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der Pflanze, in den Adern und Muskeln des Thieres, endlich gar im Nervengebäude immer feiner und feiner verarbeitet wird, und zulezt alle die wunderbaren Triebe und Seelenkråfte anfacht, über deren Wirkung wir bei Thieren und Menschen staunen. Das Wachsthum der Pflanzen, ob ihr Lebenssaft gleich viel organischer und feiner ist, als die elektrische Kraft, die sich in der todten Natur äußert, wird durch die Elektricität befördert. Noch auf Thiere und Menschen hat jener Strom Wirkung, und nicht nur auf die gröberen Theile ihrer Maschinen etwa, sondern selbst, wo diese zunächst an die Seele grenzen. Die Nerven, von einem Wesen belebt, dessen Geseze beinahe schon über die Materie hinaus sind, da es mit einer Art Allgegenwart wirkt, sind noch von der elektrischen Kraft im Körper berührbar. Kurz, die Natur gab ihren lebendigen Kindern das Beste, was sie ihnen geben konnte, eine organische Aehnlichkeit ihrer eignen schaffenden Kraft, belebende Wärme. Durch solche und solche Drgane erzeugt sich das Geschöpf aus dem todten Pflanzenleben lebendigen Reiz, und aus der Summe dieses, durch seinere Kanále geläutert, das Medium der Empfindung. Das Resultat der Reize wird Triebz das Resultat der Empfindungen, Gedanke: ein ewiger, Fortgang von organischer Schöpfung, der in jedes lebendige Geschöpf gelegt ward. Mit der organischen Wärme desselben (nicht: eben, wie sie für unsre groben Kunstwerkzeuge von außen fühlbar ist) nimmt auch die Vollkommenheit seiner Gattung, wahrscheinlich also auch seine Fähigkeit zu einem feineren Gefühl des Wohlseins zu, in deffen alles durchgehenden Strom die allerwärmende, allbelebende, allgenießende Mutter sich selbst fühlt.

Zweitens. Je vielfacher die innere Organisation des Geschöpfs zur feinern Lebenswärme ward, desto mehr, sehen wir, wird dasselbe fähig, Lebendige zu empfangen und zu gebåren. Abermals eine Sproffe desselben großen Lebensbaums durch alle Gattungen der Geschöpfe d).

d) Man wende nicht ein, daß auch Polypen, einige Schnecken und sogar die Blattläufe Lebendige gebåren: auf diese Weise gebiert auch die Pflanze Lebendige, indem sie Keime treibt. Hier ist von lebendiggebärenden, sâugenden Thieren die Rede.

Es ist bekannt, daß die meisten Pflanzen sich selbst begatten, und daß auch, wo die Glieder des Geschlechts getheilt sind, sich viel Androgynen und Polygamen finden. Gleichergestalt ist's bemerkt, daß bei den niedrigeren Arten der Thiere, den Pflanzengeschöpfen, Schnecken, Insekten, entweder die thierischen Zeugungstheile noch fehlen, und das Geschöpf wie Pflanze nur fortzusproffen scheint, oder daß es unter ihnen Hermaphroditen, Andro-› gynen und mehrere Anomalien gebe, die hier aufzuzählen nicht der Ort ist. Je vielfacher die Organisation des Thieres wird, desto bestimmter gehen die Geschlechter auseinander. Hier konnte sich die Natur nicht mehr an organischen Keimen begnügen; die Formung eines in seinen Theilen so vielartigen und vielgestalteten: Wesens wäre übel daran gewesen, wenn der Zufall das Werk gehabt hatte, mit organischen Formen zu spielen. Also schied die weise Mutter und trennte die Geschlechter. Sie wußte aber eine Organisation zu finden, wo sich zwei Geschöpfe zu Einem vereinten und in ihrer Mitte ein Drittes würde, der Abdruck ihrer Beider im Augenblick der innigsten organischen Lebenswärme.

In dieser empfangen, wird das neue Wesen allein auch durch fie fortgebildet. Mütterliche Wärme umfångt es und bildet es aus. Noch athmet seine Lunge nicht, und seine größere Brustdrůse sau-get; selbst beim Menschen scheint die rechte Herzkammer noch zu fehlen, und statt des Blutes fließt ein weißer Saft durch seine Adern. Je mehr indeß die mütterliche Wärme auch seine innere Wärme anfacht: desto mehr bildet sich das Herz, das Blut röthet sich und gewinnt, ob es gleich die Lunge noch nicht berühren kann, energischen Kreislauf. In lauten Pulsschlägen regt sich das Geschöpf, und tritt endlich vollkommen gebildet auf die Welt, begabt mit allen Trieben der Selbstbewegung und Empfindung, zu denen es nur in einem lebendigen Geschöpf dieser Art organisirt werden konnte. Sogleich reichen ihm Luft, Milch, Nahrungsmittel, selbst der Schmerz und jedes Bedürfniß Anlåsse dar, auf tausend Wegen Wärme einzusaugen, und sie durch Fibern, Muskeln und Nerven zu dem Wesen zu verarbeiten, das keine niedrigere Organisation erarbeiten kann. Es wächst bis zu den Jahren, da es im Ueberfluß seiner Lebenswärme sich fortzubilden, zu vervielfältigen strebt, und der organische Lebenszirkel also von neuem aufångt

Eo ging die Natur bei den Geschöpfen zu Werke, die sie Lebendige gebåren laffen konnte; nicht aber alle konnten dies. Die Thiere kälteren Blutes nicht; ihnen muß also die Sonne zu Hülfe kommen und ihre Mitmutter werden. Sie brütet das Ungeborne hervor; ein klarer Beweis, daß alle organische Wärme in der Echöpfung Eins sei, nur durch zahllose Kanåle feiner und feiner hinaufgeläutert. Selbst die Vögel, die wärmeren Blutes find, als die Erdenthiere, konnten, vielleicht theils ihres kälteren Elements, theils ihrer Lebensart und ganzen Bestimmung wegen, nicht Lebendige gebåren. Die Natur verschonte diese leichten flüchtigen Geschöpfe, ihre Jungen bis zur lebendigen Geburt zu tragen, wie sie sie auch mit der Mühe des Saugens verschonte. Sobald der Vogel aber, wenn auch nur in einer håßlichen Mittelgattung, die Erde betritt, såugt er. Sobald das Meerthier warmes Blut und Organisation genug hat, ein Lebendiges zu gebåren, ward ihm auch die Mühe aufgelegt, es zu såugen.

Wie sehr trug die Natur hiedurch zur Vervollkommnung der Gattungen bei. Der flüchtige Vogel kann nur brüten; und wie schöne Triebe beider Geschlechter entstehen schon aus dieser kleinen Haushaltung! Die eheliche Liebe baut, die mütterliche Liebe erwärmt das Nest: die våterliche versorgt es und hilft es mit erwärmen. Wie vertheidigt eine Vogelmutter ihre Jungen! wie keusch ist in den Geschlechtern, die zur Ehe gemacht sind, ihre eheliche Liebe! Bei den Thieren der Erde sollte dies Band, wo möglich, noch stärker werden: darum bekam die Mutter ihr Lebendiggebornes an die Brust, es mit den zartesten Theilen ihrer selbst zu nähren. Nur ein grob organisirtes Schwein ist's, das feine eignen Jungen frißt: nur kalte Amphibien sind's, die ihre Eier dem Sande oder Moraste geben. Mit Zärtlichkeit sorgen alle fåugende Geschlechter für ihre Jungen; die Liebe des Affen ist zum Sprichwort geworden, und vielleicht giebt keine andre Gattung ihm nach. Selbst Seegeschöpfe nehmen daran Theil, und der Manati ist bis zum Fabelhaften ein Bild der ehelichen und mütterlichen Liebe. Zärtliche Haushälterin der Welt, an so eins fadhe organische Bande knüpftest du die nothwendigsten Beziehungen, so wie die schönsten Triebe deiner Kinder. Auf eine Höhle der Herzmuskel, auf eine athmende Lunge kam's an, daß das

Geschöpf mit stärkerer und feinerer Wärme lebte, daß es Lebendige gebar und såugte, daß es zu feineren, als den Fortpflanzungs-, trieben, zur Haushaltung und Zärtlichkeit für die Jungen, ja in einigen Geschlechtern gar zur ehelichen Liebe gewöhnt ward. In der größeren Wärme des Blutes, diesem Strom der allgemeinen Weltseele, zündetest du die Fackel an, mit der du auch die feinsten Regungen des menschlichen Herzens erwärmest.

Endlich sollte ich noch vom Haupt, als der höchsten Region der Thieresbildung, reden; es gehören aber hiezu zuförderst andre Betrachtungen, als über ihre äußern Formen und Glieder.

II.

Vergleichung der mancherlei organischen Kräfte, die im Thier wirken.

Der unsterbliche Haller hat die verschiedenen Kräfte, die sich im Thierkörper physiologisch äußern, nämlich die Elasticitåt der Faser, die Reizbarkeit des Muskels, endlich die Empfindung des Nervengebäudes, mit einer Genauigkeit unterschieden, die im Ganzen nicht nur unwiderlegbar bleiben, sondern noch die reichste Anwendung, auch bei andern als menschlichen Körpern, zur physiologischen Seelenlehre gewähren dürften.

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Nun lasse ich's dahin gestellt sein, ob nicht diese drei allerdings so verschiedenen Erscheinungen im Grunde Eine und dieselbe Kraft sein könnten, die sich in der Faser anders, anders im Muskel, anders im Nervengebäude offenbart. Da alles in der Natur verknüpft, und diese drei Wirkungen im belebten Körper so innig und vielfach verbunden sind: so läßt sich daran kaum zweifeln.... Elasticitât und Reizbarkeit grenzen aneinander, wie Fiber und Muskel zusammen grenzen. So wie dieser nur ein verflochtenes Kunstgebilde jener ist: so ist auch die Reizbarkeit wahrscheinlich nichts, als eine auf innige Art unendlich vermehrte Schnellkraft, die in dieser organischen Verschlingung vieler Theile sich aus dem todten Fiberngefühl zur ersten Stufe des thierischen Selbstreizes erhoben. Die Empfindsamkeit des Nervensystems wird sodann die dritte hö

here Art derselben Kraft sein, ein Resultat aller jener organischen Kräfte; da der ganze Kreislauf des Blutes und aller ihm untergeordneten Gefäße dazu zu gehören scheint, das Gehirn, als die Wurzel der Nerven mit dem feinen Eaft zu befeuchten, der sich, als Medium der Empfindung betrachtet, über Muskel- und Faserfråfte so sehr erhebt.

Doch dem sei wie ihm wolle; unendlich ist die Weisheit des Echöpfers, mit der er in den verschiedenen Organisationen der Thierkörper diese Kräfte verband und die niedern allmålig den höhern unterordnen wollte. Das Grundgewebe von allem, auch in unserm Bau, sind Fibern: auf ihnen ́ blüht der Mensch. Die lymphatischen Milchgefäße bereiten Saft für die ganze Maschine. Die Muskelkräfte bewegen diese nicht blos zu Wirkungen nach auBen: sondern ein Muskel, das Herz, wird das erste Triebwerk des Blutes, eines Safts aus so vielen Såften, der nicht nur den ganzen Körper erwärmt, sondern auch zum Haupt steigt, und von da durch neue Zubereitungen die Nerven belebt. Wie ein himmlisches Gewächs breiten sich diese aus ihrer obern Wurzel nieder; und wie sie sich breiten? wie fein sie sind? zu welchen Theilen sie verwandt werden? mit welchem Grad des Reizes hier oder da ein Muskel verschlungen sei? welchen Saft die pflanzenartigen Gefäße bereiten? welche Temperatur im ganzen Verhältniß dieser Theile gegen einander herrsche? auf, welche Sinne es falle? zut welcher Lebensart es wirke? in welchen Bau, in welche Gestalt es organisirt sei? wenn die genaue Untersuchung der Dinge in einzelnen, zumal dem Menschen nahen Geschöpfen nicht Aufschlüsse über ihren Instinkt und Charakter, über das Verhältniß der Gattungen gegen einander, zuleßt und am meisten über die Ursachen des Vorzugs der Menschen vor den Thieren gåbe: sø wüßte ich nicht, woher man physische Aufschlüsse nehmen sollte. Und glücklicher Weise gehen jezt die Camper, Wrisberg, Wolf, Sommerings und so viel andre forschende Zergliederer auf diesem geistigen physiologischen Wege der Vergleicjung mehrerer Geschlechter in den Kräften der Werkzeuge ihres organischenLebens. Ich sehe, meinem Zweck gemäß, einige Hauptgrundsåße voraus, die die folgenden Betrachtungen über die inwohnenden organischen Kräfte verschiedener Wesen und zuleht des

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