De tenues pluviae rapidive potentia solis acrior aut Boreae penetrabile frigus adurat. Multum adeo , rastris glaebas qui frangit inertis vimineasque trahit crates, iuvat arva, neque illum flava Ceres alto nequiquam spectat Olympo; et qui, proscisso quae suscitat aequore terga, rursus in obliquum verso perrumpit aratro, exercetque frequens tellurem atque imperat arvis. Umida solstitia atque hiemes orate serenas, agricolae; hiberno laetissima pulvere farra, laetus ager: nullo tantum se Mysia cultu iactat et ipsa suas mirantur Gargara messis. quid dicam, iacto qui semine comminus arva insequitur cumulosque ruit male pinguis harenae, deinde satis fluvium inducit rivosque sequentis et, cum exustus ager morientibus aestuat herbis, 100 92. tenues pl., rieselnder Regen, der zwar nicht so rasch und sichtlich, wie Sonnenglut und starker Winterfrost schadet, aber doch in die feinsten Gänge dringt, und also auch nachtheilig wirkt (denn aus adurat ist zu pluviae dieser allgemeine Begriff zu entnehmen). 93. penetrabile hat hier und A. X, 481, wie viele Adj. auf bilis, active Bedeutung und ist s. v. a. penetrans. 3. Sorgfältige Auflockerung des Bodens. 94–99. Die grossen Erdschollen wurden mit einer mehrzahuigen Hacke (rastrum, Plur. rastri) zerklopft und dann mit einer zahnigen Flechte (erates), einer Art Egge, geeboet. Man pflügte zuerst gradaus, dann querüber, um die durch das Aufreissen der Erde entstandenen Rücken (quae suscilat lerga) zu durchbrechen. II. Bedingungen für das Ge deihen der Saat, v. 100–59. 1. Dienliche Witterung, v. 100—3. Die Aufforderung, um diese günstige Witterung zu beten, ist veranlasst durch die nunmehr beendete Saat, s. v. 104. Vergil I. 6. Aui. 100—103. Mehr als die sorgfältigste Pflege trägt günstige Witterung, d. h. ein nicht zu nasser Winter und ein nicht zu trockner Sommer (solstitia), zum Gedeihen der Saaten bei; auch die ihrer Fruchtbarkeit wegen sprichwörtlich gewordene Gegend um Gargara (die oberste Spitze des quellreichen Ida) in Mysien (einer Landschaft Kleinasiens am Hellespont) gewinnt ihren Kornreichthum fast ohne Pflege (nullo cultu, vgl. E. 4, 18) durch die den Saaten zusagende Witterung. 103. lantum, so sehr, als es dies thut. 2. Zermalmung der Erdschollen, v. 104-5. 104-5. Welche Ernte hat aber erst (bei dienlicher Witterung) der Landmann zu erwarten, der mit eigner Hand (comminus), d. h. mit dem Karst in der Hand, auf dem Felde umhergeht und die grösseren, allzutrocknen Erdschollen zerschlägt. — male ping., vgl. A. II, 23. 735. IV, 8. 3. Wässerung des dürren Bodens, v. 106-10. 106. salis ist nicht das Adv. 107–110. Auch wird der Land ecce supercilio clivosi tramitis undam 110 quid qui, ne gravidis procumbat culmus aristis, luxuriem segetum tenera depascit in herba, cum primum sulcos aequant sata ? quique paludis collectum umorem bibula deducit harena? praesertim incertis si mensibus amnis abundans 115 exit et obducto late tenet omnia limo, unde cavae tepido sudant umore lacunae. Nec tamen , haec cum sint hominumque boumque labores versando terram experti, nihil improbus anser Strymoniaeque grues et amaris intiba fibris 120 officiunt aut umbra nocet. pater ipse colendi haut facilem esse viam voluit, primusque per artem mann für Bewässerung seiner Fel- 111--113. Man liess die junge tigkeit, v. 114-17. 114. Der abl. bib, har. giebt das Mittel an, durch welches die Lachen entwässert werden; Sand wird in die Lachen geschüttet und dieser saugt das Wasser ein. — deducere war der eig. Ausdruck von dem Ableiten eines Gewässers, vgl. unten v. 269. Cic. d. div. II, 32, 69: aqua Albana deducta. 115. inc. mens., die veränderlichen Frühlings- u. Herbstmonate. 116. exit et tenet. Verg. verbindet häufig 2 Sätze durch et mit einander, um die rasche Folge der zweiten zu bez., vgl. G. JII, 347. A. V, 171. 117. sudant, dünsten, A. II, 582. So schon bei Ennius: terra sudat sanguine. 6. Schutzmittel gegen die Plagen der Saat, v. 118-21 u. 155–59. 118. Die wilden Gänse schadeten den Saaten sowohl durch ihre Gefrässigkeit (deshalb improbus), indem sie die Gewächse mit der Wurzel ausrissen, als auch durch ihren brennenden Mist. 120. Die Kraniche verliessen im Herbste den thracischen Fluss Strymon und verwüsteten auf ihrem Zuge nach wärmeren Gegenden die Saatfelder. – am. int. f., die Cichorie mit bitteren Wurzelfasern. 121. umbra. Die Fichten, Ulmen, Eschen etc., mit denen die Aecker gewöhnlich eingeschlossen waren, mussten häufig beschnitten werden, damit sie nicht durch ihren Schatten das Gedeihen der Saaten hinderten; S. v. 155 f. Episodel: Vielfache Noth und dadurch geweckter Erfindungssinn der Menschen seit dem Regierungsan tritt Jupiters, v. 121–54. 122. per art. mov. agros, er setzte die Aecker durch (menschliche) Kunst in Bewegung, d. h. er movit agros curis acuens mortalia corda 140 zwang sie, die Mühe der künstlichen Bestellung zu belohnen. 123. mort. corda. Die Römer setzten die Denkkraft, mens, in das Herz. 125—28. Vor der Herrschaft Jupi. ter's war das goldene Zeitalter unter Saturn, s. A. VIII, 324. 126. Besitzungen durch Grenzsteine und andere Male zu bezeichnen, signare, oder durch Grenzwege, limites, zu scheiden, galt für Unrecht, weil Alles Gemeingut war. 127. in med. q., vgl. G. IV, 157. A. XI, 335. -- ipsaque t., s. zu E. 4, 21. 128. liberius, williger (als es seit dem Regierungsantritte Jupiter's geschah). 131. mellaque, s. zu E. 4, 30.ignemque rem., das Feuer ward aus dem täglichen Gebrauch entrückt und im Kiesel verborgen. 132. Ovid. Met. I, 111 sagt vom goldenen Zeitalter: flumina iam lactis, iam flumina neclaris ibant. 133. usus, s. z. E. 2, 71. – ext. erringe, vgl. G. IV, 315. 328. 134. Warum machte Jupiter dem goldenen Zeitalter ein Ende und erschwerte den Menschen das Leben ? 137. Um die Gestirne zu unterscheiden, merkte man die Zahl der Sterne, aus denen sie bestanden, und gab ihnen Namen. – nom. f. Pl., S. 2. A. III, 18. 138. Arcton, als Gestirn der grosse Bär. Callisto, die Tochter des arkadischen Königs Lycaon, wurde nach Ovid. Met. Ji, 409-532 von der Juno in eine Bärin verwandelt, dann aber von Jupiter unter die Sterne versetzt. 141. funda. Das trichterförmige Wurfnetz, das unten an dem breiten Rande umher mit Bleikugeln beschwert war (funda, półos), wurde klatschend ins Wasser gelassen (daher verberat). — atque alius. Dies alius steht nicht mit dem folg. alius in Verbindung, sondern bezieht sich auf das Vorhergeh. und stellt die Fischer anderen Menschen entgegen, die sich auf andere Weise zu ernähren suchen. 145 150 alta petens, pelagoque alius trahit umida lina; Dicendum et, quae sint duris agrestibus arma, 155 160 142. Der latus amnis, dem man sich jetzt zuerst vertraute, kam dem Schiffer wie das Meer vor, daher hier der Ausdruck alta petens. - Den sing. altum gebraucht auch Liv. XXI, 28, 10 von einem Flusse. - lina, das grössere Zuggarn, die Wate, oayńvn. 144. primi. 'qui primi scindebant lignum, scindebant cuneis. W. 145. tum var. ven. art. Der Erfindung dieser Werkzeuge folgten mannigfaltige Künste. - labor im probus, rastloser Fleiss. 148. sacrae silvae, des Eichenhaines zu Dodona, 8. oben zu v. 8. 151. esset, anfrass. 153. Ueber die Verlängerung von que s. 2. A. VII, 180. 154. ster. av., s. E. 5, 37. 155. quod nisi, vgl. E. 9, 14. 157. umbram, s. z. E. 9, 20. 159. famem sol. solari mit sachlichem Object kommt zuerst bei V. und Hor. in der Bed. mildern, erträglich machen vor, vgl. G. I, 293. IV, 464. A. IX, 489. XII, 110. III. Vorschriften und Erfordernisse für die Geschäfte vor und nach der Saat, v. 160-203. 1. Ackergeräthschaften, v. 160—75. 162. grave rob. ar. Zur Bearbeitung des fetten Bodens waren schwere Ackergeräthe in Italien erforderlich. 163. tardaque volv. (s. 2. G. III, 200) pl., die langsam sich herumdrehenden Wagen, vgl. G. II, 377. III, 28. IV, 19. A. V, 764. — Ceres wurde besonders zu Eleusis in Attika verehrt. 164. tribulum war ein Wagen, dessen niedrige Räder sägenartig virgea praeterea Celei vilisque supellex, arbuteae crates et mystica vannus Iacchi. omnia quae multo ante memor provisa repones, si te digna manet divini gloria ruris. continuo in silvis magna vi flexa domatur in burim et curvi formam accipit ulmus aratri. huic a stirpe pedes temo protentus in octo, binae aures, duplici aptantur dentalia dorso. caeditur et tilia ante iugo levis altaque fagus stivae, quae currus a tergo torqueat imos, et suspensa focis explorat robora fumus. 175 mit Eisen gezackt waren; trahea, die Schleife, eine mit Stein oder Eisen gezackte Bohle ohne Räder. Beide worden von Lastthieren über die Aehren gezogen, um das reine korn zu gewinnen. - iniquo steht hier in ähnlicher Bed. wie iniustus G. III, 347. — Ueber die Dehnung von que 8. 2. A. VII, 180. 165. Celei. Ceres hatte den Celčus, den Vater des Triptolemus, in der Kunst, verschiedene Wirthschaftsgeräthe aus Ruthen zu flechten, unterrichtet. 166. myslica v. I. Die aus Ruthen geflochtene Futterschwinge, vannus, um das Korn von der Spreu za sondern, ward am eleusinischen Feste bei dem feierlichen Aufzuge des Bacchus (lacchus, s. E. 6, 15) als Sinnbild der Reinigung mit Erstlingsfrüchten vorausgetragen. 168. si te d. m. div. gl. ruris, 'soll je würdiger Ruhm dein warten des göttlichen Landbaus'. si te manet, wenn deiner wirklich warlet, d. h. wenn du willst, dass deiner warten soll. digna gl., ein verdienter Ruhm, eig. ein Ruhm, der deiner Bemühung werth ist, vgl. A. 1, 605. Ovid. fast. I, 678: ut capiant cultus praemia digna sui. 169 - 75. Haupttheile des hier beschriebenen Pfluges sind: das Krummholz, buris, die Deichsel, temo; der Scharbaum oder Hakenschuh, dentalia, mit den Seitenbretter, aures; und die Sterze, sliva. Zum Krummholz soll man eine junge Ulme im Walde aufsuchen und sie sogleich, continuo, d. h. wäbrend sie noch jung und geschmeidig ist, biegen, dass sie krumm wachse. An den gekrümmten Stamm dieser Ulme (huic a stirpe) wird dann oberhalb die achifüssige Deichsel gefügt, unten daran hängt der Scharbaum, der unterste Theil des Pfluges. Dieser Scharbaum bestand aus zwei Schenkeln oder Sohlhölzern, die spitz in die Pflugschar, vomer, zusammenliefen und nach hinten auseinanderstanden. Zu beiden Seiten des Scharbaums waren zwei aufrecht stehende Bretter befestigt, von der Aehnlichkeit nieod oder aures genannt, um den Acker in hohe Beete aufzufurchen. Am hintern Ende des Scharbaums erhebt sich die Sterze zum Lenken, Heben und Niederdrücken; vorn an der Deichsel befanden sich zwei niedrige Räder (currus imi), indem die Deichsel, aus welcher der Joch- oder Zugbaum (iugum) hervorging, auf der Axe eines kleinen zweirädrigen Wagens ruhte. Bei aptantur ist aratro zu ergänzen, denn duplici dorso ist abl. der Eigenschaft zu dentalia. 175. explorat. Der Rauch über dem Herde prüft die Festigkeit des Holzes, welches beim Austrocknen Risse bekommt, wenn es nicht gut und tüchtig ist. |