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man von herabdrångenden wilden Völkern der Höhe des Erdtheils. Die Gagas sind als die eigentlichsten Menschenfresser berühmt: die Kaffern und die Völker über Monomotapa, sollen, ihnen au Wildheit nicht nachgeben. Kurz, an den Mondsbergen, die die weiten Strecken des innern Landes einnehmen, scheint auch hier, wie allenthalben, die ursprüngliche Rauheit dieses Erdgeschlechts zu wohnen.

Wie alt oder jung die Bewohnung Amerika's sein möge: fo hat sich gerade am Fuß der höchsten Cordilleras der gebildetste Staat dieses Welttheils gefunden, Peru: aber nur am Fuß des Berges, im gemäßigten schönen Thal Quito. Långs der Bergstrecke von Chili, bis zu den Patagonen, streckten sich die wilden Völker hinab. Die andern Bergketten, und überhaupt das ganze Land im Innern ist uns zu wenig bekannt; indeß bekannt genug, um überall den Saz bestätigt zu finden, daß auf und zwischen den Bergen alte Sitte, originale Wildheit und Freiheit wohne. Die meisten dieser Völker sind von den Spaniern noch nicht bez zwungen, und sie mußten ihnen selbst den Namen los bravos geben. Die kalten Gegenden von Nordamerika, so wie die von Asien, find, dem Clima und der Lebensart ihrer Völker nach, für eine weite große Berghöhle zu halten.

So hat also die Natur mit den Bergreihen, die sie zog, wie mit den Strömen, die sie herunter rinnen ließ, gleichsam den rohen, aber festen Grundriß aller Menschengeschichte und ihrer Revolutionen entworfen. Wie Völker hie und da durchbrachen und weiteres Land entdeckten; wie sie längs den Strömen fortzogen und an fruchtbaren Dertern Hütten, Dörfer und Städte bauten, wie sie sich zwischen Bergen und Wüsten, etwa einen Strom in der Mitte, gleichsam verschanzten und diesen von der Natur und ihrer Gewohnheit abgezirkten Erdstrich nun das Ihre nannten; wie hieraus nach der Beschaffenheit der Gegend verschiedene Lebensarten, zuleßt Reiche entstanden, bis das menschliche Geschlecht endlich Ufer fand, und an dem meistens unfruchtbaren Ufer auf der See gehen und aus ihr Nahrung gewinnen lernte das Alles gehört so sehr zur natürlich-fortschreitenden Geschichte des Menschengeschlechts, als zur Naturgeschichte der Erde. Eine andre Höhe war's, die Jagdnationen erzog, die also Wild

heit unterhielt und nöthig machte: eine andre, mehr ausgebreitet und milde, die Hirtenvölkern ein Feld gab und ihnen friedliche Thiere zugesellte: eine andre, die den Ackerbau leicht und nothwendig machte; noch eine andre, die auf's Schwimmen und den Fischfang stieß, endlich und zuleßt gar zum Handel führté — lauter Perioden und Zustände der Menschheit, die der Bau unsrer Erde in seiner natürlichen Verschiedenheit und Abwechselung nothwendig machte. In manchen Erdstrichen haben sich daher die Eitten und Lebensarten Jahrtausende erhalten; in andern sind sie, meistens durch außere Ursachen, verändert worden, aber immer nach Proportion des Landes, von dem die Veränderung kam, so wie deffen, in dem sie geschah und auf das sie wirkte. Meere, Bergketten und Ströme sind die natürlichsten Abscheidungen so der Länder, so auch der Völker, Lebensarten, Sprachen und Reiche; ja auch in den größesten Revolutionen menschlicher Dinge sind sie die Direc tionslinien oder die Grenzen der Weltgeschichte gewesen." Liefen die Berge, flössen die Strôme, uferte das Meer anders; wie unendlich anders håtte man sich auf diesem Tummelplag von Nationen umhergeworfen!

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Ich will nur einige Worte über die Ufer des Meeres sagen: sein Schauplaß ist so weit, als mannichfaltig und groß die Aussicht des festen Landes. Was ist's, das Asien so zusammenhängend an Sitten und Vorurtheilen, ja recht eigentlich zum ersten Erziehungshause und Bildungsplaß der Völker gemacht hat? Zuerst und vorzüglich, daß es solch eine große Strecke festen Landes ist, in welchem Völker sich nicht nur leicht fortbreiten, sondern auch lange und immer zusammenhangen mußten, sie mochten wollen oder nicht. Das große Gebirge trennt Nord- und Südasien; sonst aber trennt diese weiten Strecken kein Meer; der einzige Caspische See ist als ein Rest des alten Weltmeeres am Fuß des Caucasus stehen ge; blieben. Hier fand also die Tradition so leicht ihren Weg, und fonnte durdy neue Traditionen aus derselben oder einer andern Gegend verstärkt werden. Hier wurzelte also alles so tief, Religion, Vateransehen, Despotismus! Je näher nach Asien, desto mehr find diese Dinge als alte ewige Eitte zu Hause, und ohngeachtet aller Verschiedenheiten einzelner Staaten sind sie über das ganze Eúdasien gebreitet. Das nördliche, das durch hohe Bergmauern

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von jenem geschieden ist, hat sich in seinen vielen Nationen anders, aber troß aller Verschiedenheit der Völker unter sich, auf einen eben so einförmigen Fuß gebildet. Der ungeheuerste Strich der Erde, die Tartarei, wimmelt von Nationen verschiedener Abkunft, die doch beinah alle auf Einer Stufe der Cultur stehen: denn kein Meer trennt fie: sie tummeln sich alle umher auf einer großen nordwärtshinabgesenkten Tafel.

Dagegen, was macht das kleine rothe Meer für Unterscheidung! Die Abessinier sind ein arabischer Völkerstamm, die Aegypter ein astatisches Volk: und welch eine andre Welt von Sitten und Lebensweise errichtete sich unter ihnen! An den untersten Ecken von Asien zeigt sich ein gleiches. Der kleine persische Meerbusen, wie sehr trennt er Arabien und Persien! Der kleine malayische Sinus, wie sehr unterscheidet er die Malayen und Kambojer von einander! Bei Afrika ist's offenbar, daß die Sitten seiner Einwohner weniger verschieden sind, weil diese durch keine Meere und Meerbusen, sondern vielleicht nur durch die Wüsten von einander getrennt werden. Auch fremde Nationen haben daher weniger auf dasselbe wirken können, und uns, die wir alles durchkrochen haben, ist dieser ungeheure Erdtheil so gut als unbekannt: blos und allein, weil er keine tiefe Einschnitte des Meeres hat, und sich wie ein unzugangbares Goldland mit Einer stumpfen Strecke ausbreitet. Amérika ist vielleicht auch deswegen voll so viel kleiner Nationen, weil es nord- und südlich mit Flüssen, Seen und Bergen durchschnitten und zerhackt ist. Seiner Lage nach ist's von außen das zugangbarste Land, da es aus zwei Halbinseln besteht, die nur durch einen engen Isthmus zusammenhangen, an dem die tiefe Einbucht noch einen Archipelagus von Inseln bildet. Es ist also gleichsam ganz Ufer; und daher auch der Besig fast aller europäischen Seemächte, so wie im Kriege immer der Apfel des Spiels. Günstig ist diese Lage für uns europäische Räuber; ungünstig war seine innere Durchschnittenheit für die Bildung der alten Einwohner.» · Sie lebten von einander durch Seen und Ströme, durch plöhlich"abbrechende Höhen und Tiefen zu sehr gesondert, als daß die Cultur eines Erdstrichs oder das alte Wort der Tradition ihrer Våter sich, wie in dem breiten Asien, håtten befestigen und ausbreiten mågen.

Warum zeichnet sich Europa durch seine Verschiedenheit von Nationen, durch seine Vielgewandtheit von Sitten und Künsten, am meisten aber durch die Wirksamkeit aus, die es auf alle Theile der Welt gehabt hat? Ich weiß wohl, daß es einen Zusammenfluß von Ursachen giebt, die wir hier nicht auseinander leiten können; physisch aber ist's unleugbar, daß sein durchschnittenes, › vielgestaltiges Land mit dazu eine veranlassende und fördernde Ursache gewesen. Als auf verschiednen Wegen und zu verschiednen. Zeiten sich die Völker Asiens hieher zogen: welche Buchten und Busen, wie viele und verschieden laufende Ströme, welche Abwechselung kleiner Bergreihen fanden sie hier! Sie konnten zusammen sein • und sich trennen, auf einander wirken und wieder in Friede leben; der vielgegliederte kleine Welttheil ward also der Markt und das Gedränge aller Erdvölker im Kleinen. Das einzige mittelländische Meer, wie sehr ist es die Bestimmerin des ganzen Europa worden! so daß man beinah sagen kann, daß dies Meer allein den Ueberund Fortgang aller alten und mittlern Cultur gemacht habe. Die Ostsee steht ihm weit nach, weil sie nördlicher, zwischen hårtern Nationen und unfruchtbarern Låndern, gleichsam auf einer Nebenstraße des Weltmarkts, liegt; indessen ist auch sie dem ganzen · Nord-Europa das Auge. Ohne sie wären die meisten ihr angrenzenden Länder barbarisch, kalt und unbewohnbar. Ein gleiches ist's mit dem Einschnitt zwischen Spanien und Frankreich, mit dem Kanal zwischen diesem und England, mit der Gestalt Englands, Italiens, des alten Griechenlandes. Man åndere die Grenzen dieser Länder, nehme hier eine Meerenge weg, schließe dort eine Straße zu; und die Bildung und Verwüstung der Welt, das Schicksal ganzer Völker und Welttheile geht Jahrhunderte durch auf einem andern Wege.

Zweitens fragt man also: warum es außer unsern vier Welttheilen keinen fünften Welttheil in jenem ungeheuern Meer giebt, in dem man ihn so lange für gewiß gehalten: so ist die Antwort anjeßt durch Thatsachen. ziemlich entschieden: weil es in dieser Meerestiefe kein so hohes Urgebirge gab, an dem sich ein großes festes Land bilden konnte. Die asiatischen Gebirge schneiden sich in Ceylon mit dem Adamsberge, auf Sumatra und Borneo mit den Bergstrecken aus Malakka und Siam ab; so wie die afrikanischen am Vorgebirge der guten Hoffnung und die amerikanischen

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am Feuerlande. Nuit geht der Granit, die Grundsäule des festen Landes, in die Tiefe nieder und kommt, hohen Strecken nach, nirgend mehr überm Meer zum Vorschein. Das große Neuholland hat keine Gebirgkette der ersten Gattung; die Philips pinen, · Molukken und die andern hin und wieder zerstreueten Infeln sind alle nur vulkanischer Art, und viele derselben haben noch bis jezt Vulkane. Hier konnten also zwar der Schwefel und die Kiese ihr Werk verrichten und den Gewürzgarten der Welt hinaufbauen helfen, den sie mit ihrer unterirdischen Gluth` als ein Treibhaus der Natur wahrscheinlich mit unterhalten. Auch die Korallenthiere thun, was sie können d) und bringen in Jahr tausenden vielleicht die Inselchen hervor, die als Punkte im Weltmeer liegen; weiter aber erstreckten sich die Kräfte dieser südlichen Weltgegend nicht. Die Natur hatte diese ungeheuern Strecken zur großen Wafferkluft bestimmt: denn auch sie war dem bewohnten Lande unentbehrlich. Entdeckt sich einst das physische Bil dungsgeseß der Urgebirge unsrer Erde, mithin auch der Gestalt des festen Landes: so wird sich in ihm auch die Ursache zeigen, warum der Südpol keine solche Gebirge, folglich auch keinen fünften Welttheil haben konnte. Wenn er da wåre; müßte er nicht auch nach der jezigen Beschaffenheit der Erdatmosphåre 'unbewohnt liegen, und wie die Eisschollen und das Sandwichsland den Seehunden und Pinguins zum Erbeigenthum dienen?

Drittens, da wir hier die Erde als einen Schauplah der Menschengeschichte betrachten: so ergiebt sich aus dem, was gesagt ist, augenscheinlich, wie besser es war, daß der Schöpfer die Bildung der Berge nicht von der Kugelbewegung abhangen ließ, sondern ein andres von uns noch unentdecktes Gesez für sie feststellte. Wäre der Aequator, und die größeste Bewegung der Erde unter ihm, an der Entstehung der Berge Ursache: so hätte sich das feste Land auch in seiner größesten Breite unter ihm fortstrecken und den heißen Weltgürtel einnehmen müssen, den jeßt größtentheils das Meer kühlet. Hier wåre also der Mittelpunkt des menschlichen Geschlechts gewesen, gerade in der trågsten Gegend für körperliche und Seelenkråfte; wenn anders die jeßige Beschaffenheit der gesammten Erdnatur noch statt finden sollte. Unter dem Brande

d) S. Forster's Bemerkungen, S. 126 u. f.

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