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der Sonne den heftigsten Explosionen der elektrischen Materie, der Winde und allen contrastirenden Abwechselungen der Witterung hätte unser Geschlecht seine Geburts- und erste Bildungsståtte nchmen, und sich sodann in die kalte Südzone, die dicht an den heißen Erdstrich grenzt, so wie in die nördlichen Gegenden, verbreiten müssen; der Vater der Welt wählte unserm Ursprunge eine bessere Bildungsstätte. In den gemäßigten Erdstrich rückte er den Hauptstamm der Gebirge der alten Welt; an dessen Fuß die wohlgebildetsten Menschenvölker wohnen. Hier gab er ihm eine mildere Gegend, mithin eine sanftere Natur, eine vielseitigere Erziehungsschule, und ließ sie von da, fest gebildet und wohl gestärkt, nach und nach in die heißen und kåltern Regionen wandern. Dort -konnten die ersten Geschlechter zuerst ruhig wohnen, mit den Gebirgen und Strömen sich sodann allmählig herabziehn und hårterer Gegenden gewohnt werden. Jeder bearbeitete seinen kleinen Umkreis und nußte ihn, als ob er das Universum wäre. Glück und Unglück breiteten sich nicht so unaufhaltsam weiter, als wenn Eine wahrscheinlich höhere Bergkette unter dem Aequator die ganze Nord- und Südwelt håtte beherrschen sollen. So hat der Schöpfer der Welt es immer besser geordnet, als wir ihm vorschreiben mögen; auch die unregelmäßige Gestalt unsrer Erde erreichte Zwecke, die eine größere Regelmäßigkeit nicht würde erreicht haben.

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Durch die Strecken der Gebirge wurden unfre beiden Hemisphäre ein Schauplaß der sonderbarsten Verschiedenheit und Abwechselung.

Ich verfolge auch hier noch den Anblick der allgemeinen Weltcharte. In Asien streckt sich das Gebirge in der größesten Breite des Landes fort, und ohngefähr in der Mitte ist sein Knote ; wer sollte denken, daß es auf dem untern Hemisphår gerade anders in die größeste Lage sich strecken würde? und doch ist's also.”. Schon dies macht eine gänzliche Verschiedenheit beider Welttheile. Die hohen Striche Siberiens, die nicht nur den kalten Nord- und Nordostwinden ausgeseßt, sondern auch durch die, mit ewigem Schnee bedeckten Urgebirge vom erwärmenden Südwinde abge

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schnitten sind, mußten also (zumal da ihr öfters salziger Boven dazu kam,) auch noch in manchen südlichen Strichen so erstarrend kalt werden, als wir sie aus Beschreibung kennen; bis hie und da andre Reihen dieser Berge sie vor den schårfern Winden schüßten und mildere Thalgegenden bilden konnten. Unmittelbar unter diesem Gebirge aber, in der Mitte Asiens, welche schöne Gegenden breiteten sich nieder! Sie waren durch jene Mauern vor den erstarrenden Winden des Nords gedeckt und bekamen von ihnen nur kühlende Lüfte. Die Natur ånderte daher auch füdlich den Lauf der · Gebirge, und ließ ste auf den beiden Halbinseln Indostans, Malakka, Ceylon u. f. långs hinab laufen. Hiemit gab fie beiden Seiten dieser Länder entgegengeseßte Jahreszeiten, regelmäßige Abwechselungen, und machte sie auch dadurch zu den glücklichsten Erdstrichen der Welt. In Afrika kennen wir die innern Gebirgreihen zu wenig; indessen wissen wir, daß auch dieser Welttheil in die Länge und Breite durchschnitten, wahrscheinlich also in seiner Mitte gleichfalls sehr abgekühlt ist. In Amerika dagegen wie anders! Nördlich streichen die kalten Nordund Nordwestwinde lange Strecken hinab, ohne daß ein Gebirge sie breche. Sie kommen aus dem großen Eisrevier her, das sich bisher aller Durchfahrt widerseßt hat, und das der eigentliche noch unbekannte Eiswinkel der Welt zu nennen wäre. Sodann streichen sie über große Erdstriche erfronen Landes hin, und erst unter den blauen Gebirgen wird das Land milder. Noch immer aber mit so plößlichen Abwechselungen der Hiße und Kålte, als in keinem andern Lande: wahrscheinlich, weil es dieser ganzen Nord - Halbinsel an einer zusammenhängenden festen Gebirgmauer fehlt, Winde und Witterung zu lenken und ihnen ihre bestimmtere Herrschaft zu geben. Im untern Südamerika gegentheils wehen die Winde vom Eise des Südpols und finden abermals, ftatt eines Sturmdachs, das ste breche, vielmehr eine Bergkette, die sie von Súd gen Nord hinauf leitet. Die Einwohner der mittlern Gegenden, so glückliche Erdstriche es von Natur sind, müssen also oft zwischen diesen beiden einander entgegengeseßten Kräften in einer nassen, heißen Trägheit schmachten, wenn nicht kleinere Winde von den Bergen oder dem Meere her ihr Land erfrischen und kühlen, Sezen wir nun die steile Höhe des Landes und seines einförmigen Bergrúckens hinzu; so wird uns die Verschiedenheit beis

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der Welttheile noch auffallender und klårer. Die Cordilleras sind die höchsten Gebirge der Welt; die Alpen der Schweiz sind beiz nah nur ihre Hälfte. An ihrem Fuß ziehen sich die Sierra's in. langen Reihen hinab, die gegen die Meeresfläche und die tiefen Thalabgründe selbst noch hohe Gebirge sind *); nur über sie zu reisen, giebt Symptome der Uebelkeit und plößlichen Entkråftung an Menschen und Thieren, die bei den höchsten Gebirgen der alten Welt eine unbekannte Erscheinung sind. Erst an ihrem Fuß fångt das eigentliche Land an; und dieses an den meisten Orten wie eben, wie plößlich verlassen von den Gebirgen! Am östlichen Fuß der Cordilleras breitet sich die große Ebene des Amazonenstrøms, die einzige in ihrer Art, fort; wie die peruanischen Bergstrecken gleichfalls die einzigen ihrer Art bleiben. Auf tausend Fuß hat jener Strom, der zuleßt ein Meer wird, noch nicht Zoll Fall, und man kann eine Erdstrecke von Deutschlands größester Långe durchreisen, ohne sich einen Fuß hoch über die Meeresfläche zu erheben f). Die Berge Maldonado am Platostrom sind gegen die Cordilleras auch von keinem Belang; und so ist das ganze öftliche Südamerika als eine große Erdenfläche anzusehen, die Jahrtausende lang Ueberschwemmungen, Møråsten und allen Unbequemlichkeiten des niedrigsten Landes der Erde ausgefeßt sein mußte und es zum Theil noch ist. Der Riese und der Zwerg stehn also hier neben einander, die wildeste Höhe neben der tiefsten Tiefe, deren ein Erdenland fähig ist. Im südlichen Nordamerika ist's nicht anders. Luisiana ist so seicht, wie der Meeresboden, der zu ihm führet, und diese seichte Ebne geht weit in's Land hinauf. Die großen Seen, ungeheuren Wasserfälle, die schneidende Kälte. Canada's u. f. zeigen, daß auch der nördliche Erdstrich hoch sein müsse, und daß sich hier abermals, obwohl in einem kleinern Grað, Extreme gesellen. Was dies alles auf Früchte, Thiere und Menschen für Wirkungen habe, wird die Folge zeigen.

Anders ging die Natur auf unserm obern Hemisphär zu Werk, auf dem sie Menschen und Thieren ihren ersten Wohnsiß bereiten

e) S. Ulloa's Nachrichten von Amerika, Leipz. 1780, mit J. G. Schneiders schäßbaren Zusäßen, die den Werth des Werks um die Hälfte vermehren.

f) S. Leiste Beschreibung des Portugiesischen Amerika, vom Eudena, Braunschw. 1780. G. 79. 80.

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wollte. Lang und breit zog sie die Gebirge auseinander und leitete sie in mehreren Aesten ført, so daß alle drei Welttheile zusámmenhangen konnten und ohngeachtet der Verschiedenheit von Erdstrichen und Ländern, allenthalben ein sanfterer Uebergang ward. Hier durfte kein Weltstrich in Aeonenlanger Ueberschwemmung liegen; noch sich auf ihm jene Heere von Insekten, Amphibien, hen Landthieren und andrer Meeresbrut bilden, die Amerika bevölfert haben. Die einzige Wüste Kobi ausgenommen (die Mondgebirge kennen wir noch nicht), und es heben sich keine so breite Strecken wüster Erdhöhen in die Wolken, um in ihren Klüften Ungeheuer hervorzubringen und zu nåhren. Die elektrische Sonne konnte hier aus einem trocknern, fanfter gemischten Erdreich feinere Gewürze, mildere Speisen, eine reifere Organisation befördern auch an Menschen und allen Thieren.

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Es wäre schön, wenn wir eine Bergcharte oder vielmehr einen Berg-Atlas hätten, auf dem diese Grundsåulen der Erdé in den mancherlei Rücksichten aufgenommen und bemerkt wåren, wie sie die Geschichte des Menschengeschlechts fordert. Von vielen Gegenden ist die Ordnung und Höhe der Berge ziemlich genau bestimmt: die Erhebung des Landes über die Meeresfläche, die Beschaffenheit des Bodens auf seiner Oberfläche, der Fall der Ströme, die Richtungen der Winde, die Abweichungen der Magnetnadel, die Grade der Hiße und Wärme find an andern bemerkt worden, und Einiges davon ist auch schon auf einzelnen Charten bezeichnet. Wenn mehrere dieser Bemerkungen, die jezt in Abhandlungen und Reisebeschreibungen zerstreut liegen, genau gesammelt und auch auf Charten zusammengetragen würden; welche schöne und unterrichtende physische Geographie der Erde würde damit in Einem Ueberblicke auch der Natur- und Geschichtforscher der Menschheit haben! der reichste Beitrag zu Varenius, Lulof's und Bergmann's vortrefflichen Werken. Wir sind aber auch hier nur im Anfange: die Ferber, Pallas, Saussure, Soulavie u. A. sammeln in einzelnen Erdstrecken zu der reichen Erndte von Aufschlüffen, die wahrscheinlich einst die peruanischen Gebirge (vielleicht die interessantesten Gegenden der Welt für die größere Naturgeschichte) zur Einheit und Gewißheit bringen werden.

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Unser Erdball ist eine große Werkstätte zur Organisation sehr verschiedenartiger Wesen. 2

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Do sehr uns in den Eingeweiden der Erde alles noch als Chaos; als Trümmer vorkommt, weil wir die erste Construction des Ganz zen nicht zu übersehen vermögen: so nehmen wir doch, selbst in dem, was uns das Kleinste und Roheste dunkt, ein sehr bestimmtes D aseyn, eine Gestaltung und Bildung nach ewigen Geseßen wahr, die keine Willkühr der Menschen verändert. Wir bemerken diese Geseze und Formen, ihre innern Kräfte aber kennen wir nicht, und was in einigen allgemeinen Worten, z. E. Zusammenhang, Ausdehnung, Affinitåt, Schwere dabei bezeichnet, soll, uns nur mit äußern Verhältnissen bekannt machen, ohne uns dem innern Wesen im mindesten nåher zu führen.

Was indeß jeder Stein- und Erdart verliehen ist: ist gewiß ein allgemeines Gefeß aller Geschöpfe unsrer Erde; dieses ist. Bildung, bestimmte Gestalt, eignes Dasein. Keinem Wesen kann dies genommen werden: denn alle seine Eigenschaften und Wirkungen sind darauf gegründet. Die unermeßliche Kette reicht vom Schöpfer hinab bis zum Keim eines Sandkörnchens, da audy dieses seine bestimmte Gestalt hat, in der es sich oft der schönsten Crystallisation nähert. Auch die vermischtesten Wesen følgen in ihren Theilen demselben Geseß; nur weil so viel und mancherlei Kräfte in ihnen wirken und endlich ein Ganzes zusammengebracht

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