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M. Haec memini, et victum frustra contendere Thyrsim. ex illo Corydon Corydon est tempore nobis.

ECLOGA VIII.

DAMON. ALPHESIBOEUS.

Pastorum Musam Damonis et Alphesiboei, immemor herbarum quos est mirata iuvenca certantis, quorum stupefactae carmine lynces, et mutata suos requierunt flumina cursus, Damonis Musam dicemus et Alphesiboei.

Tu mihi, seu magni superas iam saxa Timavi,

70. Seit der Zeit ist Corydon mir ein Corydon, d. h. der Name Corydon selbst ist Ehrentitel geworden und bezeichnet κατ' ἐξοχήν den trefflichsten Dichter; vgl. Quint. X, 1, 112: Cicero apud posteros id consecutus est, ut-iam non hominis nomen, sed eloquentiae habeatur. Weniger gewählt drückt Theokrit (8, 92) denselben Gedanken mit den Worten aus: Knx τούτω πρᾶτος παρὰ ποιμέσι Δάφνις Eyerto. Die Eigenthümlichkeit ἔγεντο. der von Vergil gewählten Figur bezeichnet Quint. inst. IX, 3, 67 mit den Worten: verbo idem verbum plus significanter subiungitur.

Eel. 8. In dieser Ekloge, welche den Wettstreit des Damon und Alphesiboeus enthält, besingt Damon die Verzweiflung eines Hirten über die Untreue seiner Geliebten, Alph. die Zaubermittel, die ein Landmädchen anwendet, um den ungetreuen Liebhaber zu sich zurückzuführen. Auch dies Gedicht ist eine Studie des Vergil. Er hat in ihm den Inhalt der 2. und 3. Idylle des Theokrit zu einer Dichtung, der er die Form der zweiten Idylle gab, verschmolzen.

1-5. Gleichen Sinn für den Gesang zeigen Thiere und leblose Naturgegenstände E. 6, 27-29. pastorum ist mit Musam zu ver

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binden und s. v. a. Musa silvestris (E. 1, 2), rustica (E. 3, 84), agrestis (E. 6, 8). iuvenca. Der sing. steht in collectivem Sinne, wie häufig bei Verg., auch zwischen plur., wie E. 4, 40. G. II, 443. III, 410.

4. Der acc. suos cursus hängt nicht von requierunt ab, sondern ist als accus. limit. zu mutata hinzugefügt. Der Sinn also: nachdem die Flüsse ihren natürlichen Lauf zu den Sängern hin abgewandt haben, stehen sie still und lauschen dem Gesange.

6-13. Diese Verse enthalten eine Widmung, welche mit dem Inhalt der Ekloge in keiner Verbindung steht. Servius bezog die Anrede (v. 6) auf Augustus. Andere unter den alten Erklärern stellten, wohl durch v. 10 verleitet, die Vermuthung auf, dass die Zuschrift an Asinius Polio, den Besieger der Parthiner, gerichtet sei. War diese Ansicht richtig, so musste die Ekloge im J. 39 gedichtet sein. Da nun dieses Datum mit der Hypothese, nach welcher sämmtliche Eklogen in den Jahren 41-39 verfasst sein sollen, übereinstimmt, so hat diese weniger verbürgte Annahme allmählich die besser begründete Erklärung verdrängt. Haben wir aber in den Eklogen, wie sie gegenwärtig vor

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sive oram Illyrici legis aequoris, en erit unquam ille dies, mihi cum liceat tua dicere facta? en erit, ut liceat totum mihi ferre per orbem sola Sophocleo tua carmina digna cothurno? a te principium, tibi desinam. accipe iussis carmina coepta tuis atque hanc sine tempora circum inter victricis hederam tibi serpere laurus.

Frigida vix caelo noctis decesserat umbra, cum ros in tenera pecori gratissimus herba, incumbens tereti Damon sic coepit olivae.

liegen, eine zweite Recension vor uns, welche Vergil in den Jahren 27-25 vollendete, so liegt kein Grund mehr vor, von der Interpretation des Servius, mit der sowohl die Erhabenheit der an dieser Stelle gewählten Ausdrücke, als auch die spätere Entwicklung der vergilischen Dichtung völlig übereinstimmt, abzuweichen.

Zur Bestimmung der Zeit, in welcher die Widmung geschrieben ist, bieten sich folgende Momente dar: 1) Durch einen grossen Erfolg des Kaisers fühlte sich Vergil dazu aufgefordert den kriegerischen Ehren den Gruss des Dichters hinzuzufügen (v. 12. 13). 2) Augustus befand sich nicht in Rom, sondern auf einer durch Stürme aufgehaltenen Reise von Griechenland nach Italien (v. 6. 7). 3) Vergil hatte bereits den Plan gefasst die Thaten des Augustus zum Mittelpunkt eines Epos zu machen (v. 8). 4) Er wurde noch durch eine Arbeit, deren Vollendung nicht ganz nahe zu sein schien, an der Ausführung dieses Planes gehindert (v. 7. 8).

Hiernach ist es wahrscheinlich, dass die Verse 6-13 im Jahre 30 verfasst sind, in welchem Vergil mit der Dichtung der Georgica beschäftigt war und Augustus, durch die Nachricht von einem Soldatenaufstande erschreckt, eilig von Samos nach Rom zurückkehrte. Auf der Ueberfahrt wurde er zweimal, zuerst an der ätolischen, dann an

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der illyrischen Küste durch Stürme aufgehalten. Man konnte also in Rom über den Weg, den er zu nehmen beabsichtigte, nicht unterrichtet sein.

Da Vergil die Widmung ohne jede Verbindung in die in sich abgeschlossene Dichtung eingeschoben hat, so ist anzunehmen, dass die übrigen Theile der Ekloge früher, nach v. 12 wohl auf Anregung des Augustus selbst gedichtet sind.

6. mihi dativus ethicus. - Ueber die Auslassung des Namens s. z. E. 4, 10. 11. Timavi. Serv.: ubi, ubi es, o Auguste, sive Venetiae flumen transcendis; nam Timavus fluvius est Venetiae.'

7. en unquam, s. zu E. 1, 67.

10. Servius: 'ac si diceret: quamquam impar sit ingenium meum laudibus tuis. nam tuae laudes merentur exprimi Sophocleo tantum cothurno.'

11. a te princ., Hom. II. IX, 97: ἐν σοὶ μὲν λήξω, σέο δ ̓ ἄρξομαι, vgl. E. 3, 60 u. s. d. Anh.

An

dieser Stelle des Verses gestattete sich Vergil den Hiatus zwischen einer Kürze und einer Länge, vgl. E. 3, 79. 6, 44.

12. carmina, die Lieder des Damon und Alphesiboeus.

13. Ueber den Epheu s. zu E. 7, 25.

15. est ist hinter herba ausgelassen, weil der Dichter zum Nachsatze eilt, vgl. G. III, 326. A. VII, 374.

16. Leitet V. den logischen Vor

D. 'Nascere praeque diem veniens age, Lucifer, almum, Str. a. coniugis indigno Nisae deceptus amore

dum queror et divos, quamquam nil testibus illis profeci, extrema moriens tamen adloquor hora.

incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. Maenalus argutumque nemus pinosque loquentis semper habet; semper pastorum ille audit amores Panaque, qui primus calamos non passus inertis.

incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. Mopso Nisa datur: quid non speremus amantes? iungentur iam grypes equis, aevoque sequenti cum canibus timidi venient ad pocula dammae. Mopse, novas incide faces: tibi ducitur uxor; sparge, marite, nuces: tibi deserit Hesperus Oetam.

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17-20. Der unglückliche Liebhaber, dessen Klagen Damon singt, hat die Nacht durchwacht und sieht jetzt den Morgenstern den Tag verkündigen, der seine Geliebte (coniux, wie dasselbe Wort v. 66 den Geliebten bezeichnet), die ihm so oft bei den Göttern Treue geschworen hatte, aber seiner Liebe nicht werth war, mit dem glücklichen Nebenbuhler Mopsus verbinden soll.

21. Maenalus, ein Berg Arkadiens.

22. Die Fichten heissen aus demselben Grunde loquentes (vgl. A. XI, 458. XII, 475), aus welchem der Hain argutum genannt wird, s. zu E. 7, 1.

24. Ueber Pan s. zu E. 2, 33. 26-28. Da einem Mopsus sich die reizende Nisa verbindet, so kann man ebenso unnatürliche Verbindungen in der Liebe erwarten, als wenn die Greife einträchtig mit den Pferden am Joche zögen (iung., vgl. E. 3, 91), oder furchtsame Damhirsche

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રૂં છું

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mit den Hunden zur Tränke kämen. So haben wir hier eine Steigerung: die feindlichsten Thiere werden, durch die Menschen gezwungen, einträchtig arbeiten, ja sie werden aus eigenem Antriebe ihre gegenseitige Feindschaft aufgeben und friedfertig neben einander hergehen. Das Letztere wird allerdings erst später geschehen können als das Erstere, darum aevo sequenti.

27. Die Greife (grypes), ein Fabelthier des Alterthums, an Grösse einem Löwen gleich, mit Flügeln und dem krummen Schnabel eines Raubvogels versehen, lebten in fortwährendem Kampfe mit den stets berittenen Arimaspen, einer Völkerschaft im äussersten Nordosten, s. Herod. III, 116. IV, 13. 72, daher ihre Feindschaft mit den Pferden.

28. timidi. Verg. giebt den W. damma and talpa (vielleicht zur Vermeidung des ὁμοιοτέλευτον) das genus mascul., s. G. 1, 183. III, 539.

29-30. Das dem Mopsus bevorstehende Glück sich ausmalend bezeichnet der unglückliche Nebenbuhler die Hauptmomente des heutigen Tages: die Abführung der Braut aus dem elterlichen Hause unter Fackelbegleitung; den Hochzeits

incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. o digno coniuncta viro, dum despicis omnis dumque tibi est odio mea fistula dumque capellae hirsutumque supercilium promissaque barba, nec curare deum credis mortalia quemquam.

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incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. saepibus in nostris parvam te roscida mala dux ego vester eram vidi cum matre legentem. alter ab undecimo tum me iam acceperat annus; iam fragilis poteram ab terra contingere ramos. ut vidi, ut perii! ut me malus abstulit error!

incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. nunc scio, quid sit Amor; duris in cotibus illum aut Tmaros aut Rhodope aut extremi Garamantes nec generis nostri puerum nec sanguinis edunt.

incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. nunc et ovis ultro fugiat lupus, aurea durae

schmaus, während dessen der Brautigam unter die auf der Strasse versammelte Jugend Nüsse auswarf; das Betreten des cubile zur Zeit, wo der bei Sonnenuntergang über dem thessalischen Oeta erscheinende Abendstern dies Gebirge bereits verlassen hat. — novas inc. faces. Da novus das Neue, was früher noch nicht existirte, bezeichnet, so bringt es oft in den Satz den Begriff des Anfangs einer Thätigkeit; so hier: fange an, Fackeln (aus Kienspänen) zu schneiden, vgl. A. VII, 554. VIII, 695.

32-35. Die früher so wählerische Nisa beirathet den Mopsus! So strafen die Götter den Uebermuth.

34. hirs. superc. In ihrem Uebermuthe schalt die Nisa des Anbeters prachtvolle Brauen struppicht und seinen wohlgezogenen Bart übermässig lang. in saepibus, in dem umhegten Garten, so in dumis G. IV, 130.

38. legentem, vom Baume pflükken, vgl. E. 2, 51. 3, 70. 92.

39. aller ab und., d. h. er war eben aus dem 11. in das andere oder nächste Jahr getreten, vgl. E. 5, 49.

41. Ut vidi, ut perii! wie ich

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dich sah, wie entbrannte ich von Liebe! malus error, Liebeswahn. - Den Hiatus zwischen zwei Längen gestattet sich Vergil in den Eklogen nur hinter der 3. und 5. Arsis. Vgl. noch Theokr. 2, 82: χώς ἴδον ὡς ἐμάνην ὡς μεν πέρι θυμὸς ἰάφθη.

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43-45. Vgl. A. IV, 365-67 u. Theokr. 3, 15. 16.

rus.

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44. Tmarus, ein Gebirge in EpiRhodope, s. zu E. 6, 30. extremi Garamantes, weil die Garamanten, ein Volk Afrika's oberhalb Gätuliens (des heutigen Fezzan), den entlegensten Theil der damals bekannten Erde bewohnten, vgl. A. VI, 794.

45. edunt., Die Dichter gebrauchen häufig nach griechischer Weise das Praes. von einer schon abgeschlossenen, aber durch ihre Wirkungen in die Gegenwart reichenden Handlung; so hier edunt, xiκτουσι, sie haben ihn erzeugt und sind seine Eltern. Vgl. A. VIII, 141. 294. IX, 266. X, 518.

52-56. Amor vermag das Widernatürliche natürlich, das Unmögliche möglich zu machen. mala, Quitten, wie E. 3, 71.

aurea

mala ferant quercus, narcisso floreat alnus, pinguia corticibus sudent electra myricae, certent et cycnis ululae, sit Tityrus Orpheus, Orpheus in silvis, inter delphinas Arion.

incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. saevus Amor docuit natorum sanguine matrem commaculare manus. crudelis tu quoque, mater! crudelis mater magis an puer inprobus ille?

incipe Maenalios mecum, mea tibia, versus. inprobus ille puer; crudelis tu quoque, mater omnia vel medium fiant mare. vivite, silvae : praeceps aërii specula de montis in undas deferar; extremum hoc munus morientis habeto. desine Maenalios, iam desine, tibia, versus.'

Haec Damon; vos, quae responderit Alphesiboeus,

dicite, Pierides; non omnia possumus omnes.

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A. 'Effer aquam et molli cinge haec altaria vitta Antistr. a. verbenasque adole pinguis et mascula tura,

53. Den Bernstein schwitzten nach der Fabel (vgl. Ovid. Met. II, 364 f.) die Erlen oder Pappeln des Eridanus aus, nicht aber niedrige Gesträuche, wie die Tamarisken (myricae).

54. Ueber den Schwanengesang Cic. Tusc. 1, 30, 73: itaque commemorat, ut cygni, qui non sine causa Apollini dicati sint, sed quod ab eo divinationem habere videantur, qua providentes, quid in morte boni sit, cum cantu et voluptate moriantur: sic esse faciendum. Ueber die Construction von certare s. zu E. 5, 8. Der schlichte Hirtensänger Tityrus könnte ein Orpheus (s. zu E. 3, 46) und ein Arion (s. Ovid. Fast. II, 79-118) sein.

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47-49. Amor trieb Medea dazu ihre beiden Kinder zu ermorden, als Iason sich mit Glauce, der Tochter des korinthischen Fürsten Creon, vermählte, vgl. Ovid. Met. VII, 350-97.

50. 58. 'Ruchlos war der Antrieb des Gottes, grausam die That der Mutter; (frevelhaft wäre es ihnen zu folgen) eher möge das

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Meer alles bedecken. Lebet wohl, ihr Wälder.' Mit diesen Worten entsagt der Verzweifelnde dem Verlangen nach Rache und beschliesst seinem Leben gewaltsam ein Ende zu machen.

60. habeto. Anrede der treulosen Geliebten, der er sein Leben als letztes Geschenk darbringt. Vgl. Theokr. 23, 20: δῶρά τοι ἦλθον λοίσθια ταῦτα φέρων, τὸν ἐμὸν Boózov.

61. desine, transitiv, wie E. 5, 19. Vgl. Theokr. 1, 131: Anyere βουκολικᾶς Μοῖσαι, ἴτε, λήγετ' ἀοιδᾶς.

62-63. Den höheren Gesang des Alphes. sollen die Musen selbst (s. zu E. 3, 85) vortragen, weil er, der Dichter, dazu nicht im Stande sei. So erkennt Vergil dem folgenden Gesange den Preis zu.

64-67. Die Zauberin steht bei einem auf dem Hofe aufgerichteten Altare und fordert ihre Gehilfin Amaryllis auf, die Vorbereitungen zur magischen Feier zu treffen : nämlich Weihwasser (aus dem Hause) zu bringen, den Altar mit

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