ページの画像
PDF
ePub

Possum multa tibi veterum praecepta referre, ni refugis tenuisque piget cognoscere curas. area cum primis ingenti aequanda cylindro et vertenda manu et creta solidanda tenaci, ne subeant herbae neu pulvere victa fatiscat, tum variae inludant pestes: saepe exiguus mus sub terris posuitque domos atque horrea fecit, aut oculis capti fodere cubilia talpae, inventusque cavis bufo et quae plurima terrae monstra ferunt, populatque ingentem farris acervum curculio atque inopi metuens formica senectae. contemplator item, cum se nux plurima silvis induet in florem et ramos curvabit olentis. si superant fetus, pariter frumenta sequentur magnaque cum magno veniet tritura calore; at si luxuria foliorum exuberat umbra, nequiquam pinguis palea teret area culmos. semina vidi equidem multos medicare serentes

2. Die Tenne, v. 176-86. 178-81. Die Dreschtenne, area, war ein etwas erhöhter, luftiger Platz auf freiem Felde, auf dem man die mit der Hälfte des Halms abgeschnittenen Aehren mittelst der tribula und traheae (s. v. 164) von dem Stroh und der Spreu sonderte. Zu dieser Tenne wählte man am liebsten einen Platz mit Thonerde, creta, tränkte diesen mit Oelschaum, amurga, liess sie aufreissen und wohl durcharbeiten, und dann mit schweren Walzen, cylindri, ebnen, damit weder Regen noch Hitze sie auflöse und dem Grase und Ungeziefer gewehrt würde.

178. cum primis s. v. a. in primis. 181. inludant, die Arbeit vereitle. exiguus mus. Durch den am Ende des Verses seltenen Gegensatz zwischen Wort- und Versaccent wird das einsilbige Schlusswort hervorgehoben; vgl. G. I, 247, 313; II, 421; III, 255.

183. Der Maulwurf ward seiner kleinen bedeckten Augen wegen für blind gehalten.

180

185

190

3. Anzeichen einer reichlichen oder dürftigen Ernte, v. 187-92. 187-92. Die Landleute prophezeiten aus der Blüte des Mandelbaums, nur, den Ertrag der Felder.

188. ramos curv. Wenn die Blüten des Mandelbaums schwer herabhängen, so scheinen sie dem Zweige eine Senkung nach unten zu geben, und da überhaupt viele Zweige eine grössere oder geringere Krümmung haben, so kann der Dichter diese Neigung dem Druck der Blüten zuschreiben.

190. cum m. calore, mit der grossen Hitze der Erntezeit.

191. si lux., wenn durch Ueppigkeit des Laubes der Schatten vorwuchert, d. h. wenn das Laub dichter schattet.

192. ping. pal., ausgiebig an Stroh. Mit dem abl. verbindet pinguis auch Hor. od. II, 1, 29. sat. II, 2, 21.

4. Einweichung und jährliche Auswahl des Samens, v. 193-203.

193-203. Zwei Lehren: 1) man weiche den Samen der Hülsenfrüchte

et nitro prius et nigra perfundere amurga,
grandior ut fetus siliquis fallacibus esset,
et, quamvis igni exiguo, properata maderent.
vidi lecta diu et multo spectata labore
degenerare tamen, ni vis humana quotannis
maxima quaeque manu legeret.

sic omnia fatis

in peius ruere ac retro sublapsa referri,

non aliter, quam qui adverso vix flumine lembum
remigiis subigit, si bracchia forte remisit,
atque illum in praeceps prono rapit alveus amni.
Praeterea tam sunt arcturi sidera nobis
haedorumque dies servandi et lucidus anguis,

in einer Sode von Salpeter, nitrum,
und Oelschaum, amurga, ein, da-
mit die Körner in den Schoten, die
sonst durch leere Behältnisse täu-
schen, theils grösser werden, theils
schneller gar kochen, madescere. 2)
Man lese jährlich von neuem die
grössten Aebren und Körner zum
Säen aus, sonst verschlechtert sich
jede Frucht.

196. maderent, sich erweiche, Colum, XI, 3: madescat in coctura. Cat. d. r. rust. 156 gebraucht commadere ebenfalls in der Bed. gar kochen, auch madidus hat die Bed. weich gekocht.

200. ruere und referri. Der Gebrauch des infin. absol. ist ein Zeichen, dass der Stoff, der mitzutheilende Gedanke den Schriftsteller für den Augenblick so überwältigt hat, dass er darüber die Form ausser Acht lässt. Daher wird der infin. absol. besonders dann gebraucht, wenn eine grossartige Erscheinung oder eine Masse von gleichzeitig sich dem Auge bietenden Gegenständen dem Schriftsteller plötzlich entgegentritt. Hier fesselt für den Augenblick der Gedanke an das ewige Naturgesetz, dass alles Irdische der Vergänglichkeit verfällt, den Dichter und mit ihm den Leser. retro verbindet Verg. auch A. II, 169. IX, 798 mit referre.

202. rem. Der ganz ungewöhnliche plur. remigia bez. das wieder

-

195

200

205

holte und kräftige Einschlagen der Ruder. subigere 1. remigiis sowie ratem conto, A. VI, 302, sind neue Verwendungen des verb. subigere, in denen Liv. dem V. gefolgt ist, wenn er XXVI, 7, 9 sagt: naves in flumine conprehensas subigi ad id castellum iussit.

203. atque illum für atque quem. In zwei durch eine copulative Partikel mit einander verbundenen Relativsätzen gebrauchen die Lateiner nach dem Vorgange der GrieIchen im zweiten Satze bisweilen statt des pron. relat. das demonstr., vgl. A. VII, 61-63. Doch sagt Verg. hier nicht eum, sondern illum, weil die epischen Dichter die tonlosen casus obliqui des pron. is zu vermeiden suchen.

IV. Eintheilung der Arbeit nach dem Stand der Gestirne, v. 204-310.

1. Saatzeit, v. 204-30. 205. Die Böcklein, zwei Sterne am Arme des Fuhrmanns, galten für ein rauhes Gestirn; die Schlange, ein Gestirn am Nordpol, windet sich durch den grossen und kleinen Bär, s. v. 244–45. Von den Schiffern, welche diese Gestirne zu beachten haben, werden die genannt, welche aus dem schwarzen Meere durch den Hellespont, an dem durch seine Austern berühmten Abydus vorbei nach ihrem Vaterlande zurückfuhren.

quam quibus in patriam ventosa per aequora vectis
Pontus et ostriferi fauces temptantur Abydi.
libra die somnique pares ubi fecerit horas

et medium luci atque umbris iam dividit orbem,
exercete, viri, tauros, serite hordea campis,
usque sub extremum brumae intractabilis imbrem;
nec non et lini segetem et Cereale papaver

210

tempus humo tegere et iamdudum incumbere aratris,
dum sicca tellure licet, dum nubila pendent.
vere fabis satio; tum te quoque, Medica, putres
accipiunt sulci et milio venit annua cura,
candidus auratis aperit cum cornibus annum
taurus et adverso cedens canis occidit astro.
at si triticeam in messem robustaque farra
exercebis humum solisque instabis aristis,
ante tibi Eoae Atlantides abscondantur
Gnosiaque ardentis decedat stella coronae,
debita quam sulcis committas semina quamque

206. vectis, s. zu A. VI, 335. 208-14. Von der Herbstgleiche (24. Sept.), da die Sonne in der Wage, gleich weit von beiden Polen entfernt, Tag und Nacht in 12 gleiche Stunden_theilt, bis gegen den kürzesten Tag, bruma, im Steinbock, musste Gerste, Lein und der der Ceres geweihte Mohn gesäet werden. die, alte Genetivform.

[ocr errors]

211. usque s. extr. br. imbr., bis zum letzten Regen des eintretenden Winters, d. h. bis zum Eintreten des strengen Winters.

intractabilis, eine Neubildung V.'s, eig. von Personen gesagt, vgl. A. 1, 339, wird dann auf Sachen übertragen, denen sich nicht leicht beikommen lässt. Ebenso steht tractabilis A. IV, 53.

213. iamdudum, doch endlich, s. zu A. II, 103.

215-18. Der Stier, in den die Sonne Mitte April trat, öffnet das Jahr mit goldglänzenden Hörnern, die er von 2 hellen Sternen bestrahlt führte, und schreckt, indem er rückwärts geht, mit zugewandtem Haupte den nachfolgenden Hund (Hundsstern, Sirius, der in den letz

215

220

ten Tagen des April in den westlichen Sonnenstrahlen versteckt unterging), dass er, seitwärts ausweichend, in die Strahlen der Abendsonne, und bald unter den Horizont sich verliert.

217. aperire annum ist eine von V. zuerst gebrauchte Phrase, nachgeahmt von Stat. silv. IV, 1, 2.

219-26. Getreidearten, welche Aehren tragen (im Gegensatz zu den v. 227-30 erwähnten Hülsenfrüchten), wie Weizen und der gegen alle Witterung abgehärtete Dinkel, sollen nicht vor der ersten Hälfte oder noch besser erst in den letzten Tagen des November gesäet werden. Die erste Zeit wird bestimmt durch den Untergang der Plejaden (Eoae, weil sie des Morgens untergingen), der Töchter des Atlas, zu denen auch Maja gehörte; die zweite durch den Untergang der von Bacchus unter die Sterne versetzten Krone der Ariadne, der Tochter des in Gnosus residirenden Königs Minos.

221. Eoae Allantides. Derselbe Hiatus findet sich G. II, 144 und G. IV, 463.

invitae properes anni spem credere terrae.
multi ante occasum Maiae coepere; sed illos
expectata seges vanis elusit avenis.

si vero viciamque seres vilemque phaselum
nec Pelusiacae curam aspernabere lentis,
haud obscura cadens mittet tibi signa Bootes:
incipe et ad medias sementem extende pruinas.
Idcirco certis dimensum partibus orbem.
per duodena regit mundi sol aureus astra.
quinque tenent caelum zonae; quarum una corusco
semper sole rubens et torrida semper ab igni;
quam circum extremae dextra laevaque trahuntur
caeruleae, glacie concretae atque imbribus atris;
has inter mediamque duae mortalibus aegris
munere concessae divom, et via secta per ambas,
obliquus qua se signorum verteret ordo.
mundus, ut ad Scythiam Rhipaeasque arduus arces
consurgit, premitur Libyae devexus in austros.
hic vertex nobis semper sublimis; at illum

226. avenis. avena, nach Plin. nat. hist. XVIII, 17, 44: primum omnis frumenti vitium, dient zur Bezeichnung der Unfruchtbarkeit, vgl. E. 5, 37. G. I, 154.

227-30. Die besten Linsen wuchsen in Aegypten, welches hier durch die Stadt Pelusium am Nile bezeichnet wird. Der Bootes, von seinem hellsten Sterne oben v. 204 Arcturus genannt, ging Ende October unter.

2. Bestimmung der Geschäfte des Landmanns nach dem jährlichen

Sonnenlauf, v. 231-56. 231-39. Um die Geschäfte des Landbaues zu bestimmen, lenkt die Sonne jährlich durch den Eintritt in die 12 Zeichen des Himmels (des Thierkreises) den in bestimmte Abschnitte (Tage, Monate) gemessenen Kreislauf des Jahres. Ueber die 5 von den Wende- und Polarkreisen begrenzten Zonen, denen 5 darunter gestreckte Erdgürtel entsprechen, vgl. Ovid. Met. I, 45-51. Die Ekliptik oder Sonnenbahn innerhalb des

225

230

235

240

Thierkreises, dessen 12 Zeichen die Sonne in 12 Monaten durchläuft, dreht sich schräg durch die heisse Zone, zwischen den beiden gemässigten hin (per ambas), wovon sie die nördliche mit dem Krebse und die südliche mit dem Steinbock berührt.

236. caeruleae, wegen der den grössten Theil des Jahres dort herrschenden Finsternis, vgl. A. III, 194. VI, 410 (verglichen mit 303). VIII, 622. Ciris 214: caeruleae umbrae.

240-41. Die Gegenden des Nordpols werden bezeichnet durch Scythien, den Gesammtnamen aller nördlichen Länder Europa's und Asiens, und durch die Kuppen (arces, vgl. G. IV, 461. Ovid. Met. I, 467: Parnasi arx) des den Nordrand Europa's einschliessenden Rhipäischen Gebirges; die Gegenden des Südpols durch Afrika.

242. hic vert. n. s. subl., der Nordpol liegt über uns, der Südpol unter uns. Die W. sub pedibus gehören also zu illum.

sub pedibus Styx atra videt Manesque profundi.
maxumus hic flexu sinuoso elabitur anguis
circum perque duas in morem fluminis arctos,
arctos Oceani metuentes aequore tingui.
illic, ut perhibent, aut intempesta silet nox,
semper et obtenta densantur nocte tenebrae,
aut redit a nobis Aurora diemque reducit;
nosque ubi primus equis Oriens adflavit anhelis,
illic sera rubens accendit lumina Vesper.
hinc tempestates dubio praediscere caelo

possumus, hinc messisque diem tempusque serendi,
et quando infidum remis impellere marmor
conveniat, quando armatas deducere classis,
aut tempestivam silvis evertere pinum.

Nec frustra signorum obitus speculamur et ortus,
temporibusque parem diversis quattuor annum.
frigidus agricolam si quando continet imber,
multa, forent quae mox caelo properanda sereno,
maturare datur: durum procudit arator
vomeris obtunsi dentem, cavat arbore lintres,

244. anguis, s. oben zu v. 205. 245. Der grosse und der kleine Bär gehen nie unter, vgl. Ovid. Met. XIII, 727 Arctos aequoris expers.

247. intempesta nox, die todte Stille der Nacht, wo alle Geschäfte ruhen.

250. adflavit anhel. Dem Athem der schnaubenden Sonnenrosse werden poetisch die Morgenlüfte, die vor dem Aufgang der Sonne wehen, zugeschrieben.

252-56. Aus der Annäherung und Entfernung der Sonne im Thierkreise können wir die kommende Witterung vorhersehen und die passendste Zeit für die einzelnen Beschäftigungen ermessen.

255. deducere. Die Fahrzeuge standen im Winter auf Balken erhöht an den Ufern, Hor. Od. I, 4, 1-2: Solvitur acris hiems grata vice veris et Favoni, trahuntque siccas machinae carinas.

256. pinum, allgemein Bauholz; tempestivam, eine für uns adverbielle Bestimmung.

245

250

255

260

257. Vergil empfiehlt dem Landmanne nicht Beobachtung der Sterne, sondern Benutzung der Sterntafeln des Eudoxus (s. E. 3, 40) und Anderer, worin der Auf- und Untergang der Sterne nebst den eintreffenden Witterungen verzeichnet war, oder wenigstens Benutzung der aus diesen Sterntafeln gezogenen Hauskalender.

258. parem, sofern es in 4 gleiche Jahreszeiten getheilt ist.

3. Geschäfte an Regentagen, v. 259-67.

260. properare eilig, maturare rechtzeitig beschaffen. prop. wird in der class. Prosa intransitiv gebraucht, nur Sall. verwendet es nach dem Vorgange der Dichter auch transitiv.

261. procudit, er schärft durch Hämmern, vgl. Lucret. V, 1264–65 : quamvis in acuta ac tenuia posse mucronum duci fastigia procudendo.

262. lintres, hölzerne Geräthe, wie Mulden, Tröge.

« 前へ次へ »