ページの画像
PDF
ePub

Englische Blätter.

Herausgegeben

von

Ludwig Schubart

Königl. Preuß. Legations Sekretår.

(BODL:LIBR

Achter Bänddic

Mit Sydney Smith's Bildnis.

Erlangen

in der Waltherschen Buchhandlung.

1 7 9 8.

[ocr errors]
[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Unter den Studien, welche die Gelehrten und Schrift. stellet seit mehreren Jahrhunderten beschäftiget haben, ist feines mit mehr Sergfalt und Erfolg getrieben worden, als die Uebersezkunst. Durch sie wurden die Hindernisse, welche den Weg zu den Wissenschaften versperrten, gewisser. maßen hinweggeräumt; und die Manchfalt der Sprachen ward für das vorwärts strebende Genie kein Hinderniß mehr.

Von jeder andern Schreibart hat uns das klassische Alterthum Muster hinterlassen, die man in allen nach, folgenden Zeitaltern zu erreichen strebte: die Uebersezkunst können die Neuern mit Recht als ihr Eigenthum vindis

[merged small][merged small][ocr errors]

ciren. In der Wiegenzeit der Menschheit war der Un terricht mündlich; alle Gelehrsamkeit

[ocr errors]

Ueberlieferung;

und was nicht aufgezeichnet war, das fonnte auch) nicht übersezt werden. Selbst nachdem die Erfindung der Buchstabenschrift, die Mittheilung der Meinungen und das Andenken der Begebenheiten leichter und sichrer gemacht hatte, blühten die Wissenschaften nur immer in Einem Lande zugleich; denn die entlegenern Völker hatten wenig Verkehr mit einander, und die wenigen, welche Neugier und Gewinnsucht ins Ausland führte, verarbeiteten dieeroberten Kenntnisse nach eigener Weise, und wollten als Erfinder all der schönen Dinge angesehen seyn, die sie von Andern erbeutet.

Die Griechen reisten zwar nach Egypten, übers sezten aber keine Bücher aus der Egyptischen Sprache: und als die Macedonier das Persische Reich eroberten, drangen sie den Völkern und Provinzen, die sie der gries. chischen Herrschaft unterwarfen, auch griechische Sprache und Kunst auf. Die Bücher der besiegten Nationen, wenn sie deren hatten, sanken in Vergessenheit; Gries chenland betrachtete sich selbst als die Tongeberin, wenn nicht als die Schöpferin aller Wissenschaft und Kunst ; seine Sprache enthielt den ganzen Schaz des menschlichen Wissens; und außer den Schriften des alten Testaments, wüßten wir nicht, daß die berühmte Bibliothek von Alexandrien etwas anderes, als griechische Schriften aufgenommen hatte.

Die Römer nannten sich selbst Schüler der Griechen, und scheinen nichts weniger erwartet zu haben, als daß sie die Unwissenheit der Nachwelt ihren Lehrmeistern vorziehen würde. Jeder seine Mann im alten Rom, welcher Anspruch auf Geistesbildung machte, hielt es für nothwendig, die griechische Sprache zu erlernen, und brauchte keine Uebersezungen, da er die Originale selbst genießen könnte. Doch wurde die Uebersezkunst nicht ganz unter den Römern vernachläßiget. Dramatische Stüke verstand das Volk nur in seiner eignen Sprache; und die. Sémer hörten bisweilen mit großem Interesse die Trauer spiele des Euripides, und die Komödien Men ander's an. Auch an andere Werke machten sie sich je und je: ein alter Scholiast erwähnt einer lateinischen Iliade; auch Cicero übersezte zu Zeiten Stellen aus griechischen Klaffitern mit ausnehmendem Glük; und seine Dollmetschung des Gedichtes vom Aratus ist nicht ganz vers loren gegangen. Indessen scheint es nicht, daß unter den Römern ein Schriftsteller durch das Uebersezen be rühmt geworden; und ihre Klassiker dollmetschten mehr zur Uebung und zum Vergnügen, als um sich einen Nahmen, damit zu machen.

Die Araber waren das erste Volk, was sich mit Eiser auf Uebersezungen legte. Als sie sich die östlichen Provinzen Griechenlands unterworfen hatten, fanden sie ihre Gefangenen weiser und aufgeklärter als sich selbst, und eilten die Häßlichen Lücken ihrer Unissenheit mit den

« 前へ次へ »