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ut Baccho Cererique, tibi sic vota quotannis agricolae facient; damnabis tu quoque votis.

MO.

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Quae tibi, quae tali reddam pro carmine dona?

nam neque me tantum venientis sibilus austri nec percussa iuvant fluctu tam litora nec quae saxosas inter decurrunt flumina valles.

ME. Hac te nos fragili donabimus ante cicuta. haec nos formosum Corydon ardebat Alexin', haec eadem docuit 'cuium pecus? an Meliboei?'

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MO. At tu sume pedum, quod, me cum saepe rogaret, non tulit Antigenes et erat tum dignus amari formosum paribus nodis atque aere, Menalca.

ECLOGA VI.

Prima Syracosio dignata est ludere versu

80. damnabis t. q. v., durch die Gewährung ihrer Bitten wirst du Landleute zur Erfüllung ihrer Gelübde veranlassen.

81-90. Der letzte Abschnitt der Ekloge ist dem Schlusse der 6. Idylle des Theokrit nachgebildet, 6, 42 ff.: Τόσσ ̓ εἰπὼν τὸν Δάφνιν ὁ Δαμοίτας ἐφίλασε χὼ μὲν τῷ σύριγγ ̓, ὁ δὲ τῷ καλὸν αὐτὸν ἔδωκεν. αύλει Δαμοίτας, σύρισδε δὲ Δάφνις ὁ βούτας νίκη μὲν οὐδάλλος, ἀνήσσατοι δ ̓ ἐγένοντο.

85-87. Die Rohrpfeife, welche Men. dem Mopsus verehrt, ist dieselbe, auf welcher Vergil die zweite und dritte Ekloge componirt hat.

88. pedum, s. Einl. p. 14.

Ecl. 6. Diese Ekloge, welche nur in wenigen Ausdrücken (vgl. v. 85, 86) an die Form der bukolischen Poesie erinnert, gehört zu den drei zuletzt verfassten Gedichten der Sammlung. Dies beweist 1. die Rechtfertigung des Hirtengedichts (v. 2); 2. die Erwähnung früherer misslungener Versuche in der epischen Dichtung (v. 3-5); 3. das Wort pagina v. 12, welchem lector E. 3, 85 entspricht. Das Gedicht

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besteht aus der Widmung (v. 1-12), der Einleitung (v. 13-30), dem Liede des Silenus (v. 31-81) und dem Schlusse (v. 82-86). In der Widmung rechtfertigt Vergil seinem Freunde Varus gegenüber den Entschluss der epischen Poesie zu entsagen und zur bukolischen Dichtung zurückzukehren. Die Einleitung schildert die Scene und die Veranlassung des Liedes, welches den Haupttheil der Ekloge bildet. Der Inhalt des Liedes ist die unwiderstehliche Gewalt der Liebe. Ihr unterlag Hercules v. 43. 44, ihr Pasiphae (v. 45-60), ihr Atalante (v. 61). Sie verwandelte die Heliaden in Erlen (v. 62. 63), Scylla in ein Meerungeheuer (v. 74 bis 77), Tereus in einen Wiedehopf (v. 78), Philomela in eine Nachtigal (v. 79-81). Diese Mythen hatten die Alexandriner in ihren erotischen Gedichten besungen. Der Dichter, welcher ihre Poesie zuerst nach Rom verpflanzt hatte, dessen Uebersetzung des Euphorion und dessen Liebeslieder an Cytheris die Kenner der neu-römischen Poesie bewunderten, Cornelius Gallus,

nostra neque erubuit silvas habitare Thalia.
cum canerem reges et proelia, Cynthius aurem
vellit et admonuit 'pastorem, Tityre, pinguis
pascere oportet ovis, deductum dicere carmen.'
nunc ego namque super tibi erunt, qui dicere laudes.
Vare, tuas cupiant et tristia condere bella -
agrestem tenui meditabor arundine Musam.

non iniussa cano. si quis tamen haec quoque, si quis
captus amore leget: te nostrae, Vare, myricae,
te nemus omne canet; nec Phoebo gratior ulla est,
quam sibi quae Vari praescripsit pagina nomen.

wird durch eine der Musen in die Versammlung der grossen Sänger auf dem Helikon eingeführt und von Linus mit der Syrinx des Hesiod beschenkt. In dieser hehren Gemeinschaft soll er, der Erde entrückt, ungestört seine Kunst üben (v. 64-73). Mit einer dem Hirtengedicht eigenthümlichen Wendung (v. 85. 86) wird das Gedicht kurz geschlossen. - Gallus, der unglückliche Günstling des Augustus, der ihn zum Präfecten von Aegypten machte, nahm sich in Folge von Denunciationen im Jahre 26 das Leben. Die Ekloge, welche dem Andenken des Dichters gewidmet ist, kann vor diesem Jahre wohl nicht gedichtet sein. Sie gehört demnach zu den Gedichten, welche Vergil in der zweiten Ausgabe seiner Sammlung hinzufügte.

1-2. Bezeichnung des Hirtengesanges, der durch den Theokrit aus Syrakus (daher E. 4, 1: Sicelides musae) ausgebildet war. Prima: ,,primum poeta ad bucolicum genus se applicuerat; aliud deinde cum temptaret vs. 3, revocatum esse ab ipso Apolline fingit vs. 4. sq." Wagner. n. e. s. h. T. vgl. E. 3, 84; 4, 2; 10, 17.

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3. aurem vellit, als freundliche Erinnerung an Dinge, die man vergessen hat, denn das Ohr galt als Sitz des Gedächtnisses, wie die Stirne als Sitz der Stimmung und der Affecte, die Finger als Sitz der

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Geschicklichkeit, die Kniee als Sitz des Mitleids.

4. pinguis ist proleptisch zu

nehmen.

5. deductum carmen, ein herabgestimmtes Lied, vgl. Propert. II, 33, 38: deducta voce, mit gedämpfter Stimme, im Gegensatz zu der vox elata, die sich für das heroische Lied eignet.

7. Man nimmt gewöhnlich an, dass der Dichter hier den Alfenus Varus, welcher 39 v. Chr. cos. suff. gewesen war, anredet. Varus hatte als Legat des Augustus das mantuanische Gebiet verwaltet. Er soll dem Dichter durch das gemeinsame Studium der Philosophie bei dem Epikureer Syron nahe getreten sein.

tristia bella: die Bürgerkriege. 9. non iniussa cano. Vgl. Schiller d. Graf v. Habsburg v. 43. 44. (Der Sänger) steht in des grösseren Herren Pflicht, er gehorcht der gebietenden Stunde.

11-12. Diese Verse schrieb nicht der noch unberühmte Nachahmer des Theokrit, sondern der bereits anerkannte Meister, der sich bewusst war für einen weiten und feingebildeten Leserkreis zu schreiben.

12. pagina, das Blatt, hier das Blatt einer Gedichtsammlung, daher ein einzelnes Gedicht, ähnlich wie charta bei Hor. Ep. II, 1, 161.

12-30. Silenus, der Lehrer und Begleiter des Bacchus, war beim

Pergite, Pierides. Chromis et Mnasylos in antro Silenum pueri somno videre iacentem, inflatum hesterno venas, ut semper, Iaccho; serta procul, tantum capiti delapsa, iacebant et gravis attrita pendebat cantharus ansa. aggressi nam saepe senex spe carminis ambo luserat iniciunt ipsis ex vincula sertis. addit se sociam timidisque supervenit Aegle, Aegle, Naiadum pulcherrima, iamque videnti sanguineis frontem moris et tempora pingit. Ille dolum ridens 'quo vincula nectitis?' inquit. 'solvite me, pueri; satis est potuisse videri. carmina, quae voltis, cognoscite: carmina vobis, huic aliud mercedis erit.' simul incipit ipse. tum vero in numerum Faunosque ferasque videres ludere, tum rigidas motare cacumina quercus; nec tantum Phoebo gaudet Parnasia rupes, nec tantum Rhodope miratur et Ismarus Orphea.

Zechen (Iaccho, besonders in Mysterien üblicher Name des Bacchus) eingeschlafen, und der Kranz, den man sich bei Gelagen stets aufzusetzen pflegte, war ihm allmählich vom Haupte geglitten (tantum ist zu cap. del. hinzugefügt, um die Vorstellung des jähen Falles zu verhüten, daher ist auch procul nur von einer geringen Entfernung zu verstehen, wie auch G. IV, 424. A. VI, 10. X, 835); doch hielt er noch den schweren, vielgebrauchten (daher attrita ansa) Becher in der Hand, aber der Druck der Hand hatte bereits so nachgelassen, dass der Becher nur noch in seiner Hand schwebte. So treffen ihn zwei Faunen oder Satyrn, Chromis und Mnasylos, verfertigen Fesseln aus dem Kranze, den er eben noch getragen hatte, und wenden das Mittel an, wodurch man nach altem Volksglauben Götter und Priester zum Weissagen und Singen zwingen konnte sie binden ihn. So singt denn Silen, und sein Gesang begeistert seine ganze Umgebung vielleicht in noch höherem Grade

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als die Gesänge des Phoebus den Parnass in Phocis und die des Orpheus die thracischen Berge Rhodope und Ismarus.

12. Pergite, in der Aufforderung: ans Werk! Pierides, s. zu E. 3, 85.

21. videnti, dem Erwachten. 24. satis est pot. vid., d. h. begnügt euch mit dem vermeinten Triumphe über mich: fesseltet ihr mich, um mich zum Gesange zu zwingen, so ist die Fesselung überflüssig, ich bin aus eigenem Antriebe bereit zu singen; fesseltet ihr mich, um mich ganz in eure Gewalt zu bekommen, so habt ihr eine zu hohe Vorstellung von eurer Kraft.

26. huic, der Aegle.

27. in numerum ludere, nach dem Takte des Gesanges tanzen, s. G. IV, 175., in numerum ist mit energischer Kürze gesagt, s. v. a. in numerum conficiendum, so dass ein Takt herauskommt.

30. Orphea. Die Verschleifung des kurzen e mit der folgenden Kürze findet sich in den Eklogen nur an dieser Stelle.

Namque canebat, uti magnum per inane coacta semina terrarumque animaeque marisque fuissent et liquidi simul ignis; ut his ex omnia primis, omnia, et ipse tener mundi concreverit orbis; tum durare solum et discludere Nerea ponto coeperit et rerum paulatim sumere formas; iamque novum terrae stupeant lucescere solem, altius atque cadant summotis nubibus imbres, incipiant silvae cum primum surgere, cumque rara per ignaros errent animalia montis. hinc lapides Pyrrhae iactos, Saturnia regna Caucasiasque refert volucres furtumque Promethei.

31-40. Epicur's Ansicht von der Entstehung der Welt. Anfangs gab es nur einen unermesslichen leeren Raum (magnum inane), und in ihm die noch ungeschiedenen Urstoffe (coacta semina) oder Atome, nämlich Erde, Luft (anima), Wasser und Feuer (aus den feinsten Atomen bestehend, daher liquidus genannt). Aus diesen ersten Stoffen (his primis) entwickelte sich Alles, selbst der Himmel (mundi orbis). Dann ward die Erde allmählich fest (hart), schloss die von sich abgesonderten Gewässer (Nereus, Sohn des Pontus und der Terra, Gemahl der Doris und Vater der 50 Nereïden, nach dem Neptun der wichtigste Meergott) im Meere ein und entwickelte dann selbst die einzelnen Gegenstände der Erdoberfläche. Wie sehr diese Anschauung mit dem Inhalt des ganzen Liedes übereinstimmt, zeigt die Darstellung des Lucretius de r. n. 1, 159-264, nach welcher die Liebe allein das Weltall regiert (vgl. Lucr. de r. n. I. 21: rerum naturam sola gubernas).

33. his ex omn. pr. Die Präposition ex ist ebenso gestellt wie oben v. 19. Gewöhnlich wird gelesen: ul his exordia primis, s. d. Anh.

35. durare in der intransitiven Bed. hart werden ist selten, steht aber so schon bei Ennius: sed quasi ferrum aut lapis durat, rarenter

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gemitum conatur trahens. ponto ist abl. instrum., durch das Meerbett sondert sich Nereus ab, vgl. Cic. Tusc. 1, 10, 20: iram et cupiditatem locis disclusit: iram in pectore, cupiditatem subter praecordia locavit.

38. atque. Der Partikel atque die zweite Stelle im Satze anzuweisen hat sich Verg. in den Georg. und der Aen. nicht erlaubt und auch in den Bucol. findet sich ausser dieser Stelle kein weiteres Beispiel; andere Dichter waren darin weniger bedenklich; wie Hor. epod. 8, 11. 17, 4. sat. I, 5, 4. 6, 131. 7, 12.

39. cum pr., während zuerst.

40. ignaros, weil die Berge früher noch keine Thiere gesehen hatten.

41 f. Den Mythus von der Erneuerung des Menschengeschlechtes durch die von Deucalion und Pyrrha geworfenen Steine erzählt Ovid. Met. I, 348-415, der auch 1, 89 bis 112 vom goldenen Zeitalter unter der Herrschaft des Saturn berichtet. Der Titane Prometheus hatte dem Jupiter das Feuer entwendet und es den Menschen gebracht, wofür er zur Strafe an einen Felsen des Caucasus geschmiedet wurde, wo ein Adler (volucres) ihm die während der Nacht stets wieder wachsende Leber aushackte.

42. Um die unausgesetzte Thätigkeit des Adlers zu bez., ge

his adiungit, Hylan nautae quo fonte relictum
clamassent, ut litus 'Hyla, Hyla' omne sonaret;
et fortunatam, si nunquam armenta fuissent,
Pasiphaen nivei solatur amore iuvenci.
a, virgo infelix, quae te dementia cepit!
Proetides implerunt falsis mugitibus agros:

at non tam turpis pecudum tamen ulla secuta est
concubitus, quamvis collo timuisset aratrum
et saepe in levi quaesisset cornua fronte.

a, virgo infelix, tu nunc in montibus erras:
ille latus niveum molli fultus hyacintho

ilice sub nigra pallentis ruminat herbas

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aut aliquam in magno sequitur grege. 'claudite, Nymphae, Dictaeae Nymphae, nemorum iam claudite saltus,

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si qua forte ferant oculis sese obvia nostris
errabunda bovis vestigia; forsitan illum
aut herba captum viridi aut armenta secutum
perducant aliquae stabula ad Gortynia vaccae.

braucht Verg. den plur. volucres
und erweckt dadurch die Vorstel-
lung, als wären es mehrere Vögel,
die sich gegenseitig ablösten. Zu
gleichem Zweck gebraucht auch
Prop. III, 20, 14 den plur.: Gor-
gonis et satius fuit obdurescere
vultu, Caucasias etiam si patere-

mur aves.

43 f. Aus der Argonautenfahrt wird des Hercules Trauer um seinen von den Nymphen in Mysien ihm geraubten Liebling Hylas herausgegriffen.

45-60. Silen besingt ferner das Schicksal der Pasiphae, der Tochter des Sol und Gattin des Minos, welche auf Anstiften des auf den Minos erzürnten Neptun von Liebe zu einem von ihm geschaffenen weissen Stier erfüllt wurde und also unglücklicher war, als selbst die Töchter des tirynthischen Königs Proetus, die sich im Wahnsinne für Kühe hielten.

46. solatur. Da die Dichter öfter das, was sie besingen, als eine von ihnen ausgehende Thätigkeit darstellen, s. v. 63, so erklärt man d. St. gewöhnlich so: 'Silen singt, wie Vergil I. 6. Aufl.

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Pasiphaë sich mit der Liebe des
Stieres tröstet', doch s. d. Anh.

52-60. Während die Königin unstät in den Bergen umherirrt (v. 52), ruht der Stier bald auf dem Lager von Hyacinthen, welches ihm Pasiphae in ihrem Wahnsinn an der ihm wohl bekannten Stelle hat bereiten lassen (v. 53. 54), bald verlässt auch er die gewohnten Stätten (v. 55). Dann fordert die Königin die Nymphen auf, ihr bei der Einfangung des verfolgten Stieres behülflich zu sein (v. 55-60).

52. virgo (v. 47 u. 52) s. zu E. 3, 29.

53. molli hyacintho vgl. Diod. b. hist. III, 69: ὁρᾶσθαι δὲ καὶ νυμφῶν εὐνὰς ἐν αὐτῷ πλείους ἐξ ἀνθῶν παντοδαπῶν. fultus. Ueber die Dehnung der Endsilbe s. z. A. VII, 398.

54. pallentis herb. Die Gräser haben die gelblich graue Farbe (s. z. E. 2, 47) nicht an sich, sondern nur im dichten Schatten der Eiche.

56. Dictaeae, die kretischen. Dicte, ein Gebirge Kreta's.

60. Gortynia, von Gortyna, einer Stadt auf Kreta.

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