si canimus silvas, silvae sint consule dignae. Teque adeo decus hoc aevi, te consule, inibit werde er die Freuden des goldenen Zeitalters geniessen (v. 18-25), als Jüngling ruhmvolle Thaten vollbringen (v. 26-36), als Mann zum reichen Segen aller Wesen die Welt beherrschen (v. 37-45). So sei es vom Schicksal bestimmt (v. 46. 47); das Weltall harre seines Kommens (v. 48-52). Würde es dem Dichter beschieden sein, ihn in voller Kraft zu erblicken, so werde er seinem Lobe die schönste Gabe der Muse widmen (v. 53-59). Aber um im Himmel als Gott geehrt zu werden, müsse er das Verlangen der ihm auf Erden bestimmten Mutter erfüllen (v. 60. 61); denn nur wem irdische Eltern zugelächelt, sei in den Kreis der Götter aufgenommen (v. 62. 63). 10 oder virgo führte, s. Ovid. Met. I, 149f.: et virgo caede madentes ultima caelestum terras Astraea reliquit, u. G. II, 473. 74. 9. gens aurea. Cic. de nat. Deor. II, 63: ab illo aureo genere, ut poètae loquuntur. mundus gebrauchen die Dichter öfters vom Erdkreise. Hor. od. III, 3, 53: quicunque mundo terminus obstitit, hunc tangat armis. 10. Lucina ward gewöhnlich Juno als dea pronuba genannt, doch bisweilen auch, wie hier, Diana, welche Lucina oder Genitalis hiess, weil sie den Frauen bei der Geburt beistand; vgl. Hor. carm. saec. 13 bis 17: rite maturos aperire partus lenis, Ilithyia, tuere matres, sive tu Lucina probas vocari seu Genitalis. Zur 10-11. Apollo herrscht als Schutzgott des Augustus. Sein Name bildet den Uebergang zu der Anrede an den Kaiser. Denn der Consul, welcher in v. 11 angeredet wird, ist nicht Polio, sondern Augustus, der bereits seit 723 beständig Consul gewesen war. Orientirung der Zeitgenossen bedurfte es an Stellen, in welchen die Verwaltung des Reiches im Allgemeinen gepriesen wurde, der Nennung seines Namens nicht mehr; vgl. Hor. epist. I, 16, 25 ff. si quis bella tibi terra pugnata marique dicat et his verbis vacuas permulceat aures: 'lene magis salvum populus velit, an populum tu, servet in ambiguo, qui consulit et orbis et incipient magni procedere menses; Ille deum vitam accipiet divisque videbit permixtos heroas et ipse videbitur illis pacatumque reget patriis virtutibus orbem. At tibi prima, puer, nullo munuscula cultu errantis hederas passim cum baccare tellus mixtaque ridenti colocasia fundet acantho. ipsae lacte domum referent distenta capellae ubera nec magnos metuent armenta leones. ipsa tibi blandos fundent cunabula flores. occidet et serpens et fallax herba veneni occidet; Assyrium volgo nascetur amomum. At simul heroum laudes et facta parentis iam legere et quae sit poteris cognoscere virtus: molli paulatim flavescet campus arista tibi et urbi, Iupiter' Augusti laudes agnoscere possis. 11. decus hoc aevi, dies glänzende (goldene) Zeitalter, womit das grosse Weltjahr, die magni menses beginnen. Ueber die LA. der Handschriften Polio vgl. d. Anh. 13. sceleris, der Bürgerkriege and namentlich der Ermordung Căsars; vgl. Hor. carm. I, 2, 29. 14. inr., getilgt, d. h. dadurch, dass sie getilgt werden. Tacit. annal. XIII, 14: inrita facinora. 15-17. Uebergang von der Einleitung zum Thema des Gedichts. d. v. a. vgl. Hor. carm. III, 5, 2. 3. praesens divus habebitur Augustus. i. v. i. vgl. Hor. c. III, 3, 11. 12. quos inter Augustus recumbens purpureo bibit ore nec- patriis den vom Vater ererbten vgl. G. I, 52. 18. Mit dem Ausdruck scharfer Entgegenstellung geht der Dichter von dem Lobe des Augustus zu den Worten über, mit welchen er den in v. 8 genannten puer anredet. 18-25. Schilderung der Knabenzeit des auf Erden lebenden Gottes. Die Züge des Bildes sind den Vorstellungen der Alten von dem goldenen Zeitalter entlehnt; s. G. I, 125 bis 128 und die Beschreibung des goldenen Zeitalters bei Ovid. Met. I, 89-112. 25. Das jetzt nur im Morgenlande (denn Assyrien ist dichterische Bezeichnung des Morgenlandes überhaupt) wachsende amomum, eine Gewürzstaude, wird fast überall zu finden sein. 26-36. Ist der Knabe zum Jüngling herangereift und kann er die Grösse der Vorfahren ermessen, so wird die Erde nicht mehr blos Blumen, sondern auch Früchte von selbst liefern; aber die Menschen sind noch nicht ganz ins goldene Zeitalter hineingewachsen, es ist das heroische Zeitalter zurückgekehrt und bietet dem Jünglinge Gelegenheit zu Auszeichnung und Ruhm. 28. molli arista, mit glatter Aehre, denn diese bedarf der scharfen Stacheln nicht mehr zum Schutze gegen die unschädlich werdenden Vögel. flavescere ist eins der vielen inchoativa, die V. gebildet hat, wie humescere, indurescere, rigescere u. a. incultisque rubens pendebit sentibus uva 'Talia saecla' suis dixerunt 'currite' fusis concordes stabili fatorum numine Parcae. honores, adgredere o magnos aderit iam tempus 30. roscida mella. Nach alter Vorstellung war der Honig Thau. Plin. nat. hist. XI, 12: venit hoc (mel) ex aère et maxime siderum exortu, praecipueque ipso sirio exsplendescente fit. Itaque... folia arborum melle roscida inveniuntur. Senec. ep. 84: quibusdam placet, non faciendi mellis scientiam esse illis, sed colligendi. Daher nennt Verg. ihn G. IV, 1: aërii mellis coelestia dona. Uebrigens vgl. Ovid. Met. I, 112: flavaque de viridi stillabant ilice mella. 34. Der Böotier Tiphys war Steuermann der Argo auf dem Argonautenzuge. 37-45. Schilderung des Glückes der Erde und ihrer Bewohner unter dem zum Manne gereiften Nachfolger des Augustus. 42-45. Die Wolle braucht nicht mehr gefärbt zu werden, weil die Schafe von selbst eine Wolle, die im schönsten Purpur, Hochgelb oder Scharlach (statt der Farben werden 30 35 40 45 die Färbestoffe genannt) prangt, annehmen werden. 46-47. In Eintracht, denn der Wille des Schicksals ist unabänderlich, rufen die Parzen (Klotho, Lachesis und Atropos) ihren Spindeln zu solche Jahrhunderte durchlauft jetzt. currere saecula ist gesagt, wie currere aequora A. III, 191. V, 235 und c. iter aequore A. V, 862; vgl. auch Cic. d. off. III, 10, 42: qui stadium currit. stabili fat. n. ist als abl. causae zu concordes hinzugefügt, giebt also den Grund der Eintracht an und drückt damit zugleich die Gewissheit aus, dass den Worten der Parzen die Erfüllung folgen werde; vgl. Ciris 124: regnumque futurum concordes stabili firmarunt numine Parcae. 48. Nach beendeter Schilderung des ganzen Lebenslaufes wendet V. sich jetzt zu der Geburt des Knaben zurück und ruft ihm zu: Jetzt betritt die erhabene Ruhmbahn. 49. Iovis incr. Foέμμa Arós, mit aspice convexo nutantem pondere mundum terrasque tractusque maris caelumque profundum; aspice, venturo laetentur ut omnia saeclo. O mihi tam longae maneat pars ultima vitae, spiritus et, quantum sat erit tua dicere facta: non me carminibus vincet nec Thracius Orpheus, nec Linus, huic mater quamvis atque huic pater adsit, Orphei Calliopea, Lino formosus Apollo. Pan etiam, Arcadia mecum si iudice certet, Pan etiam Arcadia dicat se iudice victum. Incipe, parve puer, risu cognoscere matrem: matri longa decem abstulerint fastidia menses. incipe, parve puer: cui non risere parentes, nec deus hunc mensa, dea nec dignata cubili est. Bezug auf v. 7 gesagt. Viersilbige Wörter, die einen Dispondeus enthalten, geben am Ende des Verses der Rede den Charakter feierlicher Würde; vgl. G. I, 221. A. II, 68. VIII, 167. Der Schluss des Spondiacus ist in diesem V. von den vier ersten Versfüssen in einer Weise getrennt, zu der sich in den älteren Eklogen kein Analogon findet. Denn die beiden Verse, welche in diesen mit einem Dispondeus schliessen, endigen mit einem Molossus, dem ein Choriambus vorangeht: 5, 38 purpureo narcisso; 7,53 castaneae hirsutae. 50-52. Wie die Dichter die Erde beim Erscheinen eines Gottes freudig erzittern lassen, so lässt Vergil hier das Weltall dem erwarteten Herrscher entgegenbeben (nutare). convexo pondere wird das Weltall genannt nach der Gestalt des gewölbten Himmels. terrasqué s. z. A. VII, 186. tentur A. LA. laetantur. lae 54. spiritus, Athem, die Stimme des Sängers. 55. Hier beginnt der Nachsatz: dann soll u. s. w. 56. hic - hic dichterisch (und hier wohl zuerst) für hic ille, vgl. A. VII, 473. 506. IX, 572. X, 9. 50 55 60 adsit. Die Anwesenheit der Götter zeigt sich in dem kräftigen Beistand, den sie leisten. 57. Orphei, griech. Dat. Orpheus und Linus, die berühmtesten Sänger der Heroenzeit, jener ein Sohn des thracischen Stromgottes Oeagrus und der Muse Calliope, dieser ein Sohn des Apollo und der Muse Urania. Des Orpheus Schicksal s. G. IV, 454f. 59. Arcadia iudice, vor Arkadiens Richtern. 60.,,Die Mutter lächelt das Kind an, dessen Geburt ihre innigsten Wünsche erfüllt, und sein erster Blick fällt auf die lächelnde Mutter." Düntzer. Der Ablativ risu dient zur Bezeichnung des mit der Handlung verbundenen Umstandes, vgl. A. XI, 208. 61. Die Cäsur ist wie in v. 15 nach der Präposition. longa fastidia, den Ueberdruss der langen Sehnsucht. Ueber die LA. tulemnt s. d. Anh. 62-63. Diesen Versen liegt die Vorstellung zu Grunde, dass den zur Gemeinschaft mit den Göttern Berufenen nur die Vollendung ihrer irdischen Laufbahn den Himmel öffnet; vgl. Hor. c. III, 3, 9-16 und G. I, 31. ME. ECLOGA V. MENALCAS. MOPSUS. Cur non, Mopse, boni quoniam convenimus ambo, tu calamos inflare levis, ego dicere versus, hic corylis mixtas inter consedimus ulmos? мо. Tu maior; tibi me est aequum parere, Menalca, Ecl. 5. Zwei Hirten, Menalcas und Mopsus, welche der Zufall zusammenführt, singen in einer von Weinreben umrankten Grotte ein amöbäisches Lied. Mopsus beklagt den Tod des Daphnis, Menalcas feiert seine Apotheose. Zum Andenken an ihren Wettgesang tauschen sie beim Scheiden Geschenke unter einander aus. Das Gedicht ist eine Studie Vergils. In 25 Verse (v. 20-44) hatte er den Inhalt der ersten Idylle des Theokrit zusammengefasst. Diesen stellte er ein eigenes Gedicht von gleichem Umfange und gleicher Eintheilung gegenüber (v. 56-80). Aus beiden bildete er einen Wechselgesang, zu dem er die Einleitung, den Uebergang und den Schluss aus der 1., 3. und 6. Idylle des Theokrit entlehnte. Die allegorische Erklärung, nach welcher unter Daphnis Cäsar verstanden sein soll, ist mit der Form und dem Inhalt des Gedichtes nicht vereinbar. 1-3. Vgl. Theokr. 1, 12-14: Ans ποτὶ τᾶν Νυμφᾶν, λῇς αἰπόλε τεῖδε καθίξας, ὡς τὸ κάταντες τοῦτο γεάλογον αἵ τε μυρίκαι, συρίσδεν, τάς δ ̓ αἶγας ἐγὼν ἐν τῷδε νομευσῶ. 1. Men. fordert den Mopsus zu einem freundschaftlichen Wechselgesange auf, bei welchem jeder nach dem gewöhnlichen Vorspiele singen soll. inflare, bonus, geschickt, kundig (vgl. A. IX, boni 5 572), ist mit dem inf. verbunden, den Dichter allen Adject., die eine nähere Bestimmung erhalten sollen, nach griech. Weise hinzufügen; vgl. Val. Flacc. I, 438: gladio bonus ire per hostes. Mit bonus aber hat V. zuerst den inf. verbunden. 2. calamos inflare levis, die leichte (ländliche) Flöte zu schwellen. In welcher verschiedenen Bed. steht calamus levis bei Phaedr. fab. IV, 2, 1-2: ioculari tibi videmur, et sane levi, dum nihil habemus maius, calamo ludimus, und warum gebraucht Ph. den Sing., Vergil den Plural von calamus? 3. cur non consed., Nachahmung des griech. tí où mit dem ind. aor. 5. mot. Das poetische motare zeigt die häufige Wiederholung der Bewegung an. 6. succedere steht hier mit wiederholter Präposition, dann mit dem Dat., sonst kommt bei V. nur die letzte Construction vor. Ueberhaupt pflegt V. bei zusammengesetzten Verben die Präposition nicht zu wiederholen, er thut dies nur bei einigen Zusammensetzungen mit ab (wie avertere, abducere, absistere), ad (wie adesse, adsistere), ex (wie efferre, eripere) und in (wie impellere, illidere, ingerere), ohne jedoch daneben die Construction mit dem Dat. auszuschliessen. 7. Der Weinstock umschlingt mit zerstreuten Ranken die Grotte. |