Grimm, Mythologie, S. 558); der altheidnische Odhinn aber hat statt eines Hundes die beiden Wölfe Geri und Freki, denen er die ihm vorgesetzten Speisen zum Frasse gibt.

** Als Curiosität und als Beispiel, in welcher Weise man früher ety mologisirte, sei hier erwähnt, dass das Wörterbuch der spanischen Akademie aus dem vorigen Jahrhundert (1734) perro vom griechischen яo̟ Feuer ableitet, por ser estos animales de un temperamento seco y fogoso.

***Im Altspanischen findet es sich noch, z. B. im Fuero juzgo VIII, 4, 519 Se algun can muerde algun ome . . . e si el sennor del can enriza el can que prenda ladron. Raynouard, provenz. Wörterbuch unter Can.

Welche Anschauung dem lat. canis zu Grunde liegt, welche Thätigkeit darin ausgesprochen wird, ist eine Frage, die ausserhalb unseres Gebietes liegt, und die wir an die vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen abgeben müssen. So viel steht jedoch nach dem Grimm'schen Gesetze der Lautverschiebung fest, dass canis und das gr. xvov (Gen. xvvós, also Stamm xvv) desselben Ursprungs sind wie das deutsche Hund, und ihre ursprüngliche Bedeutung also dieselbe ist wie die von Hund. *

Was nun die Charakterisirung des Hundes in den romanischen Sprachen anlangt, so werden wir bei einem allgemeinen Ueberblick von der Beobachtung betroffen, dass nur die schlechten Eigenschaften des Hundes, nur seine Untugenden es sind, welche als Metaphern zum Ausdruck anderer Begriffe verwandt werden. Von seiner Treue, seiner Wachsamkeit, seiner Geduld, seinem Gehorsam, seiner Klugheit, Gelehrigkeit und Anstelligkeit zu ernster Arbeit und zu Spiel und Scherz schweigen jene Sprachen gänzlich. Dagegen werden sie nicht müde, bei den mannigfaltigsten Gelegenheiten von seiner Gemeinheit, seiner Schamlosigkeit, seiner Kriecherei und Heuchelei, seinem mürrischen Wesen, seinem verstockten Eigensinn, seiner Gefrässigkeit u. s. w. zu sprechen.

Besonders dient aber der Hund als Symbol der Niederträchtigkeit, Schamlosigkeit, der Schlechtigkeit in jeder Beziehung. Wenngleich nun diesen metaphorischen Gebrauch des Begriffes Hund die romanischen Sprachen mit vielen anderen gemein haben, und ebenso wie wir von einem hündischen Wesen, einem hündischen Menschen sprechen, dem Römer canis, ** und noch viel häufiger dem Griechen xúov ***

* Das deutsche, d. h. gothische h entspricht dem lateinischen und griechischen k; also steht goth. hunds (Hund) dem lat. canis, dem gr. xvwv gegenüber, wie goth. hund (Hundert) dem lat. centum (sprich kentum), wie goth. hairto (Herz) dem lat. cor, dem gr. xaodia.

**So nennt Horaz Epod. 6 den Cassius Severus einen canis :

Quid immerentes hospites vexas, canis,

Ignavus adversum lupos ?

und im Eunuch von Terenz (IV, 7, 33) Gnatho den Chremes:

Ch. Diminuam ego tibi caput hodie, nisi abis. Gn. Ain vero, canis ? Sicine agis?

*** Bei Homer giebt Achilleus dem Agamemnon das Schimpfwort Hundsäugiger; Il. I. 225:

Οινοβαρές, κυνὸς ὄμματ ̓ ἔχων, κραδίην δ' ἐλάφοιο. Diomedes redet den Hektor gradezu als Hund an, II. XI, 362:

Ἐξ αὖ νῦν ἔφυγες θάνατον, κύον.

Ares schilt die Athene eine hündische Fliege, II. XXI, 394;

Schimpfworte für Menschen waren, xvróπns, xvvāris (Hundsauge, Hundsgesicht) xúveros unverschämt, schamlos bedeutete, xvov sogar der Komparation unterlag, als ob es ein Adjectiv wäre und zu κύντερος, κύντατος (mit derselben Bedeutung schamlos) gesteigert wurde, selbst im Würfelspiel der schlechteste Wurf canis, xvov hiess: so ist es doch nicht ohne Interesse im Einzelnen diese Metapher bei den romanischen Sprachen zu verfo gen.

So schimpft der Italiener cane, sozzo cane, svergognato cane:

Questi lombardi cani, li quali a chiesa non sono voluti ricevere, non ci si vogliono sostenere. Boccace. Nov. I, 1.

Sozzo can vituperato, che tu sei. Bocc. Nov.

Anzi si vorrebbe uccidere questo can fastidioso. Das.
O svergognato cane e senza senno. Morgante I, 31.

und in besonderem Bezuge auf Ungläubige, Türken, Sarazenen, Juden:

Non puoi da me fuggir, can rinegato. Morg. I, 34.
Che' sepolcro di Cristo è in man de' cani. Petr. cap. 9.

Ebenso der Spanier mit perro:

Chasqueando barbulla, llamandole de borracho y perro. Quevedo.

auch hier mit besonderem Bezuge auf Mauren und Juden.

Ferner der Portugiese mit cão:

Porque tantas batalhas sustentadas,

Com muito pouco mais de cem soldados;
Com tantas manhas e artes inventadas,
Tantos caens, não imbelles, profligados etc.

Camoens, Cant. X, 20.

Ein provenzalischer Dichter (P. Cardinal) sagt:

Que furon porc en Guavada Et in Vianes foron ca.

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Τίπτ' αὖτ ̓, ὦ κυνάμυια, θεοὺς ἔριδι ξυνελαύνεις;

und Here die Artemis eine unverschämte Hündin, Il. XXI, 481:

Πῶς δὲ σὺ νῦν μέμονας, κύον ἀδεὲς, ἀντὶ ἐμεῖο Στήσεσθαι; Kvvixoi (die Hündischen) war bekanntlich auch der Name der von Antisthenes gegründeten Philosophenschule, deren bekanntester Vertreter Diogenes ist. Den Namen erhielten sie entweder vom Gymnasium Kynosarges, worin Antisthenes lehrte, oder von der hündischen Bissigkeit, womit sie die Fehler der Menschen rügten, oder von der Schamlosigkeit, womit sie canum more in propatulo et vesci et ventrem exonerare et coire non dubitabant. Sie wurden auch kurzweg Hunde κίνες genannt: Ὁ κύων (Diogenes) τὰ καπηλεία pidítia èxáhei. Aristot. Rhet. 3, 10.

*Wie weit dieser Consensus omnium gentium geht, zeigt die Kafirsprache, in welcher (nach Max Müller's Vorlesungen, II. Serie, 8. V. S. 323 der Ausg. v. Böttcher) inja in wörtlicher Bedeutung Hund, in metaphorischer Untergebener" heisst.

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