falcem maturis quisquam supponat aristis, quam Cereri torta redimitus tempora quercu det motus incompositos et carmina dicat. Atque haec ut certis possemus discere signis, aestusque pluviasque et agentis frigora ventos, ipse pater statuit, quid menstrua luna moneret, quo signo caderent austri, quid saepe videntes agricolae propius stabulis armenta tenerent. continuo ventis surgentibus aut freta ponti incipiunt agitata tumescere et aridus altis montibus audiri fragor aut resonantia longe litora misceri et nemorum increbrescere murmur. iam sibi tum a curvis male temperat unda carinis, cum medio celeres revolant ex aequore mergi clamoremque ferunt ad litora, cumque marinae in sicco ludunt fulicae notasque paludis deserit atque altam supra volat ardea nubem. saepe etiam stellas vento impendente videbis praecipites caelo labi noctisque per umbram flammarum longos a tergo albescere tractus; saepe levem paleam et frondes volitare caducas aut summa nantis in aqua colludere plumas. at Boreae de parte trucis cum fulminat et cum Einzelnen heisst es: voce Deos vocat, precatur, vgl. A. IV, 681. IX, 403. 348. Ein anderes Fest wurde kurz vor der Ernte gehalten; dann trugen die Landleute zum Andenken der früheren Eichelkost (s. oben v. 8) Kränze von Eichenlaub (torta red. quercu) und sangen während des Opfermahles Erntelieder mit rohem Geberdentanz (motus incomposilos). 3. Wetterzeichen, v. 351-463. a) Anzeichen stürmischen Wetters, v. 351-92. 351. haec, diese Veränderungen der Witterung. cert. sign., sichere Naturzeichen. 352. Ueber die Dehnung des que s. z. A. VII, 186. 354. quid saepe vid., durch welches Anzeichen gewarnt. 356. continuo, s. oben v. 60. 350 355 360 365 370 357. aridus fragor, das Knacken von trockenem Holze. Hom. II. XIII, 441: αὐον αΰσεν. 358. resonantia steht proleptisch. 360. male, kaum noch, s. z. A. II, 23. 368. paleam. Wind verkünden nach Plin. nat. hist. XVIII, 86 die ohne merkliche Luft spielenden Blätter, die herumfliegende Flocke von Pappeln oder Dorn, und die Feder, die auf dem Wasser schwimmt. caducum bez. in der Prosa das Hinfällige, das seiner Natur nach fallen kann oder fallen muss, bei Dichtern geradezu den Act des Fallens sowohl in der Gegenwart als Vergangenheit und Zukunft, vgl. A. VI, 481. X, 622 und Hor. carm. II, 13, 11. 12: lignum-caducum in domini caput immerentis. 370.371. Als Vorbote des Regens Eurique Zephyrique tonat domus: omnia plenis 375 380 385 nunc caput obiectare fretis, nunc currere in undas et studio incassum videas gestire lavandi. wird zuerst genannt das Blitzen in 373. imprudentibus steht proleptisch: nie schadet der Regen, so dass Einer ungewarnt wäre, d. h. wer nur auf die Zeichen der Natur achtsam ist, der sieht den Regen voraus und trifft darnach seine Maassregeln. 374. Auch der abl. vallibus imis ist in proleptischer Weise mit fugere verbunden: die hochfliegenden (aériae) Kraniche fliehen vor dem aufsteigenden Regen, so dass sie während des Unwetters in den tiefsten Thälern sich aufhalten (und hier im Gebüsche Schutz suchen). 375. Ueber fugere, captavit cet. 8. z. G. I, 49. 378. veterem querellam. Die Verwandlung lycischer Landleute in Frösche erzählt Ovid. Met. VI, 317-81. 380. angustum iter: alle zu einem Haufen gehörenden Ameisen Vergil I. 6. Aufl. 390 wandeln auf einem Pfade und legen denselben Weg oft zurück (denn das bed. iter terere). 381. arcus, der Regenbogen. Ovid. Met. I, 171: concipit Iris aquas, alimentaque nubibus adfert. 383. Die asische Wiese am Cayster in Lydien ist aus Hom. II. II, 459-463 als Aufenthaltsort vieler Wasservögel, besonders der Schwäne, bekannt. 385. infundere ist infin. absol., s. oben z. v. 200. 387. incassum, weil sie gleich wieder aus dem Wasser laufen, um von Neuem ins Bad zu rennen. 388. Die Krähe heisst improba, weil sie fortwährend, die Hexe, den Regen heraufruft, gleichsam heraufbeschwört. Das rauhe Geschrei und der ernsthafte Gang der einsamen Krähe ist durch Klang und Bewegung dargestellt. 392. fungos, die Schuppen am Docht der irdenen Lampe (testa). 7 Nec minus ex imbri soles et aperta serena prospicere et certis poteris cognoscere signis: nam neque tum stellis acies obtunsa videtur nec fratris radiis obnoxia surgere Luna, tenuia nec lanae per caelum vellera ferri; non tepidum ad solem pinnas in litore pandunt dilectae Thetidi alcyones, non ore solutos immundi meminere sues iactare maniplos. 395 400 at nebulae magis ima petunt campoque recumbunt, solis et occasum servans de culmine summo nequiquam seros exercet noctua cantus. apparet liquido sublimis in aëre Nisus et pro purpureo poenas dat Scylla capillo; quacumque illa levem fugiens secat aethera pinnis, ecce inimicus, atrox, magno stridore per auras insequitur Nisus; qua se fert Nisus ad auras, illa levem fugiens raptim secat aethera pinnis. b) Anzeichen freundlichen Wetters, v. 393-423. 393. ex imbri prosp., aus dem Regen (in welchem man sich befindet, also mitten im Regen) vorhersehen. Die W. aperta serena bez. nicht dasselbe, was caelum apertum A. I, 155, denn dann hätte das einfache serena genügt; apertus steht hier vielmehr in derselben Bed. wie in periculum apertum A. IX, 663. 396. nec fratris rad, obnoxia, wenn der Mond nicht derf Strahlen der Sonne verpflichtet ist, d. h. wenn er nicht seinen Schein von der Sonne geborgt hat, sondern im eigenen Lichte hell strahlt. Röthlicher Schein des Mondes verkündet Sturm, s. v. 430 u. 431. 397. tenuia ist dreisilbig zu lesen, s. z. A. XII, 905. — lanae vellera, Schäfchen am Himmel. 398. pinna, eine von V., wie es scheint, ausschliesslich gebrauchte Nebenform von penna. 399. Den Mythus von der Halcyone und ihrem im Schiffbruch umgekommenen Gemahl Ceyx, die beide von der mitleidigen Thetis in 405 Eisvögel verwandelt wurden, s. bei Ovid. Met. XI, 410-748. Sonnten sich die selten erscheinenden Eisvögel am Gestade, so rechnete der Landmann auf Unwetter. 400. Auch die Schweine, sagt Plin. nat. hist. XVIII, 88, zeigen Aenderung des Wetters an, wenn sie die nicht für sie bestimmten Heubunde (maniplos) zerzausen. 403. nequiquam, weil ihr Geächz doch kein neues Unwetter bringt. 404. Die bemerkte Feindschaft zwischen dem Meeradler und einem Ciris genannten Meervogel leitete man aus folgender Mythe ab. Der König von Megara, Nisus, hatte eine purpurne Haarlocke, von welcher das Schicksal seines Reiches abhing. Als er nun vom kretischen König Minos bekriegt wurde, schnitt ihm seine Tochter Scylla die Haarlocke ab und brachte sie dem Minos, um dadurch dessen Liebe zu gewinnen. Voller Abscheu wies Minos die Scylla zurück, und Vater und Tochter wurden nun in Meervögel verwandelt. Behandelt ist dieser Mythus in dem dem Vergil zugeschriebenen Gedichte Ciris, s. Einl. p. 3, ausserdem vgl. E. 6, 74. tum liquidas corvi presso ter gutture voces denset, erant quae rara modo, et, quae densa, relaxat, Si vero solem ad rapidum lunasque sequentes 410. Das heisere Gekrächz der Raben bedeutete Regen, s. v. 381; aber die helle und dreimal abgestossene Stimme klares Wetter. 412. Die Worte praeter solitum sind adjectivisch zu dulcedine hinzugefügt; ähnlich stehen die Worte ex ordine G. III, 341. 413. inter se strep., sie schreien unter- und durcheinander, machen also ein Ohren zerreissendes Geschrei. in foliis, im Laubwerk, zwischen den Zweigen, wo die Krähen ihre Nester (cubilia alla) gebaut haben. 415-423. Die wetterprophetische Kraft mancher Thiere schreibt Vergil nicht mit einigen Philosophen einer höheren, ihnen von den Göttern verliehenen geistigen Begabung (ingenium), oder einer ihnen vom fatum mitgetheilten grösseren Voraussicht der Zukunft (rerum prudentia), sondern dem Einflusse, welchen die Beschaffenheit der Luft auf ihr Wesen äussere, zu. for gehört dem Sinne nach auch zu ingenium, s. zu A. II, 293. aut, oder vielmehr, reiht den speciellen ma 410 415 420 425 Gedanken an den allgemeineren; bei dieser wetterprophetischen Kraft kommt es speciell auf die rerum prudentia, die einen Theil des ingenium ausmacht, an. Warum wird aber das ingenium als Geschenk der Götter, die rerum prudentia als Gabe des fatum angeführt? 418. mut. vias, die Bahnen (Richtungen) ändern. Jupiter heisst -- hier als Herrscher der Luft und der Witterung uvidus, wie er sonst in gleicher Eigenschaft auch pluvius und von den Gr. ixualos genannt wird. austris denset, er verdickt die Luft durch Südwinde, et, quae densa, rel., und verdünnt sie durch andere Winde. c) Wetterzeichen am Monde, v. 424-437. 424. lun seq. ordine, die Mondphasen, die in bestimmter Ordnung auf einander folgenden Mondviertel. 426. insidiis, durch die verborgene Tücke. 427. revert. ignis, die Hörner des Neumondes. si nigrum obscuro comprenderit aëra cornu, ventus erit; vento semper rubet aurea Phoebe. sol quoque et exoriens et cum se condet in undas, 428. si nigrum, wenn der Mond mit trüben Hörnern die dunkle Luft umspannt, d. h. wenn der Mond einen Hof hat. Statt 430. virg. suff. ore rub. des prosaischen suffundere os rubore sagt der Dichter suffundere ore ruborem. Aehnliche Begriffsinversionen finden sich nach einer richtigen Bemerkung von Ameis öfter bei Dichtern, vgl. G. II, 302. HI, 140. 399. IV, 115. 416 und das häufige dare classibus austros. Warum konnte Verg. dem Monde hier ein os und einen virgineus rubor beilegen? 431. semper, jedesmal, d. h. so oft die Zeit (hier des Windes) wiederkehrt, vgl. A. V, 49. 430 435 440 καὶ Νηρεῖ καὶ Ειναλίῳ Μελικέρτη, nach Macrobius Γλαύκῳ καὶ Νηρηϊ καὶ Ἰνώῳ Μελικέρτη. Aus dem Streben, den Rhythmus des griechischen Verses genau zu treffen, erklärt sich wohl die auffallend harte Zusammenstellung der Vocale. Denn in keinem Verse der Georgica ausser diesem hat sich Vergil den Hiatus nach dem ersten Fusse zwischen zwei Längen oder in der Mitte der 3. Thesis nach einem metrisch verkürzten Diphthongen gestattet. d) Wetterzeichen an der Sonne, v. 438-463. 441. Wenn die Sonne beim Aufgange fleckig (mit Flecken gesprengelt) und unter Wolken verborgen ist, und wenn dabei die Scheibe, in der Mitte verdunkelt, gleichsam hohl erscheint, so cet. vgl. Plin. nat. hist. XVIII, 35, 78: concavus oriens (sol) pluvias praedicit. 443. ab alto, vom Meere her, nicht aus hoher Luft, denn der Südwind strömt nicht aus hoher Luft auf die Erde herab. Vgl. oben v. 224; und dagegen A. 1, 297. |