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P. VERGILI MARONIS

GEORGICON

LIBER TERTIUS.

Te quoque, magna Pales, et te memorande canemus pastor ab Amphryso, vos, silvae amnesque Lycaei. cetera, quae vacuas tenuissent carmine mentes, omnia iam volgata: quis aut Eurysthea durum aut inlaudati nescit Busiridis aras?

Einleitung, v. 1-48.

Die Viehzucht.

1-15. Zusammenhang: Auch die Götter der Herden und Trifte will ich besingen, denn die übrigen mythischen Stoffe sind schon verbraucht; doch darf ich nicht dabei stehen bleiben, mir nur durch Neuheit des Stoffes ein dankbares Publicum zu verschaffen, ich muss mein Ziel höher stecken und nach dem Vorgange des Ennius in einem epischen Liede, das den Octavianus verherrlichen soll, den Preis der Dichtkunst gewinnen.

1. Pales, s. z. E. 5, 35.

2. Apollo (s. z. E. 5, 35) heisst hier pastor ab Amphryso (= Amphrysius, vgl. G. II, 243. Propert. IV, 6, 37: o longa mundi servator ab Alba, Auguste), weil er einst am Ufer des thessalischen Flusses Amphrysus die Herden des Admet weidete. - Vor vos konnte et weg

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gelassen werden, weil das die zweite Hälfte des Hexameters einleitende vos sich leicht als weiteres Object zu canemus zu erkennen giebt. Wer ist der dritte Hirtengott, an den sich Verg. mit vos silv. amn. Lycaei wendet? Vgl. E. 10, 15. 26.

3. Andere Stoffe fesseln den unbeschäftigten Geist nicht mehr, denn sie sind schon verbraucht, besonders die mythischen.

4. Der argivische König Eurystheus legte dem Hercules die berühmten 12 Arbeiten auf.

5. Als Hercules die goldenen Aepfel aus dem Garten der Hesperiden in Libyen geholt hatte und auf seiner Rückreise durch Aegypten kam, opferte er den dortigen unbarmherzigen König Busiris, der alle Fremden und auch den Hercules opfern wollte, auf den eigenen Altären. inlaud., 'ungelobt, an welchem man nichts zu loben weiss:

cui non dictus Hylas puer et Latonia Delos Hippodameque umeroque Pelops insignis eburno, acer equis? temptanda via est, qua me quoque possim tollere humo victorque virum volitare per ora. primus ego in patriam mecum, modo vita supersit, Aonio rediens deducam vertice Musas;

primus Idumaeas referam tibi, Mantua, palmas

ein mildernder Ausdruck, der im Uebermass des Unwillens gleichsam an sich hält und nur durch Ableugnung des Guten das Böse andeutet.' Voss. Uebrigens hat V. zuerst dieses adj. und viele ebenso gebildete Ausdrücke wie inlaetabilis, impacatus, impatiens, intractabilis, inclementia cet._ gebraucht.

Lato

6. Hylas, s. E. 6, 43. nia Delos. Latona gebar auf der Insel Delos den Apollo und die Diana, s. Ovid. Met. VI, 332-336.

7. Um die Allwissenheit der Götter zu prüfen, hatte der lydische König Tantalus seinen Sohn Pelops geschlachtet und ihn den Göttern vorgesetzt. Nur Ceres merkte in ihrer Trauer um die geraubte Tochter nichts von dem Truge und verzehrte ein Schulterblatt; die übrigen Götter warfen den zerstückelten Knaben in einen Kessel und zogen ihn in unversehrter Gestalt wieder heraus; die Lücke wurde durch eine elfenbeinerne Schulter ausgefüllt, vgl. Ovid. Met. VI, 407 bis 411. Herangewachsen freite er um die Hippodamia, welche ihr Vater, der König Oenomaus von Pisa in Elis, dem bestimmt hatte, der ihn im Wagenrennen besiege. Obgleich Oenomaus mit vom Winde erzeugten Rossen fuhr und den Besiegten mit seiner Lanze durchbohrte, wagte Pelops doch den Wettstreit und siegte, nach Einigen durch List, nach Anderen, denen Verg., wie die Worte acer equis zeigen, folgt, durch den Beistand des Poseidon, der ihm geflügelte Rosse gegeben hatte.

9. virum vol per ora. Diese W.

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enthalten eine Anspielung auf den Ennius, der in dem auf sich selbst geschriebenen Epitaphium gesungen hatte: nemo me lacrumis decoret nec funera fletu faxit; cur? volito vivu' per ora virum.

10. Als Sieger von dem Lande der Musen heimkehrend will ich die Musen selbst (d. h. ihren herrlichsten Gesang) in mein Vaterland (Italien) mit mir führen, als Sieger will ich die Siegespalme meiner Vaterstadt Mantua erringen.

So

dann gelobt Verg. nach Art der griech. Wettkämpfer, im Fall des Sieges seinem Beschützer, dem Octav., einen Tempel zu errichten, unter dem er in weit ausgeführter Allegorie, bei der man aber ebenso wenig wie in ausgeführten Vergleichungen für jeden Zug eine Beziehung suchen darf, ein Epos versteht. 'Die Richtung der Zeit, dem Augustus durch Altäre und Tempel ihre Ehrfurcht zu bezeigen, gab dem Dichter die ungesuchte Veranlassung zu der feinen Wendung, seine Aeneis „(richtiger: sein künftiges Epos)" auch als einen solchen Ausdruck seiner Anbetung unter dem Bilde eines Tempels zu verkünden und darzulegen als einen Dombau der gesammten röm. Welt, als dessen Mittelpunkt und in dessen Kuppel gleichsam Augustus selbst im Glanze eines Halbgotts thront.' (Tittler.)

11. Aon. vert., s. zu E. 6, 65. vgl. die z. G. II, 176 angeführte Parallelstelle aus Hor.

12. Idumaeas. Idumaea, ein Theil Judäa's, war berühmt durch seine Palmenwälder.

et viridi in campo templum de marmore ponam
propter aquam, tardis ingens ubi flexibus errat
Mincius et tenera praetexit arundine ripas.
in medio mihi Caesar erit templumque tenebit.
illi victor ego et Tyrio conspectus in ostro
centum quadriiugos agitabo ad flumina currus.
cuncta mihi Alpheum linquens lucosque Molorchi
cursibus et crudo decernet Graecia caestu.
ipse caput tonsae foliis ornatus olivae

dona feram. iam nunc sollemnis ducere pompas
ad delubra iuvat caesosque videre iuvencos,
vel scaena ut versis discedat frontibus utque
purpurea intexti tollant aulaea Britanni.
in foribus pugnam ex auro solidoque elephanto
Gangaridum faciam victorisque arma Quirini,

17-25. Auch circensische und scenische Festspiele will Vergil, als Festgeber in einem mit Purpur verbrämten Gewande (Tyrio in ostro) auftretend, dem Octavianus bei Mantua an den Ufern des Mincius (ad flumina) veranstalten. Aus Rücksicht auf den Octavian wird sich ganz Griechenland mit Hintansetzung der olympischen und nemeischen Spiele an diesem Feste betheiligen. Als Festgeber bringt Vergil auch Opfergeschenke, dona (vgl. A. IV, 453. IX, 626), und trägt als Opfernder einen Olivenkranz, an dem der Sitte gemäss (s. A. V, 556) nur die kleineren Blätter gelassen waren. In seiner Begeisterung sieht Vergil schon, wie er die Prozession, pompae, zu den Tempeln führt, um die Bildnisse der Götter in den Circus zu bringen; oder wie bei den scenischen Vorstellungen durch eine Bühnenveränderung den Zuschauern ein anderes landschaftliches Bild geboten wird, und wie am Ende des Stücks der mit eingewebten Britannen geschmückte Vorhang, aulaea, (nicht wie bei uns, niedergelassen, sondern nach alter Weise) in die Höhe gezogen wird. Weil auf diese Weise die Köpfe der eingewebten Figuren

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zuerst erblickt wurden, so schienen die Figuren selbst den Vorhang aufzuziehen.

19. Durch Alpheum, einen Fluss bei Olympia, werden die olympischen Spiele bezeichnet, wie durch lucos Mol. die nemeischen. Molorchus nämlich, ein Hirt zu Cleonae zwischen Korinth und Argos, bewirtete den Hercules, als er gegen den benachbarten nemeischen Löwen zog.

20. crudo caestu, s. zu A. V. 69. decernet cursibus et caestu, vgl. G. III, 218. A. VII, 525. XI, 218.

24. scaena ut vers. Bühnenveränderungen bewirkten die Römer dadurch, dass sie entweder die Hinterwand der Bühne, die auf einer unten befestigten Axe ruhte, umdrehten, oder die vorderen Decorationen zurückschoben, wodurch die hinteren sichtbar wurden.

26-33. Auf den Thürflügeln des Tempels sollen die 31-30 v. Chr. vom Octav. erfochtenen Siege in erhabener Arbeit dargestellt werden. Die Gangariden, ein indisches Volk an den Mündungen des Ganges, vertreten die Stelle der morgenländischen Völker überhaupt.

27. Weil Octav. durch seine Besiegung des Antonius dem römi

atque hic undantem bello magnumque fluentem
Nilum ac navali surgentis aere columnas.
addam urbes Asiae domitas pulsumque Niphaten
fidentemque fuga Parthum versisque sagittis
et duo rapta manu diverso ex hoste tropaea
bisque triumphatas utroque ab litore gentis.
stabunt et Parii lapides, spirantia signa,
Assaraci proles demissaeque ab love gentis
nomina, Trosque parens et Troiae Cynthius auctor.
Invidia infelix furias amnemque severum
Cocyti metuet tortosque Ixionis anguis
immanemque rotam et non exuperabile saxum.

schen Reiche wieder Ruhe und Si-
cherheit verschaffte, giebt Vergil
ihm, gleichsam als dem zweiten
Gründer der Stadt, den ehrenden
Namen Quirinus.

28. hic, auf dem anderen Thürflügel. magnumque fluentem, s. zu G. I, 163. magnum, hochgehend, vgl. Sen. nat. q. IV, 2, 2: prout ille (Nilus) magnus influxit aut parcior. Thuc. II, 52: ὁ ̓Ασωπός που ταμὸς ἐρρύη μέγας.

29. nav. surg. a. col. Aus den Schnäbeln der in der Schlacht bei Actium genommenen Schiffe sollen columnae rostratae gegossen werden.

30. Niphates, ein Gebirge Armeniens.

31. Die Parther richteten auf verstellter Flucht den Bogen gegen die Feinde.

32. 33. Am 13., 14. und 15. August des Jahres 29 v. Chr. feierte Augustus den dalmatischen, den actischen und den alexandrinischen Triumph. Diese dreifache Feier erinnerte die Römer daran, dass er schon früher einmal sowohl über den Osten, als auch über den Westen mit einer Ovation triumphirt hatte: über den Osten 40 v. Chr. nach der Schlacht bei Philippi, über den Westen 36 v. Chr. nach der Besiegung des Sextus Pompejus.

33. triumphatas. Die Dichter des august. Zeitalters bilden von in

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transitiven Verben part. perf. p. mit passiver Bed. Bei V. kommen so ausser triumphatus (vgl. auch A. VI, 837) noch vor: regnatus, A. III, 14. VI, 793, ululatus, A. IV, 609 und erratus, A. III, 690.

34-36. Das Innere des Tempels will Vergil mit den Statuen der Ahnen des Octav. ausschmücken. Das julische Geschlecht, in das Octav. durch Adoption gekommen war, berief sich auf folgenden Stammbaum: Jupiter, Dardanus, Tros, Assaracus (ein Bruder des Ilus, von dem Laomedon, der Vater des Priamus und des Tithonus, abstammte), Capys, Anchises, Aeneas, Iulus, vgl. Hom. II. XX, 215-240. A. I, 286-288. Auch die Statue des Apollo (Troiae Cynth. a., s. z. E. 6, 3. G. I, 502), der für den Schutzgott des Octav. gehalten wurde, soll hier aufgestellt werden.

Parii lap. Auf Paros, einer Insel des ägäischen Meeres, wurde der beste Marmor gebrochen. spirantia signa, gleichsam athmende, also lebensvolle Bilder, vgl. A. VI, 847.

37-39. Endlich will Vergil seinen Tempel noch mit einer bildlichen Darstellung zieren, welche den von den Furien in die Unterwelt verstossenen Neid (die Quelle aller bürgerlichen Zwistigkeiten) zeigt. Ixion trachtete der Juno nach und wurde zur Strafe dafür

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interea Dryadum silvas saltusque sequamur intactos, tua, Maecenas, haud mollia iussa. te sine nil altum mens incohat; en age segnis rumpe moras; vocat ingenti clamore Cithaeron Taygetique canes domitrixque Epidaurus equorum et vox adsensu nemorum ingeminata remugit. mox tamen ardentes accingar dicere pugnas Caesaris et nomen fama tot ferre per annos, Tithoni prima quot abest ab origine Caesar.

Seu quis Olympiacae miratus praemia palmae pascit equos seu quis fortis ad aratra iuvencos, corpora praecipue matrum legat, optuma torvae forma bovis, cui turpe caput, cui plurima cervix,

in der Unterwelt von einem Rade, woran ihn nagende Schlangen fesselten, in beständigem Wirbel umgedreht, vgl. G. IV, 484.

Der

von Theseus wegen Strassenraubs erschlagene korinthische König Sisyphus musste in der Unterwelt einen immer wieder zurückrollenden Stein einen Felsen hinanwälzen, vgl. Hom, Od. XI, 593–599.

40. Dryadum, s. z. G. I, 11. 41. intactos, denn noch kein römischer Dichter hatte diesen Gegenstand behandelt. haud m. i., insofern diese Dichtung mit grossen Schwierigkeiten verbunden war, vgl. unten v. 289 sq.

42. en age leitet eine Selbstaufmunterung ein. Indem Vergil nämlich den Maecenas um Beistand anruft, hört der begeisterte Dichter plötzlich das Getön der Herden vom viehreichen böotischen Gebirge Cithaeron, das Klaffen der Jagdhunde (vgl. unten v. 405) von dem lakonischen Waldgebirge Taygetus und das Wiehern der Rosse von dem argolischen (s. unten z. v. 121) Epidaurus: und forteilend ruft er zurück, dass er, obgleich jetzt anderswohin gerufen, doch bald Cäsars Thaten in einem unsterblichen Liede verewigen wolle.

43. Die Redensart rumpere moram (moras) findet sich zuerst bei

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V., und zwar noch A. IV, 569 und IX, 13, ging dann aber auch in die Prosa über.

46-48. Mit diesen 3 Versen giebt Verg. den Schlüssel zu seiner Allegorie in v. 13-39.

46. accingar dic. se accingere und accingi in der Bed. sich wozu anschicken findet sich nur bei den Dichtern und späteren Prosaikern. Die Verbindung mit dem inf. ist neu, nachgemacht von Tac. ann. XV, 51.

48. Tithoni, s. z. G. I, 447. III, 35.

I. Von den Pferden und Rindern, v. 49-285.

49. Olympiacae palmae. Die Sieger in den olympischen Spielen erhielten ausser einem Kranze vom wilden Oelbaum auch einen Palmzweig, den gemeinsamen Preis der Sieger bei allen Wettspielen. Plutarch. Symp. VIII, 4, 1: ến No ἀπορεῖν, τί δήποτε τῶν ἀγώνων στέφανον ἄλλον ἄλλος ἐχει, τὸν δὲ φοίνικα κοινῇ πάντες.

1. Die Zuchtkuh, v. 51-71.

51. corp. matr., s. z. G. IV, 475. 52. turpe caput d. i. eine breite Stirn, βοῦς εὐρυμέτωπος und πλα τυμέτωπος.

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