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schloffen und mit ihr innig verwebt. Sie wirkt also derselben ge måß: künstlich) und fein, aber enge und in einem sehr kleinen Kreise. Der Bienenstock ist ihre Welt, und das Geschäft desselben hat der Schöpfer noch durch eine dreifache Organisation dreifach vertheilt.

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Auch das Wort Fertigkeit müssen wir uns also nicht irre machen lassen, wenn wir diese organische Kunst bei manchen Geschöpfen sogleich nach ihrer Geburt bemerken. Unsre Fertigkeit ents steht aus Nebungen: die thrige nicht. Ist ihre Organisation ausgebildet; so sind auch die Kräfte derselben in vollem Spiel. Wer hat die größte Fertigkeit auf der Welt? der fallende Stein, die bluhende Blume: er fällt, sie blühet ihrer Natur nach. Der Krystall schießt fertiger und regelmäßiger zusammen, als die Biene bauet und als die Spinne webt. In jenem ist es nur noch organis scher blinder Trieb, der nie fehlen kann: in diesen ist es schon zum Gebrauch mehrerer Werkzeuge und Glieder hinauf organisirt, und diese können fehlen, Das gesunde, mächtige Zusammenstimmen derselben zu einem Zweck macht Fertigkeit, sobald das ausgebildete Geschöpf da ist.

Wir sehen also auch, warum, je höher die Geschöpfe steigen, der unaufhaltsame Trieb, so wie die irrthumfreie Fertigkeit, abnehme? Je mehr nämlich das Eine organische Principium der Natur, das wir jetzt bildend, jezt treibend, jezt empfindend, jezt künstlich-bauend nennen, und im Grunde nur Eine und dieselbe organische Kraft ist, in mehr Werkzeuge und verschiedenartige Glieder vertheiltist: je mehr es in jedem derselben eine eigne Welt hat, also auch eignen Hindernissen und Irrungen ausgesezt ist: desto schwåcher wird der Trieb, desto mehr kömmt er unter den Befehl der Willkür, mithin auch des Irrthums. Die verschiedenen Empfindungen wollen gegen einander gewogen und dann erst mit einander vereinigt sein lebe wohl also hinreißender Instinkt, unfehlbarer Führer. Der dunkle Reiz, der in einem gewissen Kreise, abgeschlossen von allem andern, eine Art Allwissenheit und Allmacht in sich schloß, ist jezt in Aeste und Zweige gesondert. Das des Lernens fähige Geschöpf muß lernen, weil es weniger von Natur weiß: es muß sich üben; weil es weniger von Natur kann; es hat aber auch durch seine Fortrückung, durch die Verfeinerung und Vertheilung seiner Kräfte neue Mittel der Wirksamkeit, mehrere und feinere Werkzeuge erhalten, die Empfindun

gen gegen einander zu bestimmen und die beffere zu wählen. Was ihm an Intensität des Triebes abgeht, hat es durch Ausbreitung und feinere Zusammenstimmung érseßt bekommen: es ist eines feinern Selbstgenusses, eines freiern und vielfachern Gebrauchs seiner Kräfte und Glieder fähig worden, und alle dies, weil, wenn ich so fagen darf, seine organische Seele in ihren Werkzeugen vielfacher und feiner aus einander gelegt ist. Lasset uns einige wunderbar schöne und weise Geseze dieser allmåligen Fortbildung der Geschöpfe betrachten, wie der Schöpfer sie Schritt vor Schritt immer mehr an eine Verbindung mehrerer Begriffe oder Gefühle, so wie an eis nen eignen freiern Gebrauch mehrerer Sinné und Glieder gewöhnte.

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Fortbildung der Geschöpfe zu einer Verbindung mehrerer Begriffe und zu einem eignen freiern Gebrauch der Sinne und Glieder.

1.

In der todten Natur liegt alles noch in Einem dunkeln aber machy tigen Triebe. Die Theile dringen mit innigen Kräften zusammen: jedes Geschöpf sucht Gestalt zu gewinnen und formt sich. In diesem Trieb ist noch alles verschlossen; er durchdringt aber auch das ganze Wesen unzerstörbar. Die kleinsten Theile der Krystalle und Salze sind Krystalle und Salze: ihre bildende Kraft wirkt in der kleinsten Partikel wie im Ganzen, unzertheilbar von Außen, von Innen unzerstörbar.

2. Die Pflanze ward in Röhren und andern Theilen auseinans der geleitet; ihr Trieb fångt an diesen Theilen nach sich zu modifiziren, ob er wohl im Ganzen noch einartig wirkt. Wurzel, Stamm, Aeste saugen; aber auf verschiedne Art, durch verschiedne Gånge, verschiedne Wesen. Der Trieb des Ganzen modifizirt sich also mit ihnen, bleibt aber noch im Ganzen Eins und dasselbe; denn die Fortpflanzung ist nur Efflorescens des Wachsthums; beide Theile sind der Natur des Gefchöpfs nach unabtrennbar. ~

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13. Im Pflanzenthier fångt die Natur an, einzelne Werkzeuge, mithin-auch ihre inwohnende Kräfte unvermerkt zu sondern: die Werkzeuge der Nahrung werden sichtbar: die Frucht löst sich schon im Mutterleibe los, ob sie gleich als Pflanze in ihm genährt wird. Viele Polypen sproffen aus Einem Stamm: die Natur hat sie an Ort und Stelle geseßt und mit einer eignen Bewegbarkeit noch verz schont; auch die Schnecke hat noch einen breiten Fuß, mit dem sie an ihrem Hause haftet. Noch mehr liegen die Sinne dieser Gez schöpfe ungeschieden und dunkel in einander; ihr Trieb wirkt langsam und innig: die Begattung der Schnecke dauert viele Tage. So hat die Natur diese Anfänge der lebendigen Organisation, so viel fie konnte, mit dem Vielfachen verschont, das Vielfache aber dafür in eine dunkle einfache Regung tiefer gehüllt und fester verbunden. Das zåhe Leben der Schnecke ist beinahe unzerstörbar.

4. Als sie höher hinauf schritt, beobachtete sie eben die weise Vorsicht: das Geschöpf auf ein Vielfaches abgetrennter Sinne und Triebe nur allmålig zu gewöhnen. Das Insekt konnte auf einmal nicht alles üben, was es üben sollte; es muß also feine Gestalt und sein Wesen verändern, um jezt als Raupe dem Triebe der Nahrung, jezt als Zwiefalter der Fortpflanzung genug zu thun: beider Triebe war es in Einer Gestalt nicht fähig. Eine Art Bienen konnte nicht alles ausrichten, was der Genuß und die Fortpflanzung dieses Geschlechts forderte; also theilte die Natur und machte diese zu Arbeitern, je zu Fortpflanzern, diese zur Gebårerin; alles durch eine kleine Abänderung der Organi sation, wodurch die Kräfte des ganzen Geschöpfs eine andre Richtung bekamen............ Was sie in Einem Modell nicht ausführen konnte, legte sie in drei Modellen, die alle zusammen gehören, gebrochen aus einander. So lehrte sie also ihr Bienenwerk die Biene in drei Geschlechtern, wie fie den Schmetterling und andre Insekten ihren Beruf in zwei verschiedenen Gestalten lehrte.

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15. Je höher fie schritt, je mehr ste den Gebrauch mehrerer Sinne, mithin die Willkür zunehmen laffen wollte: desto mehr that sie unnöthige Glieder weg, und simplificirte den Bau von innen und außen. Mit der Haut der Raupe gingen Füße weg, die der Schmetterling nicht mehr bedurfte:

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die vielen Füße der Insekten, ihre mehreren und vielfacheren Augen, ihre Fühlhörner und mancherlei andre kleine Rüstwerkzeuge verlieren sich bei den höhern Geschöpfen. Bet jenen war im Kopf wenig Gehirn: dies lag im Rückenmark långs hinunter und jedes Nervenknötchen war ein neuer Mittelpunkt der Empfindung. Die Seele des kleinen Kunstgeschöpfs war also in sein ganzes Wesen gebreitet. Je mehr das Geschöpf an Willkür und Verstandesähnlichkeit wachsen soll: desto größer und hirnreicher wird der Kopf: die drei Haupttheile des Leibes treten in mehrere Proportionen gegen einander, da sie bei Insekten, Würmern u. f. noch gar verhältnißlos waren. Mit welchen großen mächtigen Schwänzen schleppten sich noch die Amphibien an's Land: ihre Füße stehn unförmlich aus einander. In Landthieren hebt die Natur das Geschöpf: die Füße werden höher und rücken mehr zusammen. Der Schwanz mit seinen fortgeseßten Rückenwirbeln schmålert und kürzt sich); er verliert die groben Muskelkräfte des Krokodills und wird biegsamer, feiner, bis er sich bei edlern Thieren gar nur in einen haarigen Schweif åndert und die Natur ihn zuleßt, indem sie sich der aufrechten Gestalt nåhert, - gar wegwirft. Sie hat das Mark desselben höher hinaufgeleitet und an edlere Theile verwendet.

6. Indem die bildende Künstlerin also die Proportion des Landthiers fand, die beste, darin diese Geschöpfe gewisse Sinne und Kräfte gemeinschaftlich üben und zu Einer Form der Gedanken und Empfindungen wereinigen lernten: so ånderte sich zwar nach der Bestimmung und Lebensart jedweder Gattung auch die Bildung derselben und schuf aus eben den Theilen und Gliedern jedem Geschlecht seine eigne Harmonie des Ganzen, mithin auch seine eigne, von allen andern Geschlechtern-organisch verschiedne Seele; sie behielt indeß doch unter allen eine gewisse Aehnlichkeit bei, und schien Einen Hauptzweck zu verfolgen. Dieser Hauptzweck ist offenbar, sich der organischen Form zu nähern, in der die meiste Vereinigung klarer Begriffe, der vielartigste und freieste Gebrauch verschiedner Sinne und Glieder statt fånde; und eben dies macht die mehr oder mindere Menschenåhnlichkeit der Thiere. Sie ist kein Spiel der Willkür: sondern ein Resultat der mancherlei Formen, die zu dem Zweck, wozu fie die Natur verbinden wollte, nämlich zu einer llebung der Gedanken,

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Sinne, Kräfte und Begierden in diesem Verhältniß, zu solchen und feinen andern Zwecken nicht anders als also verbunden werden konnten. Die Theile jedes Thiers stehen auf seiner Stufe in der engsten Proportion unter einander; und ich glaube, alle Formen sind erschöpft, in denen nur Ein lebendiges Geschöpf auf unfrer Erde fortkommen konnte. Dem Thier ward ein vierfüßiger Gang: denn als Menschenhånde konnt' es noch nicht seine Vorfüße gebrauchen; durch den vierfüßigen Gang aber ward ihm sein Stand, sein Lauf, fein Sprung und der Gebrauch seiner Thiersinne am leichtesten. Noch hångt sein Kopf zur Erde: denn von der Erde sucht's Nahrung. Der Geruch ist bei den meisten herrschend: denn er muß den Instinkt wecken oder ihn leiten. Bei diesem ist das Gehör, bei jenem das Auge scharf; und so hat die Natur nicht nur bei der vierfüßigen Thierbildung überhaupt, sondern bei der Bildung jedes Geschlechts besonders die Proportion der Kråfte und Sinne gewählt, die sich in dieser Organisation am besten zusammen üben konnten. Darnach verlångte oder kürzte sie die Glieder: darnach stårkte oder schwächte sie die Kräfte: jedes Geschöpf ist ein Zåhler zu dem großen Nenner, der die Natur selbst ist: denn auch der Mensch ist ja nur ein Bruch des Ganzen, eine Proportion von Kräften, die sich in dieser und keiner andern Organisation durch die gemeinschaftliche Beihülfe vieter Glieder zu Einem Ganzen bilden sollte.

7. Nothwendig mußte also in einer so durchdachten Erdorganisation keine Kraft die andre, kein Trieb den andern stören; und unendlich schön ist die Sorgfalt, die die Natur hier verwandte. Die meisten Thiere haben ihr bestimmtes Clima, und es ist gerade das, wo ihre Nahrung und Erziehung am leichtesten wird. Håtte die Natur sie in dieser Erträglichkeit vieler Erdstriche unbestimmter gebildet: in welche Noth und Verwilderung wäre manche Gattung gerathen, bis sie ihren Untergang gefunden hätte! Wir sehen dies noch an den bildsamen Geschlechtern, die dem Menschen in alle Lånder gefolgt sind: sie haben sich mit jeder Gegend anders gebildet und der wilde Hund ist das fürchterlichste Naubthier worden, eben weil er verwildert ist. Noch mehr hätte der Trieb der Fortpflanzung das Geschöpf verwirren müssen, wenn er unbestimmt gelassen wåre; nun aber legte die bildende Mutter Natur auch diesen in Fesseln. Er wacht nur zu bestimmter Zeit

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