si nigrum obscuro comprenderit aëra cornu, sol quoque et exoriens et cum se condet in undas, 428. si nigrum, wenn der Mond mit trüben Hörnern die dunkle Luft umspannt, d. h. wenn der Mond einen Hof hat. 430. virg. suff. ore rub. Statt des prosaischen suffundere os rubore sagt der Dichter suffundere ore ruborem. Aehnliche Begriffsinversionen finden sich nach einer richtigen Bemerkung von Ameis öfter bei Dichtern, vgl. G. II, 302. JII, 140. 399. IV, 115. 416 und das häufige dare classibus austros. Warum konnte Verg. dem Monde hier ein os und einen virgineus rubor beilegen? 431. semper, jedesmal, d. h. so oft die Zeit (hier des Windes) wiederkehrt, vgl. A. V, 49. 437. Ueber die hier genannten Meergötter s. zu A. V, 823, die Verwandlung des Glaucus erzählt Ovid. Met. XIII, 903-65, die des Melicertes Met. IV, 416-562. Gell. noct. Att. XIII, 26 und Macrob. Sat. V, 17 berichten, dass Vergil hier einen Vers seines Lehrers Parthenios nachgeahmt habe. Nach Gellius lautete dieser Vers l'auną 430 435 440 καὶ Νηρεῖ καὶ Εἰναλίῳ Μελικέρτη, nach Macrobius Γλαύκῳ καὶ Νηρηϊ καὶ Ἰνώῳ Μελικέρτῃ. Aus dem Streben, den Rhythmus des griechischen Verses genau zu treffen, erklärt sich wohl die auffallend harte Zusammenstellung der Vocale. Denn in keinem Verse der Georgica ausser diesem hat sich Vergil den Hiatus nach dem ersten Fusse zwischen zwei Längen oder in der Mitte der 3. Thesis nach einem metrisch verkürzten Diphthongen gestattet. d) Wetterzeichen an der Sonne, v. 438-463. 441. Wenn die Sonne beim Aufgange fleckig (mit Flecken gesprengelt) und unter Wolken verborgen ist, und wenn dabei die Scheibe, in der Mitte verdunkelt, gleichsam hohl erscheint, so cet. vgl. Plin. nat. hist. XVIII, 35, 78: concavus oriens (sol) pluvias praedicit. : 443. ab alto, vom Meere her, nicht aus hoher Luft, denn der Südwind strömt nicht aus hoher Luft auf die Erde herab. Vgl. oben v. 224; und dagegen A. I, 297. 445 aut ubi sub lucem densa inter nubila sese 445. sub lucem, kurz vor Sonnenaufgang. 447. Tithoni, vgl. Hom. Od. V, 1 u. s. zu A. IV, 585. 448. male, s. oben zu v. 360. 450. etiam ist mit dem folgend. magis zu verbinden. 454. Ueber inmiscerier und fervěre s. Einl. p. 7. 457. moveat ist der Modus potentialis. Die Verbindung des movere mit dem Infin. scheint eine Neuerung Vergil's zu sein. nem, s. zu A. III, 266. fu 460. claro, aufklärend; so hier zuerst. 461. vehat f. advehat, vgl. Hor. od. III, 29, 48: quod fugiens semel hora vexit, s. z. G. III, 449. 463. falsum. Sall. Cat. 10, 5: ambitio multos mortalis falsos fieri subegit, aliud clausum in pectore, aliud in lingua promptum habere. 450 455 460 465 Episode II: Beschreibung der Unglückszeichen nach der Ermordung des Julius Caesar und Gebet für Caesar Octavianus, v. 466-514. 466-480. Mit den hier angeführten Unglückszeichen, welche auf die Ermordung des Julius Caesar folgten, ist zu vergleichen die Aufzählung der Vorbedeutungen, welche seiner Ermordung vorangingen, bei Ovid. Met. XV, 783798. Was die Sonne betrifft, so berichtet auch Plut. Caes. 69, dass sie fast ein ganzes Jahr nach seiner Ermordung so trübe und strahlenlos und mit so matter Wärme aufgegangen sei, dass die Luft immer dick und umnebelt war, und die Früchte halb reif verwelkten. Darum fürchteten auch schon die Römer jener Zeit (saecula), die Sonne erlösche allmählich in ewige Nacht. cum caput obscura nitidum ferrugine texit signa dabant. quotiens Cyclopum effervere in agros 470. Das nächtliche Geheul der Hunde erklärte man sich durch die Annahme, sie sähen Gespenster. Obscenum heisst Alles, was durch die Widerwärtigkeit der Erscheinung Unheil verkündet; vgl. A. III, 367; IV, 455; XII, 876. importunus, lästig, zur Unzeit andringend, weil die Nachtvögel (Uhus) bei Tage schrieen. 472. Der Aetna, die Schmiedewerkstätte des Vulkan und seiner Cyklopen, hatte kurz vor dem Tode Caesar's so heftige Ausbrüche, dass selbst das Gebiet von Rhegium von der Flamme erreicht wurde. 474. arm. sonitum. Die Legionen am Rhein sahen, vermuthlich bei einem Nordlichte, Kriegsheere zu Ross und zu Fuss in den Wolken, und hörten Trompeten- und Feldhörnerschall. 475. insol.mot. nach dem von Plin. nat. hist. II, 80, 194 bekämpften Volksglauben, dass hohe Gebirge von Erdbeben nicht betroffen würden. 476. Eine ähnliche Wirkung grosser Ereignisse auf die Phantasie des Volkes schildert Liv. II, 7, 2: 470 475 480 479. Zu beachten ist die Alliteration in sistunt-dehiscunt, vgl. E. 8, 79. G. Il, 441. A. VIII, 646-47. 480. ebur aeraque. Die Götterbildnisse aus Elfenbein und Erz, vgl. A. II, 173 s. 482. Der Eridanus oder Padus (Po) heisst als der grösste Fluss Italiens fluviorum rex. fluviorum dreisilbig; nur an dieser Stelle hat V. durch Synizesis von i mit folgender Länge die vorhergehende kurze Silbe verlängert. 484. Bei den Infinitiven apparere und resonare ist cessaverunt zu ergänzen. aut puteis manare cruor cessavit et altae nec fuit indignum superis, his sanguine nostro aut gravibus rastris galeas pulsabit inanis 486. lupis. Wenn Wölfe einer Stadt nur nahten, so dass man ihr Geheul hörte, so ward das als Vorbedeutung eines verödenden Krieges angesehen; und jetzt, sagt Appian. bell. civ. IV, 4, liefen sie über den Markt von Rom. 490. Da das thracische Philippi und das thessalische Pharsalus zu derselben römischen Provinz Macedonien (das hier mit seinem älteren Namen Emathia genannt wird) gehörten, so konnte der Dichter sagen: Philippi habe zweimal Römerheere sich bekämpfen sehen, und die Gefilde des thracischen Gebirges Haemus seien zweimal mit Römerblute getränkt worden. 491. superis, welcher Casus? 496. inanis, weil die von den Helmen bedeckten Köpfe längst verwest sind. 497. grandia. Seit Homer's Zeiten dachte sich das Volk die Vorfahren als Riesen von übermenschlicher Grösse, Schönheit, Lebensdauer und Kraft, bei höherer Tugend und Frömmigkeit, und glaubte, dass die Nachkommen durch Laster je mehr und mehr zu schwächlichen 485 490 495 500 Zwergen einschrumpfen würden. Horat. Od. III. 6, 46-48: aetas parentum peior avis tulit nos nequiores, mox daturos progeniem vitio siorem. 498. di patrii, Götter der Vorfahren, im Gegensatz derer, die man später von Fremden annahm; indigetes, vergötterte Vorfahren. Zu ersteren gehörte Vesta, s. A. II, 297. 499. Auf dem palatinischen Hügel, Palatium, hatte Romulus gewohnt und wohnte später Octavianus. 500. everso saeclo, dem an den Rand des Verderbens gebrachten Jahrhundert, Liv. XXX, 16, 6: veniam civitati petebant civium temerilate bis iam eversae. 502. Laomedonteae. Als Nachkommen der Trojaner mussten die Römer den Zorn der Götter wegen der Treulosigkeit des alten trojanischen Königs Laomedon, der dem Apollo und Poseidon den verheissenen Lohn für Erbauung der Mauern Troja's verweigert hatte (s. A. V, 811. Hom. II. XXI, 441-58), noch fortwährend fühlen. 104 P. VERGILI MARONIS GEORGICON LIB. I. iam pridem nobis caeli te regia, Caesar, invidet atque hominum queritur curare triumphos; arma ferunt; saevit toto Mars impius orbe; 503-514. Die historischen Anspielungen d. Stelle weisen zuerst auf die Bürgerkriege im Allgemeinen (v. 505 u. 506), dann besonders auf das Jahr 31 v. Chr. hin, in welchem der Krieg zwischen Octavianus und Antonius alle Provinzen des Reiches in Unruhe versetzte und zum zweiten Male der Osten (Euphrates) dem Westen (Germania) gegenüber trat (v. 506-511). 505. ubi, bei welchen. fas v. a. nefas vgl. Hor. c. I, 35, 35. 36: quid intactum nefasti liquimus? undemanum iuventus metu deorum - 505 510 511. Mars impius, der Bürgerkrieg, vgl. Hor. II, 1, 30 impia proelia. 512. Die unaufhaltsame Wuth des Alles verwirrenden Kriegsgottes wird mit dem Ungestüm eines wettrennenden Viergespannes auf dem Circus verglichen, welches, auf das gegebene Zeichen, aus einem der zwölf geöffneten Wagenbehältnisse, carceres, in die Rennbahn steigt, um siebenmal den Kreislauf um das Ziel zu vollenden. Dieser Kreislauf, von den Schranken um das Ziel und wieder zurück, hiess spatium, vgl. A. V, 316. VII, 381. 513. In den Worten in spatia ist die Präpos. in ebenso zu nehmen wie in der Verbindung in dies, der Sinn ist also: sie fügen von Raum zu Raum hinzu, sie vermehren ihren Lauf von Raum zu Raum. Sil. Ital. XVI, 373–74: iamque fere medium evecti certamine campum, in spatia addebant. 514. neque audit currus hab. In ähnlicher Weise schreibt Ovid. Met. V, 381 einem Pfeile eigenen Willen zu, wenn er von ihm sagt: nec quae magis audiat arcus. |