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endete die Eklogen in den drei Jahren 27-25*) und schloss die Umarbeitung der Georgica im Jahre 25 ab, so dass er im Ganzen auf dieses Werk 7 Jahre (31-25) verwandt hat **).

Die neue Ausgabe erschien, als er die erste Hälfte seiner zweiten grossen Dichtung fast schon beendigt hatte. Gleich als ahnte er, dass ihm nur ein kurzes Leben beschieden sei und dass er seine Zeit eifrig zusammennehmen müsse, wenn er sein G. III, 16-48 gegebenes Versprechen, den Octavianus durch ein Epos zu verherrlichen, erfüllen wolle, legte er unmittelbar nach der ersten Veröffentlichung der Georgica Hand an sein berühmtestes und von den Römern mit unglaublicher Sehnsucht erwartetes Werk, die Aeneide, ein Epos in 12 Büchern, das er jedoch nicht so vollendet, wie die Georgica, hinterlassen sollte. Im Jahre 19 nämlich reiste er nach Griechenland, um hier und in Kleinasien die letzte Feile an dies Werk zu legen; doch in Athen traf er auf den aus dem Oriente zurückkehrenden Octavian und liess sich von diesem zur Umkehr nach Italien bereden. Schon kränkelnd bestieg er das Schiff, und sein Uebelbefinden nahm während der Ueberfahrt so zu, dass er bald nach seiner Ankunft in Italien zu Brundisium am 22. Sept. 19 starb. Kurz vor seinem Ende soll Vergil die Absicht gehabt haben, die Aeneide als ein noch nicht gehörig durchgefeiltes Werk zu verbrennen; an der Ausführung dieses Vorhabens durch seine Freunde Tucca und Varius verhindert, vermachte er ihnen in seinem Testamente die Aeneide mit dem Auftrage, alles Unvollendete zu streichen, aber nichts hinzuzufügen. Inwiefern Tucca und Varius diesem Verlangen entgegengekommen sind, wissen wir nicht; nur wird von einigen Grammatikern berichtet, dass sie die 4 einleitenden Verse der Aeneide und eine Stelle im zweiten Buche (v. 567-588) strichen, sonst aber nichts tilgten.

Vergil wurde von den Römern für einen ihrer grössten Dichter gehalten. Seine Sprache diente allen späteren Dichtern zur Norm, seine Werke wurden in den Schulen Jahrhunderte lang gelesen und von gelehrten Grammatikern, wie von Servius aus der Zeit des Kaisers Theodosius, vielfältig und sorgsam erklärt. Die Gründe dieses Ruhmes sind theils in der Wahl und

werden durfte, so können diese Worte wohl nur bedeuten, dass Vergil von beiden Gedichten eine zweite, ihm völlig genügende Recension veranstaltet hat.

*) Reifferscheid Suet. p. 60, 5: bucolica triennio Asinii Pollionis suasu perfecit.

**) Serv. comm. ad Aen. Lion t. I. p. 1: georgica, quae scripsit emendavitque septem annis.

Behandlung seiner Stoffe, theils in der vollendeten Form, die er seinen Gedichten gab, zu suchen. Denn nicht genug, dass er die Härten und Archaismen*) der früheren Dichter vermied, er wusste den Griechen auch viele Wendungen und Feinheiten abzulauschen und seiner Darstellung Fülle, Eleganz und Würde zu geben. Nicht minder gross sind seine Verdienste um die Ausbildung des Hexameters **); kein anderer römischer Dichter hat es wie er

*) Einzelne Archaismen finden sich allerdings auch im Verg., doch sind sie theils absichtlich aufgenommen, um der Rede alterthümlichen Anstrich zu geben, theils aus Noth gebraucht, um Worte und Formen für den Hexameter zu gewinnen. Dahin gehören die Formen ast, quianam, olli (f. illi), ollis, der Genet. auf ai, der Dat. auf u, der Inf. pass. auf ier (wie immiscerier G. I, 454), fuat, faxo, iusso, Ausstossung des Vocals kurzer Silben, wie repostus, periclum, aspris (A. II, 379), und Abwandlung der Verba nach der dritten, als der ältesten und ursprünglichen Conjugation, wie lavere (f. lavare), fervere, fulgere, stridĕre, potitur (A. III, 56).

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**) Den Hiatus erlaubt sich Verg. 1) nach der Arsis des 2. 3. 4. und 5. Fusses, besonders in Nom. propr. bei hinzutretender Interpunction, 2) nach und in der Thesis gewöhnlich nur, wenn nach griech. Vorgange eine lange Silbe verkürzt wird, wie E. 3, 79: valē, valě, inquit, lolla, besonders bei Nom. propr. und Interjectionen; bei einer kurzen Silbe nur, wenn eine starke Interpunction folgt, wie E. 2, 53. A. I, 405. Die Verlängerung mancher als kurz geltender Silben, von der sich im Verg. viele Beispiele finden, ist meist durch die nachfolgende Caesur begründet. Die Synizesis findet sich bei Verg. viel seltener, als bei den früheren römischen Dichtern: ausser in Nom. propr. meist nur bei ee (wie in den Formen von deesse), ei (wie ferrei, anteirent), eo (wie alveo, aureo), selten bei ea (aurea A. I, 698. ocreas A. VII, 634). — Nach Silben, welche von Natur kurz sind und erst durch die Synizesis lang werden, hat Vergil die Verschleifung des i mit der folgenden Kürze nur in der 1. 2. und 5. Thesis, die Verschleifung des u mit der folgenden Kürze nur in der 1. und 5. Thesis angewendet. Die Verschleifung des i mit folgendem kurzen Vocal nach einer von Natur langen Silbe hat sich Vergil nur in der Thesis des 6. Fusses gestattet (vgl. precantia A. VII, 237 omnia G. IV, 221). Hiervon bilden jedoch eine Ausnahme die Composita von semis, welche mit choriambischer Messung (semihominis A. VIII, 194 und semianimis A. X, 396) in der ersten Hälfte des Hexameters vorkommen. Von Verbalformen finden sich im Vergil nur precantia A. VII, 237 und arietat A. XI, 890 durch die SyEine Zusammenziehung von uu in u erlaubt sich Verg, nur in currum, A. VI, 653 und in manum, A. VII, 490. - Die Verbindung der Synizesis mit der Elision hat er sich nur in der Thesis des 1. Fosses gestattet, vgl. E. VIII, 81. G. IV, 243. A. X, 487; XII, 847. Die Tmesis kommt im Verg. ausser bei den auch adverbial gebrauchten zweisilbigen Präpositionen, wie super, circum, praeter, nur so vor, dass die Präposition durch ein angehängtes que von ihrem zugehörigen Worte getrennt ist. wie A. IX, 288: inque salutatam.

nizesis verkürzt.

verstanden, den beabsichtigten Eindruck durch den Rhythmus hervorzuzaubern.

Wenden wir uns jetzt zur näheren Betrachtung der einzelnen Werke Vergil's.

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1) Eclogae. Die 10 Gedichte, welche spätere Grammatiker eclogae, d. h. ausgewählte Lieder gleichen Inhalts nannten, unter welchem Namen Vergil selbst sie veröffentlicht hat, wissen wir nicht, gehören der bukolischen Dichtart an. Erfinder und Vollender dieser Dichtart war der Sicilier Theokrit, der einige Zeit zu Alexandria am Hofe des Ptolemäus Philadelphus (285-246 v. Chr.) lebte, später aber unter Hiero's II. Regierung (269-215 v. Chr.) nach Syrakus zurückkehrte. Unter den Griechen fand er an Bion und Moschus Nachahmer. Von den Römern versuchte es mit Erfolg zuerst Vergil, in seine Fusstapfen zu treten. Er fühlte sich durch seine Idyllen angezogen; es sprach ihn darin das warme Gefühl für Naturschönheiten und die schöne Zeichnung des einfachen und natürlichen Lebens der Hirten an: und hierin suchte er seine Gedichte denen des Griechen ähnlich zu machen; sonst aber findet sich ein bedeutender Unterschied zwischen den bukolischen Liedern Theokrit's und Vergil's. Während Theokrit als glücklicher Landschaftsmaler uns überall die Scene klar vor die Augen führt, verschwimmen Vergil's Landschaftsbilder, ausser wo er uns die Lage seines eigenen Gutes schildert (E. 1, 47-59. 7, 11-13. 9, 7-9), ins Unbestimmte; während Theokrit als scharfer Beobachter und Menschenkenner überall den rechten Volkston zu treffen weiss, haben Vergil's Hirten die Kenntnisse und reden im Tone der gebildeten Römer; während Theokrit endlich aufs glücklichste individualisirt, allegorisirt Vergil auf künstliche Weise. Denn nicht die unwiderstehliche Gewalt dichterischer Begeisterung, sondern die sorgfältige Lecture, bei der er sein Talent für poetische Anempfindung und Nachbildung erprobte, gab ihm den Antrieb zu den ersten Versuchen. Aber schon in diesen übertraf er durch die Praegnanz und Fülle des Ausdrucks die Diction der älteren Dichter. Sie erregten die Aufmerksamkeit der Kenner und verschafften dem Verfasser die Gunst der Machthaber, welche im Stande waren, ihn vor den Gefahren des Bürgerkrieges zu schützen; jedoch erkannte er bald, dass der Bewunderung der Form das Interesse für den Inhalt nicht gleichkam. Er suchte daher das Gebiet der Idylle zu erweitern. Während er die Personen und Wendungen des bukolischen Liedes beibehielt, wählte er zum Gegenstande seiner Dichtungen Themata von höchster, allgemein

nationaler Bedeutung. So wurde er der Schöpfer der allegorischen Idylle. Mag man über den Werth dieser Dichtungsart urtheilen, wie man will, jedenfalls verdient, wie Süpfle sehr richtig bemerkt, „die geistreiche Erfindung mancher Situationen, der Reichthum an Bildern, die Zartheit und Feinheit seiner Anspielungen. auf die politischen Begebenheiten und seine eigenen Verhältnisse, die edle Form und Ausführung der Gedichte, und endlich die Beherrschung der für diese Dichtungsart damals noch nicht ausgebildeten Sprache unsere ganze Aufmerksamkeit. In diesen Eigenschaften hatte Vergil seinem Zeitalter auch völlig genügt, wie die grosse Bewunderung dieser Gedichte zeigte; er hatte erkannt, dass der Geschmack seiner Zeit vor Allem Schönheit der Form oder eine gewisse Eleganz verlange und ihr gerne die theokritische Treue und Einfachheit aufopfere."

2) Die Georgica. Wie Vergil zu der Vollendung der Eklogen durch Asinius Pollio veranlasst wurde, so erhielt er durch den Maecenas den Anstoss zu der Dichtung der Georgica, s. G. III, 41; wie er in den Eklogen geschickt ein begeistertes Lob seiner Freunde und Gönner anzubringen wusste, so verherrlicht er in den Georgica den Maecenas und den Octavianus; wie sich in den Eklogen ein offener Sinn für die Reize der Natur und des ländlichen Stilllebens ausspricht, so offenbarten die Georgica des Dichters Vorliebe für das Landleben und die ruhigen Beschäftigungen des Landmanns. Aber einen Fortschritt des Dichters offenbaren die Georgica im Vergleich mit den Eklogen in zweifacher Beziehung: einmal zeigt die Sprache nichts mehr von dem in den Eklogen noch bisweilen sichtbaren Ringen mit dem Gedanken, sondern bekundet überall die sichere Hand des Meisters; sodann tritt Vergil in den Georgica völlig selbständig auf, während er in den meisten Eklogen Anlage und Ton dem Theokrit nachzubilden sucht. Waren auch viele der in den Georgica behandelten Gegenstände schon von griechischen Dichtern bearbeitet, so kennen wir doch keinen, der das Gebiet der Landwirthschaft in dem Umfange, den Vergil seinem Lehrgedicht gegeben bat, bearbeitet hätte; und wenn Vergil G. II, 176 sein Gedicht ein Ascraeum carmen nennt, so will er damit keineswegs eine Nachahmung des Hesiodus (ansässig in der böotischen Stadt Ascra) andeuten, sondern nur sagen, dass, wie Hesiodus unter den Griechen zuerst in seinen ἔργα καὶ ἡμέραι Regeln und Vorschriften über Ackerbau und Landwirthschaft gab, so er in den beiden ersten Büchern seiner Georgica unter den Römern zuerst (G. II, 175, sanctos ausus recludere fontes) diesen Gegen

stand dichterisch

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über geschrieben

in Prosa hatten bereits Cato und Varro darbehandelt habe. Vielleicht trug auch gerade die freie, durch kein ängstliches Bestreben, mit einem griechischen Vorbilde zu wetteifern, gebundene Bewegung wesentlich zu der hohen Vollendung bei, die den Georgica in solchem Masse zuzuschreiben ist, dass Bernhardy sie die glücklichste Leistung des Alterthums im Lehrgedicht nennt und urtheilt, dass weder griechische noch römische Kunstpoesie einen höheren Wohllaut in Rhythmus, Ausdruck und Adel der Gesinnung aufzuweisen habe. Der glückliche Takt des Dichters zeigt sich in diesem Werke besonders in der Anlage, in der Vertheilung und in der Behandlung des Stoffes. Dadurch, dass Vergil die ganze italische Landwirthschaft zum Vorwurfe seines Gedichtes machte, hat er sich selbst die Beschränkung aufgelegt, zur Bewältigung eines so gewaltigen Stoffes und zur Vermeidung der Ermüdung seiner Leser über manche Punkte schweigend oder nur andeutend hinwegzugehen; den Stoff aber hat er geschickt so vertheilt, dass er von den niedrigsten zu immer höheren Entwicklungsstufen der Natur fortschreitet: denn indem er im ersten Buche den Ackerbau, im zweiten die Baumzucht, im dritten die Viehzucht und im vierten die Bienenzucht behandelt, gewinnt er von Buch zu Buch einen interessanteren und dankbareren Stoff, dem er durch die überaus glücklich vertheilten Episoden, die von Buch zu Buch einen grösseren Umfang erhalten, und durch alle Mittel der poetischen Ausschmückung noch grösseren Reiz zu geben gewusst hat. Verleihen diese Vorzüge dem Werke einen bleibenden Werth, so musste es für die Römer noch eine besondere Anziehungskraft durch die in der Wahl des Gegenstandes sich aussprechende echt vaterländische Gesinnung des Dichters erhalten; denn da der Ackerbau in den besseren Zeiten der Republik von den Römern hoch geschätzt wurde, so mussten sie in dem Werke des Dichters das rühmliche Streben erkennen, diese zu seinen Zeiten vernachlässigte Beschäftigung wieder zu Ehren zu bringen.

3) Die Aeneis. Auf den Ruhm, den Vergil in den Georgica für sich in Anspruch nahm, das Gebiet der römischen Poesie durch die Bearbeitung eines neuen Feldes erweitert zu haben, musste er in seiner Aeneide verzichten, denn schon manche Römer vor ihm hatten sich im Epos versucht; ja, es galt hier, hochgefeierte Dichter zu übertreffen. Die römischen Epiker vor Vergil zerfallen in zwei Classen, von denen die eine nach dem Vorgange des Livius Andronicus sich in Stoff und Form an die Griechen anschliessend den troischen Sagenkreis ausbeutete, während die andere nur die

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