ausim vel tenui vitem committere sulco. altior ac penitus terrae defigitur arbos, aesculus in primis, quae quantum vertice ad auras aetherias, tantum radice in Tartara tendit. ergo non hiemes illam, non flabra neque imbres convellunt; immota manet multosque nepotes, multa virum volvens durando saecula vincit. tum fortis late ramos et bracchia tendens huc illuc, media ipsa ingentem sustinet umbram. Neve tibi ad solem vergant vineta cadentem, neve inter vitis corylum sere, neve flagella summa pete aut summa defringe ex arbore plantas tantus amor terrae neu ferro laede retunso --- semina, neve olea silvestris insere truncos: sen in tieferen Gruben gepflanzt werden, als die Reben. 288. quae sint fastigia, welche Senkung, d. h. welche Tiefe sie haben müssen, vgl. Lucan. IV, 295: puteusque cavati montis ad irrigui premitur fastigia campi. 291. 292. quantum – tendit, vgl. A. IV, 445. 446. 291-297. Zuerst wird das Wachsthum der Eiche, dann, als Folge davon, ihre Kraft beschrieben. 295. durando vincere bedeutet, wie das sonst in dieser Wendung vorkommende vivendo vincere (vgl. Plaut. Epid. II, 1, 8. Lucret. I, 203. III, 961. A. XI, 160) überleben. saecula ist gemeinsames Object zu vincit und zu volvens (indem sie viele Menschenalter umrollen lässt), ebenso wie incendia v. 311 gleichmässig zu glomerat und zu ferens gehört. 296. Ueber die LA. pandens s. d. Anh. 297. ipsa, der Baum selbst, d. i. der Stamm, im Gegensatz zu den schattenden Zweigen (umbram). So dient das pron. ipse öfter der Hervorhebung des Ganzen im Gegen 290 295 300 305 satz zu seinen Theilen, vgl. G. IV, 274. A. X, 226. 299. Die Haselstaude, corylus, wurzelt zu sehr um sich, daher gedeiht der Weinstock nicht in ihrer Nähe. Die Setzlinge soll man weder bei Weinreben noch bei fruchttragenden Bäumen von der äussersten Spitze, sondern von dem unteren, der Erde näher stehenden und darum saftigeren Theile des Baumes nehmen. 301. Die Setzlinge schnitt man mit der schärfsten Hippe ab, um nicht Rinde und Holz zu zerreissen. 302. Endlich warnt Vergil davor, (zahme) Oelbäume auf Stämme von wilden Oelbäumen zu impfen, weil diese leicht Feuer fangen und nach entstandenem Brande allein ausschlagen. Da nämlich die erwachsenen Baumweinpflanzungen auch Korn tragen mussten, so weideten die Hirten auf den Brachfeldern der weiten Zwischenräume ihre Rinder und Schafe und machten sich Nachts ein Feuer an. olea. Man sagte nicht blos arbori inserere pomum, sondern auch arborum inserere pomo, vgl. G. II, 69. ingentem caelo sonitum dedit; inde secutus per ramos victor perque alta cacumina regnat et totum involvit flammis nemus et ruit atram ad caelum picea crassus caligine nubem, praesertim si tempestas a vertice silvis incubuit glomeratque ferens incendia ventus. hoc ubi, non a stirpe valent caesaeque reverti possunt atque ima similes revirescere terra; infelix superat foliis oleaster amaris. 310 prima vel autumni sub frigora, cum rapidus Sol nondum hiemem contingit equis, iam praeterit aestas. ver adeo frondi nemorum, ver utile silvis; vere tument terrae et genitalia semina poscunt. tum pater omnipotens fecundis imbribus Aether 310. a vertice, so dass die vom Winde bewegten Wipfel der Bäume das Feuer noch mehr anfachen. 312. Geschieht dies Unglück, so geneset der Stamm nicht wieder, auch die Wurzel vermag nicht neue Sprösslinge zu treiben, wenn man den Stamm abschneidet, sondern es lebt nur der unnütze wilde Oelbaum fort und überstaudet die Brandstelle. 314. infelix oleaster, s. zu A. VI, 230. 317. hiemps, die Kälte des ersten Frühlings oder des Spätherbstes; der eigentliche Winter heisst bruma. G. III, 321. semine iucto, nach Einsenkung des Pflänzlings. 318. concretam, erstarrt, giebt den Grund an, warum die Wurzel nicht anwachsen könne; adfigere steht im reflexiven Sinne. 325 319. vere rub., vgl. G. IV, 306. 322. hiemem, die winterlichen Gestirne des Thierkreises. Episode II: Lob des Frühlings, v. 323-345. 323. adeo dient häufig zur Hervorhebung des Hauptgegenstandes: besonders der Frühling. mora, künstliche Pflanzungen; silvae, wildes Gehölz. ne 325. Die Vermählung des Himmels und der Erde ward schon in den ältesten Schöpfungsgedichten besungen und von den späteren Weisen auf Jupiter's Ehe mit Juno angewandt; vgl. Lucret. I, 250.251: pereunt imbres, ubi eos pater Aether in gremium matris Terrai praecipitavit. parturit almus ager Zephyrique tepentibus auris laxant arva sinus; superat tener omnibus umor; inque novos soles audent se germina tuto credere, nec metuit surgentes pampinus austros aut actum caelo magnis aquilonibus imbrem, sed trudit gemmas et frondes explicat omnis. non alios prima crescentis origine mundi inluxisse dies aliumve habuisse tenorem crediderim: ver illud erat, ver magnus agebat orbis et hibernis parcebant flatibus euri. cum primae lucem pecudes hausere virumque terrea progenies duris caput extulit arvis, immissaeque ferae silvis et sidera caelo. nec res hunc tenerae possent perferre laborem, si non tanta quies iret frigusque caloremque inter, et exciperet caeli indulgentia terras. 330. Zephyri, welcher Casus? 331. superat, vgl. G. I, 189. 332. novos soles, die neuen sonnigen Tage. 339. parc. flat., vgl. A. I, 257. 341. terrea progenies, nach der alten, auch von Lucret. V, 789-815 ausgesprochenen Ansicht, dass das Menschengeschlecht aus der Erde entstanden sei, weshalb Lucret. V, 1410 die Menschen genus terrigenarum nennt. Uebrigens wird das adj. terrea durch die folg. W. duris e. ext. arvis nicht bedeutungslos gemacht; durch letztere W. wird näher angegeben, wie die Menschen aus der Erde entsprungen seien, nämlich ebenso wie bei der Erneuerung des Menschengeschlechtes durch Deucalion und Pyrrha, s. E. 6, 31 sq. Das adj. terreus hat V. hier zuerst und, wie es scheint, allein in der Bed, aus der Erde entstanden gebraucht; denn sonst bez. es, wie überhaupt die adj. auf eus, den Stoff, aus dem etwas gemacht ist und besteht, wie terreus agger, murreus. 342. sidera. Die Sterne wurden von den älteren Griechen als lebende göttliche Wesen gedacht, welche 330 335 340 345 durch Dünste der Erde, des Meeres und des Weltstroms Oceanus genährt, am Himmel weideten; vgl. Ovid. Met. I, 72 u. 73: neu regio foret ulla suis animantibus orba, astra tenent coeleste solum formaeque deorum. Fast. III, 111 u. 112: libera currebant et inobservata per annum sidera: constabat sed tamen esse deos. 343. nec res hunc tenerae, auch würden die zarten Gewächse die jetzige (hunc) Beschwerde nicht ertragen, d. h. auch jetzt würden sie ... nicht ertragen, wenn nicht zwischen dem Froste des Winters und der Hitze des Sommers so lange Erholung wäre. 344. Ueber den Schluss des Verses s. z. G. I, 295. 345. frig. cal. inter. V. hat zuerst die Präposition hinter zwei durch eine Copulativpartikel verbundene subst. gestellt, doch nur eine zweisilbige, vgl. unten v. 382 und A. III, 75. Dem Vorgange des V. ist von den Prosaikern besonders Tac. gefolgt, z. B. ann. I, 60: Amisiam et Lupiam amnes inter, IV, 8: dis et patria coram. exciperet, vgl. A. III, 318. - quod superest, quaecumque premes virgulta per agros, Seminibus positis superest diducere terram Ac dum prima novis adolescit frondibus aetas, parcendum teneris, et dum se laetus ad auras palmes agit laxis per purum immissus habenis, ipsa acie nondum falcis temptanda, sed uncis carpendae manibus frondes interque legendae. inde ubi iam validis amplexae stirpibus ulmos 350 355 360 365 von colere steht zuerst bei V. und Hor., dann auch häufig in Prosa. 358-361. Junge Reben stützte man durch zwei niedrige Rohrstangen, calami, oder durch dünne abgeschälte Stäbe, rasae cast. virg.; waren sie älter, durch stärkere Pfähle, valli, und durch mächtige, dem Winde widerstehende Gaffeln, furcae, bis sie die Aeste der Bäume erreichten, an denen sie dann gleichsam von Stock zu Stock, tabulata, immer höher stiegen. 364. laxis habenis. Lucret. V, 785: arboribus datum est variis exinde per auras crescendi magnum immissis certamen habenis; vgl. A. I, 63. V, 662. VI, 1. per purum, durch die reine, freie Luft, vgl. v. 287. 365. ipsa, nämlich aetas, d. i. die noch jungen Laubsprossen. 366. inter legendae, weil man nicht alle Blätter abbrechen soll. exierint, tum stringe comas, tum bracchia tonde ante reformidant ferrum - tum denique dura exerce imperia et ramos compesce fluentis. Texendae saepes etiam et pecus omne tenendum, aut gravis incumbens scopulis arentibus aestas, 368. exierint, vgl. oben v. 81. comas, die oberen Zweige, und bracchia, die Seitenäste, verbindet Vergil auch A. XII, 209. 372. laborum steht hier in derselben Bedeutung wie oben v.343. 373–375. s. d. Anh. 373. indignus steht häufig von dem, was Jemand unverdienter Weise erleidet, also hart, vgl. A. VI, 173. XI, 108. = 374. uri, Büffel. sequaces persecutrices. (Serv.) adsidue ist aus dem Sinne des ärgerlichen Winzers oder der personificirten Rebe gesagt. 375. Ueber die Interpunktion dieses Verses s. d. Anh. 376. Die Winterkälte wird hier in derselben Weise concreta genannt, wie z. B. A. VIII, 508 das Alter tarda heisst. 377. gravis incumbens, vgl. G. 1, 163. 378. venenum dentis, s. zu G. II, 196. 380-384. Als Verwüster des Weinstocks ward der Bock dem Bacchus zum Sühnopfer gebracht. Aus den Gesängen zu Ehren des Bacchus bei diesem Bocksopfer entwickelte sich die von den Attikern 370 375 380 (dem Volke des Theseus) ausgebildete Tragödie, sowie aus dem bacchischen Komos oder Festumzuge nach dem Opfer die Komödie. Der bacchische Komos wird hier nur angedeutet durch den bei demselben von den Landleuten aufgeführten Schlauchtanz ἀσκωλιασμός. Die Landleute verfertigten nämlich aus der Haut des geopferten Bocks einen Schlauch, füllten ihn mit Wein, machten ihn mit Oel schlüpfrig und versuchten dann, mit Einem Fusse auf demselben zu springen. Wer sich oben zu erhalten wusste, war Sieger, das gewöhnliche Missglücken aber gab vielfachen Stoff zum Lachen. 381. veteres ineunt p. ludi. Die dramatischen Vorstellungen (ludi) betraten in alten Zeiten (veteres) die Bühne. proscaenium hiess der vor der Bühnenwand gelegene Theil der Bühne, auf dem die Schauspieler auftraten. 382. praemia. Siegespreise für die Dichter wurden schon in jenen frühen Zeiten gegeben, wo die Dichter und Schauspieler noch auf den Dörfern und besuchten Kreuzwegen ihre bewegliche Bühne aufzuschlagen pflegten, und bestanden in einem Bock, vgl. Horat. ars poet. 220: car |