165 virgea praeterea Celei vilisque supellex, in burim et curvi formam accipit ulmus aratri. mit Eisen gezackt waren; trahea, 165. Celei. Ceres hatte den Celeus, den Vater des Triptolemus, in der Kunst, verschiedene Wirthschaftsgeräthe aus Ruthen zu flechten, unterrichtet. 166. mystica v. I. Die aus Ruthen geflochtene Futterschwinge, vannus, um das Korn von der Spreu zu sondern, ward am eleusinischen Feste bei dem feierlichen Aufzuge des Bacchus (lacchus, s. E. 6, 15) als Sinnbild der Reinigung mit Erstlingsfrüchten vorausgetragen. 168. si te d. m. div. gl. ruris, 'soll je würdiger Ruhm dein warten des göttlichen Landbaus'. si te manet, wenn deiner wirklich wartet, d. h. wenn du willst, dass deiner warten soll. digna gl., ein verdienter Ruhm, eig. ein Ruhm, der deiner Bemühung werth ist, vgl. A. I, 605. Ovid. fast. I, 678: ut capiant cultus praemia digna sui. 169-75. Haupttheile des hier beschriebenen Pfluges sind: das Krummholz, buris; die Deichsel, temo; der Scharbaum oder Hakenschuh, dentalia, mit den Seitenbrettern, aures; und die Sterze, 170 175 stiva. Zum Krummholz soll man eine junge Ulme im Walde aufsuchen und sie sogleich, continuo, d. h. während sie noch jung und geschmeidig ist, biegen, dass sie Krumm wachse. An den gekrümmten Stamm dieser Ulme (huic a stirpe) wird dann oberhalb die achtfüssige Deichsel gefügt, unten daran hängt der Scharbaum, der unterste Theil des Pfluges. Dieser Scharbaum bestand aus zwei Schenkeln oder Sohlhölzern, die spitz in die Pflugschar, vomer, zusammenliefen und nach hinten auseinanderstanden. Zu beiden Seiten des Scharbaums waren zwei aufrecht stehende Bretter befestigt, von der Aehnlichkeit Tεоà oder aures genannt, um den Acker in hohe Beete aufzufurchen. Am hintern Ende des Scharbaums erhebt sich die Sterze zum Lenken, Heben und Niederdrücken; vorn an der Deichsel befanden sich zwei niedrige Räder (currus_imi), indem die Deichsel, aus welcher der Joch- oder Zugbaum (iugum) hervorging, auf der Axe eines kleinen zweirädrigen Wagens ruhte. Bei aptantur ist aratro zu ergänzen, denn duplici dorso ist abl. der Eigenschaft zu dentalia. 175. explorat. Der Rauch über dem Herde prüft die Festigkeit des Holzes, welches beim Austrocknen Risse bekommt, wenn es nicht gut und tüchtig ist. Possum multa tibi veterum praecepta referre, ni refugis tenuisque piget cognoscere curas. area cum primis ingenti aequanda cylindro et vertenda manu et creta solidanda tenaci, ne subeant herbae neu pulvere victa fatiscat, tum variae inludant pestes: saepe exiguus mus sub terris posuitque domos atque horrea fecit, aut oculis capti fodere cubilia talpae, inventusque cavis bufo et quae plurima terrae monstra ferunt, populatque ingentem farris acervum curculio atque inopi metuens formica senectae. contemplator item, cum se nux plurima silvis induet in florem et ramos curvabit olentis. si superant fetus, pariter frumenta sequentur magnaque cum magno veniet tritura calore; at si luxuria foliorum exuberat umbra, nequiquam pinguis palea teret area culmos. semina vidi equidem multos medicare serentes 2. Die Tenne, v. 176-86. 178-81. Die Dreschtenne, area, war ein etwas erhöhter, luftiger Platz auf freiem Felde, auf dem man die mit der Hälfte des Halms abgeschnittenen Aehren mittelst der tribula und traheae (s. v. 164) von dem Stroh und der Spreu sonderte. Zu dieser Tenne wählte man am liebsten einen Platz mit Thonerde, creta, tränkte diesen mit Oelschaum, amurga, liess sie aufreissen und wohl durcharbeiten, und dann mit schweren Walzen, cylindri, ebnen, damit weder Regen noch Hitze sie auflöse und dem Grase und Ungeziefer gewehrt würde. 178. cum primis s. v. a. in primis. 181. inludant, die Arbeit vereitle. exiguus mus. Durch den am Ende des Verses seltenen Gegensatz zwischen Wort- und Versaccent wird das einsilbige Schlusswort hervorgehoben; vgl. G. I, 247, 313; II, 421; III, 255. 183. Der Maulwurf ward seiner kleinen bedeckten Augen wegen für blind gehalten. 180 185 190 3. Anzeichen einer reichlichen oder dürftigen Ernte, v. 187-92. 187-92. Die Landleute prophezeiten aus der Blüte des Mandelbaums, nux, den Ertrag der Felder. 188. ramos curv. Wenn die Blüten des Mandelbaums schwer herabhängen, so scheinen sie dem Zweige eine Senkung nach unten zu geben, und da überhaupt viele Zweige eine grössere oder geringere Krümmung haben, so kann der Dichter diese Neigung dem Druck der Blüten zuschreiben. 190. cum m. calore, mit der grossen Hitze der Erntezeit. 191. si lux., wenn durch Ueppigkeit des Laubes der Schatten vorwuchert, d. h. wenn das Laub dichter schattet. 192. ping. pal., ausgiebig an Stroh. Mit dem abl. verbindet pinguis auch Hor. od. II, 1, 29. sat. II, 2, 21. 4. Einweichung und jährliche Auswahl des Samens, v. 193-203. 193-203. Zwei Lehren: 1) man weiche den Samen der Hülsenfrüchte et nitro prius et nigra perfundere amurga, non aliter, quam qui adverso vix flumine lembum in einer Sode von Salpeter, nitrum, 196. maderent, sich erweiche, Colum. XI, 3: madescat in coctura, Cat. d. r. rust. 156 gebraucht commadere ebenfalls in der Bed. gar kochen, auch madidus hat die Bed. weich gekocht. 200. ruere und referri. Der Gebrauch des infin. absol. ist ein Zeichen, dass der Stoff, der mitzutheilende Gedanke den Schriftsteller für den Augenblick so überwältigt hat, dass er darüber die Form ausser Acht lässt. Daher wird der infin. absol. besonders dann gebraucht, wenn eine grossartige Erscheinung oder eine Masse von gleichzeitig sich dem Auge bietenden Gegenständen dem Schriftsteller plötzlich entgegentritt. Hier fesselt für den Augenblick der Gedanke an das ewige Naturgesetz, dass alles Irdische der Vergänglichkeit verfällt, den Dichter und mit ihm den Leser. retro verbindet Verg. auch A. II, 169. IX, 798 mit referre. 202. rem. Der ganz ungewöhnliche plur. remigia bez. das wieder 195 200 205 holte und kräftige Einschlagen der Ruder. subigere l. remigiis sowie ratem conto, A. VI, 302, sind neue Verwendungen des verb. subigere, in denen Liv. dem V. gefolgt ist, wenn er XXVI, 7, 9 sagt: naves in flumine conprehensas subigi ad id castellum iussit. 203. atque illum für atque quem. In zwei durch eine copulative Partikel mit einander verbundenen Relativsätzen gebrauchen die Lateiner nach dem Vorgange der Griechen im zweiten Satze bisweilen statt des pron. relat, das demonstr., vgl. A. VII, 61-63. Doch sagt Verg. hier nicht eum, sondern illum, weil die epischen Dichter die tonlosen casus obliqui des pron. is zu vermeiden suchen. IV. Eintheilung der Arbeit nach dem Stand der Gestirne, v. 204-310. 1. Saatzeit, v. 204-30. 205. Die Böcklein, zwei Sterne am Arme des Fuhrmanns, galten für ein rauhes Gestirn; die Schlange, ein Gestirn am Nordpol, windet sich durch den grossen und kleinen Bär, s. v. 244-45. Von den Schiffern, welche diese Gestirne zu beachten haben, werden die genannt, welche aus dem schwarzen Meere durch den Hellespont, an dem durch seine Austern berühmten Abydus vorbei nach ihrem Vaterlande zurückführen. quam quibus in patriam ventosa per aequora vectis et medium luci atque umbris iam dividit orbem, usque sub extremum brumae intractabilis imbrem;X nec non et lini segetem et Cereale papaver tempus humo tegere et iamdudum incumbere aratris, 206. vectis, s. zu A. VI, 335. 208-14. Von der Herbstgleiche (24. Sept.), da die Sonne in der Wage, gleich weit von beiden Polen entfernt, Tag und Nacht in 12 gleiche Stunden theilt, bis gegen den kürzesten Tag, bruma, im Steinbock, musste Gerste, Lein und der der Ceres geweihte Mohn gesäet werden. die, alte Genetivform. 211. usque s. extr. br. imbr., bis zum letzten Regen des eintretenden Winters, d. h. bis zum Eintreten des strengen Winters. intractabilis, eine Neubildung V.'s, eig. von Personen gesagt, vgl. A. I, 339, wird dann auf Sachen übertragen, denen sich nicht leicht beikommen lässt. Ebenso steht tractabilis A. IV, 53. 213. iamdudum, doch endlich, s. zu A. II, 103. 215-18. Der Stier, in den die Sonne Mitte April trat, öffnet das Jahr mit goldglänzenden Hörnern, die er von 2 hellen Sternen bestrahlt führte, und schreckt, indem er rückwärts geht, mit zugewandtem Haupte den nachfolgenden Hund (Hundsstern, Sirius, der in den letz 210 215 220 ten Tagen des April in den westlichen Sonnenstrahlen versteckt unterging), dass er, seitwärts ausweichend, in die Strahlen der Abendsonne, und bald unter den Horizont sich verliert. 217. aperire annum ist eine von V. zuerst gebrauchte Phrase, nachgeahmt von Stat. silv. IV, 1, 2. 219-26. Getreidearten, welche Aehren tragen (im Gegensatz zu den v. 227-30 erwähnten Hülsenfrüchten), wie Weizen und der gegen alle Witterung abgehärtete Dinkel, sollen nicht vor der ersten Hälfte oder noch besser erst in den letzten Tagen des November gesäet werden. Die erste Zeit wird bestimmt durch den Untergang der Plejaden (Eoae, weil sie des Morgens untergingen), der Töchter des Atlas, zu denen auch Maja gehörte ; die zweite durch den Untergang der von Bacchus unter die Sterne versetzten Krone der Ariadne, der Tochter des in Gnosus residirenden Königs Minos. 221. Eoae Atlantides. Derselbe Hiatus findet sich G. II, 144 und G. IV, 463. invitae properes anni spem credere terrae. si vero viciamque seres vilemque phaselum Idcirco certis dimensum partibus orbem per duodena regit mundi sol aureus astra. 226. avenis. avena, nach Plin. nat. hist. XVIII, 17, 44: primum omnis frumenti vitium, dient zur Bezeichnung der Unfruchtbarkeit, vgl. E. 5, 37. G. I, 154. 227-30. Die besten Linsen wuchsen in Aegypten, welches hier durch die Stadt Pelusium am Nile bezeichnet wird. Der Bootes, von seinem hellsten Sterne oben v. 204 Arcturus genannt, ging Ende October unter. 2. Bestimmung der Geschäfte des Landmanns nach dem jährlichen Sonnenlauf, v. 231-56. 231-39. Um die Geschäfte des Landbaues zu bestimmen, lenkt die Sonne jährlich durch den Eintritt in die 12 Zeichen des Himmels (des Thierkreises) den in bestimmte Abschnitte (Tage, Monate) gemessenen Kreislauf des Jahres. Ueber die 5 von den Wende- und Polarkreisen begrenzten Zonen, denen 5 darunter gestreckte Erdgürtel entsprechen, vgl. Ovid. Met. I, 45-51. Die Ekliptik oder Sonnenbahn innerhalb des 225 230 235 240 Thierkreises, dessen 12 Zeichen die Sonne in 12 Monaten durchläuft, dreht sich schräg durch die heisse Zone, zwischen den beiden gemässigten hin (per ambas), wovon sie die nördliche mit dem Krebse und die südliche mit dem Steinbock berührt. 236. caeruleae, wegen der den grössten Theil des Jahres dort herrschenden Finsternis, vgl. A. III, 194. VI, 410 (verglichen mit 303). VIII, 622. Ciris 214: caeruleae umbrae. 240-41. Die Gegenden des Nordpols werden bezeichnet durch Scythien, den Gesammtnamen aller nördlichen Länder Europa's und Asiens, und durch die Kuppen (arces, vgl. G. IV, 461. Ovid. Met. I, 467: Parnasi arx) des den Nordrand Europa's einschliessenden Rhipäischen Gebirges; die Gegenden des Südpols durch Afrika. 242. hic vert. n. s. subl., der Nordpol liegt über uns, der Südpol unter uns. Die W. sub pedibus gehören also zu illum. |