aut ubi sub lucem densa inter nubila sese 445. sub lucem, kurz vor Sonnenaufgang. 447. Tithoni, vgl. Hom. Od. V, 1 u. s. zu A. IV, 585. 448. male, s. oben zu v. 360. 450. etiam ist mit dem folgend. magis zu verbinden. 454. Ueber inmiscerier und fervěre s. Einl. p. 7. 457. moveat ist der Modus potentialis. Die Verbindung des movere mit dem Infin. scheint eine Neuerung Vergil's zu sein. nem, s. zu A. III, 266. fu 460. claro, aufklärend; so hier zuerst. 461. vehat f. advehat, vgl. Hor. od. III, 29, 48: quod fugiens semel hora vexit, s. z. G. III, 449. 463. falsum. Sall. Cat. 10, 5: ambitio multos mortalis falsos fieri subegit, aliud clausum in pectore, aliud in lingua promptum habere. 445 450 455 460 465 Episode II: Beschreibung der Unglückszeichen nach der Ermordung des Julius Caesar und Gebet für Caesar Octavianus, v. 466-514. 466-480. Mit den hier angeführten Unglückszeichen, welche auf die Ermordung des Julius Caesar folgten, ist zu vergleichen die Aufzählung der Vorbedeutungen, welche seiner Ermordung vorangingen, bei Ovid. Met. XV, 783798. Was die Sonne betrifft, so berichtet auch Plut. Caes. 69, dass sie fast ein ganzes Jahr nach seiner Ermordung so trübe und strahlenlos und mit so matter Wärme aufgegangen sei, dass die Luft immer dick und umnebelt war, und die Früchte halb reif verwelkten. Darum fürchteten auch schon die Römer jener Zeit (saecula), die Sonne erlösche allmählich in ewige Nacht. cum caput obscura nitidum ferrugine texit. signa dabant. quotiens Cyclopum effervere in agros 470. Das nächtliche Geheul der Hunde erklärte man sich durch die Annahme, sie sähen Gespenster. Obscenum heisst Alles, was durch die Widerwärtigkeit der Erscheinung Unheil verkündet; vgl. A. III, 367; IV, 455; XII, 876. importunus, lästig, zur Unzeit andringend, weil die Nachtvögel (Uhus) bei Tage schrieen. 472. Der Aetna, die Schmiedewerkstätte des Vulkan und seiner Cyklopen, hatte kurz vor dem Tode Caesar's so heftige Ausbrüche, dass selbst das Gebiet von Rhegium von der Flamme erreicht wurde. 474. arm. sonitum. Die Legionen am Rhein sahen, vermuthlich bei einem Nordlichte, Kriegsheere zu Ross und zu Fuss in den Wolken, und hörten Trompeten- und Feldhörnerschall. 475. insol. mot. nach dem von Plin. nat. hist. II, 80, 194 bekämpften Volksglauben, dass hohe Gebirge von Erdbeben nicht betroffenwürden. 476. Eine ähnliche Wirkung grosser Ereignisse auf die Phantasie des Volkes schildert Liv. II, 7, 2: 470 475 480 silentio proximae noctis ex silva Arsia ingentem editam vocem, Silvani eam creditam. 478. obsc. noctis, die Dunkelheit der Nacht. In der class. Prosa wird zu dem substantivirten adj. nur ein gen. partitivus hinzugefügt, wie reliquum noctis, multum diei; die Dichter aber gehen hierin weiter, vgl. A. I, 422. pecudes locutae, besonders die Ochsen, welche Tibull. II, 5, 78 deshalb vocales boves nennt. 479. Zu beachten ist die Alliteration in sistunt-dehiscunt, vgl. E. 8, 79. G. II, 441. A. VIII, 646-47. 480. ebur aeraque. Die Götterbildnisse aus Elfenbein und Erz, vgl. A. II, 173 s. 482. Der Eridanus oder Padus (Po) heisst als der grösste Fluss Italiens fluviorum rex. fluviorum dreisilbig; nur an dieser Stelle hat V. durch Synizesis von i mit folgender Länge die vorhergehende kurze Silbe verlängert. 484. Bei den Infinitiven apparere und resonare ist cessaverunt zu ergänzen. aut puteis manare cruor cessavit et altae nec fuit indignum superis, his sanguine nostro 486. lupis. Wenn Wölfe einer Stadt nur nahten, so dass man ihr Geheul hörte, so ward das als Vorbedeutung eines verödenden Krieges angesehen; und jetzt, sagt Appian. bell. civ. IV, 4, liefen sie über den Markt von Rom. 490. Da das thracische Philippi und das thessalische Pharsalus zu derselben römischen Provinz Macedonien (das hier mit seinem älteren Namen Emathia genannt wird) gehörten, so konnte der Dichter sagen: Philippi habe zweimal Römerheere sich bekämpfen sehen, und die Gefilde des thracischen Gebirges Haemus seien zweimal mit Römerblute getränkt worden. 491. superis, welcher Casus? 496. inanis, weil die von den Helmen bedeckten Köpfe längst verwest sind. 497. grandia. Seit Homer's Zeiten dachte sich das Volk die Vorfahren als Riesen von übermenschlicher Grösse, Schönheit, Lebensdauer und Kraft, bei höherer Tugend und Frömmigkeit, und glaubte, dass die Nachkommen durch Laster je mehr und mehr zu schwächlichen 485 490 495 500 Zwergen einschrumpfen würden. Horat. Od. III. 6, 46-48: aetas parentum peior avis tulit nos nequiores, mox daturos progeniem vitiosiorem. 498. di patrii, Götter der Vorfahren, im Gegensatz derer, die man später von Fremden annahm; indigetes, vergötterte Vorfahren. Zu ersteren gehörte Vesta, s. A. II, 297. 499. Auf dem palatinischen Hügel, Palatium, hatte Romulus gewohnt und wohnte später Octavianus. 500. everso saeclo, dem an den Rand des Verderbens gebrachten Jahrhundert, Liv. XXX, 16, 6: veniam civitati petebant civium temerilate bis iam eversae. 502. Laomedonteae. Als Nachkommen der Trojaner mussten die Römer den Zorn der Götter wegen der Treulosigkeit des alten trojanischen Königs Laomedon, der dem Apollo und Poseidon den verheissenen Lohn für Erbauung der Mauern Troja's verweigert hatte (s. A. V, 811. Hom. II. XXI, 441-58), noch fortwährend fühlen. 104 P. VERGILI MARONIS GEORGICON LIB. I. iam pridem nobis caeli te regia, Caesar, invidet atque hominum queritur curare triumphos; arma ferunt; saevit toto Mars impius orbe; 503-514. Die historischen Anspielungen d. Stelle weisen zuerst auf die Bürgerkriege im Allgemeinen (v. 505 u. 506), dann besonders auf das Jahr 31 v. Chr. hin, in welchem der Krieg zwischen Octavianus und Antonius alle Provinzen des Reiches in Unruhe versetzte und zum zweiten Male der Osten (Euphrates) dem Westen (Germania) gegenüber trat (v. 506-511). 505. ubi, bei welchen. fas v. a. nefas vgl. Hor. c. I, 35, 35. 36: quid intactum nefasti liquimus? unde manum iuventus metu deorum continuit? tot bella p. o. vgl. Hor. c. II, 1, v. 29-36. 506. non u. a. d. honos vgl. Plut. Ant. 58: ἀναγκαζόμενοι γὰρ οἱ μὲν ἄλλοι τὰ τέταρτα τῶν καρπῶν, οἱ δὲ ἐξελευθερικοὶ τῶν κτημάτων αὐτῶν τὰς ὀγδόας ἀποφέρειν κατεβόων αὐτοῦ καὶ ταραχαὶ κατεῖχον ἐκ τούτων ἅπασαν τὴν Ιταλίαν. 507. squal. Von unbebauten und wüstliegenden Gegenden hat V. zuerst das verb. squalere gebraucht. 510. Vgl. Hor. c. I, 35, 33: eheu, cicatricum et sceleris pudet fratrumque. 505 510 511. Mars impius, der Bürgerkrieg, vgl. Hor. H, 1, 30 impia proelia. 512. Die unaufhaltsame Wuth des Alles verwirrenden Kriegsgottes wird mit dem Ungestüm eines wettrennenden Viergespannes auf dem Circus verglichen, welches, auf das gegebene Zeichen, aus einem der zwölf geöffneten Wagenbehältnisse, carceres, in die Rennbahn steigt, um siebenmal den Kreislauf um das Ziel zu vollenden. Dieser Kreislauf, von den Schranken um das Ziel und wieder zurück, hiess spatium, vgl. A. V, 316. VII, 381. 513. In den Worten in spatia ist die Präpos. in ebenso zu nehmen wie in der Verbindung in dies, der Sinn ist also: sie fügen von Raum zu Raum hinzu, sie vermehren ihren Lauf von Raum zu Raum. Sil. Ital. XVI, 373-74: iamque fere medium evecti certamine campum, in spatia addebant. 514. neque audit currus hab. In ähnlicher Weise schreibt Ovid. Met. V, 381 einem Pfeile eigenen Willen zu, wenn er von ihm sagt: nec quae magis audiat arcus. P. VERGILI MARONIS GEORGICON LIBER SECUNDUS. Hactenus arvorum cultus et sidera caeli: nunc te, Bacche, canam, nec non silvestria tecum virgulta et prolem tarde crescentis olivae. huc, pater o Lenaeetuis hic omnia plena muneribus, tibi, pampineo gravidus autumno floret ager, spumat plenis vindemia labris huc, pater o Lenaee, veni nudataque musto tingue novo mecum dereptis crura cothurnis. Einleitung v. 1–46. Die Baumzucht. Die Einleitung v. 1-46 zerfällt in die Anrufung des Bacchus (v. 1-8), die Eintheilung der Bäume in von der Natur geschaffene (v. 9–21) und künstlich gezogene (v. 22-34) und in die Anrede an die Leser, welche den Uebergang zur Behandlung der einzelnen Theile bildet (35-46). Durch diese Dreitheilung löst V. die Aufgabe, die Aufmerksamkeit des Lesers zu spannen, sein Wohlwollen zu gewinnen und ihn für die richtige Auffassung des neuen Abschnittes vorzubereiten. 1-8. Bacchus war nicht nur Spender des Weins, in welcher Eigenschaft er den Beinamen Lenaeus führte, sondern auch der wohlthätige Gott der Baumpflanzangen und hiess als solcher devδρίτης, δασύλλιος, ευανθής cet. 5 Darum erfleht Vergil gerade seinen Beistand zu Anfange dieses Buches, in dem er von der Pflege des Weinstocks und dem Anbau der Bäume, sowohl der wilden (silv. virgulta) als der Fruchtbäume (die hier durch den nützlichen Oelbaum vertreten werden), handeln will. Weil aber der Segen des Bacchus am meisten zur Zeit der Weinlese empfunden wird, so versetzt sich der Dichter in die Zeit des Kelterfestes, wo die Gefilde von der Traubenfülle des Herbstes (pamp. gr. aut.) strotzten, und die Trauben (vindemia, eigentlich die Weinlese, aber auch, wie hier, v. 89 u. 522 von der Frucht) in den vollen Kufen (labris) mit den Füssen gekeltert und dann unter die Presse gebracht wurden. cothurnis, s. z. E. 7, 32. Auf bildlichen Darstellungen erscheint |