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P.

Non nostrum inter vos tantas componere lites.

et vitula tu dignus et hic: et quisquis amores haud metuet dulcis, haud experietur amaros. claudite iam rivos, pueri; sat prata biberunt.

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ECLOGA IV.

Sicelides Musae, paulo maiora canamus!
non omnis arbusta iuvant humilesque myricae;

Nachsatz enthält, so geschieht diese Verbindung in der classischen Prosa asyndetisch, aber die Dichter und späteren Prosaiker, bes. Seneca, fügen auch et hinzu, vgl. A. VI, 676. 109. et quisquis. Wer die süsse Gewalt der Liebe nicht fürchtet, wird mag er nun, wie Damötas, Gegenliebe finden oder, wie Menalcas, das Joch muthig abschütteln

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ihre Bitterkeit nicht erfahren. Uebrigens s. d. Anh.

111. Pal. war gekommen, um die Kanäle öffnen zu lassen, und befiehlt jetzt seinen Knechten, diese Kanäle wieder zu verstopfen, denn die Wiesen seien nunmehr hinlänglich bewässert.

Ecl. 4. In den von den Römern so heilig gehaltenen sibyllinischen Büchern befand sich ein Spruch, der mit den Lehren der Akademiker und Stoiker vom Weltjahre zusammentraf. Das aus 10 säcularischen Monaten bestehende Weltjahr nämlich sollte sich nach Ablauf dieser Monate erneuern und in derselben Aufeinanderfolge wieder erscheinen. Da im ersten dieser grossen Monate Saturnus regiert haben sollte, so knüpfte sich daran natürlich die Vorstellung vom goldenen Zeitalter. In Italien nun hatte sich nach dem Siege des Augustus über seine Nebenbuhler die auch von den Priestern bestätigte Ansicht verbreitet, dass mit dem Tode des Jul. Caesar der 9. Säcularmonat und damit die Herrschaft der Diana ge

schlossen sei, und dass man den 10. Monat unter dem Regimente des Apollo, des deus tutelaris des Octavianus, begonnen habe. Da die Herrschaft des Augustus dem Reiche dauernden Frieden versprach, so war die Sicherung der Succession von grösster Bedeutung. Der Kaiser selbst suchte nach Stützen für seine Dynastie (subsidia dominationi Tac. ann. I, 3). Er setzte seine Hoffnung zuerst auf Claudius Marcellus, den Sohn seiner Schwester Octavia, den er 25 mit seiner Tochter Julia vermählte. Schon war die göttliche Verehrung des Cäsar und die Geburtstagsfeier des Augustus in den öffentlichen Cultus aufgenommen. Der Sprössling, der mit Sehnsucht erwartet wurde, war bestimmt zwei Männern von göttlicher Ehre zu folgen. Selbst von göttlicher Abkunft (v. 49 cara deum suboles) musste er nach der Lösung seiner Aufgabe auf Erden in das Haus des Jupiter (v. 49 magnum Iovis incrementum) zurückkehren.

In dieser Zeit allgemeiner Spannung schrieb der Dichter die 4. Ekloge. Nach einer Einleitung (v. 1 bis 17), welche die Segnungen des augusteischen Zeitalters schildert, wendet er sich (v. 18) an den sehnsüchtig erwarteten Nachfolger des Kaisers. Er fordert ihn auf seine irdische Laufbahn zu beginnen (v. 48 adgredere o magnos -- aderit iam tempus - honores); als Knabe

si canimus silvas, silvae sint consule dignae.
Ultima Cumaei venit iam carminis aetas;
magnus ab integro saeclorum nascitur ordo.
iam redit et virgo, redeunt Saturnia regna,
iam nova progenies caelo demittitur alto.
tu modo nascenti puero, quo ferrea primum
desinet ac toto surget gens aurea mundo,
casta fave Lucina: tuus iam regnat Apollo.

Teque adeo decus hoc aevi, te consule, inibit

werde er die Freuden des goldenen Zeitalters geniessen (v. 18-25), als Jüngling ruhmvolle Thaten vollbringen (v. 26-36), als Mann zum reichen Segen aller Wesen die Welt beherrschen (v. 37-45). So sei es vom Schicksal bestimmt (v. 46. 47); das Weltall harre seines Kommens (v. 48-52). Würde es dem Dichter beschieden sein, ihn in voller Kraft zu erblicken, so werde er seinem Lobe die schönste Gabe der Muse widmen (v. 53-59). Aber um im Himmel als Gott geehrt zu werden, müsse er das Verlangen der ihm auf Erden bestimmten Mutter erfüllen (v. 60. 61); denn nur wem irdische Eltern zugelächelt, sei in den Kreis der Götter aufgenommen (v. 62. 63).

neue

3. Die Angriffe der nationalrömischen Dichter auf die Schule, welche die Nachahmung der Griechen zum Princip ihrer Kunst machte, veranlasste Vergil in jeder seiner späteren Eklogen (4. 6. 10) einige Verse der Vertheidigung seiner bukolischen Poesie zu widmen.

arbusta, myricae, silvae sind Bezeichnungen des Hirtenliedes.

4, Cumaeum carmen, die sibyllinischen Bücher. Sibylla sollte in einer Grotte bei Cumae in Unteritalien gewohnt haben, vgl. A. III, 441-52. VI, 9s.

6. Virgo, die Ainn, Tochter des Zeus und der Themis, die im goldenen Zeitalter auf der Erde lebte, im eisernen aber zum Himmel entfloh und als Sternbild den Namen Astraea

པ་

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oder virgo führte, s. Ovid. Met. I, 149f.: et virgo caede madentes ultima caelestum terras Astraea reliquit, u. G. II, 473. 74.

9. gens aurea. Cic. de nat. Deor. II, 63: ab illo aureo genere, ut poètae loquuntur, mundus gebrauchen die Dichter öfters vom Erdkreise. Hor. od. III, 3, 53: quicunque mundo terminus obstitit, hunc tangat armis.

10. Lucina ward gewöhnlich Juno als dea pronuba genannt, doch bisweilen auch, wie hier, Diana, welche Lucina oder Genitalis hiess, weil sie den Frauen bei der Geburt beistand; vgl. Hor. carm. saec. 13 bis 17: rite maturos aperire partus lenis, Ilithyia, tuere matres, sive tu Lucina probas vocari seu Genitalis.

Zur

10-11. Apollo herrscht als Schutzgott des Augustus. Sein Name bildet den Uebergang zu der Anrede an den Kaiser. Denn der Consul, welcher in v. 11 angeredet wird, ist nicht Polio, sondern Augustus, der bereits seit 723 beständig Consul gewesen war. Orientirung der Zeitgenossen bedurfte es an Stellen, in welchen die Verwaltung des Reiches im Allgemeinen gepriesen wurde, der Nennung seines Namens nicht mehr; vgl. Hor. epist. I, 16, 25 ff. si quis bella tibi terra pugnata marique dicat et his verbis vacuas permulceat aures: lene magis salvum populus velit, an populum tu, servet in ambiguo, qui consulit et

orbis et incipient magni procedere menses;
te duce, si qua manent sceleris vestigia nostri,
inrita perpetua solvent formidine terras.

Ille deum vitam accipiet divisque videbit permixtos heroas et ipse videbitur illis pacatumque reget patriis virtutibus orbem.

At tibi prima, puer, nullo munuscula cultu errantis hederas passim cum baccare tellus mixtaque ridenti colocasia fundet acantho. ipsae lacte domum referent distenta capellae ubera nec magnos metuent armenta leones. ipsa tibi blandos fundent cunabula flores. occidet et serpens et fallax herba veneni occidet; Assyrium volgo nascetur amomum

At simul heroum laudes et facta parentis iam legere et quae sit poteris cognoscere virtus: molli paulatim flavescet campus arista

tibi et urbi, Iupiter' Augusti laudes agnoscere possis.

11. decus hoc aevi, dies glänzende (goldene) Zeitalter, womit das grosse Weltjahr, die magni menses beginnen. Ueber die LA. der Handschriften Polio vgl. d. Anh.

13. sceleris, der Bürgerkriege und namentlich der Ermordung Cäsars; vgl. Hor. carm. 1, 2, 29.

14. inr., getilgt, d. h. dadurch, dass sie getilgt werden. Tacit. annal. XIII, 14: inrita facinora.

15-17. Uebergang von der Einleitung zum Thema des Gedichts.

d. v. a. vgl. Hor. carm. III, 5, 2. 3. praesens divus habebitur Augustus. i. v. i. vgl. Hor. c. III, 3, 11. 12. quos inter Augustus recumbens purpureo bibit ore nectar. - patriis den vom Vater ererbten vgl. G. I, 52.

-

18. Mit dem Ausdruck scharfer

Entgegenstellung geht der Dichter von dem Lobe des Augustus zu den Worten über, mit welchen er den in v. 8 genannten puer anredet.

18-25. Schilderung der Knabenzeit des auf Erden lebenden Gottes.

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Die Züge des Bildes sind den Vorstellungen der Alten von dem goldenen Zeitalter entlehnt; s. G. I, 125 bis 128 und die Beschreibung des goldenen Zeitalters bei Ovid. Met. I, 89-112.

25. Das jetzt nur im Morgenlande (denn Assyrien ist dichterische Bezeichnung des Morgenlandes überhaupt) wachsende amomum, eine Gewürzstaude, wird fast überall zu finden sein.

26-36. Ist der Knabe zum Jüngling herangereift und kann er die Grösse der Vorfahren ermessen, so wird die Erde nicht mehr blos Blumen, sondern auch Früchte von selbst liefern; aber die Menschen sind noch nicht ganz ins goldene Zeitalter hineingewachsen, es ist das heroische Zeitalter zurückgekehrt und bietet dem Jünglinge Gelegenheit zu Auszeichnung und Ruhm.

28. molli arista, mit glatter Aehre,› denn diese bedarf der scharfen Stacheln nicht mehr zum Schutze gegen die unschädlich werdenden Vögel. flavescere ist eins der vielen inchoativa, die V. gebildet hat, wie humescere, indurescere, rigescerei

u. a.

incultisque rubens pendebit sentibus uva
et durae quercus sudabunt roscida mella.
pauca tamen suberunt priscae vestigia fraudis,
quae temptare Thetim ratibus, quae cingere muris
oppida, quae iubeant telluri infindere sulcos.
alter erit tum Tiphys, et altera quae vehat Argo
delectos heroas, erunt etiam altera bella,
atque iterum ad Troiam magnus mittetur Achilles.
Hinc, ubi iam firmata virum te fecerit aetas,
cedet et ipse mari vector nec nautica pinus
mutabit merces, omnis feret omnia tellus.
non rastros patietur humus, non vinea falcem ;
robustus quoque iam tauris iuga solvet arator;
nec varios discet mentiri lana colores,
ipse sed in pratis aries iam suave rubenti
murice, iam croceo mutabit vellera luto;
sponte sua sandyx pascentis vestiet agnos.

'Talia saecla' suis dixerunt 'currite' fusis
concordes stabili fatorum numine Parcae.
adgredere o magnos aderit iam tempus honores,
cara deum suboles, magnum Iovis incrementum!

30. roscida mella. Nach alter Vorstellung war der Honig Thau. Plin. nat. hist. XI, 12: venit hoc (mel) ex aëre et maxime siderum exortu, praecipueque ipso sirio exsplendescente fit. - Itaque folia arborum melle roseida inveniuntur. Senec. ep. 84: quibusdam placet, non faciendi mellis scientiam esse illis, sed colligendi. Daher nennt Verg. ihn G. IV, 1: aërii mellis coelestia dona. Uebrigens vgl. Ovid. Met. I, 112: flavaque de viridi stillabant ilice mella.

34. Der Böotier Tiphys war Steuermann der Argo auf dem Argonautenzuge.

37–45. Schilderung des Glückes der Erde und ihrer Bewohner unter dem zum Manne gereiften Nachfolger des Augustus.

42-45. Die Wolle braucht nicht mehr gefärbt zu werden, weil die Schafe von selbst eine Wolle, die im schönsten Purpur, Hochgelb oder Scharlach (statt der Farben werden

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die Färbestoffe genannt) prangt, annehmen werden.

46-47. In Eintracht, denn der Wille des Schicksals ist unabänderlich, rufen die Parzen (Klotho, Lachesis und Atropos) ihren Spindeln zu solche Jahrhunderte durchlauft jetzt. currere saecula ist gesagt, wie currere aequora A. III, 191. V, 235 und c. iter aequore A. V, 862; vgl. auch Cic. d. off. III, 10, 42: qui stadium currit. stabili fat.

n. ist als abl. causae zu concordes hinzugefügt, giebt also den Grund der Eintracht an und drückt damit zugleich die Gewissheit aus, dass den Worten der Parzen die Erfüllung folgen werde; vgl. Ciris 124: regnumque futurum concordes stabili firmarunt numine Parcae.

48. Nach beendeter Schilderung des ganzen Lebenslaufes wendet V. sich jetzt zu der Geburt des Knaben zurück und ruft ihm zu: Jetzt betritt die erhabene Ruhmbahn.

49. Iovis incr. Goέμμa Aiós, mit

aspice convexo nutantem pondere mundum terrasque tractusque maris caelumque profundum; aspice, venturo laetentur ut omnia saeclo.

O mihi tam longae maneat pars ultima vitae, spiritus et, quantum sat erit tua dicere facta: non me carminibus vincet nec Thracius Orpheus, nec Linus, huic mater quamvis atque huic pater adsit, Orphei Calliopea, Lino formosus Apollo. Pan etiam, Arcadia mecum si iudice certet, Pan etiam Arcadia dicat se iudice victum.

Incipe, parve puer, risu cognoscere matrem: matri longa decem abstulerint fastidia menses. incipe, parve puer: cui non risere parentes, nec deus hunc mensa, dea nec dignata cubili est.

Bezug auf v. 7 gesagt. Viersilbige Wörter, die einen Dispondeus enthalten, geben am Ende des Verses der Rede den Charakter feierlicher Würde; vgl. G. I, 221. A. II, 68. VIII, 167. Der Schluss des Spondiacus ist in diesem V. von den vier ersten Versfüssen in einer Weise getrennt, zu der sich in den älteren Eklogen kein Analogon findet. Denn die beiden Verse, welche in diesen mit einem Dispondeus schliessen, endigen mit einem Molossus, dem ein Choriambus vorangeht: 5, 38 purpureo narcisso; 7,53 castaneae hirsutae.

50-52. Wie die Dichter die Erde beim Erscheinen eines Gottes freudig erzittern lassen, so lässt Vergil hier das Weltall dem erwarteten Herrscher entgegenbeben (nutare).- convexo pondere wird das Weltall genannt nach der Gestalt des gewölbten Himmels. terrasqué s. z. A. VII, 186. laetentur A. LA. laetantur.

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54. spiritus, Athem, die Stimme des Sängers.

55. Hier beginnt der Nachsatz: dann soll u. s. w.

56. hic - hic dichterisch (und hier wohl zuerst) für hic-ille, vgl. A. VII, 473. 506. IX, 572. X, 9.

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adsit. Die Anwesenheit der Götter zeigt sich in dem kräftigen Beistand, den sie leisten.

57. Orphei, griech. Dat. Orpheus und Linus, die berühmtesten Sänger der Heroenzeit, jener ein Sohn des thracischen Stromgottes Oeagrus und der Muse Calliope, dieser ein Sohn des Apollo und der Muse Urania. Des Orpheus Schicksal s. G. IV, 454f.

59. Arcadia iudice, vor Arkadiens Richtern.

60.,,Die Mutter lächelt das Kind an, dessen Geburt ihre innigsten Wünsche erfüllt, und sein erster Blick fällt auf die lächelnde Mutter." Düntzer. Der Ablativ risu dient zur Bezeichnung des mit der Handlung verbundenen Umstandes, vgl. A. XI, 208.

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