Turbine corripuit scopuloque infixit acuto; Talia flammato secum dea' corde volutans nimborum in patriam, loca feta furentibus austris, Aeoliam venit. hic vasto rex Aeolus antro luctantis ventos tempestatesque sonoras imperio premit ac vinclis et carcere frenat. illi indignantes magno cum murmure montis circum claustra fremunt; celsa sedet Aeolus arce sceptra tenens mollitque animos et temperat iras; 45. infixit, so dass ihm also auch nicht ein ehrliches Begräbnis zu Theil wurde, denn infigere bez. die Dauer des Verweilens an dem Orte, an den man durch die Handlung des figere gerathen ist; infligere dagegen die Heftigkeit und Stärke des Wurfes, die dem Getroffenen die äusserste Gefahr bringt. Daher ist inflicta A.X, 303 sehr passend; hier wäre inflixit ungehörig. 46. Iovisque et soror et coni., vgl. Hom. II. IV, 59-60. XVI, 432. 47. una cum gente. Die Pallas vermochte mit einem Schlage die ganze Flotte der aus mehreren Völkerschaften bestehenden Griechen die Schuld des einen Ajax büssen zu lassen; die Juno aber muss einen jahrelangen Krieg mit einem ihr verhassten Volke führen. 48. bella gero. Der plur. bella, weil an die einzelnen Kämpfe gedacht werden soll. 49. praeterea, ausserdem, d. h. ausser den Fällen, wo es bis jetzt geschehen ist, also später, vgl. Georg. IV, 502; daher ist adorat praeterea soviel als adorabit. Warum ist der Ind. adorat und imponet dem in einigen Codd. stehenden Conj. adoret und imponat vorzuziehen? 50. flamm. Von dem Verbum flammare erscheinen erst bei den Schriftstellern nach V. andere Formen, als die part. flammans und flammutus. 52. Aeoliam, eine der liparischen Inseln nordöstlich von Sicilien. vasto antro. Die Dichter gebrauchen bei Ortsbestimmungen im weitesten Umfange den blossen acc. u. abl., Wo die genauere Prosa Präpos. hinzufügt. 53. luctantis. Die Winde sind rebellischer Natur und bedürfen, damit nicht eintrete, was v. 58–59 gesagt wird, eines strengen Aufsehers. Das adj. sonorus erscheint zuerst bei V. u. Tib. 54. imp. premit, die Herrschaft ist den Beherrschten lästig, vgl. A. I, 285. X, 54. 55. montis ist wohl mit murmure zu verbinden, vgl. unten v. 245. Lucan. X, 321: multo murmure montis spumeus invictis canescit fluctibus amnis. Das magn. murm. m. ist eine Folge der indignatio der Winde; cum bez, also die begleitenden Umstände. 56. circum cl. Die Windhöhle war ein Zellengefängniss mit Einzelhaft, die claustra sind die Thüren der einzelnen Zellen. — arce. Den Palast des Aeolus hat man sich in der Nähe des Windberges zu denken. 57. sceptra. Der plur, zur Bez. ni faciat, maria ac terras caelumque profundum Aeole, namque tibi divom pater atque hominum rex der Majestät, die in dem Worte ruht. Vgl. A. VII, 173. IX, 9. 58. ni faciat, thäte er es nicht, und es hängt von ihm ab, ob er es thun oder lassen will; ni faceret dagegen würde keine Rücksicht auf den freien Willensentschluss d. Aeolus nehmen, sondern nur das Gegentheil von dem, was er wirklich thut, hinstellen. ferant verrantque Angabe der möglichen und wahrscheinlichen Folge, wogegen der Conj. Imperf. die nothwendige Folge anzeigen würde. Vgl. A. II, 599. VI, 292. XI, 912. 61. molem et m. altos =molem montium altorum. Montes dient hier nicht zur Amplification u. bez nicht einen massenhaften Berg, eine Bergmasse, denn alsdann enthielte die Verbindung molem et m. alt. einen unerträglichen Pleonasmus. - insuper impos., vgl. A. III, 579. Liv. XXI, 45, 1: castellum insuper imponunt. 62. foedere c., nach bestimmtem Gesetz, vgl. G. I, 60. IV, 158. A. IV, 520. 63. laxas steht proleptisch. – iussus, als Vasall des Jupiter. 64. supplex. Mit diesem Worte wendet sich Venus A. I, 666 an ihren Sohn. 65. Der Satz mit namque giebt den Grund an, weshalb Juno sich gerade 'an den Aeolus wendet, vgl. Ă. I, 731. VII, 195. Ebenso bei Hom. Od. I, 337. 66. et mulc. dedit, vgl. Hom. Od. X, 21–22. 69. submersasque obrue, versenke und vergrabe die Schiffe ; vgl. A. IX, 13. 70. disice. Die Alten schrieben für ji nur i. 73. conubio (so die richtigere Schreibung statt connubio. Die erste Sylbe ist lang), dreisylbig. Vergil verschleift in der zweiten Arsis das kurze e und i mit der folgenden Länge, s. 2. A. VII, 190. – propriam. proprius steht hier von dem ausschliesslichen, anderwärts, wie A. VI, 871, von dem dauernden Besitze.' - Ein Geschenk bietet die Juno an, weil sie den Aeolus zu einer Ueberschreitung seiner Macht verleiten will, denn einen Sturm auf dem Meere durfte der Windgott nicht ohne den Befehl des Neptun erregen, s. unten v. 133-34 u. 138–39. Ein ähnliches Geschenk omnis ut tecum meritis pro talibus annos exigat et pulchra faciat te prole parentem. Aeolus haec contra, 'tuus, o regina, quid optes, explorare labor; mihi iussa capessere fas est. tu mihi quodcumque hoc regni, tu sceptra Iovemque concilias, tu das epulis accumbere divom nimborumque facis tempestatumque potentem. Haec ubi dicta, cavum conversa cuspide montem impulit in latus: ac venti velut agmine facto, qua data porta, ruunt et terras turbine perflant. incubuere mari totumque a sedibus imis una Eurusque Notusque ruunt creberque procellis Africus et vastos volvunt ad litora fluctus. insequitur clamorque virum stridorque rudentum. eripiunt subito nubes caelumque diemque Teucrorum ex oculis; ponto nox incubat atra. intonuere poli et crebris micat ignibus aether bietet Hera bei Hom. II. XIV, 267 sq. dem Schlafgott an. 75. prole parentem, nicht viel verschieden von prolis par., denn wem wegen seiner Kinder der Vatername zukommt, der ist auch Vater seiner Kinder. 76--80. Aeolus lehnt alle Verantwortlichkeit für den von der Juno verlangten Eingriff in die Herrschaft des Neptun ab. 76. quid optes. Warum ist die LA. einiger Codd.: quod optas verwerflich? 78. Iovem, in Sinne von gratiam lovis. V. unten v. 478 versa hasta, Ov. Met. II, 767 extrema cuspis nennt, stösst Aeolus den Berg so, dass er wankt und den Winden ein Thor öffnet. Vgl. Stat. Theb. I, 119. 120: dubiamque iugo fragor impulit Oeten in latus. Das Thor bildet sich nicht durch Oeffnung der einzelnen claustra v. 56, sondern durch Verschiebung der montes impositi v. 61. 62. - velut agmine facto. Warum steht hier velut bei agmine f. und nicht unten v. 434? vgl. G. IV, 67–87. 83. perfl. perflare ist ein vorzugsweise dichterisches Wort, das aber auch hier und da in Prosa vorkommt, und zwar nicht nur bei nachkl. Schrifstellern, sondern einmal auch bei Cic. de rep. II, 6. 84. Mit der folgenden Beschreibung des Sturmes vgl. Hom. Od. V, 291-314. Zu beachten ist die Malerei in Wortwahl und Rhythmus in v. 87 u. 90. 87. virum. Die Prosa bildete den gen. pl. von vir nur in Zusammensetzungen auf um, wie decemvirum. 89. ponto nox i. a., vgl. A. III, 195. Hom. Od. V, 294. 79. concilias. Hätte Verg. dafür das gesagt, so stände diese Behauptung des Aeolus mit der Aeusserung der Juno in v. 65-66 im Widerspruch. — Welche Steigerung liegt in den drei, sämmtlich mit tu beginnenden Sätzen? – Von Handlungen, welche eingetreten sind und noch als fortdauernd gedacht werden können, setzt V. häufig das praes. statt des perf., vgl. Vil, 4. 48. 196. 211. XI, 172.' Weidner. 82. impulit in l. Mit der umgekehrten Lanze, dem oavowrhe, den praesentemque viris intentant omnia mortem. Talia iactanti stridens Aquilone procella 92. frigore. Furcht und Entsetzen zu stridens gehörig, vgl. unten v. hemmen den Blutlauf, vgl. III, 175. 449. XII, 905. 104. avertit intrans. wie A. I, 402. 94. terque quaterque, vgl. Hom. 105. cumulo, mit voller WasserOd. V, 306–12. masse, ist abl. modi, der auch 96. oppetere steht hier zuerst ohne in der Prosa nicht selten statt der den Zusatz von mortem in der Bed. Präposition steht, vgl. Tac. hist. sterben, dann auch bei Tacitus. II, 12 catervis et cuneis concurre 97. Tydide. Nur durch die Hülfe bant; ann. XIII, 20 vigilatam conder Venus entging Aeneas dem ihm vivio noetem. — ins. cum., vgl. A. durch Diomedes, den Sohn des Ty II, 498. 529. deus, drohenden Tode, s. Hom. il. 106. hi, d. h, die Personen auf V, 239—318. diesen Schiffen. 99. saevus H., der schreckliche 107. fur. aestus har., vgl. G. III, Hektor, der im Kriege nicht schont, 241. A. III, 557. vgl. A. XII, 107. Achill, der Sohn 109. Aras. Plin. nat. hist. V, 7, 7: des Peleus, heisst als Enkel des contra Carthaginis sinum duae Aeacus der Aeacide. Aegimuri Arae, scopuli verius 100. Der lycische Fürst Sarpedon quam insulae, inter Siciliam mawurde von Patroclus getödtet. - xime et Sardiniam. – Die Synchyubi tot Sim., vgl. Hom. Il. XII, sis (= hyperbaton obscurum) der 22-23. Struktur erklärt Charisius IV, p. 102–33. Vgl. Hom. Od. V, 313 sq. 275 (Keil): tris notus abreptas 102. iactanti. In iactare liegt in saxa torquet, quae saxa mediis immer der Nebenbegriff der leiden fluctibus latentia Itali aras voschaftlichen Erregtheit, in der man cant. Quint. VIII, 2, 14 tadelt an spricht, vgl. A. II, 588. IX, 621. X, diesem Hyperbaton die mixtura 95. - Aquilone ist der abl. causae, verborum. Weidner. dorsum immane mari summo — tris Eurus ab alto Interea magno misceri murmure pontum emissamque hiemem sensit Neptunus et imis stagna refusa vadis graviter commotus, et alto prospiciens summa placidum caput extulit unda. 110. dorsum immane m. s., ein grässliches Riff auf der Höhe des Wassers. 111. brevia et syrtis, flache Sandbänke, vgl. molem et montis oben v. 61. brevia kommt hier zuerst in der Bed. Untiefen vor, in der Prosa ist Tac. dem V. gefolgt. 114. a vertice, xat' örons, vgl. G. II, 310. 115. excutitur, vgl. Hom. Od. XII, 413–14. 119. arma, Schilde und lederne Helme; tabulae , Gebälk (Schiffstrümmer). – Troia gaza, vgl. A. II, 763–66. 120. Ueber die Synizesis s. z. A. VII, 190. 121. Das adj. grandaevus ist nur dichterisch und nachkl. 123. imbrem, Fluth, vgl. G. IV, 115. 124. pontus die Tiefe, aequor die glatte Fläche, pelagus die weite Fläche, salum das unruhige Meer, i altum die hohe See, Oceanus der die Erdscheibe umfassende Strom, mare 'die Sammlung der Wasser”. Gen. I, 10. 125. Das vorher im Grunde des Meeres unbeweglich stehende Gewässer (stagna) wird durch den Sturm aus der Tiefe verscheucht und ist nach der Oberfläche weggeströmt (refusa, vgl. A. VII, 225). 126. Durch die W. alto prosp., in's Meer hinausschauend, wird die Richtung bezeichnet, welche Neptun seinem Auge gegeben hatte, als er caput extulit. Der Dativ alto bezeichnet das Ziel, in Bezug auf welches das prospicere stattfindet ; vgl. unten v. 181 und Caesar de b. civ. II, 5: prospicere in urbem. Da Neptun nicht das Meer beobachten, sondern die Ursache des Sturmes erkennen will, so konnte Verg. hier nicht den Accus. mit prospicere verbinden, denn der Accus. bezeichnet in dieser Verbindung nur den Gegenstand der Betrachtung selbst, vgl. A. I, 154. VI, 357. VII, 288. Hält man den Unterschied zwischen prospicere und suspicere fest, so wird man die W. alto prospiciens nicht übersetzen wollen: aus der Tiefe emporblickend. 127. Kann Neptun sich auch nicht |