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Welttheil, wie seine Gestalt zeiget: auf und an diesen Gebirgen lebt die größeste Menge aller Arten lebendiger Thierschöpfung, die wahrfcheinlich hier schon streiften und ihres Daseins sich freuten, als andre Erdstrecken noch unter dem Wasser lagen und kaum mit Wåldern oder mit nackten Bergspizen emporblickten. Der Berg, den Linneus c) sich als das Gebirge der Schöpfung gedacht hat, ist in der Natur; nur nicht als Berg, sondern als ein weites Amphitheater, ein Stirn von Gebirgen, die ihre Arme in mancherlei Klimate vertheilen. „Ich muß anmerken, sagt Pallas d), daß alle Thiere, die in den Nord- und Südländern zahm geworden sind, sich in dem gemäßigten Klima der Mitte Afiens wild finden (den Dromedar ausgenommen, dessen beide Arten nicht wohl außerhalb Afrika fortkommen und sich schwer an das Klima von Asten gewöhnen). Der Stammort der wilden Ochsen, des Büffels, der Mufflon, von welchem unfre Schaafe kommen, des Bezoarthiers und des Steinbocks, aus deren Vermischung die so fruchtbare Race unsrer zahmen Ziegen entstanden ist, finden sich in den gebirgigen Ketten, die das mittlere Aften und einen Theil von Europa einnehmen. Das Rennthier ist auf den hohen Bergen, die Siberien begrenzen und fein öftliches Ende bedecken, häufig, und dient dasselbst als Last- und Zugvich. Auch findet es sich auf der uralischen Kette, und hat von da aus die nordischen Lånder beseßt. Das Kameel mit zwei Buckeln findet sich wild in den großen Wüsten zwischen Tibet und China. Das wilde Schwein hålt sich in den Wäldern und Moråsten des ganzen gemåßigten Asiens auf. Die wilde Kaze, von der unsre Hauskaße abstammt, ist bekannt genug. Endlich stammt die Hauptrace unsrer. Haushunde zuverlässig vom Schakel her; ob ich dieselbe gleich nicht für ganz unverfälscht halte, sondern glaube, daß sie sich vor undenklicher Zeit mit dem gemeinen Wolf, dem Fuchs und selbst mit der Hyåne vermischt habe, welches die ungemeine Verschiedenheit der Gestalt und Größe der Hunde verursacht hat u. f.“ So Pallas. Und wem ist der Reichthum Asiens, insonderheit seiner mittågigen

c) Linnaei amoenit. academ. Vol. II. p. 439. Oratio de terra habitabili. Die Rede ist häufig übersezt worden.

d) Bemerkungen über die Berge, in den Beiträgen zur physikalischen Erdbeschreibung (Bb. 3. S. 250) und sonst überseßt.

Länder, an Naturprodukten unbekannt? Es ist, als ob um diese erhabenste Höhe der Welt sich nicht nur das breiteste, sondern auch das reichste Land gesezt habe, das vom Anfänge her die meiste orga nische Wärme in sich gezogen. Die weisesten Elephanten, die klugften Affen, die lebhaftesten Thiere nåhrt Asten; ja vielleicht hat es, seines Verfalls ungeachtet, der genetischen Anlage nach, die geistreichsten und erhabensten Menschen.

Wie aber die andern Welttheile? Daß Europa sowohl an Menschen als Thieren meistens aus Asien besezt sei, und wahrscheinlich einem großen Theil nach noch mit Wasser oder mit Wald und Moråsten bedeckt gewesen, als das höhere Asien schon ćultivirt war, ist sogar aus der Geschichte erweislich). Das innere Afrika kennen wir zwar noch wenig: die Höhe und Gestalt seines mittleren Bergrückens insonderheit ist uns ganz fremde; indessen wird aus mehrern Gründen wahrscheinlich, daß dieser wasserarme und große Strecken hinein niedrige Welttheil mit seinem Erdrücken schwerlich an die Höhe und Breite Asiens reiche. Auch er ist also vielleicht långer bedeckt gewesen, und obwohl der warme Erdgürtel sowohl der Pflanzen- als Thierschöpfung daselbst ein eignes kräftiges Gepråge nicht versagte: so scheint es doch, daß Afrika und Europa nur wie Kinder sind, an den Schoos der Mutter, Asien, gelehnet. Die meisten Thiere haben diese drei Welttheile gemein und sind im Ganzen nur Ein Welttheil.

Amerika endlich; sowohl der Strich seiner steilen, unbewohnbarhohen Gebirge, als deren noch tobende Vulkane, und ihnen zu Füßen das niedrige, in großen Strecken meerflache Land, sammt der lebendigen Schöpfung desselben, die sich vorzüglich in der Vegetation, den Amphibien, Insekten, Vögeln, und dagegen in weniger Gattung vollkommener und so lebhafter Landthiere freuet, als in denen sich die alte Welt fühlet; alle diese Gründe, zu denen die junge und rohe Verfassung seiner gesammten Völkerschaften mitgehöret, machen diesen Welttheil schwerlich als den åltest-bewohnten kennbar. Vielmehr ist er, gegen die andre Erdhälfte betrachtet, dem Naturforscher ein reiches Problem der Verschiedenheit zweier entgegengesezten Hemisphäre. Schwerlich also dürfte auch das schöne Thal Quito der Geburtsort eines ursprünglichen Menschenpaares gewesen sein,

so gern ich ihm und den Mondgebirgen Afrika's die Ehre gönne, und niemanden widersprechen mag, der hiezu Beweisthümer fånde.

Aber genug der bloßen Muthmaßungen, die ich nicht dazu gemißbraucht wünsche, daß man dem Allmächtigen die Kraft und den Stoff, Menschen wo er will zu schaffen, abspräche. Die Stimme, die allenthalben Meer und Land mit eignen Bewohnern bepflanzte, konnte auch jedem Welttheil seine eingebornen Beherrscher geben, wenn sie es für gut fand. Ließe sich nicht aber in dem bisher entwickelten Charakter der Menschheit die Ursache finden, warum sie es nicht beliebte? Wir sahen, daß die Vernunft und Humanität der Menschen von Erziehung, Sprache und Tradition abhange, und daß unser Geschlecht hierin völlig vom Thier unterschieden sei, das seinen unfehlbaren Instinkt auf die Welt mitbringt. Ist dies; so konnte schon seinem specifischen Charakter nach der Mensch nicht Thieren gleich überall in die wilde Wüste geworfen werden. Der Baum, der allenthalben nur künstlich fortkommen konnte, sollte vielmehr aus Einer Wurzel an einem Orte wachsen, wo er am besten gedeihen, wo der, der ihn gepflanzt hatte, ihn selbst warten konnte. Das Menschengeschlecht, das zur Humanitåt bestimmt war, sollte von seinem Ursprunge an ein Brudergeschlecht aus Einem Blut, am Leitbande Einer bildenden Tradition werden, und so entstand das Ganze, wie noch jezt jede Familie entspringt, Zweige von Einem Stamm, Sproffen aus Einem ursprünglichen Garten. Mich dünkt, jedem, der das Charakteristische unsrer Natur, die Beschaffenheit und Art unsrer Vernunft, die Weise, wie wir zu Begriffen kommen und die Humanitåt in uns bilden, erwågt, ihm müsse dieser auszeichnende Plan Gottes über unser Geschlecht, der uns auch dem Ursprunge nach vom Thier unterscheidet, als der angemessenste, schönste und würdigste erscheinen. Mit diesem Entwurf wurden wir Lieblinge der Natur, die sie als Früchte ihres reifsten Fleißes, oder wenn man will, als Söhne ihres hohen Alters auf der Stelle hervorbrachte, die sich am besten für diese zarten Spätlinge geziemte. Hier erzog ste solche mit mütterlicher Hand, und hatte um sie gelegt, was vom ersten Anfange an die Bildung ihres künstlichen Menschen - Charakters erleichtern konnte. So wie nur Eine Menschenvernunft auf der Erde möglich war, und die Natur daher auch nur Eine Gattung Vernunftfähiger hervorbrachte: so ließ sie diese Vernunftsfähigen

auch in Einer Schule der Sprache und Tradition erzögen werden, und übernahm selbst diese Erziehung durch eine Folge von Generationen aus Einem Ursprung.

ΠΙ.

Der Gang der Cultur und Geschichte giebt histo: rische Beweise, daß das Menschengeschlecht in Asien entstanden sei.

Alle Völker Europens, woher sind sie? Aus Asten. Von den meisten wissen wir's gewiß: wir kennen den Ursprung der Lappen, der Finnen, der Germanier und Gothen, der Gallier, Slaven, Celten, Cimbern u. f. Theils aus ihren Sprachen oder Sprachresten, theils aus Nachrichten ihrer alten Size können wir ste ziemlich weit an's schwarze Meer oder in die Tatarei verfolgen, wo zum Theil noch ihre Sprachreste leben. Von der Abkunft andrer Völker wissen wir weniger, weil wir die ålteste Geschichte derselben weniger kennen: denn blos die Unkunde voriger Zeiten macht Autochthonen. Ein seltnes Verdienst um die Menschheit wäre es, wenn der sprachgelehrteste Geschichtforscher der alten und neuen Völker, Büttner, uns die Schåße seiner zusammenhaltenden Belesenheit aufthåte, und wie er's thun könnte, eine Reihe von Völkern ihren ihnen selbst unbekannten Stammbaum gåbe e).

Die Abkunft der Afrikaner und Amerikaner ist uns freilich dunkler; so weit wir aber den obern Rand des erstgenannten Welttheils kennen und die åltesten Traditionen über ihn zusammenhalten, ist es asiatisch. Weiter hinab müssen wir uns begnügen, in der Negergestalt und Farbe wenigstens nichts Widersprechendes gegen diese Abkunft, vielmehr ein fortgehendes Gemälde klimatischer Nationalbildungen zu finden, wie das fechste Buch dieser Schrift zu zeigen versucht hat. Ein gleiches ist's mit dem spåterbevölkerten Amerika, dessen Bepflanzung aus dem öftlichen Asten schon der einförmige Anblick der Völker wahrscheinlich machte.

e) Dieser gelehrte Mann arbeitet mit einem vielumifaffenden Plan an einem ähnlichen Werke.

Mehr als die Bildungen aber sagen uns die Sprachen der Völker: und wo auf der ganzen Erde giebt es die ältestcultivirten Sprachen? In Asien. Wollt ihr das Wunderding sehen, daß Völker tausende von Meilen hin in die Länge und Breite lauter einsylbige Sprachen reden: sehet nach Asien. Die Strecke jenseit des Ganges, Tibet und Sina, Pegu, Ava, Arrakan und Brema, Tonquin, Laos, Koschin-Sina, Kambodscha und Siam sprechen lauter unbiegfam- einsylbige Worte. Wahrscheinlich hat die frühe Regel ihrer Sprach-Cultur und Schrift sie dabei erhalten: denn in dieser Ecke Asiens sind die åltesten Einrichtungen beinahe in Allem unverändert geblieben. Wollet ihr Sprachen, deren großer, fast überfließender Reichthum auf sehr wenige Wurzeln zusammengeht, so daß sie mit einer fonderbaren Regelmäßigkeit und dem fast kindischen Kunstwerk, durch eine kleine Veränderung des Stammworts einen neuen Begriff zu sagen, Mannichfaltigkeit und Armuth verbinden: so sehet den Umfang Südasiens von Indien bis nach Syrien, Arabien und Aethiopien hin. Die bengalische Sprache hat 700 Wurzeln, gleichfam die Elemente der Vernunft, aus denen sie Zeitwörter, Nennwörter und alle andre Redetheile bildet. Die ebräische und die ihr verwandten Sprachen, so ganz andrer Art sie sind, erregen Erstaunen, wenn man ihren Bau selbst noch in den åltesten Schriften betrachtet. Alle ihre Worte gehen an Wurzeln von drei Buchstaben zusammen, die Anfangs vielleicht auch einssylbig waren, nachher aber, wahrscheinlich durch das ihnen eigne Buchstabenalphabet frühzeitig in diese Form gebracht wurden, und in ihr vermittelst sehr einfacher Zusäße und Biegungen die ganze Sprache bauten. Ein unermeßlicher Reichthum von Begriffen-geht z. B. in der fortgebildeten arabischen Sprache an wenige Wurzeln zusammen, so daß das Flickwerk der meisten europäischen Sprachen mit ihren unnüßen Hülfsworten und langweiligen Flerionen sich nie mehr verråth, als wenn man sie mit den Sprachen Asiens vergleicht. Daher fallen diese auch, je ålter sie sind, dem Europåer zu lernen schwer: denn er muß den nuglosen Reichthum seiner Zunge, aufgeben, und kommt in ihnen wie zu einer fein durchdachten, leise- geregelten Hieroglyphik: der unsichtbaren Gedankensprache.

Das gewisseste Zeichen der Cultur einer Sprache ist ihre Schrift: je ålter, künstlicher, durchdachter diese war, desto mehr ward auch

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