Idaeasque pices et pinguis unguine ceras scillamque elleborosque gravis nigrumque bitumen. ponere st. deponere, G. II, 14. 403. 449. sulfura viva, natürlicher oder Jungfernschwefel, der auf den liparischen Inseln gegraben wurde. 450. Id. pices, Theer vom phrygischen Ida. pingues ung. cer., Wachs, das viel Fett enthält und dadurch der Salbe Geschmeidigkeit giebt. 452. praesens fortuna laborum, ein wirksames Mittel gegen diese Krankheit, die Räude. 453. potuit rescindere. poluit weist auf den schweren Entschluss bin, die Räudeblattern aufzuschneiden: : so deutet posse häufig den inneren Kampf an, den ein Entschluss kostet, vgl. A. IV, 19. 454. legendo, s. zu G. II, 250. 456. abnegat, aus Verzweiflung an der Wirksamkeit menschlicher Hilfe. Das Verbum abnegare findet sich zuerst bei den Dichtern des august. Zeitalters und ist nur hier und A. II, 637 mit dem inf. verbunden. meliora omnia, vgl. Sall. Vergil I. 6. Aufl. 450 455 460 Cat. 52,29: vigilando, agendo, bene consulendo prospera omnia cedunt. 459. incensos aestus, die glühende Hitze. 460. ferire venam findet sich hier zuerst, später auch bei Colum. VII, 10, in. 461. Bisaltae, ein thracisches Volk um den Strymon. Gelonus, s. zu G. II, 115. 462. cum fug. in Rhod. fugere bez. die Schnelligkeit jener kosakenartigen Völker. Die Bisaltae machten Streifzüge bis zum Rhodope (s. zu E. 6, 30), die Geloni bis in die wasserlose Ebene zwischen der Donau und dem Dniester in der heutigen Niedermoldau (deserta Getarum). Wenn also auch das fugere in Rhod. von den Bis. gesagt wird, so gebraucht Vergil doch im Anschluss an das zunächst vorhergehende Subject den Sing. des Verbums. 463. Unter lac. concretum hat man, wie aus potat hervorgeht, an geronnene Milch zu denken, ebenso Tac. Germ. 23. 464. Ansteckende Seuchen muss man sogleich durch Schlachten des erkrankten Schafes hemmen. molli umbrae, dem Schatten, der ihm behaglich ist, vgl. unten v. 520. 11 videris aut summas carpentem ignavius herbas spemque gregemque simul cunctamque ab origine gentem. tum sciat, aërias Alpes et Norica si quis castella in tumulis et Iapydis arva Timavi nunc quoque post tanto videat desertaque regna pastorum et longe saltus lateque vacantis. 465 470 475 Hic quondam morbo caeli miseranda coorta est tempestas totoque autumni incanduit aestu et genus omne neci pecudum dedit, omne ferarum, corrupitque lacus, infecit pabula tabe. nec via mortis erat simplex, sed ubi ignea venis omnibus acta sitis miseros adduxerat artus, rursus abundabat fluidus liquor omniaque in se ossa minutatim morbo collapsa trahebat. Es verräth Schwäche, wenn ein einzelnes Schaf der Hitze, die andere tragen, häufig entweicht, 467. decedere nocti, s. E. 8, 87. 468. Die Rede wird anakoluthisch zu Ende geführt, denn nach dem vorhergeh. quam videris succedere umbrae sollte man welchen Demonstrativsatz erwarten? vgl. A. VIII, 403. culpam. Dem belebenden Dichter erscheint eine solche Erkrankung als vorsätzlicher Frevel, als tückischer Verrath wider die unbesorgte Herde. 470. aequore. Auf dem Meere toben die Ungewitter am stärksten. 472. aestiva, das Vieh in den Sommergehegen. 474-477. Die norische Viehseuche hatte sich vor kurzem in Vergil's Nachbarschaft von den norischen Alpen bis nach Venetia und dem von den Japyden bewohnten Theile von Illyricum (Timavus, s. E. 8, 6) verbreitet. 480 485 475. castella, Meierhöfe und Dörfer im Gebirge. 476. post tanto. Caes. b. Gall. VII, 60: post paullo. Cic. in Cat. III, 5, 11: post aliquanto. Corn. Paus. 3, 1: post non multo. In allen diesen Verbindungen folgt die genauere Zeitbestimmung der allgemeineren. Episode III: Beschreibung der norischen Viehseuche, v. 478-566. Mit dieser Beschreibung ist die Schilderung der Pest zu Aegina bei Ovid. Met. VII, 523-613 zu vergleichen. 479. Die verderbliche Witterung (tempestas) war die Folge eines zu heissen Herbstes. 482. simplex. Nicht einfache Qual führte zum Tode, denn zuerst dörrte Fieberglut den Körper aus, dann löste ein Schleimerguss die Glieder auf. 485. trah. Der Schleimerguss saepe in honore deum medio stans hostia ad aram, lanea dum nivea circumdatur infula vitta, inter cunctantis cecidit moribunda ministros. aut si quam ferro mactaverat ante sacerdos, inde neque impositis ardent altaria fibris nec responsa potest consultus reddere vates ac vix suppositi tinguntur sanguine cultri summaque ieiuna sanie infuscatur harena. hinc laetis vituli volgo moriuntur in herbis et dulcis animas plena ad praesepia reddunt; hinc canibus blandis rabies venit et quatit aegros tussis anhela sues ac faucibus angit obesis. labitur infelix studiorum atque immemor herbae victor equus fontesque avertitur et pede terram crebra ferit; demissae aures, incertus ibidem (fluidus liquor) zog auch die noch widerstrebenden (dieser Begriff liegt in trahebat) Knochen in sich (den Schleimerguss) hinein, d. h. auch sie verfielen der Auflösung. 486. Die Seuche begann bei den Schafen; selbst das zum Sühnopfer erwählte, also vollkommen gesund erscheinende Schaf ward plötzlich, während es am Altare stand, von der Seuche befallen. Das Schaf war seiner Sanftmuth wegen die hostia maxima, das grösste Sühnopfer der Flebenden. 487. infula, ein Kopfschmuck, bestehend aus einer breiten wollenen Binde, von welcher zu beiden Seiten des Kopfes Bänder, vittae, herabfielen. Sie war als Erkennungszeichen religiöser Weihe der Hauptschmuck der Priester und wurde als Zeichen heiliger Bestimmung und erhaltener Weihe auch - den Opferthieren ums Haupt gebunden. 488. inter cunctantis ministros, während der Vorbereitungen zum Opfer. 489. ante, ehe das Opferthier sichtlich von der Seuche ergriffen war. 490. fibris inde impos., von den Eingeweiden, die von dort, d. h. 490 495 500 vom Opferthiere genommen und auf den Altar gelegt sind. 491. nec responsa potest, weil die Eingeweide schadhaft sind. 492. suppositi. Man bog den Kopf des den unterirdischen Göttern (hier zur Abwendung der Seuche) gebrachten Sühnopfers zur Erde und durchschnitt die Kehle mit untergestelltem Messer; vgl. A. VI, 248. 493. ieiuna sanie, mit magerem Eiter. 498. labitur, nicht: es fällt, sondern: es schwankt (s. z. A. VI, 310), wird hinfällig; so steht labi oft von dem Schwinden der Lebenskraft. infelix studiorum, weil ihm jetzt seine Anstrengungen, die gewonnenen Siegespreise, nichts helfen, vgl. v. 525. Ebenso construirt Sil. Ital. XII, 432: Petilia infelix fidei. Anderer Art ist der Gen. A. IV, 529, s. zu G. IV, 491; vgl. auch zu G. I, 277. 499. fontesque avertitur, es wendet sich ab vom Quellwasser; die Construction ist dem griechischen ἀποστρέφεται τὸ ὕδωρ nachgebildet. Ebenso Stat. Theb. VI, 192: oppositas impasta avertitur herbas; vgl. E. 1, 55. G. III, 383. A. II, 510. III, 284. V, 720. VI, 470. 500. crebra steht adverbial, wie sudor et ille quidem morituris frigidus, aret Lucret. II, 359: crebra revisit. 502. morit., bei den dem Tode verfallenen; das part. fut. a. steht 1) von dem, der durch das Schicksal wozu bestimmt ist, vgl. G. IV, 458. A. VIII, 375. 2) von dem, der wozu entschlossen ist, vgl. A. IV, 604. V, 565. ab alto, tief aus der Brust, ungewöhnlicher Ausdruck, Hor. ep. 11, 10 sagt: lalere petitus imo spiritus. 506. imaque longo ilia singultu tendunt, sie dehnen die untersten Weichen durch langgezogenes (krampfhaftes) Schluchzen. So bezeichnet der Dichter sinnlich den schweren Athem der kranken Thiere. Für ilia tendere, keuchen, sagte man auch: ilia ducere, trahere. Lucan. IV, 757 bezeichnet densel 505 510 515 520 ben Zustand so: defecla gravis longe trahit ilia pulsus: vgl. auch Stat. Theb. VI, 472: longi suspendunt ilia flatus. 508. premil, verengt, weil sie selbst anschwillt. obsessas und premit erhalten ihre Erklärung durch die Schilderung der attischen Pest bei Lucret. VI, 1146: ulceribus vocis via saepta coibat. Vergil hat in seiner Schilderung überall das Ekelhafte gemieden. 509. latices Lenaeos, s. zu G. II, 4. Wein ward den Pferden in mehreren Krankheiten mit einem Horn eingetrichtert. 513. errorem steht als milderer Ausdruck st. furorem. 514. nudis, durch Zurückziehen der Lefzen, ein Zeichen der Wuth. 520. non umbrae. Auf dem Heimwege erkrankt und stirbt auch der zweite Stier. Mit v. 520 erweitert sich wieder, wie v. 503, das Gemälde vom Einzelnen auf das ganze Geschlecht. purior electro campum petit amnis; at ima quid labor aut benefacta iuvant? quid vomere terras 522. electrum bez. hier und A. VIII, 402. 624 eine Composition aus Gold und einem fünften Theile Silber. Dieses electrum leuchtete nach Plin. nat. hist. XXXIII, 23 am Kerzenlicht heller als Silber. ima solv. latera, schlaff hängen die Seiten. 526. atqui, und doch haben sie sich ihre Krankheit nicht durch eigene Schuld, durch Schwelgerei, zugezogen. Massica munera, s. zu G. II, 143. 527. repostae epulae, die verschiedenen Gänge der Leckereien, denen die frondes und der victus simplicis herbae, also wenige und einfache Nahrungsmittel, entgegengesetzt werden. 529. exercita cursu flum., eig. durch den Lauf fortwährend in Athem gehaltene (in Anspruch genommene) Ströme. 530. somn. abr. Das Verbum abrumpere gebraucht V. zuerst vielfach in tropischer Bed., wie fas, A. III, 55. sermonem, A. IV, 388. lucem, A. IV, 631. vitam, A. VIII, 579. Dem Vorgange des V. folgten die späteren Dichter und Prosaiker (namentlich Tac.). Für somnum abrumpere, das auch Sil. 525 530 535 It. XV, 48 vorkommt, sagt V. A. VII, 458 auch rumpere somnum," Hor. ep. I, 10, 18: divellere somnos. Die prosaischen Ausdrücke dafür sind: adimere alicui s., privare aliquem somno, excitare und suscitare ex somno. 532. Iunonis. Es fehlte damals an Rindern zu heiligem Gebrauche. Die Priesterin der Juno zu Argos fuhr auf einem mit zwei weissen Kühen bespannten Wagen in feierlichem Aufzuge zum Tempel. uris s. G. II, 374. 533. donaria, eigentl. Gewölbe zur Aufbewahrung der Tempelschätze, steht hier, ein neuer Ausdruck, als pars pro toto zur Bezeichnung des Tempels selbst. 534. terram rim., durchwühlen die Erde; vgl. G. I, 384. Cic. gebraucht das Verbum nur in der bildlichen Bed. durchforschen. 535. ipsis ung. infod., vgl. Hor. sat. I, 8, 27: scalpere terram unguibus coeperunt. 536. contenta, angestrengt. Lucret. I, 335: oculorum acies contenta. Cic. Tusc. II, 23, 54: onera contentis corporibus facilius fe runtur. |